Tim Flannery: Ewige Pioniere (Rezension)

Der Vorhang öffnet sich auf ein Inferno. An einem Tag vor 65 Millionen Jahren rast ein Meteorit in den Golf von Mexiko: Eine Katastrophe, die sämtliches Leben in Nordamerika vernichtet und zum weltweiten Aussterben der Dinosaurier führt. Tim Flannery läßt die darauffolgenden 65 Millionen Jahre Evolution wie auf einer Breitbildleinwand vorüberziehen und gibt Antwort auf die Frage, warum die Bewohner dieses Kontinents so sehr vom Prinzip des »Ewigen Pioniers« geprägt scheinen. Ist der nordamerikanische Expansionsdrang ein Verhaltensmuster, das in der Geschichte des Kontinents angelegt ist?
EWIGE PIONIERE stellt eine Naturgeschichte Nordamerikas dar, vom Untergang der Dinosaurier bis zur Jetztzeit und ist auch für den Europäer interessant, vor allem wenn er sich für die Megafauna des amerikanischen Kontinents, dem neuzeitlichen Aussterben verschiedener Tierarten oder Neozoon interessiert. Obwohl das natürlich nur ein Teil der angesprochenen Themen sind, die Tim Flannery in diesem informativen, flüssig geschriebenen und leicht verständlichem Buch behandelt. Aber das sind die Themen, die mich persönlich interessieren und die ich in dieser Ausführung nicht erwartet hätte. Andererseits war ich mir auch nicht sicher was mich erwartet, denn Naturgeschichte umfasst weitaus mehr als Tiere… nur kommen Pilze und Pflanzen hier weniger zum Zug.
Aber wer mehr über die Naturgeschichte Nordamerikas wissen möchte (und sie ist wirklich interessant) der wird mit einem spannenden Sachbuch belohnt, das zeigt, dass früher weitaus mehr gelebt hat als Dinosaurier und auch unter den „Nachfahren“ erstaunliche Kreaturen zu finden waren, wie etwa das Uintatherium unter den Säugetieren oder Phorusracus unter den Vögeln. Flannery zeigt, was zum Aussterben der Megafauna geführt haben konnte und wie sich die Wanderungen der Tiere auf die Artenentwicklung und -veränderung auswirkte. Und dann kam der Mensch … und auch er ist Teil der Naturgeschichte, auch wenn es viele Theorien gibt und noch geben wird. Flannery bevorzugt die Clovis-Kultur als Beginn der Besiedlung des Kontinents. Auch in anderen Dingen, wie der Vernichtung der Megafauna, positioniert er sich, nicht ohne aber seinen Standpunkt zu erklären. Man mag anderer Meinung sein, oder Zustimmen, in vielen Dingen herrscht auch heute noch nicht Klarheit (und das Buch stammt aus dem Jahr 2002, die Übersetzung aus 2006). Nun, nach wie vor herrscht Diskussionsbedarf, aber Flannerys Argumente sind durchweg stichhaltig und zeigen, dass sich der Autor intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Man mag seine eigene Meinung bilden oder haben, aber lesenswert ist EWIGE PIONIERE auf jeden Fall für jeden Naturgeschichtlich interessierten.

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