Ausgestorbene Krokodile 5 (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 28. Juli 2016)

Sarcosuchus imperator (© N. Tamura)

Sarcosuchus imperator (© N. Tamura)

Sarcosuchus ist eine ausgestorbene Gattung der Neosuchia. Es handelte sich dabei um ein Tier mit einer Körperlänge von bis zu 12 Metern, das während der Unter- sowie frühen Oberkreide (Albium bis Cenomanium) im heutigen Afrika gelebt hat.Sarcosuchus imperator, die einzige Art, wurde bislang an zwei Stellen in Afrika gefunden und erstmals 1964 auf der Basis von Schädelresten aus der Ténéré-Wüste im Niger beschrieben. Eine weiterführende Darstellung mit Skelettteilen von fünf erwachsenen Individuen, inklusive eines vollständigen Schädels, sowie von Jungtieren erfolgte 2001, ebenfalls aus fluviatilen Ablagerungen aus der Unterkreide (Apt/Alb) Nigers.
Die schmale Schnauze des Tieres machte etwa 75 % des etwa 1,6 Meter langen Schädels aus. Sie war aber zugleich deutlich breiter als bei den heute lebenden Gavialen und anderer schmalschnäuziger Krokodile. Die Bezahnung bestand aus beidseitig jeweils fünf großen Zähnen im Prämaxillare, 30 Zähnen beidseitig im Hauptteil des Oberkiefers (Maxillare) sowie 31 Zähne beidseitig im Unterkiefer, wobei einzelne Zähne deutlich vergrößert waren. Eine Zahnlücke wie bei den heute lebenden Echten Krokodilen (Crocodylidae), in der vergrößerte Zähne der Gegenseite Platz finden, gab es nicht. Der Unterkiefer war um 10 Zentimeter gegenüber dem Oberkiefer verkürzt und wurde am Vorderende von diesem überlappt. Der Nasenraum am Ende der Schnauze war auffällig vergrößert.
Als Körperlänge für Sarcosuchus wurde aufgrund der Schädelmaße eine maximale Länge von 11 bis 12 Metern extrapoliert, genauere Angaben sind nicht möglich, da bisher kein vollständiges Skelett vorliegt. Mit diesen Ausmaßen gehört die Art zu den größten bislang bekannten Crocodylia, lediglich für Rhamphosuchus aus dem Pliozän Indiens, Deinosuchus aus der späten Kreide, Purussaurus und Mourasuchus aus Südamerika, und Gavialosuchus aus Nordamerika können ähnliche Ausmaße angenommen werden. Jedoch könnten die nur von wenigen Funden bekannten Formen wie Purussaurus noch deutlich größer gewesen sein als Sarcosuchus. Einzelne Knochen von Purussaurus lassen auf Tiere mit einer Länge von 17 Metern schließen; ein derartiges Krokodil wäre so groß und schwer wie ein kleinerer Pottwalbulle gewesen. Das Gewicht von Sarcosuchus dürfte etwa acht Tonnen betragen haben und die maximale Größe wurde der Auswertung von Dünnschliffen von Osteodermen (knöcherne Platten im Knochenpanzer) zufolge etwa im Alter von 50 bis 60 Jahre erreicht.
Sarcosuchus imperator war ein amphibischer Bewohner der Süßgewässer und wahrscheinlich auch des Brackwassers. Seine an der Spitze relativ breite Schnauze und die großen, abgerundeten und für einen ausschließlich von Fisch lebenden Crocodylia im Verhältnis zu kurzen Zähne, sowie seine Körpermaße zeichnen ihn als einen Räuber mit einem breiten Beutespektrum aus. Er stellte wohl nicht nur Fischen nach, sondern machte ähnlich dem heutigen Nilkrokodil (Crocodylus niloticus) am Ufer auch Jagd auf größere Tiere, darunter wahrscheinlich auch Dinosaurier.

Crocodylus falconensis ist eine Art der Echten Krokodile (Crocodylidae), deren Vertreter im frühen Pliozän (rund 5,333 mya) in Südamerika lebten. Sie war mit rund 4 m Länge und etwa 300 kg Lebendgewicht ein mittelgroßer Vertreter der Gattung Crocodylus und lebte am Unterlauf des Amazonas. Wahrscheinlich starb sie aus, nachdem der Fluss seinen Lauf änderte und die Region daraufhin trockener wurde. Crocodylus falconensis ist anhand von fossilen Schädelknochen und Zähnen überliefert, die in der San-Giorgo-Formation Venezuelas gefunden wurden. Sie wurden 2013 von einer Gruppe Autoren um Torsten Scheyer erstbeschrieben, die sie auf Basis einer phylogenetischen Analyse in die Gattung Crocodylus verwiesen. Die Art stellt den ursprünglichsten Vertreter der neuweltlichen Crocodylus-Arten dar.
Crocodylus falconensis erreichte eine Kopflänge von 42,5 cm. Seine Schnauze zeichnet sich gegenüber anderen Crocodylus-Arten durch ihre vergleichsweise flache und breite Form aus. Rückenseitig weist der Schädel einen für neuweltliche Crocodylus-Arten typischen Mittelbuckel auf. Die Augenhöhlen sind größer als die Nasenlöcher. Die Dimensionen des Kopfes lassen auf eine Gesamtkörperlänge von rund 4 m schließen. Das Körpergewicht wird auf etwa 300 kg geschätzt.
Die Fundschicht der fossilen Überreste von Crocodylus falconensis wird von Sedimenten gebildet, die wohl aus den Ablagerungen auf Überschwemmungsflächen stammen. Dort dürfte die Art ähnlich wie rezente Crocodylus-Arten im Wasser und am Uferbereich Jagd auf große Säugetiere und Schildkröten gemacht haben, unter anderem könnte die Beute aus Nagetieren von der Größe eines Wasserschweins bestanden haben. Neben C. falconensis wurden verschiedene Arten gefunden, die einen Umschwung von einem feuchtwarmen zu einem trockenen Klima dokumentieren. Am Übergang des Miozäns zum Pliozän fiel der Amazonas im nördlichen Südamerika trocken und entwässerte nicht mehr in die Karibik, sondern in den südlichen Atlantik, wodurch viele Wasserbewohner aus der Region verschwanden.

Aegisuchus witmeri ist eine ausgestorbene Art der Archosaurier. Der einzige bekannte Vertreter der Gattung Aegisuchus war ein sehr großer Krokodilverwandter mit flachem Kopf, starkem Kiefer und Kopfschild. Er lebte in der späten Kreidezeit auf dem Gebiet des heutigen Marokko in einer sumpfigen Umgebung, wo er sich möglicherweise von Fischen ernährte.
Aegisuchus witmeri wurde 2012 von Casey Holliday und Nicholas Gardner erstbeschrieben. Zusammen mit der Gattung Aegyptosuchus wird Aegisuchus in die Familie Aegyptosuchidae gestellt, der Schwestergruppe der Krokodile (Crocodylia). Die Präsenz von Aegisuchus-Fossilien in der Oberkreide Nordafrikas stellt Hypothesen in Frage, nach denen sich die modernen Krokodile in Laurasia entwickelt haben.
Aegisuchus war ein sehr großer Krokodilverwandter mit einer geschätzten Körperlänge von etwa 15 m. Die Länge des Schädels betrug zwischen 2,1 und 2,9 m. Den zugrundeliegenden Modellrechnungen war Aegisuchus nicht nur größer als Purussaurus, Sarcosuchus oder Deinosuchus, es hatte mit einem Volumen von 40 cm³ auch das größte Gehirn aller bekannten Arten. Da die geschätzte Länge auf dem Hirnvolumen basiert, ist es allerdings auch möglich, dass Aegisuchus kleiner als vermutet war und lediglich über ein überproportional großes Gehirn verfügte. An seinem Hinterkopf wies Aegisuchus einen Kopfschild mit runzliger Oberfläche, der aus stark verdickter Haut bestand. Er bildete im Nacken einen Übergang zum Rücken und wies seitlich zwei fingerartige Fortsätze auf. Seine Funktion wird in Balzritualen und Schaukämpfen vermutet. Schnauze und Schädel waren stark abgeflacht; Aegisuchus hatte wahrscheinlich einen sehr flachen Oberkiefer, der in der Form an den Schnabel von Enten erinnerte. Die Augen besaßen keine Wülste, sondern lagen flach im Schädel. Bedingt durch die Form von Kopf und Schnauze hatten die Tiere eine relativ starke Kiefer- und Halsmuskulatur. Sie ermöglichten Aegisuchus relativ großzügige Kopfbewegungen.
Aegisuchus wurde bisher ausschließlich in der nordafrikanischen Kem-Kem-Formation im Südosten Marokkos gefunden. Die Formation stammt aus dem oberkreidezeitlichen Cenomanium; die Schicht, in der Aegisuchus gefunden wurde, hat ein Alter von 93 bis 98 Millionen Jahren.
Der Lebensraum von Aegisuchus war eine weitläufige Sumpflandschaft entlang eines Flusses. Die Gewässer und die angrenzenden Bereiche wurden von zahlreichen verschiedenen Fischarten, Amphibien und größeren Reptilien wie Plesiosauriern, Theropoden und Sauropoden bewohnt. Wie bei den morphologisch ähnlichen Gattungen Laganosuchus und Stomatosuchus wird auch von Aegisuchus vermutet, dass es sich vornehmlich von trägen Fischen wie Quastenflossern, Lungenfischen oder Flösselhechten ernährte. Landwirbeltiere könnten als gelegentliche Beute ebenfalls einen Teil der Nahrung ausgemacht haben.

Lebendrekonstruktion eines Stomatosuchus inermis mit Kehlsack. Ein solches Merkmal konnte jedoch anhand von Fossilien eng verwandter Arten (Laganosuchus) nicht nachgewiesen werden und ist rein spekulativ.(Dmitry Bogdanov)

Lebendrekonstruktion eines Stomatosuchus inermis mit Kehlsack. Ein solches Merkmal konnte jedoch anhand von Fossilien eng verwandter Arten (Laganosuchus) nicht nachgewiesen werden und ist rein spekulativ.(Dmitry Bogdanov)

Stomatosuchus ist eine ausgestorbene, kreidezeitliche Gattung sehr großwüchsiger näherer Verwandter der modernen Krokodile mit ungewöhnlich geformtem Schädel. Die fossilen Überreste, ein einzelner, sehr großer Schädel und einige Halswirbel, entstammten der Bahariya-Formation in der östlichen Sahara Ägyptens. Diese Fossilien, das Typusmaterial der einzigen, 1925 vom deutschen Paläontologen Ernst Stromer von Reichenbach beschriebenen Art Stomatosuchus inermis, sind im Zweiten Weltkrieg, im Frühjahr 1944, bei einem Bombenangriff der Alliierten auf München zerstört worden. Seitdem wurde kein weiteres Material gefunden. Daher ist Stomatosuchus heute nur noch durch die Publikationen und Notizen von Stromer und Nopcsa bekannt.
Der abgeflachte Schädel war fast zwei Meter lang, von denen die einem Entenschnabel ähnelnde Schnauze etwa 4/5 einnahm. Der wie ein langgezogenes „U“ geformte Unterkiefer war extrem schlank, und etwa 30 mal so lang wie hoch. Die beiden Unterkieferäste verliefen, abgesehen von den vordersten Partien nahe der Symphyse, parallel. Die ovalen Zahnfächer im Oberkiefer wiesen eine maximale Länge von 1,5 cm auf. Zähne waren keine überliefert, jedoch lässt sich aus der Größe der Zahnfächer ableiten, dass sie, verglichen mit der Schädellänge, sehr klein gewesen sein müssen. Zum hinteren Ende der Kieferäste hin wurden die Zahnfächer zunehmend kleiner und engständiger und verschmolzen schließlich zu einer Rinne. Die Augen saßen weit oben, relativ nah beieinander auf dem Kopf. Die Gesamtlänge des Tieres, zu dem der von Stromer entdeckte und beschriebene Schädel gehörte, wird auf bis zu 10 Meter geschätzt.
Stomatosuchus dürfte wegen seines zerbrechlichen Kiefers kaum in der Lage gewesen sein, eine so starke Beißkraft zu entwickeln wie heutige Krokodile. Auch die geringe Größe der Zähne weist darauf hin, dass er sich von Beute ernährt haben muss, die deutlich kleiner war, als er selbst. Er ernährte sich wahrscheinlich von relativ kleinen Fischen, indem er mit offenem Maul im flachen Wasser lauerte und unvorsichtige Fische schnappte, die zu nahe an sein geöffnetes Maul heranschwammen.
Später, im Miozän, hatten die südamerikanischen Kaimane (Mourasuchus und Verwandte) völlig unabhängig von Stomatosuchus eine ganz ähnliche Lebensweise entwickelt.

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