Ausgestorbene Reptilien der Neuzeit 2 (Archiv)

Alsophis melanichnus
Alsophis melanichnus ist eine vermutlich ausgestorbene Schlangenart aus der Familie der Nattern. Sie war auf der Insel Hispaniola heimisch.
Alsophis melanichnus erreichte eine Länge von 63 Zentimetern. Der Rücken war einheitlich tief olivgrün. Ein weißer Seitenstreifen verlief vom Nacken bis zur Körpermitte. Am Kinn waren einige weiße Tupfen zu erkennen. Am Bauch war das Olivgrün heller als am Rücken. Die meisten Bauchschuppen hatten schmale helle Ränder. Die Lippen waren hell.
Über die Lebensweise von Alsophis melanichnus ist kaum etwas bekannt. Sie war tagaktiv und jagte ihre Beute am Boden.
Alsophis melanichnus ist nur von wenigen Museumsexemplaren bekannt. Die Art wurde zuletzt 1910 gesammelt. Die Gründe ihres Verschwindens sind nicht hinreichend erforscht, aber vermutlich ist die Nachstellung durch eingeführte Mungos eine der Hauptursachen.

Farancia erytrogramma seminola
Farancia erytrogramma seminola ist eine ausgestorbene Unterart der Regenbogen-Schlammnatter (Farancia erytrogramma). Sie war im südlichen Florida, im Fisheating Creek, Glades County, der in die westliche Seite des Okeechobeesees mündet, endemisch.
Farancia erytrogramma seminola erreichte eine Länge von 130,8 cm. Die ausgewachsenen Tiere hatten lange, untersetzte Körper. Der Rücken war schillernd blau-schwarz mit einem roten Streifen oder einer Linie aus Flecken in der Mitte sowie einen rötlich-pinken Streifen an jeder Flanke. Die Bauchschuppen und die beiden hinteren Schuppen an den Flanken waren durch schwarze Flecken und Sprenkel gekennzeichnet. Die schwarzen Markierungen durchsetzten und unterbrachen die roten und gelben Bereiche am Bauch, an der Kehle und am Kinn. Das Kinn war gelb. Die Schuppen wiesen meist eine glatte Oberfläche auf, außer am hinteren Rücken und an den Seiten, wo sie schwach gekielt waren. Es gab 19 dorsale Schuppenreihen in der Körpermitte. Die Pupille war rund. Die Jungtiere sahen vermutlich den Alttieren ähnlich.
Farancia erytrogramma seminola ist nur von drei Exemplaren bekannt, die zwischen 1949 und 1952 gefangen wurden. Suchaktionen zur Wiederentdeckung dieser Schlange sind fehlgeschlagen, so dass sie 2011 vom United States Fish and Wildlife Service offiziell für ausgestorben erklärt wurde.

Podarcis lilfordi rodriquezi
Podarcis lilfordi rodriquezi ist eine ausgestorbene Unterart der Balearen-Eidechse.
Die Eidechse war auf der Isla Ratas, einer kleinen Nachbarinsel der Illa del Rei in der Bucht von Maó (Menorca) endemisch. Das Artepitheton ehrt den spanischen Botaniker Juan Joaquín Rodríguez y Femenías, der 1903 den Holotypus sammelte.
Die Männchen erreichten eine Schnauzen-After-Länge von 76,7 Millimeter, die Weibchen 62,5 Millimeter. Der dunkelgrün gefärbte Schwanz war etwa 1¾ mal so lang wie der Körper. Die Tiere waren recht robust gebaut mit einem relativ großen Kopf und kurzen Beinen. Die Färbung des Rückens variierte von olivbraun und grünblau bis dunkeloliv und grün. Die Flanken und die Beine waren grün mit einer gräulichen Tönung. Die Färbung des Bauches reichte von rötlich bis gelblich.
Die Unterart wurde 1950 zuletzt gesichtet. Für den Neubau des Hafens von Maó auf Menorca wurden weite Flächen mit Dynamit gesprengt und der Lebensraum komplett zerstört. Heute existieren nur vier Exemplare in Museumssammlungen. Lorenz Müllers Paratypus aus dem Jahre 1927 ist zerstört.

Tarentola albertschwartzi
Tarentola albertschwartzi ist ein vermutlich ausgestorbener Riesengecko, der auf Jamaika endemisch war. Das Artepitheton ehrt den US-amerikanischen Zoologen Albert Schwartz (1923–1992).
Tarentola albertschwartzi ist nur vom Holotypus, einem Weibchen, bekannt, das erstmals 1884 während einer Jamaika-Ausstellung im Schottischen Nationalmuseum präsentiert wurde. Dieser Riesengecko war der größte Vertreter der Gattung Tarentola. Das Museumsexemplar hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 137 mm und eine Schwanzlänge von 97 mm. Es besitzt einen regenerierten Schwanz. Nur die dritten und vierten Zehen sind bekrallt und jeweils der erste Zeh ist reduziert. Der Körper ist mit einigen Tuberkeln bedeckt, die stellenweise zu Reihen angeordnet und zum Teil deutlich gekielt sind. Der sehr kräftige Kopf zeigt eine breite Schläfenregion. Die Schnauze ist stumpf.
Über die Lebensweise von Tarentola albertschwartzi ist nichts bekannt. Auch der Zeitpunkt und die Ursache des Aussterbens sind weitgehend unbekannt. Vermutlich haben Ratten, Mungos und andere Beutegreifer zur Ausrottung dieser Geckos beigetragen.

Typhlops cariei
Typhlops cariei ist eine ausgestorbene Schlangenart aus der Familie der Blindschlangen. Sie war auf Mauritius endemisch und ist nur von wenigen fossilen Schwanzwirbeln bekannt. Der französische Paläontologe Robert Hoffstetter stellte sie 1946 vorläufig in die Gattung Typhlops, wobei nicht sicher ist, ob sie tatsächlich in diese Gattung gehört. 1844 beschrieben André Marie Constant Duméril und Gabriel Bibron die ebenfalls ausgestorbene Blindschlange Cathethorinus melanocephalus. 2010 wurde die Vermutung geäußert, dass beide Arten miteinander verwandt sein könnten. Eine DNA-Analyse würde jedoch keine zufriedenstellenden Ergebnisse bringen, da das Knochenmaterial der beiden Arten in Alkohol konserviert ist. Benannt ist Typhlops cariei nach Paul Carei (1876–1930), ein Amateurnaturforscher, der um das Jahr 1900 im Auftrag des Muséum national d’histoire naturelle Ausgrabungen in der Fundstätte Mare aux Songes machte und dabei die Überreste dieser Art entdeckte.
Typhlops cariei ist nur von sieben fossilen Wirbelknochen aus dem mittleren Bereich des Schwanzes bekannt. Das Material umfasst zwei Reihen von zusammenhängenden Wirbeln und einen isolierten Wirbelknochen. Mit einer geschätzten Länge von mehr als 200 mm war die Art deutlich länger als die Blumentopfschlange, eine Blindschlange, die heute noch auf Mauritius vorkommt. Ferner unterschied sich Typhlops cariei durch verschiedene Eigenschaften der Wirbelmorphologie.
1994 wurde Typhlops cariei in die Rote Liste der ausgestorbenen Arten der IUCN aufgenommen. Die Art starb vermutlich im 17. Jahrhundert infolge der Nachstellung durch eingeführte Beutegreifer aus.

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