Silvana Condemi/François Savatier: Denisova – Die Entdeckung einer neuen Menschenart (Rezension)

Eine sensationelle Entdeckung: Die neuen Verwandten von Neandertalern und Homo sapiens
Im Dezember 2010 erhielt die Menschheit ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk: Zum ersten Mal konnte nur mit Hilfe von DNA-Analysen der Beleg für die Existenz einer bislang unbekannten Population der Gattung Homo vorgelegt werden. Benannt wurde diese nach dem Fundort des Knöchelchens, das die Forscher auswerteten: der Denisova-Höhle in Sibirien. Diese wiederentdeckten Cousins der Menschen können als asiatische Pendants zu den Neandertalern gelten. Woher aber stammten die Denisovaner? Wie lange bevölkerten sie die weiten Gebiete Eurasiens? Und wie lässt es sich erklären, dass heutige Menschen in Asien teils noch bis zu 5?Prozent Denisova-Gene in sich tragen? Der vorliegende Band erzählt die spannende Geschichte von der Entdeckung der Denisova-Menschen, deren Erforschung gerade erst so richtig begonnen hat.

So ganz neu ist die Entdeckung des Denisova also nicht mehr … aber wie spannend die Entdeckungsgeschichte einer neuen bzw. bisher unbekannten Menschenart sein kann und welche Arbeit dahinter steckt, beschreiben Paläoanthropologin Silvana Condemi und Journalist François Savatier in Denisova, nachdem sie bereits mit Der Neandertaler, unser Bruder einen Blick in die Menschheitsgeschichte unternommen haben.

Die Denisova-Menschen waren eine Population der Gattung Homo, die eng verwandt mit den Neandertalern ist und wie diese den anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) nahe steht, jedoch genetisch von beiden Arten unterschieden werden kann. Auf die Zuordnung der Funde zu einer neuen Art oder zu einer Unterart wurde 2010 ausdrücklich verzichtet; 2011 wurden die Fossilien zwar „einer bisher unbekannten Art“ zugeschrieben, eine Benennung gemäß den internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur fand jedoch bislang nicht statt.
Die bisher bekannten Fossilien der Denisova-Menschen stammen aus dem Mittelpaläolithikum. Ihre jüngsten Funde sind 76.000 bis 52.000 Jahre alt und stammen aus dem Altai-Gebirge im südlichen Sibirien; ein weiterer Fund, ein Unterkiefer, der rund 160.000 Jahre alt ist, wurde in Tibet entdeckt. Sicher belegt ist die Existenz dieser Population bislang nur durch wenige, kleine Fossilien aus der namensgebenden Denissova-Höhle (u. a. durch den Knochen eines kleinen Fingers, zwei hintere Backenzähne) sowie durch den Unterkiefer aus Tibet.
Die Autoren schaffen eine beeindruckende Balance zwischen wissenschaftlicher Exaktheit und verständlicher Sprache. Komplexe genetische Methoden werden anschaulich erklärt – etwa, wie die Denisova anhand weniger Knochenfragmente in Kombination mit modernster DNA‑Technik identifiziert wurden. Dabei bleibt die Darstellung stets zugänglich, ohne auf fachliche Tiefe zu verzichten.
Ein weiterer Pluspunkt ist die erzählerische Gestaltung: Das Buch vermittelt das Staunen und die Spannung der Forschung – den Moment, als die ersten Daten vorlagen, und die Konsequenzen, die sich daraus für das Verständnis menschlicher Evolution ergeben. Der Vorteil wenn sich Wissenschaftler mit Journalisten zusammentun um ihr Wissen zu vermitteln.
Zahlreichen Abbildungen und Karten erleichtern das Verständnis und machen den Denisova greifbarer.
Denisova – Die Entdeckung einer neuen Menschenart gibt einen verständlichen Überblick über die aktuelle Denisova-Forschung und richtet sich dabei eher an Laien, die sich für die Menschheitsgeschichte interessieren. Aber … hier ist sie so spannend wie ein Krimi.

Denisova – Die Entdeckung einer neuen Menschenart bei amazon (AffiliateLink)

(Rezensionsexemplar)

Dieser Beitrag wurde unter Rezension veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert