Portrait: Kakapo

Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Strigopidae
Tribus: Strigopini
Gattung: Eulenpapageien (Strigops)
Art: Kakapo (Strigops habroptilus)
Kakapo (Senckenbergmuseum Frankfurt)

Kakapo (Senckenbergmuseum Frankfurt)

Alle heute bekannten Kakapos zeichnen sich durch ein moosgrünes Gefieder aus, das am Rücken schwarze Streifen aufweist. Der Unterkörper, der Nacken und das Gesicht sind eher grün-gelblich gefiedert, wobei die Färbung individuell stark variiert. Von Vogelbälgen in wissenschaftlichen Sammlungen weiß man jedoch, dass es auch Exemplare gegeben hat, die völlig gelblich gefiedert waren. Das Gefieder ist ungewöhnlich weich, darauf bezieht sich die Artbezeichnung habroptilus (altgriech. habro- „weich“, ptilon „Feder“).
Kakapos haben einen sogenannten Gesichtsschleier; das heißt, das Gesicht ist von feinen Federn umgeben, wie es für Eulen typisch ist. Hierdurch erklärt sich der lateinische Artname Strigops (lateinisch strix „Eule“, ops „Gesicht“). Die europäischen Einwanderer auf Neuseeland nannten daher den Kakapo auch Eulenpapagei. Den Schnabel umgeben feine Schnabelborsten, mit denen nachts Hindernisse geortet werden. Die Enden der Schwanzfedern sind meistens zerschlissen, da sie ständig am Boden entlanggezogen werden.
Kakapos sind sehr große Papageien; ausgewachsene Männchen messen bis zu 60 Zentimeter und wiegen zwischen drei und vier Kilogramm. Die Flügel sind relativ klein, und es fehlt ihnen das verstärkte Brustbein (Sternum), an dem die kräftige Flugmuskulatur anderer Vögel ansetzt. Sie gebrauchen ihre Flügel nur zum Balancieren und um ihren Fall abzubremsen, wenn sie von Bäumen herabspringen. Anders als andere Landvögel können Kakapos große Mengen Depotfett speichern.
Der Schnabel des Kakapos ist geeignet, Nahrung sehr fein zu zerkleinern. Kakapos haben kleine Kröpfe. Die Füße sind groß und schuppig und haben wie bei allen Papageien zwei nach vorne und zwei nach hinten gerichtete Zehen. Ihre ausgeprägten Krallen sind an das Klettern angepasst (Adaption).
Eines der ungewöhnlichsten Charakteristika der Kakapos ist ihr starker, aber angenehmer Geruch, der dem Geruch von Blumen und Honig oder Bienenwachs ähnelt.

Historische Verbreitung des Kakapos (hellgrün: fossile Funde)

Historische Verbreitung des Kakapos (hellgrün: fossile Funde)

Die Kakapos besiedelten früher beide neuseeländische Hauptinseln. Der Lebensraum der Kakapos umfasste unterschiedliche Habitate, darunter alpine Heiden, Buschland wie auch küstennahe Bereiche. Sie bewohnten außerdem eine Vielzahl unterschiedlicher Waldformen, in denen Steineibengewächse (Podocarpaceae) (vor allem Rimu (Dacrydium cupressinum)), Scheinbuchen, Tawa (Beilschmiedia tawa) oder Eisenhölzer (Metrosideros sp.) dominierten. Bevorzugt wurden dabei Waldrandzonen oder Waldbereiche in jungen Sukzessionsstadien, da diese ihnen eine größere Vielfalt an Nahrung boten. In den Fjordgebieten Neuseelands nannte man die Bereiche, in denen nach Lawinenabgängen oder Erdrutschen junge Wälder mit einem dichten, fruchttragenden Strauchwerk aufwuchsen, „Kakapo-Gärten“.
Alle Kakapos, von deren Existenz man weiß, sind heute (2008) aus Schutzgründen überwiegend auf zwei kleine Inseln umgesiedelt worden: Anchor Island (Pukenui), die sich im Dusky Sound, einem Teil des Fiordland-Nationalpark befindet, und Codfish Island (Whenua Hou), die vor der Westküste von Stewart Island liegt.

Kakapos sind nachtaktiv. Tagsüber ruhen sie versteckt in Bäumen oder am Erdboden; nachts streifen sie durch ihr Revier. Sie können nicht fliegen, sind jedoch exzellente Kletterer, die bis in die Kronen der höchsten Bäume klettern. Man hat beobachtet, wie sie von diesen Höhen „fallschirmähnlich“ herabgleiten, indem sie ihre Flügel spreizen und dadurch ihren Fall abbremsen. Kakapos sind ausgezeichnete Läufer; während einer Nacht können sie mehrere Kilometer zurücklegen und dabei hunderte von Höhenmetern überwinden. Sie können auch mit einem beachtlichen Tempo rennen, halten eine hohe Geschwindigkeit aber nicht über eine längere Distanz.
Kakapos ernähren sich überwiegend von einer großen Zahl von Pflanzen, Samen, Früchten, Pollen und sogar vom Baumsaft von Bäumen. Mit besonderer Vorliebe fressen sie die Früchte des Rimu-Baums und ernähren sich ausschließlich davon, wenn diese Früchte reichlich vorhanden sind. Blätter werden häufig mit einem Fuß festgehalten, um dann mit dem Schnabel die nahrhaften Teile abzustreifen, so dass die hartfaserigen Blattbestandteile überbleiben. Die Reste solcher Blätter sind ein eindeutiges Kennzeichen der Anwesenheit von Kakapos. Man hat darüber hinaus auch beobachtet, dass Kakapos Insekten und andere wirbellose Tiere fressen.
Kakapos sind von Natur aus sehr neugierig und reagieren mitunter sogar interessiert auf gelegentlich anwesende Menschen. Wie andere Papageien auch verfügen Kakapos über eine große Bandbreite unterschiedlicher Rufe, die verschiedene Funktionen haben. Zusätzlich zu den „booms“ und „chings“ ihrer Balzrufe geben sie beispielsweise mit einem „skraark“ ihre Anwesenheit anderen Vögeln bekannt.

Kakapos haben wie viele flugunfähige Inselformen kein Feindverhalten gegen Bodenprädatoren, da Neuseeland ursprünglich frei von solchen Prädatoren war. Wenn Kakapos sich bedroht fühlen, erstarren sie und verlassen sich auf ihre Tarnung. Dieses Verhalten ist ein geeigneter Schutz gegenüber Adlern, die früher ihre einzigen Feinde waren, es schützt sie jedoch nicht vor den durch Menschen eingeführten Raubtieren, die vor allem ihren Geruchssinn bei der Nahrungssuche nutzen.

Kakapos haben ein Balzverhalten, das keinem anderen Papagei gleicht. Männchen sammeln sich an einer gemeinschaftlichen Balzarena, dem sogenannten Lek, und konkurrieren um die Gunst der Weibchen. Die Weibchen, die an der Balzarena erscheinen, beobachten die Balz der Männchen und wählen aus den Balzenden das Männchen aus, mit dem sie sich paaren.
Die Balzarenen liegen gewöhnlich auf Anhöhen; während der Balzzeit verlassen die Männchen ihre angestammten Reviere und ziehen zu diesen Balzarenen, wo jedes Männchen sich einen eigenen Balzplatz schafft. Balzarenen können bis zu sieben Kilometer vom angestammten Revier eines Männchens entfernt sein. Mit dem Eintreffen an der Balzarena beginnt eine Auseinandersetzung unter den Männchen, bei der sie mit gesträubten Federn, auseinander gespreizten Flügeln, geöffneten Schnäbeln, erhobenen Krallen und unter lautem Krächzen und Brummen untereinander um die besten Balzplätze innerhalb dieser Balzarena kämpfen. Gelegentlich werden bei diesen Kämpfen auch Vögel verletzt.

Die individuellen Balzplätze sind innerhalb dieser Arena im Durchschnitt etwa 50 Meter voneinander entfernt. Die Männchen graben für ihre Balzplätze eine etwa zehn Zentimeter tiefe, schalenförmige Vertiefung in den Boden, die etwa einen Durchmesser von einem halben Meter hat, so dass die Vögel in diese Vertiefung passen. Die Balzplätze werden gerne vor Felsen, Erdhängen oder Baumstämmen angelegt, die den Schall der Rufe reflektieren. Zum individuellen Balzplatz gehört ein Netzwerk an Pfaden, die sich entweder etwa 50 Meter auf einer Anhöhe entlangziehen oder als Rundweg mit einem Durchmesser von etwa 20 Meter eine Anhöhe umrunden.
Die Männchen befreien sowohl ihre Balzplätze als auch die Pfade von Zweigen und Blättern. Reservatsmitarbeiter nutzen diese Angewohnheit der Vögel, indem sie einige Zweige in den Balzplatz legen, um so festzustellen, ob der Balzplatz aktiv genutzt wird. Ein Männchen, das während der Nacht am Balzplatz erscheinen würde, räumt sorgfältig diese Zweige weg.

„Der Kakapo bläst zwei riesige Luftsäcke in seinen beiden Brustseiten auf, versenkt den Kopf dazwischen und beginnt etwas von sich zu geben, was er für aufregende Grunzlaute hält. Diese Laute werden stufenweise tiefer, hallen in seinen beiden Luftsäcken wider, breiten sich dann in der Nachtluft aus und erfüllen die Täler im Umkreis von Meilen mit dem schaurigen Klang eines gewaltigen, in der Nacht schlagenden Herzens…“
– Adams, Carwardine: S. 148f
Um Weibchen anzuziehen, lassen die Männchen während der Nacht ihre „Boom“-Rufe erschallen. Männchen beginnen mit leisen Grunzgeräuschen, die an Stärke zunehmen, während sich ihr Kehlsack aufbläst. Nach einer Folge von etwa 20 Boomrufen nimmt die Lautstärke wieder ab. Nach einer kurzen Pause beginnt das Männchen erneut mit einer Folge von „Boom“-Rufen. Die Männchen drehen sich ein wenig nach einer Folge von Rufen, um so die „Boom“-Rufe in eine andere Richtung erschallen zu lassen. Diese Rufe können in einer windstillen Nacht bis zu einem Kilometer weit gehört werden, und der Wind kann ihren Ruf bis zu fünf Kilometer tragen. Männchen rufen bis zu acht Stunden während einer Nacht; jedes Männchen lässt daher tausende von „Boom“-Rufen über Nacht erschallen. Dieses Balzverhalten kann sich über drei bis vier Monate hinziehen. Die Männchen verlieren in dieser Zeit bis zur Hälfte ihres Körpergewichts.

Weibchen werden von den „Boom“-Rufen angezogen und verlassen gleichfalls ihre Territorien, um über mehrere Kilometer hinweg zu diesen Balzarenen zu ziehen. Hat sich ein Weibchen für ein Männchen entschieden und betritt seinen Balzplatz, beginnt ein komplexes Balzverhalten seitens des Männchens. Das Männchen schwankt von Seite zu Seite, während es Klickgeräusche mit seinem Schnabel macht. Es dreht dem Weibchen seinen Rücken zu, spreizt seine Flügel und geht rückwärts auf es zu. Über den eigentlichen Paarungsakt ist wenig bekannt – es wird lediglich angenommen, dass er sehr kurz ist.
Männchen sind in dieser Zeit sexuell sehr erregbar und versuchen die Kopulation auch mit anderem als mit einem Kakapo-Weibchen zu vollziehen. Man hat Männchen dabei beobachtet, wie sie versuchten, sich mit einem herabgefallenen Ast oder einem zusammengerollten Pullover zu paaren.

Kakapo (John Gerrard Keulemans)

Kakapo (John Gerrard Keulemans)

Die Weibchen kehren nach der Verpaarung in ihre Reviere zurück, um dort Eier zu legen und die Jungen großzuziehen. Die Männchen setzen währenddessen ihre Balzrufe fort, um noch weitere paarungswillige Weibchen anzulocken.
Die Weibchen legen zwischen einem und vier Eier je Brutperiode. Ihr Nest bauen sie auf der Erde im Schutz von Pflanzen oder in hohlen Baumstämmen. Sie bebrüten das Gelege allein und müssen daher ihr Nest nachts für die Nahrungssuche verlassen. Die Eier sind dabei sowohl der Gefahr ausgesetzt, von Räubern gefressen zu werden als auch zu unterkühlen.
Die Küken schlüpfen nach einer Brutzeit von etwa 30 Tagen; sie sind nach etwa zehn bis zwölf Wochen flügge. Das Weibchen füttert die Jungvögel gelegentlich bis zu ihrem sechsten Lebensmonat, während diese langsam selbständiger werden.
Männchen beginnen mit ihren „Boom“-Rufen erst ab dem 5. Lebensjahr; Weibchen suchen die Balzarenen der Männchen erst ab ihrem 9. bis 10. Lebensjahr auf. Kakapos brüten außerdem nicht jedes Jahr. Sie brüten nur, wenn ihnen aufgrund einer Baummast reichlich Nahrung zur Verfügung steht. Die Rimu-Bäume haben eine solche Mast nur alle drei bis fünf Jahre. In Wäldern, in denen der Rimu-Baum überwiegt, wie etwa auf Codfish Island, brüten die Kakapos entsprechend unregelmäßig.

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