Len Howard war das jüngste von vier Kindern des Dichters Henry Newman Howard und von Florence Howard, geborene Warman. Sie wurde als Bratschistin ausgebildet und spielte im Orchester unter Malcolm Sargent.
Etwa 1942 zog Howard von London nach Ditchling, East Sussex, und begann die wild lebenden Vogelarten rund um ihr Haus zu beobachten. Howards musikalische Ausbildung gab ihr einen einzigartigen Einblick in den Gesang von Vögeln. Sie entwickelte eine innige, fast wohngemeinschaftliche Beziehung zu den Vögeln, von denen viele frei um und durch ihr Haus flogen und sogar dort schliefen. Ihrem Haus gab sie den Namen Bird Cottage.
Howard verfasste zwei Bücher über ihre Vögel, in denen sie die Behauptung aufstellte, dass die individuelle Intelligenz, nicht nur der reine Instinkt, ein bedeutender Faktor im Verhalten von Vögeln sei. Howard schenkte den Kohlmeisen in ihren Untersuchungen besondere Aufmerksamkeit, schrieb aber u. a. auch über Rotkehlchen, Sperlinge, Amseln, Drosseln, Finken und Blaumeisen. Sie griff besonders auffällige Individuen für ihre Vogel-Biografien heraus, die in verschiedenen Zeitschriften und in ihren Büchern veröffentlicht wurden.
Howard war überzeugt, dass Furcht die vorrangige Motivation im Verhalten von Vögeln ist, wie dies von Menschen beobachtet wird. Deshalb bemühte sich Howard engagiert darum, ihre Umgebung genau wie die Umgebung ihrer Vögel unter kontrollierten Bedingungen zu halten, um den Vögeln ein größtmögliches Gefühl an Sicherheit zu vermitteln, so dass sie eine enge Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Deshalb lebte die Autorin sehr zurückgezogen. Wer sie in ihrem Bird Cottage besuchen wollte, musste genaue Anweisungen befolgen.
Howard starb am 5. Januar 1973 im Alter von 79 Jahren im Bird Cottage.
ALLE VÖGEL MEINES GARTENS ist eines ihrer Bücher, erschien bereits 1952 (die erste deutsche Übersetzung erschien 194 und war bis jetzt auch die einzige Ausgabe des Buchs, das auf deutsch erschienen ist). Die Autorin und ihre Beobachtungen sind schnell in Vergessenheit geraten, aber jetzt ist ihr Buch wieder in neuer Übersetzung erhältlich. Len Howard ist keine Wissenschaftlerin aber eine gute Beobachterin deren Ausbildung als Musikerin auch dem Gesang eine große Bedeutung zuweist. In der heutigen Zeit ist sogenanntes Nature Writing sehr beliebt (sowohl bei Schreibenden als auch bei Lesenden) und nichts anderes macht Len Howard, auch wenn sie ihre eigene Person etwas zurück nimmt und selten mehr als Beiwerk ist. Die Vögel stehen im Mittelpunkt und so beschreibt Len Howard ihre Beobachtungen an Kohlmeisen, Rotkehlchen und Co. anhand besonderer Individuen. Das Buch, bzw. die Autorin wirkt weniger exzentrisch als man denken mag, die Beobachtungen sind präzise und die Autorin ist sich selbst der Gefahr bewusst, dass sie manches vielleicht vermenschlicht. Aber aus wissenschaftlicher Sicht sind ihre Erkenntnisse und langjährigen Beobachtungen nicht anders, als beispielsweise die von Konrad Lorenz, nur hatte dieser einen wissenschaftlichen Hintergrund und wurde ernster genommen, als eine Musikerin, die Vogelbeobachtungen machte ohne die Grundkenntnisse der Biologie zu beherrschen.
Was allerdings auch mehrere Dinge zeigt: Laien/Amateure haben es schwer, sich unter Wissenschaftlern zu behaupten. Zusätzlich veröffentlichte die Autorin ihre Bücher unter dem Namen Len Howard, sozusagen eine Verkürzung ihres Namens Gwendolen, um ihr Geschlecht ein bisschen zu verschleiern. Eine Tatsache, die auch Stephen Moss in seinem Vorwort erwähnt.
Den Leser der heutigen Zeit wird überrascht sein, was die Autorin mitteilt: Bereits vor 70 Jahren sprach sie den Vögeln Intelligenz, Kommunikation und eine eigene Persönlichkeit zu.
ALLE VÖGEL MEINES GARTENS – Ein Buch für Freunde des Nature Writings und alle, die mehr über Vögel erfahren möchten.
(Rezensionsexemplar)