1999 kam eine Serie im TV, die mich sofort begeisterte: WALKING WITH DINOSAURS, auf deutsch: Dinosaurier – im Reich der Giganten, war eine dokumentarische Fernsehserie der britischen BBC über Dinosaurier und andere Reptilien des Erdmittelalters. Auf Grundlage paläontologischer Erkenntnisse wurden Ausschnitte vom Leben auf der Erde zur Zeit des Erdmittelalters (Mesozoikum) gezeigt. Vom Aufstieg bis zum Fall der immer noch beliebten Dinosaurier. In den sechs der erdgeschichtlichen Chronologie folgenden Teilen werden einige Dinosaurier und ihre Verwandten (Plesiosaurier und Flugsaurier) in Trias, Jura und der Kreidezeit beschrieben.
Mit Hilfe von Computer Generated Imagery (CGI) wurden die Tiere animiert, nur bei Nahaufnahmen wurde auf 3D-Animationen verzichtet, da ihre Wirkung nicht als hinreichend realistisch eingeschätzt wurde. An ihrer Stelle kamen Animatronica zum Einsatz. Die Produktion kostete 18 Millionen US-Dollar und ist bis heute eine der teuersten Dokumentarfilmserien der Fernsehgeschichte.
Der nüchterne Dokumentarstil mit Off-Kommentar (Otto Clemens … ein Sprecher, den ich nach wie vor gerne höre) vermittelt wissenschaftliche Glaubwürdigkeit. Gleichzeitig wird Spannung aufgebaut, da das Leben und Überleben einzelner Tiere fast wie in einer Naturdoku nachgezeichnet wird.
Damals war das schon sehr spektakulär, und wissenschaftlicher als die damals bereits bekannten JURASSIC-PARC-Filme (die 90er waren ein kleines Paradies für Dinofans). Ich habe die Serie geliebt (ebenso wie die Nachfolger, in denen es um die Welt nach den Dinosauriern und der Welt davor gab …).
WALKING WITH DINOSAURS ist trotz ihres Alters ein beeindruckendes Stück Fernsehgeschichte. Sie machte Dinosaurier für ein Millionenpublikum „lebendig“ und prägte ein ganzes Genre. Auch wenn die Serie wissenschaftlich inzwischen teilweise überholt ist, bleibt sie ein faszinierendes Dokument der Verbindung von Paläontologie, Filmkunst und populärer Wissensvermittlung. Also … Zeit für eine Neuauflage … und diese folgte 2025:
UNTER DINOS ist eine ambitionierte Neuinterpretation des Klassikers, die mit moderner CGI, einem stärkeren Fokus auf Feldforschung und dramatischen Erzählbögen versucht, zeitgemäßes Wissen und Serienunterhaltung zu vereinen.
Die neue Version besteht aus sechs Episoden, von denen jede einen bestimmten, individuell ausgewählten Dinosaurier („Protagonisten“) in den Mittelpunkt stellt. Die Erzählung verknüpft moderne paläontologische Arbeit (Ausgrabungsstätten, wissenschaftliche Analyse) mit nachgestellten Szenen in realistischen Landschaften, in denen computergenerierte Tiere interagieren.
Dadurch unterscheidet sich die Serie vom 1999-Vorgänger, der nur die animierten Dinos zeigte. Dadurch hebt sich die 2025-Version vom Vorgänger ab und bietet eine zweite Erzählebene. Neben der Fiction auch die Realität der paläontologischen Forschung.
Die Animationen sind flüssiger und Bewegung, Fellstrukturen oder Muskelspiel differenzieren sich besser als in älteren Produktionen. Was man natürlich erwarten darf. Auch werden die Geschichten aufgrund neuerer Erkenntnisse geschaffen.
Die Kombination aus realen Landschaften, Wettereffekten und CGI-Tieren schafft eine eindrucksvolle Illusion. Gleichzeitig stellt die Einbindung tatsächlicher Ausgrabungsszenen eine wertvolle Bereicherung dar und gibt Einblicke in die Arbeit der Paläontologie.
Die Darstellung der Dinosaurier und die Arbeit der Paläontologen sind die Stärken der Serie. Was mich aber gestört hat (und was mich auch an einigen Filmen über rezente Tiere stört) ist die Tatsache, dass die Serie dazu neigt, den Dinosauriern menschliche Motivation oder Gefühle zuzuschreiben, was wissenschaftliche Distanz vermindert. Tiere bekommen Namen (und dadurch eine Persönlichkeit, die ich etwas deplatziert finde, da das Tier in diesem Fall kein reales war, die erzählte Geschichte aber doch real sein sollte. Szenen wirken stellenweise wie dramaturgisch aufgebaute Handlung statt naturdokumentarische Beobachtungen. Und manchmal wurden dadurch Emotionen geweckt, die es so vermutlich nie gab … aber wer kann sagen, wie Dinosaurier gefühlt oder gedacht haben, das kann die Paläontologie nicht beantworten, das bleibt Spekulation … und hier war mir das zu viel).
Unter Dinos 2025 ist insgesamt ein mutiger Versuch, Dinosaurierdokumentation in ein modernes Serienformat zu überführen. Die visuellen Fortschritte und der Fokus auf reale Wissenschaft machen die Serie zu einem bereichernden Erlebnis – besonders für jene, die neben Unterhaltung auch echte Erkenntnis wollen. ich muss aber zugeben, dass mir die 1999-Version um einiges besser gefiel.
Zu beiden Serien gab (bzw. gibt) es Begleitbücher, allerdings ist mein Buch zur 1999-Serie verloren gegangen und die Erinnerungen eher gering. Eine Rezension aus dem Gedächtnis zu schreiben ist also wenig sinnvoll.
Der DK-Verlag hat mir das Begleitbuch zur Serie UNTER DINOS zur Verfügung gestellt, so dass ich diese Reise in die Welt der Urzeitriesen damit auch zu einem Ende bringen kann.
Unter Dinos – Geheimnisse der Urzeit dient als offizielles Begleitwerk zur gleichnamigen BBC-/ZDF-Dokumentarserie und überträgt die visuellen, narrativen und wissenschaftlichen Aspekte der Serie in Buchformat.
Der Aufbau ist thematisch und episodisch orientiert: In sechs Kapiteln werden jeweils sechs ausgewählte Dinosaurierarten vorgestellt – darunter Spinosaurus, Lusotitan, Albertosaurus, Pachyrhinosaurus, Triceratops und Gastonia, die Saurier, die auch in den einzelnen Episoden der Serie eine (Haupt)Rolle spielen.
Zu Beginn finden sich ein Überblick über zeitliche Einordnung sowie Wissenswertes über grundlegende Prinzipien wie Fossilbildung, Systematik und Methoden der Paläontologie.
Und am Ende bekommt der Leser ein MAKING OFF zur Serie (was alleine schon ein Grund sein sollte, sich dieses Buch anzuschaffen)
Jedes (Dino)Kapitel kombiniert wissenschaftliche Erläuterungen (Physiologie, Lebensraum, Ernährung, Fossilienfunde), anschauliche Bildmaterialien (Illustrationen, Fotografien, Landschaftsaufnahmen) und bietet Anekdoten und Hintergrundinformationen zu Forschung, Ausgrabungen und bedeutenden Personen der Archäologie.
Die Kombination aus großformatigen Illustrationen, realen Landschaftsfotos und schematischen Darstellungen macht das Buch sehr anschaulich. Dabei finden natürlich auch Bilder der Serie Verwendung, was neben der Informationsvermittlung auch zu einem visuellen Vergnügen wird
Der Text ist einfach gestaltet, dass auch Leser ohne große Vorkenntnisse in der Paläontologie mitkommen. Komplexe Sachverhalte werden erklärt, oft in erzählerischem Stil
Ein besonderes Plus sind die Abschnitte, die zeigen, wie die Serie produziert wurde: CGI-Methoden, Ausgrabungsarbeiten, wissenschaftliche Interpretation. Das erweitert die Lektüre über reines Fossilienwissen hinaus in Medien- und Wissenschaftskommunikation.
Unter Dinos – Geheimnisse der Urzeit ist ein rundum gelungenes Begleitbuch zur gleichnamigen Dokumentarserie. Es verbindet wissenschaftliche Fundierung mit einem starken visuellen Anspruch und macht Paläontologie greifbar für ein breites Publikum. Die Illustrationen sind beeindruckend, und die Einblicke hinter die Kulissen bringen zusätzlichen Mehrwert.
Wer sich für Dinosaurier interessiert, ist mit diesem Buch bestens bedient, auch wenn die Serie nicht bekannt ist. Für Fachpaläontologen wird es wahrscheinlich nicht tief genug sein, aber als populärwissenschaftliches Werk erfüllt es seinen Zweck sehr gut.
Ich muss auch sagen, dass mir das Buch besser gefallen hat als die Serie, weil es auf den Anthropomorphismus der Serie verzichtet wurde und man sich auf den reinen wissenschaftlichen Aspekt beschränkt hat. Und das reicht aus nicht zu langweilen, denn … was kann an Dinosauriern schon trocken oder langweilig sein?
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