Neues aus Wissenschaft und Naturschutz

04.08.2025, Deutsche Wildtier Stiftung
Wiederentdeckung nach über 50 Jahren: Einst ausgestorbene Kuckuckshummel in Berlin nachgewiesen
Im August haben Wildbienen Hochsaison: Sie fliegen von Blüte zu Blüte, sammeln Pollen und Nektar – und sichern so die Bestäubung vieler Pflanzen. Doch ihre Lebenszeit ist kurz. Schon im September endet die Flugzeit der meisten Wildbienen. Umso wichtiger ist es, ihnen geeignete Lebensräume zu bieten. Wie das gelingen kann, zeigen die Ergebnisse des Wildbienenmonitorings, das die Deutsche Wildtier Stiftung 2024 auf ihren Blühflächen in den Berliner Außenbezirken durchgeführt hat. Dabei fanden Wissenschaftler 106 Wildbienenarten – darunter acht, die dort bislang nicht nachgewiesen wurden. Besonders bemerkenswert: Die in Berlin einst ausgestorbene Bärtige Kuckuckshummel (Bombus barbutellus) wurde erstmals seit über 50 Jahren wieder dokumentiert. Außerdem gelang der Erstnachweis der Mai-Blutbiene (Sphecodes majalis). Seit Beginn der Erhebungen ließen sich insgesamt 178 verschiedene Wildbienenarten auf den knapp 100 von der Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Berliner Senat angelegten Blühflächen nachweisen – das entspricht knapp 54 Prozent der 330 aktuell in Berlin bekannten Wildbienenarten.
„Die Ergebnisse belegen eindrucksvoll, welchen enormen ökologischen Wert strukturreiche, naturnahe Blühflächen selbst in städtischen Randlagen für Wildbienen und andere Bestäuber haben“, sagt Manuel Hensen, Leiter des Wildbienenteams der Deutschen Wildtier Stiftung. „Sie zeigen, dass erfolgreicher Artenschutz auch in einer Stadt wie Berlin möglich ist – wenn geeignete Lebensräume geschaffen und langfristig gepflegt werden.“
Die Stiftung untersucht seit 2019 Blühflächen in der Hauptstadt hinsichtlich ihrer Bedeutung für Wildbienen. Die erste Untersuchungsreihe lief bis ins Jahr 2022 und konzentrierte sich auf 15 Projektflächen im Innenstadtbereich. Dort wurden über einen Zeitraum von vier Jahren 157 Wildbienenarten nachgewiesen. Seit 2023 läuft eine zweite Untersuchungsserie auf Flächen in den Außenbezirken Marzahn-Hellersdorf, Neukölln und Tempelhof-Schöneberg.

05.08.2025, GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG DER GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT GÖTTINGEN UND DER JOHANNES GUTENBERG-UNIVERSITÄT MAINZ
Dinosaurierzähne als Klima-Zeitkapsel
Versteinerte Dinosaurierzähne zeigen, dass die Atmosphäre während des Mesozoikums vor 252 bis 66 Millionen Jahren weit mehr Kohlenstoffdioxid enthielt als heute. Das haben Forschende der Universitäten Göttingen, Mainz und Bochum durch die Analyse von Sauerstoff-Isotopen im Zahnschmelz herausgefunden. Dabei kam eine neu entwickelte Methode zum Einsatz, welche die Mengenverhältnisse aller drei Sauerstoffisotope analysiert und neue Perspektiven für die erdgeschichtliche Klimaforschung eröffnet. Zudem zeigen die Isotopendaten, dass damals die gesamte Photosyntheseleistung aller Pflanzen doppelt so hoch wie heute war.
Neue Methode rekonstruiert Kohlenstoffdioxidgehalt und Photosyntheseleistung aus fossilem Zahnschmelz
Eine bislang unerschlossene Datenquelle wirft neues Licht auf das Klima der frühen Erde: Versteinerte Dinosaurierzähne zeigen, dass die Atmosphäre während des Mesozoikums vor 252 bis 66 Millionen Jahren weit mehr Kohlenstoffdioxid enthielt als heute. Das haben Forschende der Universitäten Göttingen, Mainz und Bochum durch die Analyse von Sauerstoffisotopen im Zahnschmelz herausgefunden. Dabei kam eine neu entwickelte Methode zum Einsatz, die die Mengenverhältnisse aller drei Sauerstoffisotope analysiert und neue Perspektiven für die erdgeschichtliche Klimaforschung eröffnet. Zudem zeigen die Isotopendaten, dass damals die gesamte Photosyntheseleistung aller Pflanzen doppelt so hoch war wie heute. Das hat wahrscheinlich zum dynamischen Klima in der Zeit der Dinosaurier beigetragen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht.
Das Forschungsteam analysierte den Zahnschmelz von Dinosaurierzähnen aus dem späten Jura und der späten Kreidezeit, die in Nordamerika, Afrika und Europa gefunden wurden. Zahnschmelz ist eines der stabilsten biologischen Materialien. Er enthält verschiedene Isotope des Sauerstoffs, den ein Dinosaurier mit der Luft eingeatmet hat. Das Verhältnis der Isotope im Sauerstoff reagiert auf Veränderungen des atmosphärischen Kohlenstoffdioxids und der photosynthetischen Aktivität der Pflanzen. Dieser Zusammenhang ermöglicht Rückschlüsse auf das Klima und die Vegetation im Zeitalter der Dinosaurier.
Im späten Jura vor etwa 150 Millionen Jahren enthielt die Luft etwa viermal so viel Kohlenstoffdioxid (CO₂) wie zur Zeit vor der Industrialisierung, also bevor der Mensch große Mengen des Treibhausgases in die Atmosphäre ausstieß. Und in der späten Kreidezeit vor rund 73 bis 66 Millionen Jahren war der Gehalt dreimal so hoch. Einzelne Zähne von Tyrannosaurus rex und Kaatedocus siberi enthielten eine auffällige Zusammensetzung der Sauerstoffisotope. Diese deutet auf CO₂-Spitzen hin, die mit großen Ereignissen wie Vulkanausbrüchen in Verbindung stehen könnten – etwa den massiven Eruptionen der Flutbasalte des Dekkan Trapp im heutigen Indien am Ende der Kreidezeit. Dass die Pflanzen an Land und im Wasser global betrachtet damals mehr Photosynthese betrieben, ging wahrscheinlich mit dem CO₂-Gehalt und mit höheren Jahresdurchschnittstemperaturen einher.
Für die Paläoklimatologie ist die neue Studie ein Meilenstein: Um das damalige Klima zu rekonstruieren, werden bislang vor allem Bodenkarbonate und sogenannte marine Proxys benutzt. Solche Proxys sind Hinweise aus dem Meer, die mit den gesuchten Parametern so eng in Wechselwirkung stehen, dass sie stellvertretend erfasst werden. Diese Verfahren sind mit Unsicherheiten behaftet. Mit der Analyse der drei Sauerstoffisotope in Zahnfossilien haben die Forschenden nun die erste Methode entwickelt, die landlebende Wirbeltiere ins Visier nimmt. „Unsere Methode gibt uns einen völlig neuen Blick auf die Vergangenheit der Erde“, erklärt Erstautorin Dr. Dingsu Feng aus der Abteilung Geochemie und Isotopengeologie der Universität Göttingen. „Sie eröffnet die Möglichkeit, über fossilen Zahnschmelz die Zusammensetzung der Atmosphäre der frühen Erde sowie die Produktivität der damaligen Pflanzen zu erforschen. Das ist entscheidend für das Verständnis langfristiger Klimadynamiken.“ Dinosaurier werden dabei zu Klimawissenschaftlern, so Feng: „Ihre Zähne haben vor über 150 Millionen Jahren das Klima protokolliert – jetzt hören wir endlich hin.“
„Die in unserer Studie erhaltenen Informationen zur Photosyntheseleistung der damaligen Pflanzenwelt sind anderweitig schwer ermittelbar, aber entscheidend für ein besseres Verständnis sowohl mariner als auch terrestrischer Nahrungsnetze“, betont Co-Autorin Prof. Dr. Eva M. Griebeler, Ökologin an der JGU, „denn die verfügbare Pflanzenbiomasse limitiert die Dichte und Anzahl von Arten sowie die Länge von Nahrungsketten in Ökosystemen.“ Und Prof. Dr. Thomas Tütken, Paläontologe an der JGU und ebenfalls Co-Autor der Studie, ergänzt: „Darüber hinaus erlaubt die Analyse der drei Sauerstoffisotope im Zahnschmelz die Bestimmung der Anteile des Sauerstoffs, der mit der Atemluft oder dem Trinkwasser aufgenommen wurden. Das ermöglicht ein besseres Verständnis der Physiologie und Paläobiologie von Dinosauriern, kann aber auch für andere Wirbeltiere genauso angewendet werden.“ Die Triple-Sauerstoffisotopenanalyse von Zahnschmelz fossiler landlebender Wirbeltiere ermöglicht somit neue Einblicke in die Änderungen in der Zusammensetzung der Atmosphäre sowie in den Klima- und Umweltbedingungen im Laufe der Erdgeschichte.
Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und durch das VeWA-Konsortium im Rahmen des LOEWE-Programms des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur gefördert.
Originalpublikation:
D. Feng et al., Mesozoic atmospheric CO2 concentrations reconstructed from dinosaur tooth enamel, Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) 122: 33, 4. August 2025,
DOI: 10.1073/pnas.2504324122
https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2504324122

05.08.2025, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V.
Häufung von Floh-Fällen in Berlin: Welche Rolle Füchse bei der Verbreitung spielen und wie sie zur Eindämmung beitragen
In Berlin wurden in letzter Zeit mehrere Fälle von Flohbefall gemeldet, bei denen ein Zusammenhang mit Fuchsbauen vermutet wird. Einige Floharten können sowohl Wildtiere wie Füchse als auch Menschen befallen. In Gebieten, in denen Füchse ihre Baue anlegen, kann es zu einer Übertragung auf den Menschen kommen. In Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt und dem Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut (SDEI) wurde am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) eine Taskforce eingerichtet, um die Verbreitung der Flöhe von Wildtieren auf Menschen besser zu verstehen und Strategien zur Eindämmung zu entwickeln
Die Taskforce besteht aus Biolog:innen, Wildtierärzt:innen und Berater:innen des Leibniz-IZW und arbeitet eng mit der Berliner Senatsverwaltung zusammen. Sie erstellt Infoblätter und steht zuständigen Stellen und Privatpersonen beratend zur Seite. Ziel ist es, Informationslücken zu schließen und eine Strategie zur Eindämmung der Flohfälle zu entwickeln, die im Einklang mit Tier- und Artenschutz steht. Ein Informationsblatt für Berliner Bürgerinnen und Bürger kann hier heruntergeladen werden: https://hidrive.ionos.com/share/xrryxnwg-j
Die Taskforce steht für Presseanfragen zur Verfügung und kann unter anderem zu folgenden Fragen und Themen Auskunft geben:
Was ist bisher zu den Fällen von Flohbefall in Berlin bekannt?
Es sind bislang mindestens sieben Fälle von starkem Flohbefall in der Umgebung von Fuchsbauen in verschiedenen Berliner Bezirken bekannt geworden. Diese Fälle konzentrieren sich bislang auf den Westen und Südwesten der Stadt sowie auf Berlin-Mitte, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass dieses Problem auch in anderen Stadtteilen besteht. Bei einem Teil der Fälle wies das SDEI die Flohart Pulex irritans nach, die als „Menschenfloh“ bekannt ist, aber auch Wild- und Haustiere befallen kann. Das Leibniz-IZW erarbeitet gemeinsam mit der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt Strategien zur Eindämmung.
Welche Rolle spielen Füchse bei der Übertragung von Flöhen?
Flöhe haben bevorzugte Wirte, befallen aber bei Gelegenheit auch andere Tierarten. Es ist bekannt, dass der sogenannte „Menschenfloh“ Pulex irritans auch Hauskatzen, Hunde oder Füchse befallen und auf diesen Wirten überleben kann. In Berlin leben viele Füchse nahe am Menschen, z.B. neben Schulhöfen oder in Parks und Gärten, was den Übersprung der Flöhe vereinfacht. Die Anwesenheit von Wildtieren wie dem Fuchs kann die Ausbreitung der Flöhe zwar befördern, gleichzeitig kann der Befall durch eine tiermedizinische Behandlung der Füchse mit Anti-Flohmitteln eingedämmt werden. Deren gezielter Einsatz wird am Leibniz-IZW anhand konkreter Anwendungsfälle fachgerecht erprobt.
Wie kann die Flohbehandlung von Wildtieren wie Füchsen erfolgen?
Grundsätzlich gibt es zwei Wege der Verabreichung von Anti-Flohmitteln, entweder per Injektion oder über Futterköder. Da es praktisch kaum möglich ist, Wildtiere stressfrei einzufangen und zu behandeln, empfiehlt sich der Einsatz spezieller Futterköder. Nach Verzehr ist der Fuchs je nach Präparat mehrere Monate lang geschützt, da alle Flöhe, die ihn stechen, binnen kurzer Zeit sterben. Damit ist nicht nur dem Tier selbst geholfen, sondern auch die Flohausbreitung unterbrochen. Der gezielte Einsatz dieser Köder bei Füchsen wird derzeit am Leibniz-IZW wissenschaftlich begleitet.
Was bringt eine Vergrämung oder ein Abschuss von Füchsen?
Kurz gesagt: kaum Nutzen oder möglicherweise negative Effekte. Wird ein Fuchs vergrämt, besteht das Risiko, dass er vorhandene Flöhe in ein neues Gebiet mitnimmt, was die weitere Ausbreitung der Flöhe begünstigt und zur Vergrößerung des Problems beiträgt. Die am ursprünglichen Standort zurückbleibenden Flöhe hingegen suchen sich neue Wirte, etwa andere Wildtiere, Haustiere oder Menschen, was die lokale Befallsrate sogar noch erhöhen kann. Zudem können die Flöhe an diesem Ort nicht mehr durch eine Anti-Flohbehandlung des befallenen Fuchses bekämpft werden. Gleiches gilt für das Abschießen des Fuchses, welches sich ebenfalls kontraproduktiv auswirken kann, da auch diese Füchse nicht mehr bei der Flohbekämpfung unterstützen können, ihre freigewordenen Reviere aber von neuen, möglicherweise befallenen Füchsen wiederbesiedelt werden.
Was können betroffene Berlinerinnen und Berliner tun?
Betroffene können ihren Fall von Montag bis Freitag zwischen 10 und 12 Uhr über das Beratungstelefon unter 030/5168686 melden. Außerhalb der telefonischen Sprechzeiten können Anliegen auch per E-Mail an fuchs-floh@izw-berlin.de gemeldet werden. Für jeden gemeldeten Fall werden genaue Angaben dazu benötigt, wann und wo der Flohbefall festgestellt wurde und ob ein Zusammenhang mit einem Fuchsbau vermutet wird. Da noch zu wenig über die verschiedenen Arten von Flöhen, deren Verbreitung in Berlin sowie mögliche Übertragungs-Zusammenhänge mit Fuchsbauten und regionalen Häufungsschwerpunkten bekannt ist, ist es eine große Hilfe, wenn bei Flohbefall einige Exemplare zur Bestimmung an das SDEI eingeschickt werden. Eine Anleitung und die Adresse dafür findet sich auf dem Infoflyer: https://hidrive.ionos.com/share/xrryxnwg-j
Was müssen Berlinerinnen und Berliner mit Haustieren beachten?
Hunde und Katzen sind ebenfalls typische Wirte von Flöhen und damit typische Nebenwirte von Menschenflöhen. Sie sollten auf jeden Fall regelmäßig mit zugelassenen Präparaten gegen Flöhe behandelt werden. Tritt dennoch ein Befall auf, zum Beispiel im eigenen Garten oder in der näheren Umgebung, empfiehlt es sich, den Freigang der Haustiere zeitweise einzuschränken.

Wie arrangieren sich Füchse in einer Großstadt wie Berlin?

Füchse übernehmen wichtige ökologische Aufgaben und haben sich hervorragend an das urbane Leben angepasst. Stadtfüchse nutzen Rückzugsräume wie Bahndämme, Hecken, Kleingärten oder Brachen. Ihre Streifgebiete sind kleiner als im ländlichen Raum, da Nahrung im Überfluss vorhanden ist. Meist sind sie dämmerungs- oder nachtaktiv, um den Kontakt mit Menschen zu vermeiden. Die Anwesenheit von Füchsen zeigt, dass eine Stadt noch funktionsfähige ökologische Nischen bieten kann. Füchse jagen Mäuse, Ratten und Kaninchen, die sich in Städten leicht vermehren. Auch Aas (z.B. durch überfahrende Tiere) und Nahrungsreste werden von ihnen verwertet, was zur Sauberkeit im Stadtgebiet beiträgt. Sie tragen so zur natürlichen biologischen Schädlingsregulierung bei.
Wie können wir uns den Lebensraum Stadt mit Füchsen auf gesunde Art teilen?
Füchse können wie alle Wildtiere Parasiten wie Flöhe, Milben oder Bandwürmer übertragen. Derzeit gibt es keinen Nachweis des Fuchsbandwurms in Berlin. Dennoch ist es wichtig, Haustiere regelmäßig zu entwurmen und auf Parasiten zu kontrollieren. Direkten Kontakt mit Fuchsbauen oder Kot von Wildtieren sollten Menschen und Haustiere generell vermeiden. Offene Nahrungsquellen locken Wildtiere wie Füchse an, dadurch verlieren sie ihre natürliche Scheu und halten sich häufiger in Wohngebieten auf. Essensreste und Biomüll sollten daher stets sicher verwahrt werden, beispielsweise in geschlossenen Mülleimern oder gesicherten Komposthaufen. Das Füttern von Wildtieren gewöhnt diese an die Nähe zum Menschen und sollte daher grundsätzlich unterbleiben! Es erhöht das Konfliktrisiko und fördert schlussendlich das Risiko für die Übertragung von Krankheitserregern oder Parasiten.
Von März bis Juni bekommen Füchse Nachwuchs und ziehen ihn auf. Fuchsbaue, die Wurf- und Aufzuchtstätten für den Fuchsnachwuchs, sind in dieser Zeit rechtlich besonders geschützt. Um eine Ansiedlung von Füchsen in direkter Menschennähe zu vermeiden, können zur Vorbeugung potenzielle Bauplätze wie Hohlräume unter Schuppen oder Terrassen bereits vor der Reproduktionszeit baulich gesichert werden. In Gebieten, in denen Füchse regelmäßig gesichtet werden und Fuchsbaue bekannt sind, kann eine Absperrung der Fläche rund um den Bau dabei helfen, eine potenzielle Übertragung von Flöhen auf Menschen zu vermeiden.
Nicht zuletzt ist es im Rahmen der Stadtentwicklung wichtig, für ein gutes Zusammenleben von Menschen und Wildtieren wie dem Fuchs naturnahe Rückzugsräume zu erhalten, zum Beispiel Brachen, Hecken oder Böschungen.

05.08.2025, Veterinärmedizinische Universität Wien
Wetterbedingungen haben keinen Einfluss auf Stresshormone von Zugvögeln nach der Mittelmeerüberquerung
Eine neue Studie, unter der Leitung der Vetmeduni zeigt, dass Zugvögel erstaunlich gut an die Herausforderungen langer Flüge über das Mittelmeer angepasst sind. Selbst unter wechselhaften Wetterbedingungen bleiben ihre Stresshormonwerte stabil, was darauf hindeutet, dass sie physiologisch bestens auf diese Strapazen vorbereitet sind.
Die Forscher:innen untersuchten zwei Zugvogelarten – die Gartengrasmücke (Sylvia borin) und die Dorngrasmücke (Curruca communis) – während ihrer Frühjahrswanderung. Die Vögel wurden auf der italienischen Insel Ponza gefangen, nachdem sie das Mittelmeer überquert hatten. Dabei analysierten die Forschenden die Konzentration des Stresshormons Corticosteron (CORT) im Blut der Vögel, sowohl in Ruhe als auch unter Stressbedingungen.
„Es ist faszinierend zu sehen, wie gut diese kleinen Vögel auf die Herausforderungen ihrer Reise vorbereitet sind. Ihre Fähigkeit, selbst unter schwierigen Wetterbedingungen stabil zu bleiben, zeigt, wie anpassungsfähig sie sind,“ sagt Studienerstautorin Erica Calabretta vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Vetmeduni.
Ergebnisse zur Wetterresistenz
Die Ergebnisse der Studie sind überraschend: Weder Windverhältnisse noch Temperaturen während des Fluges hatten einen Einfluss auf die Grundwerte des Stresshormons. Selbst bei moderaten Gegenwinden oder kühleren Temperaturen zeigten die Vögel keine erhöhten Stressreaktionen. „Wir hatten erwartet, dass widrige Wetterbedingungen die Stresshormonwerte erhöhen würden, aber das war nicht der Fall,“ so Calabretta weiter.
Strategische Entscheidungen und Anpassungsfähigkeit
Laut den Forscher:innen verfügten jene Vögel, die ihr Ziel erreichten, über ausreichende Energie- und Fettreserven und waren in hervorragender körperlicher Verfassung. Die Studie hebt hervor, dass die Tiere ihre Abflugzeit und -bedingungen strategisch wählen, um die Überquerung des Mittelmeers erfolgreich zu bewältigen. „Diese Vögel sind wahre Meister der Planung“, sagt Studien-Letztautor Leonida Fusani, Leiter des KLIVV. „Sie warten auf die besten Bedingungen, bevor sie ihre Reise antreten und teilen ihre Energie gut ein – und das zahlt sich aus.“ Diese Ergebnisse gelten allerdings nur für Vögel, die die Überquerung erfolgreich abgeschlossen haben. „Wir wissen nicht, wie viele Vögel es nicht schaffen, die Reise zu beenden“, gibt Calabretta zu bedenken. „Das ist eine wichtige Frage, die wir in zukünftigen Studien untersuchen müssen.“
Die mediterrane Region hat in den letzten Jahrzehnten eine Zunahme unvorhersehbarer Wetterereignisse erlebt, was die Bedeutung dieser Forschung unterstreicht. „Extreme Wetterbedingungen könnten die Energiereserven der Vögel erschöpfen und ihre Fähigkeit beeinträchtigen, mit Stressfaktoren wie Raubtieren umzugehen“, so Ivan Maggini (KLIVV).
Die Forschung zeigt, wie anpassungsfähig Zugvögel sind, doch bleibt unklar, wie sie auf extremere Wetterbedingungen reagieren würden. „Wir müssen die physiologischen Mechanismen besser verstehen, die es diesen Vögeln ermöglichen, solche Herausforderungen zu bewältigen“, sagt Leonida Fusani. Die Ergebnisse sollen helfen, den Schutz von Zugvögeln zu verbessern, insbesondere angesichts des Klimawandels.
Originalpublikation:
Der Artikel “Passerine stopover physiology: weather variability does not alter corticosterone dynamics after sea crossing” von Erica Calabretta, Virginie Canoine, Massimiliano Cardinale, Ivan Maggini und Leonida Fusani wurde in Journal of Avian Biology veröffentlicht. https://nsojournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/jav.03474

06.08.2025, Universität Bayreuth
Wie Kooperation von Geschwistern die Evolution des Familienlebens vorantreibt
Forschende der Universität Bayreuth haben herausgefunden, dass es für den Nachwuchs von Totengräber-Käfern von Vorteil ist, Geschwister zu haben – unabhängig davon, ob die Eltern für die Brutpflege anwesend sind oder nicht. Damit stellen sie das Paradigma infrage, dass die Konkurrenz zwischen Geschwistern um Ressourcen der Eltern überwiegt und Geschwister für den einzelnen Nachkommen damit nachteilig sind. Über ihre Erkenntnisse berichten die Forschenden im Fachjournal The American Naturalist.
What for?
Ob Insekten oder Menschen – soziale Beziehungen spielen im Leben vieler Tiergruppen eine wichtige Rolle. Dabei ist das Familienleben von entscheidender Bedeutung. Dieses ist im Laufe der Evolution mehrmals unabhängig voneinander in verschiedenen Tiergruppen entstanden, dennoch sind die sozialen Interaktionen häufig ähnlich: Eltern interagieren miteinander und mit ihren Nachkommen, aber auch die Nachkommen interagieren miteinander. Die Erforschung der Effekte sozialer Isolierung beispielsweise durch Abwesenheit der Eltern fokussiert sich häufig auf Primaten oder Nagetiere. Jedoch können die Nachkommen dieser Tiere in der Regel nicht ohne ihre Eltern überleben, weshalb diese Forschung nur begrenzte Einblicke in die Effekte sozialer Isolation bietet. Mit Studien wie der aus Bayreuth, die sich mit sozialen Interaktionen andere Tierarten befasst, kann die Evolution des Familienlebens erforscht und nachvollzogen werden, was Rückschlüsse und Forschungshypothesen für die Entstehung von Familienleben anderer Tierarten bis zum Menschen zulässt.
Die Interaktion zwischen Eltern und ihren Nachkommen galt für die Tierwelt lang als evolutionärer Haupttreiber des Familienlebens. In den letzten Jahren ging jedoch aus diversen Studien zum Familienleben unterschiedlicher Tierarten hervor, dass auch andere Interaktionsformen von Bedeutung für die Entwicklung des sozialen Miteinanders sind. „Noch immer bestehen erhebliche Wissenslücken darüber, wie Geschwisterinteraktionen mit Eltern-Kind-Interaktionen zusammenwirken und welche Folge ein Fehlen von Geschwisterkontakt unter verschiedenen Formen elterlicher Fürsorge hat, insbesondere wie Geschwisterinteraktionen durch die Anwesenheit der Eltern beeinflusst werden“, sagt Paul Huber, Doktorand am Lehrstuhl für Evolutionäre Tierökologie der Universität Bayreuth und Erstautor der Studie.
„Ein besseres Verständnis dieser Aspekte könnte nicht nur entscheidend für das Verständnis der Evolution des Familienlebens sein, sondern auch unser Wissen über die Entwicklung hochsozialer Arten bis hin zum Menschen erweitern“, ergänzt Prof. Dr. Sandra Steiger, Inhaberin des Lehrstuhls für Evolutionäre Tierökologie der Uni Bayreuth.
Um die Wissenslücken zu schließen, machten sich die Bayreuther Forschenden die Brutpflege des Schwarzhörnigen Totengräbers (Nicrophorus vespilloides) zunutze. Üblicherweise versorgen bei dieser Käferart sowohl Mutter als auch Vater die Larven, indem sie den Kadaver, in dem der Nachwuchs großgezogen wird, für die Larven vorbereiten und diese nach dem Schlüpfen füttern. Jedoch können die Larven auch im Fall der Abwesenheit eines oder sogar beider Elterntiere überleben. Dass die Nachkommen zwar von der elterlichen Brutpflege profitieren, jedoch nicht auf sie angewiesen sind, macht Nicrophorus vespilloides zu einem perfekten Modellorganismus, um die Rolle der Isolation von Familienmitgliedern im Tierreich zu studieren.
Für ihr Experiment haben die Bayreuther Forschenden Larven entweder einzeln oder mit Geschwistern aufwachsen lassen. Zudem wurden die Larven zufällig auf Testgruppen mit unterschiedlicher Brutpflege aufgeteilt: Brutpflege durch beide Eltern an einem von ihnen vorbereiteten Kadaver; keine Brutpflege, aber ein vorbereiteter Kadaver; keine Brutpflege und ein unvorbereiteter Kadaver. In einem zweiten Experiment wurden einzelne Larven oder Geschwistergruppen entweder von beiden Eltern oder nur einem Elternteil am Kadaver versorgt.
„Insgesamt zeigt unsere Studie, dass Larven von der Anwesenheit von Geschwistern sowohl in der An- als auch Abwesenheit der Eltern profitieren. Das ist überraschend, weil man bisher davon ausgegangen ist, dass Geschwister zwar in Abwesenheit der Eltern kooperieren können, jedoch in deren Anwesenheit um die Aufmerksamkeit und Ressourcen konkurrieren“, sagt Huber. Als Erklärung vermuten die Bayreuther Forschenden ein gemeinsames Bettelverhalten der Larven, das den Aufwand pro Larve reduziert, bei den Elterntieren jedoch die Investition in die Brut insgesamt erhöht.
Die Studie wurde im Rahmen des Projekts „The effect of social isolation on offspring performance: an evolutionary, ecological and molecular perspective“ (STE 1874/12-1) von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Das Projekt läuft von 2023 bis 2026 mit dem Ziel, den Effekt sozialer Isolierung auf verschiedenen Ebenen besser zu verstehen.
Originalpublikation:
Paul Huber, Stefanie Bartl, Jan Schneider, Sandra Steiger. Better Together: Offspring Benefit from Siblings in Both the Absence and the Presence of Parents. The American Naturalist (2025)
DOI: https://doi.org/10.1086/736816

06.08.2025, Universität Zürich
Feministisches Netzwerk hilft Gorillaweibchen in neue Gruppen zu wechseln
Gorillaweibchen wenden im Sozialverhalten ähnliche Strategien wie Menschen an, wie Forschende der Universität Zürich zeigen: Wechseln sie in eine neue soziale Gruppe, suchen sie nach Weibchen, mit denen sie früher zusammengelebt haben – und meiden gleichzeitig Männchen aus ihrer Geburtsgruppe.
Viele Tierarten verlassen früher oder später die Gruppe, in die sie hineingeboren wurden, um sich einer anderen Gemeinschaft anzuschliessen. Bei Gorillas können Individuen mehrfach ihre Gruppenzugehörigkeit wechseln. Dieser als Dispersion bezeichnete Vorgang spielt eine wichtige Rolle, um Inzucht zu vermeiden, die genetische Vielfalt zu verbessern und soziale Beziehungen zu pflegen. Wie aber wählen die Tiere ihre neue Gruppe aus?
Forschende der Universität Zürich (UZH) haben diesen Vorgang nun untersucht. Sie stützen sich dabei auf Daten, die 20 Jahre lang vom Dian Fossey Gorilla Fund über mehrere Gruppen wild lebender Berggorillas in Ruanda gesammelt wurden.
Weibchen meiden Männchen, mit denen sie aufgewachsen sind
Die Studie zeigt, dass die Weibchen sich nicht zufällig einer Gemeinschaft anschliessen. Bei ihrer Wahl scheinen Merkmale wie Gruppengrösse oder Geschlechterverhältnis keine Rolle zu spielen – dafür aber frühere soziale Erfahrungen: Die Weibchen meiden Männchen, mit denen sie aufgewachsen sind, und suchen sich Weibchen, die sie bereits kennen.
«Da weibliche Berggorillas nicht mit Sicherheit wissen, wer ihre Väter sind, können sie sich auf eine einfache Regel ‹Meide jede Gruppe mit Männchen, mit denen du aufgewachsen bist› verlassen», erklärt Victoire Martignac, Doktorandin am Institut für evolutionäre Anthropologie der UZH. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Männchen in ihrer Geburtsgruppe mit ihnen verwandt sind, ist höher als bei anderen männlichen Tieren.
Da die Weibchen mehrfach ihre Gruppe wechseln, machen sie zwangsläufig mit vielen Männchen Bekanntschaft. Sie meiden jedoch nur jene aus ihrer Geburtsgruppe. «Das zeigt, dass es nicht nur darauf ankommt, wen die Gorillaweibchen kennen, sondern auch, wie sie das Männchen kennengelernt haben», sagt die Erstautorin.
Investitionen in Beziehungen sind wichtig
Noch wichtiger ist allerdings die Anwesenheit von anderen Weibchen, mit denen sie zuvor zusammengelebt haben. Diese Beziehungen scheinen auch nach jahrelanger Trennung noch wichtig zu sein. «Der Eintritt in eine neue Gruppe kann sich ziemlich beängstigend anfühlen, da das einzelne Individuum dann in der Regel am unteren Ende der sozialen Hierarchie steht. Wie bei den Menschen könnte eine vertraute Bekanntschaft dazu beitragen, diese Angst zu verringern, und als soziale Verbündete wirken», fügt Letztautorin Robin Morrison hinzu. Wenn sich ein Weibchen auf Empfehlung einer Freundin einer Gemeinschaft anschliesst, ist dies auch ein positives Zeichen für die Gruppe als Ganzes oder für das dominante Männchen, das diese anführt.
Die Studie ergab zudem, dass jene Gorillaweibchen, die mindestens fünf Jahre lang zusammengelebt und sich in den letzten zwei Jahren getroffen haben, über den grössten Einfluss verfügen. «Investitionen in solche feministischen Beziehungen sind bei den Gorillas wichtig. Eine räumliche Trennung kann vorübergehend sein. Wenn die Weibchen sich später in einer anderen Konstellation wieder begegnen, kann dies den Neuanfang in der neuen Gruppe erheblich erleichtern», so Morrison.
Evolutionärer Schlüssel für kooperative Gesellschaften
Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig bei den Gorillas der soziale Austausch innerhalb verschiedener Gemeinschaften ist. Er ermöglicht nicht nur neue Bekanntschaften, sondern erleichtert auch die Aufrechterhaltung bereits bestehender Beziehungen. Indem die Individuen mehrfach die Zugehörigkeit wechseln, verschiedene Gruppen häufig interagieren und sich überlappende Gebiete teilen, weiten sich die Beziehungen der Menschenaffen über die Gruppengrenzen hinaus aus.
«Ein ausgedehntes Beziehungsnetz, das über Grenzen der Gemeinschaft hinweg besteht, scheint eine evolutionäre Schlüsselrolle bei der Entwicklung grösserer und kooperativerer Gesellschaften gespielt zu haben», folgern die Forschenden. Denn starke Bindungen zwischen verschiedenen sozialen Gruppen sind auch ein Schlüsselaspekt menschlicher Gesellschaften.
Originalpublikation:
Literatur
Victoire Martignac et al. Dispersed female networks: female gorillas’ inter-group relationships influence dispersal decisions. Proceedings of the Royal Society B. 4 August 2025. DOI: https://doi.org/10.1098/rspb.2025.0223

06.08.2025, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
Dem größten Huhn Europas auf der Spur
Am 1. August begann die diesjährige Erhebungsphase im Rahmen des bayernweiten Auerhuhn-Monitorings. Bis Ende Oktober werden bayernweit erneut die Vorkommen der größten europäischen Art unter den Rauhfußhühern erfasst. Erstmals können die Aufnahmen dabei mithilfe einer eigens für das Auerhuhn entwickelten App direkt digital erfasst werden, was die Datenerhebung vor Ort erleichtert und vereinheitlicht. Ziel ist es, langfristig einen Bestandstrend dieser seltenen, streng geschützten Art zu ermitteln und Veränderungen der Lebensräume zu erkennen und einzuordnen.
Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) ist eine charakteristische Art lichter, strukturreicher Nadelmischwälder in den Mittelgebirgen und Alpen Bayerns. Aufgrund seiner hohen Lebensraumspezialisierung reagiert es besonders sensibel auf Veränderungen im Waldökosystem. Es gilt daher als bedeutender Indikator für die ökologische Qualität großflächiger und naturnaher Wälder.
Das bayernweite Monitoring wurde 2022 von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) initiiert. Die Erhebungen erfolgen nun regelmäßig im Dreijahresrhythmus an über 2.500 festgelegten Inventurpunkten in ganz Bayern, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Natura 2000-Vogelschutzgebiete. Dabei werden direkte und indirekte Nachweise wie Sichtbeobachtungen, Losung oder Federfunde systematisch dokumentiert.
Das Besondere an diesem Vorhaben ist die enge Zusammenarbeit zahlreicher staatlicher und nichtstaatlicher Akteure. Neben der Bayerischen Forstverwaltung sind Naturschutzbehörden, Umweltverbände, Naturparke sowie viele ehrenamtlich engagierte Personen eingebunden. Die Fachstellen für Waldnaturschutz in den Regierungsbezirken koordinieren die praktische Umsetzung vor Ort.
Da der Großteil der verbliebenen Auerhuhnbestände Deutschlands in Bayern vorkommt, übernimmt der Freistaat mit dem Fortbestehen dieses Monitorings maßgeblich Verantwortung für den Erhalt dieser charakteristischen Art und der für sie typischen Bergwaldlandschaften

07.08.2025, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie
Es kommt nicht nur auf die Größe an
Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und der Universität Turku stellt die traditionelle Annahme einer universal gültigen männlichen Dominanz bei Säugetieren infrage. Die Analyse von Daten aus drei Jahrzehnten über in freier Wildbahn lebende Berggorillas zeigt, dass deren Hierarchien, die lange Zeit als streng männlich dominiert galten, gar nicht so eindeutig sind. Die Ergebnisse verdeutlichen die Komplexität der Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern bei Menschenaffen und deuten darauf hin, dass das Patriarchat beim Menschen eher ein kulturelles Konstrukt als ein Erbe der Primaten ist.
Auf den Punkt gebracht
– Machtverhältnisse zwischen weiblichen und männlichen Gorillas: Diese sind weniger streng männlich geprägt als bisher angenommen. So können Weibchen trotz der extremen Größen- und Kraftunterschiede Männchen überlegen sein.
– Traditionelle Geschlechterrollen neu betrachtet: Sind Weibchen Männchen überlegen, haben sie Vorrang beim Zugang zu Nahrung. Dies stellt eine gängige Vorstellung infrage, nach der Weibchen und Männchen um unterschiedliche Ressourcen konkurrieren – Weibchen um Nahrung und Männchen um Weibchen.
Die Entdeckung, dass Weibchen bei Tüpfelhyänen und einigen Lemurenarten Macht über Männchen haben, hat bereits vor über 50 Jahren die Annahme infrage gestellt, dass männliche Säugetiere universell über eine soziale Macht gegenüber ihren weiblichen Artgenossen verfügen. Zahlreiche Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass diese Arten keine Ausnahmen sind, sondern die gesamte Bandbreite der Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern abbilden, die von strikter männlicher Dominanz bis zu strikter weiblicher Dominanz reicht. Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und der University of Turku erweitert diese Erkenntnisse. Demnach sind die Machtverhältnisse zwischen weiblichen und männlichen Gorillas nicht so stark männlich dominiert wie bisher angenommen.
„Da männliche und weibliche Gorillas deutliche geschlechtsspezifische Asymmetrien in Bezug auf ihre Körpergröße und die Größe ihrer Eckzähne aufweisen und als die Menschenaffenart gelten, bei der Männchen Weibchen am stärksten dominieren, wollten wir die Machtverhältnisse zwischen ihnen untersuchen. Gleichzeitig wussten wir, dass sich weibliche Gorillas aussuchen, mit welchen Männchen sie sich fortpflanzen. Diese Eigenschaft wird mit einer erhöhten Macht der Weibchen bei Primaten in Verbindung gebracht, was durch eine vor wenigen Wochen veröffentlichte Studie bestätigt wurde“, sagt Erstautor Nikos Smit, Postdoc an beiden beteiligten Einrichtungen.
Traditionelle Geschlechter-Machtverhältnisse neu betrachtet
Diese neue Studie basiert auf Verhaltensbeobachtungen von vier sozialen Gruppen freilebender Berggorillas über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten. Die Forschenden konnten zeigen, dass fast alle Weibchen, die in Gruppen mit mehreren Männchen leben, mindestens einem Männchen überlegen sind. Obwohl sie nur halb so viel wiegen wie Männchen, gewinnen Weibchen jeden vierten Konflikt und übertrumpfen jedes vierte Nicht-Alpha-Männchen. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Alpha-Männchen Weibchen dabei unterstützen, andere Männchen zu dominieren. Zudem könnten Nicht-Alpha-Männchen in Konkurrenzsituationen bereit sein, sich einem Weibchen zu beugen, um in der Gruppe zu verbleiben. Außerdem haben weibliche Gorillas gegenüber den von ihnen dominierten Männchen Vorrang beim Zugang zu bestimmten Nahrungsressourcen. Dies widerlegt traditionelle Vorstellungen, nach denen Weibchen und Männchen um unterschiedliche Ressourcen konkurrieren: Weibchen um Nahrung und Männchen um Weibchen.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Gorilla-Weibchen in der Rangordnung mit größerer Wahrscheinlichkeit jüngere und ältere Männchen übertrumpfen, obwohl diese immer noch deutlich größer sind als erwachsene Weibchen. Neben Körpergröße und Stärke scheinen also noch andere Faktoren die Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern zu beeinflussen“, sagt Martha Robbins, die das Langzeitforschungsprojekt zu Berggorillas im Bwindi-Nationalpark leitet, auf dessen Daten diese Studie basiert.
Patriarchat beim Menschen – ein kulturelles Konstrukt, kein Erbe der Primaten
Ein besseres Verständnis der Beziehungen zwischen Weibchen und Männchen bei Gorillas, den Menschenaffen mit der stärksten Geschlechtsdimorphie, hat auch Auswirkungen auf die Interpretation vergleichbarer Strukturen beim Menschen und anderen Arten. Die aktuelle Studie erweitert die Bandbreite der bei Menschenaffen beobachteten Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern, die von weiblicher Dominanz bei Bonobos bis zu männlicher Dominanz bei Schimpansen reichen. Sie trägt zu einem neuen Blick auf ökologische und evolutionäre Aspekte der Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern bei, die nicht allein von Größe und Stärke geprägt sind. Damit wird die Annahme infrage gestellt, dass das Patriarchat ein Erbe der Primaten sei.
Originalpublikation:
Nikolaos Smit, Martha M. Robbins
Female mountain gorillas can outrank non-alpha males
Current Biology, 7 August 2025, https://doi.org/10.1016/j.cub.2025.07.006

08.08.2025, Deutsche Wildtier Stiftung
Extremwetter setzt dem Alpenschneehasen zu
Deutsche Wildtier Stiftung fordert Rückzugszonen für gestresste Wildtiere
Seit Wochen regnet es immer wieder heftig – auch in den Alpen. Für den Nachwuchs der Alpenschneehäsin ist das eine schwierige Wetterlage: Gerade kommt der zweite Wurf zur Welt. Für die nur faustgroßen Jungtiere sind Nässe und Kälte eine Gefahr, denn ihr Immunsystem ist noch nicht ausgereift. Wird das Fell durchnässt, kühlen die kleinen Hasenkörper schnell aus. Dann drohen Infektionen wie etwa eine Lungenentzündung oder ein bakterieller Schnupfen. „Treten im Sommer solche extremen Wetterereignisse auf, ist das Überleben des Schneehasennachwuchses fraglich“, sagt Professor Dr. Klaus Hackländer, Wildtierbiologe und Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung.
Höchstens sechs Wochen dauert die Säugezeit, danach sind die Jungtiere auf sich allein gestellt. Übersteht ein junger Schneehase die ersten Lebenswochen, entwickelt er sich zu einem schnellen und wachsamen Wildtier der rauen Bergwelt. Dann kann er elegante Haken schlagen und bei Gefahr blitzschnell in ein sicheres Versteck flüchten. Daneben schützt ihn ein Trick der Natur: Im Sommer ist sein Fell graubraun, ab Herbst verfärbt es sich schneeweiß. So ist der Schneehase perfekt an seine Umgebung angepasst. Doch diese Tarnung funktioniert häufig nicht mehr. Denn als Folge des Klimawandels, der sich in den Alpen besonders deutlich zeigt, schmilzt im Frühjahr der Schnee oft schneller, als das Winterfell in ein graubraunes Sommerkleid wechseln kann. Dann sitzt der Schneehase für seine Feinde gut sichtbar auf dem Präsentierteller. „Er selbst weiß nicht, wie es um die Farbe seines Fells steht“, sagt Hackländer.
Umso wichtiger ist es für das „Tier des Jahres“, dass es möglichst viele Rückzugsräume hat und Menschen es in seinem Lebensraum nicht stören. Studien zeigen, dass die Hasen Stress empfinden, wenn sie etwa durch Touristen aufgeschreckt werden. Dieser Stress – nachweisbar durch Stresshormone in den Kotpillen – macht sie anfälliger für Krankheiten und beeinflusst die Fortpflanzung negativ. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher eine wildtiergerechte Raumplanung: „Schneehasen brauchen alpine Bereiche, in denen Menschen ausgeschlossen sind“, sagt Hackländer. Gäbe es mehr Waldgebiete, die für den Tourismus tabu sind, würde das nicht nur dem Schneehasen zugutekommen. Auch andere Alpenbewohner wie das seltene Birkhuhn, das Schneehuhn oder die Gämse und der Steinbock würden profitieren.

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