(Erstveröffentlichung am 13. August 2014)
Man kennt heute neben den 34 noch lebenden Arten der Hunde insgesamt etwa 180 fossile Hundearten. Durch neue Funde steigt diese Zahl immer weiter an. Neben den Caninae, zu denen alle heutigen Hundearten zählen, lassen sich zwei weitere ausgestorbene Unterfamilien unterscheiden, die Borophaginae und die Hesperocyoninae. Einige darunter sind erst vor wenigen tausend Jahren, am Ende des Pleistozän verschwunden.
Ausgestorbene Hunde(unter)arten seit 1500 findet man hier.
Leptocyon ist eine ausgestorbene Gattung der Hunde, von der die Unterfamilie der Caninae und damit alle lebenden Hundearten abstammen.
Die Gattung Leptocyon umfasste elf bekannte Arten. Alle waren recht klein und fuchsähnlich. Keine wog über 2 kg. Leptocyon gilt als älteste Gattung der Caninae, zu der alle heutigen Hunde zählen. Die Gattung entstand im Oligozän vor etwa 34 Millionen Jahren und existierte über einen langen Zeitraum, bis sie vor etwa 9 Millionen Jahren im Miozän ausstarb. Leptocyon war in seiner Verbreitung auf Nordamerika beschränkt. Zu seinen unmittelbaren Nachfahren zählt vermutlich die ausgestorbenen Gattung Eucyon sowie die heutige Gattung Vulpes aus der sich über Metalopex auch die Südamerikanischen Hunde entwickelt haben dürften.
Borophagus war eine Gattung, die auf Nordamerika beschränkt war, und namensgebend für die Unterfamilie der Borophaginae und war zeitlebens auf Nordamerika beschränkt.
Borophagus erreichte ein Körpergewicht von etwa 20–40 kg und ähnelte einer Hyäne. Allerdings fehlte die für heutige Hyänen typische abfallende Rückenlinie. Die Gattung repräsentiert das letzte Mitglied der Borophaginae, einer besonderen Unterfamilie der Hunde. Borophagus dürfte sich wohl aus Epicyon entwickelt haben und tauchte erstmals im mittleren Miozän vor etwa 12 Millionen Jahren im Westen des nordamerikanischen Kontinents auf. Noch stärker als bei Epicyon waren die 4. unteren Prämolaren entwickelt, was zu einem extremen Brechscherengebiss führte. Beide Gattungen dürften, ähnlich wie die heutigen großen Hyänen an das Aufbrechen von großen Knochen angepasst gewesen sein. Als weitere Anpassung an diese Nische war der Unterkiefer dieser Formen extrem kräftig und die Stirn stark gewölbt. Spätestens seit dem oberen Miozän vor etwa 9 Millionen Jahren war Borophagus weit über den gesamten Kontinent verbreitet. Die letzte Art der Gattung wird durch Borophagus diversidens repräsentiert. Diese erreichte eine Schulterhöhe von etwa 60 cm. Erst am Beginn des Pleistozän vor rund 2 Millionen Jahren verschwand der große Hund und mit ihm die Unterfamilie der Borophaginae. Die letzten Vertreter der Gattung mussten mit der schlanken Hyäne Chasmaporthetes konkurrieren, die im Pliozän aus Eurasien nach Nordamerika eingewandert war. Die Nische der großen Hunde wurde allerdings im Verlauf des Pleistozän von Arten der Gattung Canis besetzt. Die Vertreter der Gattung Canis waren zu Zeiten von Borophagus alle noch relativ klein bis mit Canis armbrusteri vor rund 1,5 Millionen Jahren erstmals eine wolfsgroße Form der Gattung im Fossilbericht Nordamerikas auftrat.
Die Gattung Canis, zu der Wolf und Haushund gehören, scheint etwa ab dem späten Miozän vor rund 6 Millionen Jahren erstmals aufgetaucht zu sein. Die ältesten Funde stammen aus den südlichen USA und Mexiko. Als Vorfahren nimmt man die schakalgroße Gattung Eucyon an, die im Miozän Nordamerikas vorkam.
Vielleicht der bekannteste der ausgestorbenen Canis-Vertreter ist Canis dirus, der unter anderem als Direwolf vor allem in der Fantasyliteratur zu Ehren kommt. Er lebte im Pleistozän Nord- und Südamerikas und starb vor etwa 10.000 Jahren aus. Canis dirus war nicht der Vorfahre des heutigen Wolfes, wie häufig angenommen wird.
Canis dirus glich im Körperbau einem Wolf, war allerdings etwas größer als dieser. Die durchschnittliche Kopf-Rumpf-Länge betrug etwa 1,5 m und das Gewicht lag bei zirka 50 kg. Im Unterschied zum Wolf war Canis dirus etwas gedrungener und besaß kürzere, kräftigere Gliedmaßen. Der Kopf war größer als bei einem entsprechend großen Wolf, das Hirnvolumen dagegen kleiner. Seine Zähne waren kräftiger als die aller anderen Arten der Gattung Canis.
Die kürzeren Beine lassen darauf schließen, dass er kein besonders guter Läufer war. In Verbindung mit seinen mächtigen Reißzähnen, die geeignet waren, selbst größere Knochen aufzubrechen, lässt dies auf eine eher aasfressende Lebensweise schließen. Möglicherweise lebte er ähnlich wie eine Hyäne und besetzte deren Ökologische Nische auf dem Amerikanischen Kontinent. Diese These wird durch starke Abnutzungserscheinungen auf den Zähnen der Tiere unterstützt. Andererseits zeigen manche Fossilien von Canis dirus verheilte Knochenbrüche, die identisch mit jenen sind, die auch heutige Wölfe zuweilen bei Konfrontationen mit besonders großer und wehrhafter Beute wie Elchen oder Wapitis davontragen. Es ist daher wahrscheinlich, dass diese Tiere ganz ähnlich wie heutige Tüpfelhyänen auch aktiv jagten. Auch Hyänen zeigen starke Abnutzungserscheinungen ihrer Zähne, aber unabhängig davon, ob es sich bei ihrer Nahrung um selbst erjagte Beute oder gefundenes Aas handelt, da sie Kadaver praktisch immer vollständig verwerten.
Über einen Zeitraum von etwa 100.000 Jahren lebten Wolf und Canis dirus zusammen in denselben Lebensräumen, doch vor etwa 10.000 Jahren ereilte den „Direwolf“ das gleiche Schicksal wie viele andere Tiere des Amerikanischen Kontinents. Er starb plötzlich zusammen mit Mammuts, Amerikanischem Mastodon, Kurznasenbär, Säbelzahnkatzen und Riesenfaultier aus, während der Wolf bis heute überlebte.
Protocyon ist eine mittelgroße ausgestorbene Gattung der Hunde, die im Pleistozän Südamerikas lebte und vor etwa 10.000 Jahren ausstarb.
Protocyon bewohnte die Grasländer Südamerikas bis zum Ende des Pleistozän und war ein hochspezialisierter Fleischfresser. Dabei dürfte er sich vor allem von den zahlreichen Hirsch-, Kamel- und Pekariarten, sowie von Wildpferden ernährt haben, die die Grasgebiete Südamerikas im Pleistozän bevölkerten. Möglicherweise erbeutete er auch die Jungtiere von noch größeren Arten.
Es sind drei fossilen Arten bekannt, die sich jeweils geographisch vertreten haben:
Protocyon troglodytes, Brasilien
Protocyon orcesi, Ecuador
Protocyon scagliarum, Argentinien
Eine ähnliche Form stellt die ebenfalls ausgestorbene Gattung Theriodictis dar.
Vulpes skinneri ist eine ausgestorbene Art der Echten Füchse. Sie lebte vor rund 2 Millionen Jahren im frühen Pleistozän auf dem Gebiet des heutigen Südafrikas und glich in der Körpergröße dem Kapfuchs. Die Überreste von Vulpes skinneri umfassen einige wenige Knochenfragmente und stammen aus der Malapa-Höhle im Norden Südafrikas. Sie zeigen die typische Morphologie der Gattung Vulpes, was darauf hindeutet, dass Vulpes skinneri wohl eine ähnliche Lebensweise hatte.
Die Art wurde 2013 von einer Paläontologengruppe unter Leitung von Adam Hartstone-Rose beschrieben. Ihre Stellung innerhalb der Gattung Vulpes ist unklar.
Auf Basis des erhaltenen Knochenmaterials lässt sich nur wenig über das Aussehen von Vulpes skinneri sagen. Der hintere Teil des Kiefers hat ähnliche Dimensionen wie der des Kapfuchses. Die Proportionen der Bezahnung ähneln allerdings viel stärker denen des Fenneks, wenngleich V. skinneri deutlich größer war.
Von den Zähnen sind lediglich der vierte untere Prämolar, der erste und zweite untere Molar sowie die Sockel des zweiten und dritten Molars des Unterkiefers bekannt. Der Prämolar weist wie bei den meisten anderen Hunden dieser Größe keinen mesialen Nebenhöcker auf. Er besitzt eine deutliches, scharfes Postcingulid, anders als alle anderen bekannten Kleincaniden aber keinen distalen Nebenhöcker. Der erste Molar wirkt längs gestaucht und dadurch sehr hoch. Meta- und Paraconid hatten wahrscheinlich die gleiche Höhe. Das Hypoconid überragt knapp das Entoconid und steht dicht neben einem Hypoconulid. Letzteres hebt sich wiederum deutlich vom Entoconid ab. Der zweite untere Molar weist vier Höcker auf und besitzt ein Cingulum, das sich wangenseitig stark nach außen wölbt. Das Trigonid ist dadurch breiter als das Talonid. Protocionid und Metaconid sind in etwa gleich hoch. Das Entoconid ist etwas höher als das Hypoconid, mit dem es durch ein markantes Postentoconulid verbunden ist. Darüber hinaus besaß V. skinneri keine Cingulide oder Cuspulide am unteren zweiten Molar.
Derzeit sind noch 12 weitere ausgestorbene/fossile Vertreter der Gattung Vulpes bekannt.