Vogelkundlerin Amalia Fink und ihre beste Freundin Lydia Denk, ihres Zeichens Salzburgs bekannteste Hobby-Philosophin, weilen auf Teneriffa, denn in der Pension kann man sich so etwas schon mal gönnen. Amalia hat das Ziel, ein wissenschaftliches Buch über die kanarische Vogelwelt zu verfassen. Lydia offenbar das Ziel, sie abzulenken, denn die eigenen Philosophiebücher im Koffer bleiben unangetastet. Dann verschwindet ein Rotkehlchen. Nein, nicht der Vogel, sondern eine junge Frau namens Katie, in der Amalia Fink ein Rotkehlchen zu erkennen glaubt – so wie sie alle Menschen, die ihr begegnen, unweigerlich mit einer bestimmten Vogelart in Verbindung bringt.
Vogelfrei oder im goldenen Käfig?
Weil ihnen Katies Verschwinden nicht geheuer ist, stellen Fink und Denk auf der Insel Nachforschungen an und beginnen, das Gestrüpp an Verstrickungen, das den gewöhnlichen Urlauber*innen verborgen bleibt, zu entwirren. Hat Katies Verschwinden etwas damit zu tun, dass erst kürzlich ihr nackter Nachbar – der nicht per se nackt ist, es aber in diesem verhängnisvollen Moment war – vom Balkon gefallen ist? Oder musste sie die Insel überstürzt verlassen, weil ihre Affäre aufgeflogen ist? Und sitzt da etwa eine Lorbeertaube im Gebüsch? Nein, Fehlalarm … zumindest, was die Lorbeertaube betrifft.
Ein Krimi auf Teneriffa, das muss ja Cosy sein. Und in gewisser Weise ist das DAS SCHWEIGEN DER KANARIENVÖGEL auch. Ingrid Walther geht sehr liebevoll mit ihren Charakteren um, vor allem ihre Protagonisten sind sympathisch und einfach zum gern haben. Das sind nicht nur Amalia Fink und Lydia Denk, dazu gehören auch ihre Freunde und diverse Taxifahrer. Auch die Landschaft und die Besonderheiten der Insel bekommen den Platz den sie verdienen, so dass man Lust hat die Insel auf eigene Faust zu entdecken (und nach der Lorbeertaube Ausschau zu halten …). Was dann nicht so ganz zu einem CosCrime passen will ist die Handlung, die nach organisiertem Verbrechen klingt und anscheinend auch einen wirklich skrupellosen Gegenspieler (wenn man das so sagen kann) aufweist. Da hat man auf der einen Seite den erfolgreichen Millionär, der Naturschutz mit Füßen tritt, aber seine Untergebenen an den richtigen Stellen hat, auf der anderen Seite zwei rüstige Pensionärinnen, die Erinnerungen an Miss Marple oder Jessica Fletcher wachrufen lassen. Und irgendwie hat für mich das nicht zusammen gepasst. Wobei ich auch sagen muss, dass die Handlung am Anfang durchaus spannend war und ich ein bisschen Angst um das Seelenheil der Protagonistinnen hatte. Aber dann gab es einen Bruch in der Erzählung und die aufgebaut Spannung wurde zerstört, dann habe ich bekommen was ich erwartet hatte: Eine cosy Krimihandlung, die durch das, was vorher passierte nicht überzeugen konnte. Ein Mix aus Thriller und CosyCrime? Ich weiß es nicht.
Und so liebevoll die Landschaft und liebenswert die Protagonisten dargestellt werden … überzeugt war ich nicht. Da hätte sich Ingrid Walther auf ein SubGenre beschränken sollen: Thriller oder Cosy. Aber so … kein Reihenauftakt der mich neugierig auf weitere Fälle der durchaus sympathischen „Ermittlerinnen“ gemacht hat.
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(Rezensionsexemplar)