Burkhard Neumann: Stille Invasionen (Rezension)

Mit dieser Pressemitteilung vom 5. Januar fing alles an
Stille Invasionen – Tiefsinnige Symbiose zwischen Wissenschafts- und Kriminalroman
Pressemitteilung von: tredition GmbH

Geheimnisvolle Ameisen ziehen Menschen in Burkhard Neumanns „Stille Invasionen“ in eine Spirale der Gewalt.

Insekten sind nicht unbedingt ein Thema, mit dem sich viele Menschen tiefgehend beschäftigen, doch der neuen Wissenschaftsroman von Burkhard Neumann könnte daran einiges ändern. Ralf Schmidt, der Protagonist des Romans, ist ein Insektenforscher, der sich den Krabbeltieren mit Leidenschaft widmet. Eines Tages wird er mit geheimnisvollen Ameisen aus einem Geothermischen Kraftwerk im Bundesland Brandenburg konfrontiert. Seine Wissenschaftler-Seele ist fasziniert und sieht diese merkwürdigen Ameisen als eine Herausforderung. Doch er scheint nicht der Einzige zu sein, der sich für die Tierchen interessiert …
Ralf Schmidt wird in „Stille Invasionen“ von Burkhard Neumann zusammen mit seiner Familie, Kollegen und Freunden in eine Spirale der Gewalt gezogen, denn hinter den Ameisen steckt mehr, als man vermuten würde. Welches Rätsel umgibt die kleinen Tiere, das Menschen sogar vor Mord nicht zurückschrecken? Die Leser werden von dem Krimi bestens unterhalten und lernen nebenbei so einiges über die Risiken, die durch Neozoen entstehen können. Ameisen wird man nach der Lektüre dieses Romans mit anderen Augen betrachten.
Ich habe tredition um ein Rezensionsexemplar gebeten, da ich die Thematik interessant finde (und man auch Bioinvasoren und Ameisen ziemlich oft in diesem Blog findet). Mir wurde dann ein fast 900seitiges pdf geschickt, das mich erst einmal schlucken ließ. Ich war aber neugierig und begann zu lesen … und ich habe durchgehalten. Und die Frage, die sich am Ende stellt: Warum eigentlich?
Stille Invasionen hätte ein spannender Thriller werden können. Es ist bekannt, dass Pharaoameisen in Computer eindringen können, da sie durch die günstigen Temperaturen angelockt werden. Dort können sie Systemabstürze und Elektrobrände verursachen. Und vielleicht auch mehr, wie in Stille Invasionen angedeutet wird.
Man HÄTTE einen spannenden Thriller schreiben können, aber das war wohl nicht die Absicht des Autors. Was aber genau seine Absicht war, konnte ich auch nach Beendigung des Romans nicht erkennen. Auf fast 900 Seiten erfährt man hin und wieder etwas über Neobiota (Tiere und Pflanzen, die sich in einer Region ansiedeln, in der sie ursprünglich nicht heimisch waren) und auch heimische Arten.
Die eigentliche Handlung rund um die Ameisen wird in langatmige, uninteressante Beschreibungen verschiedener Grillabende, Ausflüge, Symposien eingebettet und die wirklich spannenden Szenen nehmen vielleicht einmal 50 Seiten ein. Auch ist die Schreibweise etwas holprig und wirklich nahe geht einem das Schicksal der Hauptpersonen nie, da sie auf eine etwas distanzierte Art und Weise (der Mann, die Frau …) beschrieben werden. Der Roman ist zu lang und ergießt sich in zahlreiche Bedeutungslosigkeiten. Die Gedankengänge oder Beobachtungen unbedeutender Nebenfiguren, treiben weder die Handlung voran, noch interessieren sie den Leser. Leider finden sich davon zu viele und auch der kurze Ausflug in die Denkweise einer Ameise hilft nicht weiter.
Schade, denn die Pressemitteilung klang sehr interessant.
Wie gesagt, es hätte ein spannender Thriller werden können (einer von der Art, wie sie bisher meines Wissens nach noch nicht existieren), aber Stille Invasionen hat jegliche Chancen vertan. Uninteressant bis zur letzten Seite und das vermittelnde Wissen bekommt man an anderen Stellen angenehmer präsentiert. Spirale der Gewalt? Nun ja, es wird ein bisschen geprügelt und gemordet, aber das wird genauso beschrieben wie der Biss eine Spinne, der Begegnung mit einer Rippenqualle oder der Wanderung durch einen nächtlichen beleuchteten Wald. Nebenbei gibt es noch diverse Unwetter, Fastkernschmelzen in Atomkraftwerken und weitere Katastrophen, neben zahlreichen Familienausflügen und entspannten Gartenaufenthalten…
Immerhin konnte ich durch das Lesen des Buchs diese Rezension schreiben, sonst wären die Stunden, die mich das Lesen gekostet haben, völlig umsonst gewesen.

(Rezensionsexemplar)

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