Heute hatten wir ein straffes Programm, zumindest war es so geplant …und während wir tagsüber Wien unsicher machen wollten, sollte das Abendprogramm aus LA CAGE AUX FOLLES in der Volksoper bestehen. Davor war das Haus des Meeres, Time Travel Vienna und Besuche des Stefansdoms und des Schmetterlingsparks geplant.
Im Haus des Meeres gab es einige Baustellen und auch viel Neues, aber den Neuzugang, die Springspinne Phidippus regius habe ich nicht entdeckt. Dafür ein kleines Springtamarin, dem wohl egal war wer sich um es kümmerte, Braunrückentamarin oder Springtamarin.
Das Haus des Meeres ist übrigens neben Innsbruck und Salzburg der dritte Zoo, in dem Bayerische Kurzohrmäuse gehalten werden. Zu sehen sind sie aber nicht (ebenso wenig wie in Salzburg, wo man sie auch hinter den Kulissen hält).
Das nächste Ziel war dann Time Travel Vienna, weil der Stefansdom gerade für Besichtigungen nicht zugänglich war. Neben Time Travel Vienna gab es ein neues interaktives Museum, das Immersium, aber bis zur nächsten Show hätten wir 40 Minuten warten müssen … also sind wir doch nebenan gegegangen … Wartezeit 5 Minuten.
Geboten wurde eine durchaus unterhaltsame virtuelle Show durch Wiens Geschichte, mit Puppenspiel, Kino und ähnlichem. Höchst unterhaltsam, ahch wenn die VR-Realitäten ein leichtes Übelgefühl hervorriefen. Ich sollte mir aber mehr dieser Time Travels anschauen, gut gemacht sind sie auf jeden Fall. Danach gingen wir ins Cafe Hawelka …. dem ersten Kaffeehaus, dass uns einladend erschien … dass es so geschichtsträchtig ist, wusste ich bis zum Schreiben dieses Beitrags nicht. Für mich sah es wie ein traditionelles Kaffeehaus aus … was es in gewisser Weise auch war.
Das Café Hawelka wurde 1939 von Leopold Hawelka eröffnet. Hawelka hatte zuvor seit 1936 das Kaffee Alt Wien in der Bäckerstraße, ebenfalls im 1. Bezirk, betrieben und übernahm dann im Mai 1939 zusammen mit seiner Frau Josefine das Café Ludwig-Carl (oder auch „Karl“) in der Dorotheergasse. Hier hatte sich ursprünglich die 1913 eröffnete Chatham-Bar befunden. Nach Ausbruch des Krieges musste das Café aber schon wieder schließen, da Leopold Hawelka zur Wehrmacht eingezogen wurde. Im Herbst 1945 wurde es in dem weitgehend noch intakten Gebäude von den Hawelkas wieder eröffnet.
Nach Ende der Besatzungszeit entwickelte sich das Café ab 1955 zum Treffpunkt für Schriftsteller und Kritiker wie Heimito von Doderer, Albert Paris Gütersloh, Hilde Spiel, Friedrich Torberg und Hans Weigel.
Nach der Schließung des Cafés Herrenhof, 1961, zogen weitere Künstler hierher um, und das Hawelka wurde zum wichtigsten Treffpunkt der Wiener Kunstszene der Zeit. Zu den Stammgästen gehörten unter anderen Friedrich Achleitner, H. C. Artmann, Konrad Bayer, Ernst Fuchs, Elfriede Gerstl, Rudolf Hausner, André Heller, Alfred Hrdlicka, Friedensreich Hundertwasser, Wolfgang Hutter, Ernst Jandl, Richard Matouschek, Friederike Mayröcker, Helmut Qualtinger, Gerhard Rühm, Oskar Werner und Oswald Wiener.
Für manche Künstler wurde Josefine Hawelka zum veritablen Mutterersatz: „Wenn ich verzweifelt bin, weiß sie es, nimmt stumm meine Hand oder kocht mir kommentarlos ein Kompott“, verriet André Heller.
In den 1960er und 1970er Jahren erlebte das Café mit seiner von Künstlern und Individualisten geprägten Atmosphäre seine Glanzzeit. Bestrebungen, für das Café Denkmalschutz-Status zu erlangen, wodurch das gesetzliche Rauchverbot nicht zur Anwendung gekommen wäre, scheiterten Anfang 2011.
Heimito von Doderer schrieb 1960 über das Hawelka: „Es ist bereits in London bekannt, und es treffen auch Leute aus Paris und den Niederlanden im Café Hawelka ein“ – und warum: „Letzten Endes nur deshalb, weil Herr Hawelka nicht renoviert.“ In der Tat ist das Interieur der Räumlichkeiten, das von Rudolf Schindler, einem Schüler von Otto Wagner und Adolf Loos, entworfen wurde, seit 1913 unverändert geblieben.
Am 22. März 2005, einem Dienstag, ihrem einzigen Ruhetag in der Woche, starb Josefine Hawelka, nachdem sie das Café 66 Jahre lang mit ihrem Mann Leopold geführt hatte. Sie hatte auch die Spezialität des Lokals, die Buchteln, nach dem Rezept ihrer böhmischen Schwiegermutter gebacken. Bis zu seinem Tod im Dezember 2011 saß Leopold Hawelka oft am Eingang und begrüßte ankommende Gäste.
Die Buchteln werden seit dem Tod der Kaffeehausbesitzerin von Sohn Günter nach dem alten Rezept vorbereitet und von Amir Hawelka gebacken. Allerdings erst ab 20 Uhr …
Für den Stefansdom hatten wir nur noch wenig Zeit, also entschieden wir uns den Besuch auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben. Vom Dom aus hätte man eh keine gute Aussicht gehabt, es war ein bisschen neblig. Also machten wir einen kurzen Abstecher ins Schmetterlingshaus, bevor wir uns ins Hotel begaben und Vorbereitungen für den Abend trafen. Gegessen haben wir beim Tibeter neben der Volksoper, aber der macht erst um 17.30 Uhr auf, nicht um 17.00 Uhr, also haben wir bei einem Spaziergang in der Umgebung nach einer Alternative gesucht … aber keine gefunden, weshalb wir dann doch beim Tibetaner landeten.
1973 wurde Jean Poirets Theaterstück La Cage aux Folles in Paris uraufgeführt. Es wurde zu einem großen Boulevard-Hit. Im Théâtre du Palais-Royal wurde es sieben Jahre lang ohne Unterbrechung gespielt. Zugleich kam die Produktion weltweit auf die Bühnen. 1978 entstand Édouard Molinaros Kinofassung Ein Käfig voller Narren mit Michel Serrault und Ugo Tognazzi. In den USA wurde der Film zu einem der größten Erfolge einer nicht-amerikanischen Produktion.
1983 wurde man am Broadway auf die sich hervorragend eignende Vorlage aufmerksam. Für die Musicalbühne schrieb Altmeister Jerry Herman (u. a. Hello, Dolly!) eingängige Melodien. Showstopper ist sicher das Lied I am what I am („Ich bin, was ich bin“), das von verschiedenen Interpreten, unter anderem von Gloria Gaynor und Shirley Bassey als unabhängiger Titel gesungen wurde und immer noch oft zu hören ist (und auch nach wie vor gecovert wird … von Männern und Frauen gleichermaßen)
Sehenswert … bunt, witzig und sehr unterhaltsam … und durchaus der modernen Zeit angepasst.