(Erstveröffentlichung am 30. Januar 2012)
Die Wandertaube galt Anfang des 19. Jahrhunderts als häufigster Vogel der Welt. Ein einzelner Schwarm wurde auf über zwei Milliarden Vögel geschätzt. Allein im Jahre 1879 wurden eine Milliarde Vögel geschossen, meist als Sport aber auch aus Schädlingsbekämpfungsgründen oder um die Nachfrage nach Delikatessen zu befriedigen. Das letzte Exemplar in der Wildnis wurde 1900 geschossen. Das letzte Individuum namens Martha starb 1914 im Zoo von Cincinnati.
Die Bonin-Taube erreichte eine Länge von 45 Zentimetern. Der Rücken war metallisch goldpurpur. Die Unterseite war hellgrau. Der Bürzel war grün. Die Flügeldecken waren heller und mehr glänzend gold. Der Oberkopf war metallisch grün. Am Hinterhals ging die Färbung in ein dunkles Purpur und Grün über. Die Iris war dunkelbraun. Der Schnabel war grünlich gelb. Die Füße waren dunkelrot.
Die Bonin-Taube kam in Wäldern auf Nakodo-jima und Chichi-jima in den Bonin-Inseln vor.
Als Heinrich von Kittlitz die Art im Jahre 1828 entdeckte, konnte er sie häufig in Vergesellschaftung mit der Veilchentaube beobachten. Sie ging einzeln oder paarweise auf Nahrungssuche und ernährte sich von den Früchten von Fächerpalmen.
Die Hauptursache für das Aussterben der Bonin-Taube war vermutlich Überjagung. Das letzte Exemplar wurde 1889 auf Nakodo-jima geschossen. Es existieren vier Museumsexemplare in der Präfektur Shimane in Japan, im Naturmuseum Senckenberg in Frankfurt am Main, in Sankt Petersburg und im Natural History Museum in London.
Die Silberbandtaube erreichte eine Länge von 45 Zentimetern. Das Gefieder war allgemein schieferschwarz. Kopf, Hals, Oberrücken und Flanken hatten einen purpurfarbenen Glanz. Der Unterrücken hatte einen metallisch-grünen Schimmer. Über den Schultern verlief ein hellgraues halbmondförmiges Band. Die Füße waren purpurrot. Der Schnabel war grünblau mit einer hellen Spitze.
Die Verbreitung erstreckte sich auf mehrere Inseln im Okinawa-Archipel, einschließlich Iheyajima, Izenajima, Okinawa Hontō, Yagachijima, Kerama Retto, Zamamijima und Iejima sowie Kita-daitō und Minami-daitō in den Daitō-Inseln.
Informationen über ihre Lebensweise sind nicht bekannt. Vergleiche mit ihren lebenden Verwandten legen die Vermutung nahe, dass sie sich von Früchten, Samen, Knospen und Neuaustrieben ernährte.
Infolge von Habitatzerstörung, Überjagung und der Nachstellung durch invasive Fressfeinde war die Art bereits 1904 von Okinawa Hontō verschwunden. Auf den Daitō-Inseln wurde sie 1936 zuletzt gesammelt. Während einer Expedition im Jahre 1945 konnte sie nicht mehr nachgewiesen werden. Das Typusexemplar von 1887 befindet sich im Nationalen Museum für Natur und Wissenschaft in Tokio, drei weitere Exemplare werden im Yamashina-Institut für Ornithologie aufbewahrt.
Die Liverpool-Taube wurde erstmals im Werk A General Synopsis of Birds (1783) von John Latham erwähnt und 1789 von Johann Friedrich Gmelin beschrieben. Sie erreichte eine Größe von 32 Zentimetern. Die Flügellänge wurde mit 175 mm , die Schwanzlänge mit 126 mm, der Schnabelfirst mit 20 mm und der Lauf mit 33 mm angegeben. Das Gefieder war tief flaschengrün mit einigen verlängerten Federn um den Hals. Die Schwung- und die Rückenfedern waren mit einem cremefarbenen Paillettenmuster gesprenkelt. Der Schwanz hatte eine cremefarbene Endbinde. Beine und Füße waren rötlich. An der Schnabelbasis war ein Höcker zu erkennen. Die Liverpool-Taube hatte kurze abgerundete Flügel. Aufgrund der verlängerten Halsfedern wurde sie von John Latham als Verwandte der Mähnentaube betrachtet. Lord Walter Rothschild sah in ihr sogar nur ein anomales Exemplar der Mähnentaube, sodass nachfolgende Autoren dieses Taxon lange Zeit ignorierten. Abgesehen von den Halsfedern wies die Liverpool-Taube jedoch keine Ähnlichkeit mit der Mähnentaube auf.
Herkunftsort und die Gründe des Aussterbens sind unbekannt. Hypothesen gehen in die Richtung, dass die Art aus dem Pazifik stammen könnte, da Überlieferungen von Tahitianern aus dem Jahre 1928 einen grün-weiß gesprenkelten Vogel namens titi beschreiben, der nach Vermutung des Ornithologen David Gibbs (2001) die Art gewesen sein könnte. 1851 kam ein juveniles Exemplar in die Sammlung des 13. Earl of Derby nach Knowsley Hall und befindet sich heute im World Museum Liverpool. Ein zweites Exemplar, das zwischen 1783 und 1823 gesammelt wurde, ist verloren gegangen. 2008 wurde die Liverpool-Taube von BirdLife International in die Liste der ausgestorbenen Vogelarten aufgenommen.
Die Tawitawitaube erreicht eine Größe von 30 Zentimetern. Die dunkelgraue Färbung der Stirn geht am Nacken und am oberen Mantel in ein schillerndes Grün über. Die übrige Oberseite ist kastanienfarben mit einem tiefen rot-violetten Glanz. Ein grünes Band, das um die Unterbrust verläuft, bildet einen scharfen Kontrast zwischen dem weißen Hals und den Brustseiten. Die Flügel sind einfarbig kastanienbraun. Der Bauch ist aschgrau. Steiß und Unterschwanzdecken sind creme-weiß. Auf der weißen Brust befindet sich ein leuchtend orangefarbener Fleck. Der Schwanz ist kurz.
Über ihre Lebensweise ist fast nichts bekannt. Ähnlich der anderen Dolchstichtauben ist sie vermutlich ein Bodenbewohner und fliegt nur kurze Strecken.
Die Tawitawitaube ist nur von zwei Typusexemplaren bekannt, die 1891 auf der Insel Tawi-Tawi gesammelt wurden. BirdLife International klassifiziert diese Art in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered), da aufgrund von Aussagen der Einheimischen von Tawi-Tawi, Siasi, Tandubatu, Dundangan, Baliungan und Simunal aus dem Jahre 1995 noch Hoffnungen bestehen, dass dieser Vogel noch existieren könnte. Diese Berichte besagen, dass diese Taubenart vor den 1970er-Jahren noch ziemlich häufig gesichtet wurde, die Bestände aber so dramatisch zurückgegangen sind, dass Beobachtungen der Tawitawitaube deshalb nur noch sehr selten vorkommen. Obwohl Tandubatu, Dundangan, Baliungan noch gut bewaldet sind, dürfte eine weitere Existenz der Tawitawitaube auf diesen drei Inseln eher unwahrscheinlich sein, da sie nur eine Gesamtfläche von 17 km² haben. 1994 wurde der verbliebene Primärwald auf Tawi-Tawi gerodet und die übriggebliebenen Waldareale durch Holzeinschlag degradiert. 1996 gab es sogar Pläne den kompletten Wald auf Tawi-Tawi durch Ölpalmenplantagen zu ersetzen. 2006 gab es jedoch Berichte, dass noch einige Waldreste erhalten geblieben sind. Dem Holzeinschlag in den Waldresten, der nun auf die schroffen Bergregionen beschränkt ist, folgte die unkontrollierte Besiedelung und landwirtschaftliche Nutzung. Rodungen in kleinem Maßstab werden noch auf Tandubatu, Dundangan und Baliungan betrieben. Während des Kriegsrechts in den 1970er-Jahren könnte die Jagd auf die Tauben eine erhebliche Abnahme der Population verursacht haben. Darüber hinaus haben der fortdauernde Bürgerkrieg zwischen der philippinischen Regierung und der Moro islamischen Befreiungsfront Suchen nach dieser Taube in den letzten Jahren verhindert.
Die Norfolk-Erdtaube ist durch eine Beschreibung des Ornithologen John Latham, eine Zeichnung von John Hunter aus dem Jahre 1790 sowie von vier fossilen Knochen bekannt, die 1985 und 1997 in der Cemetery Bay und der Emily Bay auf der Norfolkinsel gefunden wurden. Nach Lathams Beschreibung war die Norfolk-Erdtaube etwa 35 Zentimeter groß. Kopf, Nacken und Brust waren weiß. Die Unterseite und der Schnabel waren schwarz. Der Schwanz war purpurschwarz und die Beine rot. Nach Berechnungen des neuseeländischen Paläozoologen Richard N. Holdaway erreichte die Norfolk-Erdtaube ein Gewicht von 200 Gramm.
Als die Europäer 1774 die Norfolkinsel besiedelten, fanden sie Vogelarten vor, die keinerlei Scheu zeigten. Innerhalb kurzer Zeit wurde die Norfolk-Erdtaube durch Überjagung und eingeführte Säugetiere ausgerottet. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie nicht mehr nachgewiesen.
Die Tanna-Erdtaube ist nur von einem einzigen Weibchen bekannt, das während der zweiten Cook-Weltreise in die Südsee im August 1774 von Georg Forster auf Tanna gezeichnet wurde. Dieses Bild hängt heute im Natural History Museum in London. Nach Forsters Beschreibung war das Tier 27 cm lang. Der Kopf und die Brust waren rostbraun. Der Rücken war dunkelrot-violett gefärbt. Die Flügel hatten eine dunkelgrüne Tönung. Die Schwingen waren braungrau mit schmalen, blassen Rändern. Der Bauch war grau; der Schnabel schwarz mit einer leichten Wölbung an der Wachshaut. Die Iris war gelblich und die Füße hatten eine rote Färbung.
Das genaue Jahr des Aussterbens ist nicht bekannt. Alle Informationen über diese Vogelart stammen von Johann Reinhold Forster und seinem Sohn Georg. Am 5. August 1774 ankerte die Resolution vor Tanna und die Forsters machten einige Studien über die Flora und die indigene Bevölkerung. Am 17. August 1774 wurde ein Exemplar einer bis dato unbekannten Taubenart gesichtet und geschossen. Dieses Exemplar verschwand später. Danach hat man diese Taubenart nie wieder gesehen, so dass als einziger Existenzbeweis nur Georg Forsters Zeichnung und Randvermerk vorhanden ist.
Über die San-Cristobal-Taube ist nur wenig bekannt. Ihre Länge betrug 26 cm. Die Färbung von Kopf, Kehle und Brustschild war hellbeige. Die kastanienbraune Oberseite mit einem blassen purpurnen Glanz an den Schultern und den kleinen Flügeldeckenpartien kontrastierte mit dem schokoladenfarbenen Bauch. Sie hatte einen dicken braunen Schnabel und rote Beine.
Ihr Verbreitungsgebiet waren die Salomonen-Inseln Makira (ehemals San Cristobal) und Ramos, eine winzige Insel, die zu Malaita gehört. Hier bevorzugte sie vermutlich trockene Strandwälder.
Die San-Cristobal-Taube ist nur von zwei Exemplaren bekannt, die 1882 und 1927 gefunden wurden. Der Holotypus befindet sich im Australian Museum in Sydney. Ratten, verwilderte Hunde und Katzen sowie die Abholzung der Wälder in den Tälern haben offenbar zu ihrem Aussterben geführt. Obwohl man sie seit den 1920er Jahren nicht mehr gesehen hat, wurde sie von der IUCN erst 2005 offiziell für ausgestorben erklärt.
Die Salomonentaube hatte eine Länge von ca. 30 Zentimeter, was etwa Hühnergröße entspricht. Der Kopf hatte ähnlich wie bei den Krontauben von Papua-Neuguinea einen Fächerkamm. Die Stirn und die Vorderseite des Gesichts waren schwarz. Der Rest des Gesichts war spärlich befiedert und zeigte einen rötlichen Farbton. Mantel und Brust waren dunkelbläulich bis blaugrau getönt, die Unterseite war braun. Flügel und Steiß waren olivenbraun. Der Schwanz war dunkelbraun mit purpurfarbenen Tönen. Der Bauch war kastanienbraun. Die obere Schnabelseite war schwarz, die untere rot. Die Beine waren purpurrot. Unterschiede bei den Geschlechtern sind nicht bekannt.
Im Jahre 1904 wurden sechs Exemplare von Lord Walter Rothschilds Mitarbeiter Albert Stewart Meek, nach dem diese Spezies auch benannt wurde, geschossen. Diese wurden zusammen mit einem Ei nach England gebracht und dort im Walter Rothschild-Museum in Tring ausgestellt. Wegen finanzieller Schwierigkeiten Rothschilds mussten fünf Bälge an das Naturhistorische Museum von New York verkauft werden, wo man sie noch heute besichtigen kann. Bei Expeditionen in den Jahren 1927 und 1929 konnte kein Exemplar mehr nachgewiesen werden. Das Aussterben ist vermutlich nicht nur durch Bejagung durch Menschen, sondern auch auf das Nachstellen von verwilderten Hunden und Katzen zurückzuführen.
Die Rodrigues-Fruchttaube ist eine neuzeitlich ausgestorbene Art der Taubenvögel. Sie war eine endemische Art der Maskarenen-Insel Rodrigues. Die Art ist nur durch die Beschreibung von François Leguat aus dem Jahre 1708 und Julien Tafforet aus dem Jahre 1726 sowie einigen wenigen subfossilen Knochenfunden bekannt. Die Beschreibung von Julien Tafforet gilt als letzter Hinweis auf dieser Art. Die Art starb vermutlich Mitte des 18. Jahrhunderts aus, als Ratten alle Brutareale dieser Art besiedelten.
Die Körpergröße der Rodrigues-Fruchttaube entsprach etwa dem des Tamburintäubchens. Die Gefiederfarbe war schiefergrau. François Leguat berichtet davon, dass die Tauben sehr zahm und zutraulich waren. Mehrere Dutzend der Rodrigues-Fruchttaube hätten während den im Freien eingenommenen Mahlzeiten darauf gewartet, gefüttert zu werden. Sie zeigten eine besonders große Vorliebe für Melonensamen. Bereits im Jahre 1693 nisteten die Rodrigues-Fruchttaube nur noch auf kleinen Inselchen vor der Küste von Rodrigues und kamen nur zur Nahrungssuche auf die Hauptinsel. Die von Europäern versehentlich eingeführten Ratten auf Rodrigues verhinderten bereits zu diesem Zeitpunkt einen Nisterfolg auf der Hauptinsel.
Die Negros-Fruchttaube ist nur von einem Weibchen bekannt. Im Mai 1953 wurde am Mount Canloan auf der Insel Negros ein Pärchen in einem hohen, früchtetragenden Baum in einem Primärwald in einer Höhenlage von ungefähr 1.100 m entdeckt. Das Weibchen wurde geschossen, das Männchen verschwand spurlos.
Der Holotypus hat eine Länge von 16,5 Zentimetern. Das Gefieder ist überwiegend strahlend dunkelgrün. Um die Iris verläuft ein großer, breiter gelber Augenring. Die Stirn ist aschgrau, die Kehle grauweiß. An den Schirmfedern und großen Flügeldecken sind auffällige gelbe Fransen zu erkennen, die ein ziemlich schmales Band an den gefalteten Flügel bilden. Der Steiß und die Unterschwanzdecken sind gelb.
Bisher ist jede Feldarbeit zur Wiederentdeckung der Negros-Fruchttaube gescheitert. Die Hauptursachen für ihren Rückgang sind Lebensraumzerstörung und Überjagung. Die Taubenjagd ist weit verbreitet und die bewaldete Fläche auf Negros ist auf 4 Prozent geschrumpft. BirdLife International stuft diese Art in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) ein, da durch eine unbestätigte Sichtung aus dem Jahre 2002 die Hoffnungen gestiegen sind, dass diese Art noch existieren könnte.
Die Mauritius-Fruchttaube erreichte eine Länge von 30 cm. Die Flügellänge betrug 208 mm, die Schwanzlänge 132 mm, die Schnabelfirstlänge 25 mm und die Lauflänge 28 mm. Die langen weißen Kopf-, Mantel- und Kehlfedern waren spitz zulaufend. Von den Augen über die Wangen bis zum Unterkiefer war eine nackte rote Gesichtshaut zu erkennen. Der Körper, die Flügel und die Oberschenkel waren indigoblau. Die Oberschwanzdecken waren dunkelrot. Der Schwanz war dunkelrot und an den Außenfahnen schwarz markiert. Die Iris war rot. Der Schnabel war grau mit einer gelblichen Spitze. Die Füße waren blaugrau.
Über die Lebensweise der Mauritius-Fruchttaube ist kaum etwas bekannt geworden, zumal nur wenige Forscher die Art in der Wildnis beobachtet haben. So schrieb Julien Desjardins 1832 in seinem Bericht Troisieme Rapp, dass die Mauritius-Fruchttaube einzeln in Waldresten in der Nähe von Flussbänken anzutreffen war und sich von Früchten und Süßwassermuscheln ernährte. Joseph François Charpentier de Cossigny (1690–1780) untersuchte den Mageninhalt eines gestorbenen Tieres und schrieb 1755, dass er vier große Samen gefunden hätte, die er zuerst Calophyllum tacamahaca und später Labourdonnaisia calophylloides zuordnete. 1790 überlebte für wenige Monate ein Exemplar in der Menagerie von Wilhelm V. Batavus Prinz von Oranien, wo das einzige Mal die Stimme beschrieben wurde. Tagsüber waren Gurrlaute und während der Nacht oftmals Rufreihen von zehn bis zwölf „baf-baf-baf“-Lauten zu hören.
Die Mauritius-Fruchttaube ist vermutlich während der 1830er-Jahre durch Überjagung, Lebensraumzerstörung sowie durch die Nestplünderung durch eingeführte Javaneraffen ausgestorben. In einem Briefwechsel mit René-Antoine Ferchault de Réaumur schrieb Cossigny im Jahre 1755, dass die Tauben bereits in den 1730er-Jahren in Folge der Zerstörung ihres Lebensraums und durch die Nachstellung durch entlaufende Sklaven selten geworden seien. Sonnerat berichtete 1782 von Prämien für die Erlegung von schädlichen Tieren, zu denen auch die Mauritius-Fruchttaube zählte. Im Jahre 1801 konnte Jacques Gérard Milbert noch mehrere Exemplare für den Nahrungserwerb schießen, notierte jedoch, dass die Tauben nur noch in den Wäldern am River Gorges zu finden waren. Das letzte Exemplar wurde 1826 von E. Geoffroy in einem Wald im Distrikt Savanne erlegt, obwohl Julien Desjardins noch im Jahre 1832 bemerkte, dass die Tauben noch in „der Mitte jener feinen Wälder im Zentrum der Insel zu finden wären, die durch ihre Abgeschiedenheit noch nicht der Axt zum Opfer gefallen sind“.
In den Museumssammlungen befinden sich drei Exemplare. Das erste von 1774 ist in einem sehr schlechten Zustand und befindet sich im Muséum national d’histoire naturelle in Paris. Ein zweites Exemplar wird seit 1819 im National Museum of Scotland in Edinburgh aufbewahrt. Das dritte von E. Geoffroy geschossene Exemplar wurde zunächst von Julien Desjardins erworben und ist heute im Mauritius Natural History Museum in Port Louis ausgestellt. Darüber hinaus befinden sich im Rijksarchief Den Haag zwei Radierungen, die zwischen den Jahren 1601 und 1603 entstanden sind und als älteste Darstellung der Art gelten. 2006 fand eine Expedition des Mauritian-European Dodo Research Programme in der Lagerstätte Mare-aux-Songes subfossile Knochen, die die Vermutung nahelegen, dass die Tauben einer Sturzflut oder einer ähnlichen Katastrophe zum Opfer gefallen sind.
Aus Berichten weiß man, dass der Dodo ein blaugraues Gefieder, einen etwa 23 Zentimeter langen, schwärzlichen, gebogenen Schnabel mit einem rötlichen Punkt sowie sehr kleine nutzlose Flügel und einen Büschel mit gekräuselten Federn als Schwanz hatte und gelbe Eier legte. Dodos waren sehr groß und wogen über 20 Kilogramm. Wegen seiner schwachen Brustmuskulatur konnte der Dodo nicht fliegen. Das war auch nicht nötig, da er auf Mauritius keine Fressfeinde fürchtete.
Traditionell hat man vom Dodo die Vorstellung eines fetten, plumpen und unbeholfenen Vogels. Der Biologe Andrew Kitchen erklärt den Eindruck dadurch, dass die alten Zeichnungen überfettete, in Gefangenschaft lebende Vögel zeigen. Da Mauritius trockene und feuchte Jahreszeiten hat, hat der Dodo sich möglicherweise am Ende der Regenzeit Fett angefressen, um so die Trockenperioden, in denen Nahrungsmangel herrschte, zu überdauern. In Verbindung mit der Gefangenschaft, in der Nahrung das ganze Jahr vorhanden war, wurde der Dodo überfüttert und somit besonders fett.
Eine der wenigen realistischen Abbildungen eines lebenden Dodo schuf der indische Maler Ustad Mansur zu Beginn des 17. Jahrhunderts.
1690 berichtete der Engländer Benjamin Harry zum letzten Mal von einem Dodo auf Mauritius. Hauptgrund für die Ausrottung der Art dürften eingeschleppte Ratten sowie eingeführte und verwilderte Haustiere gewesen sein und hier vor allem Schweine und Affen, welche die Gelege der bodenbrütenden Vögel zerstörten, indem sie ihre Eier fraßen. Da der Dodo ursprünglich keine Feinde besaß, verfügte er über kein Flucht- oder Verteidigungsverhalten. Die Zutraulichkeit des Dodo und die Flugunfähigkeit machten ihn für Menschen zu einer leichten Beute. Er war zwar nicht wohlschmeckend, aber geeignet als Frischfleisch für lange Seefahrten. Auch die Eier wurden von Seeleuten in Massen gegessen.
Weniger als 100 Jahre nach seiner Entdeckung war der Dodo ausgestorben. Davon wurde wenig Notiz genommen, bis der Dodo 1865 in Alice im Wunderland von Lewis Carroll erwähnt wurde. Mit der Popularität des Buches wuchs auch die Popularität des Vogels.
Der niederländische Geologe Kenneth Rijsdijk entdeckte in den letzten Jahren auf Mauritius Knochen. Im Juni 2006 fand eine von ihm geleitete Forschergruppe ein ganzes Depot von Tierknochen und Pflanzensamen in einer Grube in einem ehemaligen Moor. Unter diesen wurden auch viele Skelett-Teile des Dodo gefunden, etwa auch ein vollständiges Bein und ein sehr selten gefundener Schnabel. Rijsdijk schätzte seinen Dodo-Fund als den umfangreichsten überhaupt ein.
Der Fund des Dodo-Massengrabes wird von dem niederländischen Forschungsteam auch als Indiz dafür gewertet, dass eine Naturkatastrophe noch vor Ankunft des Menschen einen signifikanten Teil des Dodo-Ökotops und der Dodo-Population ausgelöscht hat. Bei der Naturkatastrophe könnte es sich um einen Zyklon oder ein plötzliches Ansteigen des Meeresspiegels gehandelt haben.
Einem Forscherteam der Oxford-Universität um Beth Shapiro gelang es 2002, DNA-Bruchstücke aus Knochen zu isolieren. Der DNA-Vergleich zeigte eine enge Verwandtschaft zu dem ebenfalls ausgestorbenen Rodrigues-Solitär und der heute noch lebenden ostasiatischen flugfähigen Kragentaube.
Ein Verwandter des Dodos, der Rodrigues-Solitär wurde früher mit dem Dodo in eine eigene Familie gestellt. Nach Gesichtspunkten der Abstammungsgeschichte (Phylogenese) müssen diese zwei Arten in die Familie der Tauben gestellt werden
François Leguat, der zwischen 1691 und 1693 auf Rodrigues lebte, beschrieb den Solitär als etwa 90 cm großen und 20 kg schweren, truthahnähnlichen Vogel mit kurzen Flügeln. Männchen wurden nach Leguat größer als Weibchen und verfügten über ein bräunliches Federkleid.
Der Fund von Magensteinen in Solitärskeletten wird von einigen Wissenschaftlern als Hinweis darauf gesehen, dass sich der Solitär von großen, harten Pflanzensamen ernährte, deren massive Schale er mit Hilfe der Steine in seinem Magen zerstörte. Damit wäre dem Solitär eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung des Sapotengewächs Sideroxylon galeatum zugekommen. Diese auf Rodrigues endemische Baumart ist heute selten, war aber in früheren Zeiten womöglich ein dominantes Gewächs auf der Insel.
Rodrigues-Solitäre waren den Berichten früher Naturforscher zufolge keine Koloniebrüter. Sie grenzten ihr Territorium strikt gegen Artgenossen ab und verteidigten es als Paar. Das auf dem Boden errichtete Nest bestand aus gestapelten Palmblättern. In das Nest legte das Weibchen ein weißes Ei, das etwas größer als ein Gänseei war.
Die Existenz des Rodrigues-Solitärs wurde lange angezweifelt. Im Jahre 1789 fand man jedoch Knochen in einer Höhle, die durch weitere Ausgrabungen im Jahre 1867 bestätigt wurden. Der Solitär wird als der nächste Verwandte des Dodos (Raphus cucullatus) angesehen. Sein Körperbau ist aber dennoch sehr von dem des Dodos verschieden, sodass beide Arten in verschiedene Gattungen, teilweise sogar in getrennte Familien – Pezophapidae und Raphidae – gestellt wurden.
Die Vögel konnten aufgrund ihrer Flugunfähigkeit leicht eingefangen werden. François Leguat und seine Männer schätzten besonders das zarte Fleisch der Jungvögel. Durch die starke Bejagung durch den Menschen und durch eingeführte Katzen, Ratten und Schweine wurden die Bestände schnell dezimiert. Bereits 1755 gab der Generalgouverneur der Maskarenen, David Charpentier de Cossigny, zu Protokoll, dass er 18 Monate vergeblich nach einem Solitär habe suchen lassen. Vermutlich starb der Vogel spätestens um 1760 aus, in späteren Aufzeichnungen finden sich nicht einmal mehr vage Hinweise auf die Existenz des Vogels.
Vom rätselhaften Réunion-Solitär von der Insel Réunion sind nur einige schwer interpretierbare Abbildungen übriggeblieben. Nach einer neueren Theorie ist er identisch mit dem ausgestorbenen Ibis Threskiornis solitarius. Nach anderen Ansichten handelte es sich um Vögel, die durch Seefahrer von Mauritius nach Réunion gebracht worden waren. Das hellere Gefieder wäre dann dadurch erklärbar, dass es sich um Albinos oder um Jungvögel gehandelt haben könnte.