Hans-Peter Hutter/Raoul Mazhar: Parasiten – Meister der Manipulation (Rezension)

Parasiten sind keine Randerscheinung – sie beeinflussen die Gesundheit, Evolution und das Zusammenleben von Menschen und Tieren. Das Buch zeigt, wie stark unser Alltag von ihnen geprägt ist, ohne dass wir es bemerken.
Eine Ameise erklimmt mit erstaunlicher Präzision die exakte Höhe eines Grashalmes, beißt zu und wartet – pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk – bis sie gefressen wird. Eine Maus verliert ihre Angst und spaziert todesmutig in den Rachen einer Katze. Ein Fisch tauscht seine Zunge gegen einen blutsaugenden Untermieter und macht pflichtbewusst weiter. Die Regisseure dieser Szenen? Parasiten: unscheinbar, hochspezialisiert und erstaunlich angepasst.
In »Parasiten – Meister der Manipulation« werfen Hans-Peter Hutter und Raoul Mazhar einen ebenso vergnüglichen wie kenntnisreichen Blick darauf, wie Mikroorganismen Verhalten umprogrammieren, Körper kapern und Evolutionsgeschichte mitschreiben: wissenschaftlich präzise, mit trockenem Witz und oft makaber komisch.

Parasiten – Meister der Manipulation entführt den Leser in die faszinierende, bizarre und oft überraschende Welt der Parasiten – jener Organismen, die nicht nur Krankheiten auslösen, sondern Verhaltensweisen, Ökosysteme und sogar Evolution grundlegend beeinflussen. Und so werden die Leser nach einem etwas überraschenden Vorwort von Ursula Poznanski in die Welt der Malaria oder der Schistosomiasis eingeführt und lernen die Vielzahl unterschiedlicher Parasiten kennen … bis es dann wirklich gruselig (und fast unglaublich wird), wenn sich Parasiten ihrer Wirte bemächtigen und diesen ihren Willen aufweisen, bis hin zu Parasiten, welche ganze Organe ersetzen (in diesem Fall ist es eine Meerassel, welche die Funktion der Zunge übernehmen). Ein Horrorfilm ist nichts dagegen, wenn man sich anschaut, was das wahre Leben so zeigt. Und man will nur hoffen, dass man nicht selbst Opfer eines Parasiten wird (von der Meerassel bleiben wir verschont, aber es gibt andere Gefahren, denen wir uns freiwillig aussetzen, und die uns gar nicht bewusst sind … und damit meine ich nicht nur die Entstehung der Mitochondrien, deren Evolution auch auf ein Parasitendasein hinweisen könnte. Wobei der technische Parasitismus nicht unbedingt Teil dieses Buchs hätte sein müssen und irgendwie konstruiert wirkt, was dann auch wieder passt. Das war auch der Teil mit dem ich nichts anfangen konnte und der etwas befremdlich und an den Haaren herbeigezogen wirkte).
Die Autoren, ein renommierter Umweltmediziner und ein Medizinjournalist, kombinieren wissenschaftliche Präzision mit erzählerischem Witz. Komplizierte Vorgänge (und manche Vorgänge sind wirklich kompliziert, aber wenn man sie verstanden hat nicht weniger erschreckend) werden einfach erklärt. Sie machen komplexe biologische Mechanismen zugänglich zu machen, indem sie humorvolle narrative Elemente nutzen, beispielsweise Steckbriefe verschiedener Parasiten, die auf der Suche nach dem richtigen Partner sind.
Es entsteht ein lebendiger Stil, der trockene Fakten mit unterhaltsamen Anekdoten verbindet, und über die Gefährlichkeit der Parasiten und ihrer Krankheiten hinwegtäuscht. Einige Kapitel wirken dabei allerdings etwas überfrachtet mit Metaphern und erzählerischem „Overkill“, was den Lesefluss stören kann – besonders, wenn der wissenschaftliche Kern erst nach langer Einleitung deutlich wird (und ich wieder bei Thema technischer Parasitismus wäre). Aber darüber kann man hinwegsehen. Im Großen und Ganzen, und, oder vielleicht gerade wegen, der humorvollen Darbietung, ist PARASITEN – MEISTER DER MANIPULATION ein höchst informatives Buch, das dem Leser diese oft verborgene (oder ignorierte) Welt nahe bringt. Und manche Parasiten, wie Toxoplasma gondii und die Plasmodium-Arten sind immer wieder im Gespräch.
Wer mehr über Parasiten wissen will, ohne gleich mit medizinischen und biologischen Fachbegriffen erschlagen zu werden, bekommt hier einen kleinen Überblick (durch die Gesamtheit der Parasiten, denn zum einen gibt es viel zu viele davon und zum anderen sind nicht alle beschriebenen in diesem Buch für den Menschen von Bedeutung, man denke nur an die Meerassel)

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