Ruth Kornberger: Frau Merian und die Wunder der Welt (Hörbuch)(Rezension)

Niederlande, Ende des 17. Jahrhunderts: Um der Enge ihrer unglücklichen Ehe zu entfliehen, versucht Maria Sibylla Merian in Amsterdam den Neuanfang. Ihr großer Traum ist es, eine Überfahrt ins ferne Surinam zu ergattern, um dort die faszinierende Vielfalt der Schmetterlinge zu studieren. Der Start in der großen Stadt allerdings ist holprig. Die erwarteten Malschülerinnen bleiben aus, und Financiers finden sich auch keine. Aber Maria gibt nicht auf. Als es dann endlich so weit ist, zögert sie – denn mit dem geheimnisvollen Jan de Jong, gibt es nun jemanden, der sie in der Heimat hält…
Atmosphärisch und sinnlich, mit viel Gespür für Details, zeichnet Ruth Kornberger das Porträt einer faszinierenden Frau, deren Wagemut keine Grenzen kannte und die ihrer Zeit weit voraus war.

Maria Sibylla Merian (* 2. April 1647 in Frankfurt am Main; † 13. Januar 1717 in Amsterdam) war eine Naturforscherin und Künstlerin. Sie gehört zur jüngeren Frankfurter Linie der aus Basel stammenden Familie Merian und wuchs in Frankfurt am Main auf.
Von ihrem Stiefvater Jacob Marrel, einem Schüler des Stilllebenmalers Georg Flegel, erhielt sie eine künstlerische Ausbildung. Bis 1670 lebte sie auch in Frankfurt, danach in Nürnberg, Amsterdam und Westfriesland. Durch den Gouverneur von Surinam, Cornelis van Sommelsdijk, wurde sie angeregt, ab 1699 eine zweijährige Reise in diese niederländische Kolonie zu unternehmen. Danach publizierte Maria Sibylla Merian ihr Hauptwerk Metamorphosis insectorum Surinamensium, das die Künstlerin berühmt machte.
Wegen ihrer genauen Beobachtungen und Darstellungen zur Metamorphose der Schmetterlinge gilt sie als wichtige Wegbereiterin der modernen Insektenkunde.

Frau Merian und die Wunder der Welt folgt der Künstlerin durch einige Jahre ihres Lebens, vom Aufenthalt in Schloss Walta-State bei den Labadisten, einer frühpietistischen Sekte, wo sie auch ihren (fiktiven) Liebhaber Jan de Jong erstmals trifft, über Amsterdam, nach Surinam und wieder zurück nach Amsterdam. Frau Merian und die Wunder der Welt stellt keine Biografie dar. Man erfährt einiges über das Leben der damaligen Zeit, vor allem in den Niederlanden und in Surinam und auch die Arbeit Merians wird dem Leser, bzw. Hörer nahegebracht.
Erzählerin Ursula Berlinghof führt souverän durch die Geschichte, es ist eine Freude ihr zuzuhören. Sie passt ihre Stimme den einzelnen Personen und der entsprechenden Stimmungen an. Allerdings täuscht das nicht über die Langatmigkeit der Geschichte hinweg. So interessant die damalige Zeit und die moderne Ansichten von Frau Merian sind, so hätte man das Buch auch etwas kürzer gestalten können. Vor allem die Liebesgeschichte mit Jan de Jong nimmt zu viel Platz ein und ist für mich der größte Schwachpunkt des Romans, da der Liebhaber zwar nicht ständig als Person vorhanden ist, aber zu oft die Gedanken von Frau Merian in Anspruch nimmt, ohne dass sich dadurch die Romanze weiter entwickelt oder der Geschichte als solche Mehrwert erhält. Da hätte man statt dessen gerne den einen oder anderen Schmetterling präparieren können, denn die Jagd auf die Insekten kommt meiner Meinung nach etwas zu kurz. Oft wird das nur in einem Nebensatz erwähnt, aber es hätte eine interessantere Blick auf die Arbeit der Künstlerin gegeben als dahinschmachtende Gedanken.
Aber vielleicht sehe ich den Roman eher aus wissenschaftlicher Sicht und nicht als Roman einer starken Frau für Frauen.
Andererseits ist die Liebesgeschichte, obwohl sie doch viel Platz einnimmt zu wenig, um Frau Merian und die Wunder der Welt als Liebesroman zu titulieren. Durch die fiktive Geschichte (und vermutlich auch noch andere künstlerische Freiheiten) kann man das Buch auch nicht als Biografie sehen.
Wer sich für die Zustände des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden und den Kolonien aus Frauensicht interessiert, wird dem Buch vielleicht etwas interessantes abgewinnen können, aber mich hat das Buch nicht ganz überzeugen können und daran hat auch Ursula Berlinghof nichts ändern können.

(Rezensionsexemplar)

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