Nur eine Randbemerkung: Der Youtube-Kanal von Robert Höck ist absolut empfehlenswert … für Hühner- und Tierfreunde.
Und weil der Kanal auch in Chicken Impossible erwähnt wird und dort die Rassen der Hühnerprotagonistinnen vorgestellt werden, ein Hinweis für alle, die den Kanal noch nicht kennen: Happy Huhn
Nur die Hühner waren Zeuge! Ein herrlich witziger Krimispaß. Der Mord einer alten Dame an ihrer eigenen Schwester erschüttert die beschauliche Waldsiedlung. Niemand will bemerkt haben, was hinter dem hohen Tor, das die Schwestern von der Außenwelt abschnitt, vor sich ging. Wirklich niemand? Nicht ganz: Vier Hühner haben sogar eine ganze Menge gesehen. Und eins von ihnen will reden.
Was wie ein großer Krimispaß klingt konnte mich nicht ganz berühren. Das lag an der Erzählweise, die vielleicht als amüsant betrachtet werden kann, die mir aber nicht situationsgemäß vorkam. Viele Kapitel werden von Rocky wiedergegeben, einer Amrock-Henne und eine von vier Hühnern, welche als Zeuge des Verbrechens gelten können (die zweite heißt Amy während die Sundheimer Heidi und Susi heißen). Aber für ein Huhn wusste sie (und ihre Mithennen) zu viel über Dinge außerhalb eines Hühnerstalls, einschließlich Fremdsprachen und so alt sind die Hühner zu Beginn der Geschichte nicht. Diese fast schon an Allwissenheit grenzende Kenntnisse fand ich sehr unglaubwürdig (und ja ich weiß, dass man bei Tierkrimis schwer von Realismus reden kann).
Weitere Erzählebenen werden anhand diverser Zeitungsabschnitte und der nüchternen Beschreibung der beiden Schwestern aus „menschlicher“ Sicht.
Dabei hat der Roman doch einiges an Potential zu bieten. Der Leser weiß von Beginn an, dass eine Schwester, die andere umbringt, nur wer Täter und wer Opfer ist bleibt lange im Dunklen. Und die Ereignisse im Hühnerstall haben ihre eigene Dynamik, die erst später mehr Licht in das Verbrechen geben. Wenn Rocky nicht so intelligent/allwissend wäre, wären die Hühnerszenen noch amüsanter. Spannung auf Hühnerseite wird durch das Auftauchen von Waschbär und Fuchs erzeugt (an sich wären diese Begegnungen schon ausreichend, ein ganzes Buch zu füllen). Spannung in Bezug auf die Schwestern Hilde und Helene (oder He,Lene, bzw. He-Lene) wird durch die Ereignisse selbst erzeugt, wenn der Leser langsam aber sicher auf den Höhepunkt hingeführt wird. Action kann man beim Alter der beiden Schwestern nicht erwarten, aber das braucht es auch nicht.
Im Großen und Ganzen hätte es ein unterhaltsamer Krimi sein können, aber so haben mir die Hühner eine Rolle, der sie nicht gerecht werden (und nein, ich halte Hühner nicht für dumme Tiere), und die mich gestört hat. Vielleicht wäre es anders, wenn sich die Autorin nur auf die Hühnersichtweise beschränkt hätte …
CHICKEN IMPOSSIBLE ist ein ungewöhnlicher Krimi (aufgrund der Erzähleise), der auch handwerklich gut geschrieben ist, aber seine Schwächen in der Umsetzung aufweist.
(Rezensionsexemplar)