Kurt Kotrschal: Wolf – Hund – Mensch – Die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung (Rezension)

Sie bevölkern seit jeher unsere Mythen und Märchen: Wölfe. Sie waren für den Menschen immer schon Partner und Gegner, Projektionsfläche und Zentrum in der Entwicklung der menschlichen Spiritualität. Der ausgewiesene Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal, der mit seinen beiden Kolleginnen Friederike Range und Zsofia Viranyi ein weltweit einzigartiges Wolfsforschungszentrum leitet, legt mit diesem Buch ein umfassendes, wissenschaftlich fundiertes Buch über die ­ambivalente und facettenreiche Beziehung zwischen Wolf und Mensch vor und rollt die Entwicklungsgeschichte des Hundes neu auf. Er beantwortet die Frage, was Hunde und Wölfe voneinander unterscheidet und liefert wertvolles Hintergrundwissen für einen partnerschaftlichen Umgang zwischen Mensch und Hund. Während ein Großteil der aktuellen Wolfsliteratur auf Spekulationen beruht, basieren seine Erkenntnisse auf jahrelanger hands-on-Arbeit mit Wölfen und Hunden. In leichtem Tonfall bringt er uns auf den neuesten Stand der Forschung über Wölfe und Hunde. Er hilft uns, nicht nur ­unsere uralte Faszination für den Wolf besser zu begreifen, sondern lehrt uns auch den richtigen Umgang mit „“dem besten Freund des Menschen““, dem Hund.
Auch wenn das Buch nicht wirklich aktuell zu bezeichnen ist, zeigt es doch einige interessante Ansichten über die Wolf/Hund-Mensch-Beziehungen. Es ist ein sehr persönliches Buch, was auf den ersten Blick nicht unbedingt ersichtlich ist, aber bei genauerem Hinsehen fast schon eher wie der Wink mit der Betonpfeilerfabrik ist.  Man muss nur einen Blick auf das Cover werfen … das schreit ja schon nach persönlichen Eindrücken. Und so spielt auch das Kind von Kurt Kotschral eine Rolle, das WOLF SCIENCE CENTER Ernstbrunn.

Und so erfährt der Leser über das Zentrum in etwas genauso viel wie über Haushunde, Wölfe und Menschen. Das Zentrum war bei Erscheinen des Buchs noch sehr jung (ca. 4 Jahre), aber die dort betriebene Forschung schon weit fortgeschritten, trotz Ortswechsel (von Grünau nach Ernstbrunn). Besucher können sich selbst einen Eindruck vom Zentrum machen.
Das war für mich auch die Stärke des Buchs, wenn sie auch unerwartet kam: Die Forschungsarbeit ist durchaus interessant, wenn dabei auch an Tieren in Gefangenschaft getestet werden (aber manche Experimente dürften sich in freier Wildbahn nicht durchführen lassen, das könnte an Versuchsobjekten scheitern. Andererseits ist es merkwürdig, dass (aus verständlichen Gründen) die Arbeit in Ernstbrunn in höchsten Tönen gelobt wird, die Arbeit anderer jedoch kritisiert wird. Kritik ist in Ordnung, aber es kommt immer darauf an, wie man sie äußert und ich selbst hatte Fragen über den Sinn der Ernstbrunner Versuche. Vielleicht werde ich Antworten finden wenn ich das Zentrum besucht habe, was bisher noch nicht passiert ist (mich aber durchaus interessieren würde). Manche „Wolfsforscher“ haben eine sehr innige Beziehung zu ihren „Versuchsobjekten“, die vielleicht keine allgemein gültigen, reproduzierbare Forschungsergebnisse fabrizieren, aber doch mehr über die Persönlichkeit von Wolf und Haushund offenbaren als reine Feld- oder Zooforschung. Deswegen Bücher wie Zorn der Wölfe oder „Forscher“ wie Shaun Ellis deswegen zu kritisieren geht mir ein bisschen zu weit, zumal die Ausgangssituation eine andere ist. Und es wäre nicht unbedingt nötig gewesen, man hätte darauf gar nicht erst eingehen müssen. Und das sollte ein renommierter Wissenschaftler nicht nötig haben.
Aber nicht nur hier muss der Leser vorsichtig sein um sich nicht einer Meinung anzuschließen, nur weil sie ein promovierter Wolfsforscher von sich gibt.
Wenn man sich eine Meinung bilden will, sollte man sich die genannten Bücher und die Werke von Elli H. Radinger zu Gemüte führen, der an Wölfen interessierte sollte das sowieso. Es sind alles (mehr oder weniger) gute Bücher, die eine breite Sichtweise auf den Wolf (oder den Haushund) und seine Beziehung zum Menschen wiedergeben. Und auch neuere Bücher des Autors sollte man nicht beiseite legen.
Was alle genannten Autoren gemein ist: Ihre persönliche Sicht auf den Wolf. Und so darf man nicht unbedingt alle Aussagen für gegeben hinnehmen, vor allem wenn es darum geht, dass Wölfe keine Menschen angreifen und töten … das kommt vor, ist auch etwas das erwähnt werden sollte, aber besorgniserregend ist das nicht: Andere Tiere (auch Haustiere …) greifen Menschen an und manchmal gibt es Todesopfer, aber der Mensch gehört nicht unbedingt zur favorisierten Beute der Raubtiere.
Ich weiß gar nicht wie ich vom Thema abkommen konnte und mich eher allgemein ausdrücke.
Kurz zusammen gefasst kann ich sagen, dass WOLF-HUND-MENSCH ein interessantes Buch ist, was die Forschungsarbeit des Ernstbrunner Wolf Zentrums anbelangt. Alles andere ist dagegen mit Vorsicht zu genießen.

Das Wolf Center im www

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