Ordnung: | Paarhufer (Artiodactyla) |
Familie: | Hornträger (Bovidae) |
Unterfamilie: | Antilopinae |
Tribus: | Ziegenartige (Caprini) |
Gattung: | Eigentliche Ziegen (Capra) |
Art: | Westkaukasischer Steinbock (Capra caucasica) |
Der Westkaukasische Steinbock oder Kuban-Tur ist eine Ziegenart aus dem westlichen Kaukasus. Traditionell werden Westkaukasischer Steinbock und Ostkaukasischer Steinbock als unterschiedliche Arten angesehen. Genetische Studien scheinen diese Trennung zu bestätigen. Der Westkaukasische Steinbock scheint demzufolge enger mit der Bezoarziege als mit dem Ostkaukasischen Steinbock verwandt zu sein. Die äußerlichen Ähnlichkeiten zum Ostkaukasischen Steinbock könnten daher auf Hybridisierungen innerhalb der kaukasischen Steinböcke zurückzuführen sein. Diese These wird auch durch die Tatsache gestützt, dass das mitochondriale Genom einzelner Westkaukasicher Steinböcke dem von Ostkaukasischen entspricht.
Die Art hat einen sehr kurzen Schwanz. Der Kinnbart der Böcke ist meist kurz und breit. Das Fell erscheint oberseits rötlichbraun und unterseits gelblich. Im Winter wird die Farbe graubraun. Der Gesamteindruck dieser Art ist schwerer und korpulenter als der des gemeinen Steinbocks; Böcke werden 150-165 cm (Kopfrumpflänge) lang an der Schulter 95-110 cm hoch und wiegen 65-100 kg. Weibchen sind mit 120-140 cm Kopfrumpflänge, 78-90 cm Schulterhöhe und 50-60 kg Körpergewicht deutlich kleiner und leichter. Die Hörner sind kürzer, stärker und mehr gekrümmt als beim gewöhnlichen Steinbock und werden höchstens 75 cm lang. Sie erreichen allerdings nicht den Durchmesser der ostkaukasischen Art.
Das Verbreitungsgebiet ist ein nur 4500 km² großes, streifenförmiges Areal entlang der russisch-georgischen Grenze. Seit dem 19. Jahrhundert ist dieses ohnehin schon sehr kleine Verbreitungsgebiet durch menschliche Einflüsse noch weiter zusammengeschrumpft. Offenbar trägt auch die Bastardierung mit benachbarten Ostkaukasischen Steinbocken zu den Gebietsverlusten der Art bei. Gerade in den letzten Jahren sind die Bestände dramatisch gesunken. So leben heute vermutlich weniger als 10.000 Westkaukasische Steinböcke in ihrer Heimat. Von der IUCN wird die Art als stark gefährdet (endangered) eingestuft. Die Art kommt in geschützten Gebieten, wie dem Kaukasus-Naturreservat vor.
Westkaukasische Steinböcke leben auf Felsklippen und Steilhängen des Kaukasus in Höhen zwischen 800 und 4200 Metern. Dort kann man sie sowohl auf Wiesen, Geröllfeldern als auch im Waldgelände antreffen. Wie alle Steinböcke klettern sie ausgezeichnet. Im Sommer halten sich die Tiere für gewöhnlich in größeren Höhen auf als im Winter. Im Herbst steigen sie um 1500-2000 Meter in niedrigere Lagen ab. Im Gegensatz zum Winter, wenn sich diese Steinböcke gern auf sonnigen, offenen Hängen aufhalten, suchen sie während des Sommers gern schattige Plätze auf. Ihre Nahrung besteht aus Gräsern, Blättern und Kräutern, wobei Laubnahrung im Winter eine größere Rolle spielt als im Sommer, wenn sie sich vor allem von Gräsern ernähren. Die Tiere bilden zeitweilig große Herden, so konnten schon Ansammlungen von 500 Tieren beobachtet werden. Die stabileren Kleingruppen, aus denen sich diese großen Herden zusammensetzen, bestehen meist jedoch nur aus etwa einem dutzend Tieren. In der Brunftzeit, die zwischen November und Januar liegt, gesellen sich die Böcke, die sonst abseits der Herden leben, zu den Herden der Weibchen. Dann tragen sie untereinander heftige Kämpfe um die empfängnisbereiten Weibchen aus. Diese gebären nach einer Tragzeit von 150-160 Tagen ein einzelnes, selten auch zwei Kitze.