Kathrin Lange/Susanne Thiele: Toxin (Rezension)

Milzbrand oder Anthrax ist eine akute Infektionskrankheit, die durch Bacillus anthracis verursacht wird und meist Paarhufer, aber auch andere pflanzenfressende Tiere befällt. Auch Menschen können von dieser Zoonose befallen werden, wenn sie Milzbrandsporen ausgesetzt sind, die auch von Tieren auf den Menschen übertragen werden können. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch gilt als sehr unwahrscheinlich; es wurde bislang kein derartiger Fall dokumentiert.
Der Erreger des Milzbrands ist ein aerobes und sporenbildendes Stäbchenbakterium. Das vom Erreger produzierte Milzbrandtoxin ist hochgiftig. Bei einer Infektion des Menschen sind meist Haut und Schleimhäute, seltener auch Lunge oder Verdauungstrakt betroffen. Die Sporen können unter Umständen Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte überleben.
Aufgrund der Eignung als Biowaffe und der Suche nach Abwehrmöglichkeiten sind die Wirkungsweise des Anthrax-Erregers und der Verlauf der Krankheit gut erforscht. Unter anderem wird daran geforscht, die Wirkung als Zellgift selektiv gegen Krebszellen einzusetzen …
Und das ist der Hintergrund zu TOXIN.
Was, wenn eine jahrhundertealte Seuche aus der Arktis zurückkehrt?
Als in Berlin Obdachlose an Milzbrand sterben, ist Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg alarmiert. Die Fälle erinnern an ein Ereignis in Alaska vor 10 Jahren, als das Auftauen des Permafrostbodens einen tödlichen Erreger freisetzte. Ebenfalls in Alaska verschwindet Ninas Freund, der Milzbrand-Forscher Gereon Kirchner. Nina bittet ihren Bekannten Tom Morell, dorthin zu reisen und herauszufinden, was passiert ist. Schon kurz nach Toms Ankunft taucht in einem Eistunnel eine Frauenleiche auf. Ist Gereon schuld an ihrem Tod? Hat er gar mit dem qualvollen Tod der Obdachlosen in Berlin zu tun? Während Tom und Nina versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen, müssen sie begreifen, dass sie gegen einen sehr viel mächtigeren Gegner kämpfen, als sie dachten …

Bereits der Prolog kann fesseln und man darf einen hochspannenden Thriller mit einem sehr aktuellen Thema (das auch nach der Covid-Pandemie akut ist und wie ein Damoklesschwert über uns schwebt … neue Pandemien). Aber dann scheint es, als wäre bereits das ganze Pulver verschossen, denn trotz einiger spannenden Szenen und etwas Action, bleibt der Roman streckenweise langatmig und schulmeisterlich. Neben Informationen zum Anthrax-Erreger erklären die Autoren den Klimawandel, lassen sich über Rassismus, soziale Ungerechtigkeit und Verschwörungstheorien auch und wirken dabei eher belehrend als unterhaltend. Gegen Ende wird die Thrillerhandlung präsenter, der erhobene Zeigefinger weniger präsent, aber der Schaden ist dann bereits angerichtet: Wirklich überzeugen kann TOXIN nicht, trotz des interessanten Hintergrunds.
Der Schreibstil der Autoren ist angenehm und flüssig, trotz vieler Erklärungen wird es nicht zu wissenschaftlich oder unverständlich. Die Charaktere sind interessant (und normale Personen, ohne besondere Vergangenheit, sprich: Personen wie du und ich) und wirken authentisch. Nur … anhand des Klappentextes erwartet man ein anderes Buch … und auch wenn es etwas abgedroschen klingen mag, wenn man es mit einem mächtigeren Gegner zu tun hat, so ist das hier eher enttäuschend.

(Rezensionsexemplar)

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