Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann (Hörbuch)(Rezension)


Von der unbedingten Anwesenheitspflicht im eigenen Leben
Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen, verschwinden lassen oder in Ordnung bringen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman – und natürlich noch viel mehr. Was man von hier aus sehen kann ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe im Modus der Abwesenheit.

Okapi (Zoo Antwerpen)

Mir war bewusst, dass Okapis in WAS MAN VON HIER AUS SEHEN KANN eher eine untergeordnete Rolle, wenn überhaupt, spielen würden und tatsächlich ist das auch so. Der Leser erfährt ein bisschen was über Okapis (vor allem was das eigentlich ist, denn vermutlich dürfte es sich um eines der weniger bekannten Tiere handeln und dass es eine Giraffenart ist dürfte mehr als verwundern…), aber … die Hauptpersonen sind sie nicht.
Vermutlich hätte ich das Buch auch weiterhin ignoriert, wenn es die Verfilmung nicht gegeben hätte und ich nicht (mehr oder weniger zufällig über netgalley) das Hörbuch in die Finger bekommen hätte. Und … ich bereue nichts. Liebenswerte, skurrile Personen, merkwürdige Gedankengänge, lustige Situationen … trotz des anscheinend ernsten Themas (immerhin stirbt ja jemand, wenn Selma ein Okapi im Traum erscheint) eine heitere, lockere und sehr berührende Geschichte, die durch Sandra Hüller gefühlvoll in Szene gesetzt wird. Es macht Spaß ihr zuzuhören, ihre Betonung sorgt für die entsprechende Atmosphäre … und man bekommt das Gefühl direkt dabei zu sein.
Ein Buch über die Liebe, obwohl die Liebe nicht so präsent ist wie man es sich wünschen würde. Ein Buch über den Tod, auch wenn dieser weniger präsent ist als es den Anschein erweckt.
Ein Buch, das ich gerne gehört habe, das mich verzaubert und die Probleme des Alltags vergessen ließ.
Wer gerne sanfte Geschichten über skurrile Personen lesen möchte (und bei manchen Szenen auch herzhaft lachen möchte … und ich habe das bei den Briefen des Optikers …) der wird an WAS MAN VON HIER AUS SEHEN KANN seine Freude haben.
Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass der Film dem Buch gerecht werden kann … und ich gehe fast davon aus, dass ich mir die Verfilmung auch nicht ansehen werde.
Wer ein Buch über Okapis lesen will sollte sich ein anderes suchen (auch wenn mir im Moment nur Grzemeks KEIN PLATZ FÜR WILDE TIERE einfällt, in dem Okapis aber auch keine Hauptrolle spielen…)

(Rezensionsexemplar)

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