Portrait: Chileflamingo

Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Flamingos (Phoenicopteriformes)
Familie: Flamingos (Phoenicopteridae)
Gattung: Phoenicopterus
Art: Chileflamingo (Phoenicopterus chilensis)
Chileflamingo (Tiergarten Bernburg)

Chileflamingo (Tiergarten Bernburg)

Der Chileflamingo ist deutlich kleiner als der Rosaflamingo, er erreicht je nach Geschlecht eine Standhöhe von 110 bis 140 Zentimeter, eine Beinlänge von 45 bis 50 Zentimeter, eine Flügelspannweite von 120 bis 145 sowie ein Gewicht von 2.500 bis 3.500 Gramm. Weibchen bleiben kleiner und leichter als Männchen. Markantes Merkmal aller Flamingos sind die dürren, langen Beine, der lange Hals, der kleine Kopf sowie der überdimensionierte, mittig stark gebogene Schnabel. Diese Merkmale weist auch der Chileflamingo auf. Die Zehen sind charakteristisch mit Schwimmhäuten versehen. Diese Eigenschaft lässt den Chileflamingo auf schlammigen Untergrund nicht einsinken. Der Schnabel ist eine Anpassung an die Ernährungsmethode. Der in der Mitte stark gebogene Schnabel dient zum filtrieren von Mikroorganismen und Algen aus dem stark alkalihaltigem Wasser. Im Innern des Schnabels befinden sich Lamellen, mit Hilfe deren Nahrung gefiltert wird, über eine Abflussrinne auf dem Unterschnabel fließt das Wasser beim Filtern ab. Aufgenommenes Wasser wird mit der fleischigen Zunge gegen die Lamellen gedrückt. Der vordere Teil des Schnabel weist eine rosafarbene Färbung auf, ab dem Knick ist der Schnabel schwarz gefärbt. Das Gefieder ist überwiegend weißlich bis rosafarben gefärbt. Die Färbung richtet sich nach der aufgenommenen Nahrung. Im Bereich der Flügel sind vor allem die Primärfedern rot gefärbt. Die Extremitäten zeigen eine gelbliche bis fleischfarbene Färbung, die Füße sind kaminrot gefärbt. Juvenile Vögel weisen eine gräuliches Gefieder auf. Ihr Schnabel ist gräulich, im Bereich der Schnabelspitze zeigt sich eine schwarze Färbung. Die Beine weisen eine gräuliche Färbung auf. Die adulte Befiederung stellt sich spätestens nach drei Jahren ein.
Chileflamingos leben in den Anden im subtropischen Südamerika, insbesondere in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Paraguay, Peru und Uruguay anzutreffen. Außerhalb Südamerikas besteht im niederländisch-deutschen Grenzgebiet am Zwillbrocker Venn eine Brutkolonie mit Chileflamingos, die auf Tiere zurückgeht, die vermutlich aus Menschenhand entwichen waren.

Die Vögel sind in aller Regel an salzigen und schlammigen Flachwasserseen anzutreffen. An derartige Seen fühlen sich Chileflamingos sowohl in der Ebene als auch in Höhenlagen in Höhen von bis zu 4.500 Meter zu Hause.
Nicht selten sind sie auch an Flüssen nahe von Mündungsdelta mit Brackwasser anzutreffen. Süßgewässer werden gemieden, da diese den Vögeln keine Nahrung bieten.

Chileflamingo (Naturzoo Rheine)

Chileflamingo (Naturzoo Rheine)

Die tagaktiven Chileflamingos treten grundsätzlich nicht einzelgängerisch auf. Sie leben in zum Teil riesigen geselligen Kolonien. Dies gilt sowohl während der Paarungszeit als auch außerhalb dieser. Einige Tausend Individuen sind dabei keine Seltenheit. Trotz ihrer Größe gelten Chileflamingos als sehr gute und elegante Flieger, Beine und Hals werden im Flug gestreckt gehalten. In den Kolonien herrscht selten Ruhe, unabläßlich scheinen sich die Vögel zu unterhalten. Ihr Ausrufe ähneln denen der Gänse. Das Gehör der Chileflamingos ist hoch entwickelt, der Sehsinn ist hingegen nur mäßig, der Geruchssinn ist eher schlecht entwickelt. Der Großteil ihrer aktiven Zeit entfällt zum einen auf die Nahrungssuche und zum anderen auf das Putzen des Gefieders. Nicht selten sieht man Chileflamingos im Ruhezustand scheinbar mühelos auf einem Bein stehen.

Chileflamingos ernähren sich von kleinen Krebsen, Insekten, Mollusken und Algen aus dem Bodenschlamm, die mit Hilfe des spezialisierten Schnabels ausgeseiht werden. Jungtiere werden mit einer nährstoffreichen Kropfmilch der Eltern gefüttert. Die Brut erfolgt nicht notwendig jährlich und in gemischten Kolonien gemeinsam mit Anden- und Jamesflamingos, die tausende bis zehntausende Tiere umfassen können. Damit konzentriert sich das Brutgeschehen zumeist an einigen wenigen Brutstätten. Es besteht eine Tendenz zur Brutorttreue. An ausgedehnten, flachen, schlammigen und kargen Ufern sowie auf ebensolchen Inseln errichten die Flamingos in enger Nachbarschaft zu einander Schlammkegelstümpfe, auf denen ein einzelnes, weißes Ei mit kalkschmierigem Überzug abgelegt wird. Geht das Ei verloren, wird ein neues nachgelegt. Die Eilänge beträgt 87,6 bis 100,0 mm, die Breite 50,0 bis 56,5 mm. Die Brut dauert rund 30 Tage. Zwischen Anpicken und vollzogenem Schlupf können mehrere Tage vergehen. Frisch geschlüpfte Jungtiere besitzen ein nahezu weißes Dunengefieder, rosa gefärbte Beine und einen geraden Schnabel. Der Eizahn verliert sich erst nach drei Wochen. Mit 7 bis 9 Tagen beginnt die Schwarzfärbung der Beine. Das Dunenkleid wird einheitlich grau und verliert sich erst nach drei Monaten vollständig. Die Einkrümmung des Schnabels ist mit 27 Lebenstagen bereits sichtbar und mit 48 Tagen wie beim Alttier ausgeprägt.
Gefüttert wird das Junge mit einer Art Milch, die von beiden Geschlechtern produziert wird. Die Produktion wird bei den adulten Vögeln durch ein laktrotropes Hormon (Prolaktin) ausgelöst. Die Milch wird in der oberen Region des Verdauungstraktes produziert und tritt über den Schnabel aus. Sie wird von Schnabel zu Schnabel an das Jungtier abgegeben. Die Milch ist reich an Fetten und Proteinen. Kohlenhydrate fehlen hingegen fast vollständig. Eine ähnliche Ernährungsweise ist bei den Tauben (Columbidae) zu beobachten. Mit Beginn der zweiten Lebenswoche verlassen die Jungvögel erstmals ihr Nest und schließen sich zu großen Gruppen zusammen. Die Eltern erkennen ihr Junges anhand der Laute und finden es so leicht wieder. Bis zu einem Alter von gut 70 Tagen wird das Junge von beiden Elternteilen mit Nahrung versorgt. Danach geht es selbständig auf Nahrungssuche. Ab diesem Alter sind Jungvögel auch flugfähig und selbständig. Das gräuliche Gefieder wird frühestens nach drei Jahren durch das adulte Gefieder ersetzt. Die vollständige Ausfärbung wird meist erst kurz vor der Geschlechtsreife erreicht. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Chileflamingos liegt bei 40 bis 45 Jahre. Nicht selten wird jedoch auch ein Alter von rund 50 Jahren erreicht.

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