Ausgestorbene Fische der Neuzeit 4 (Archiv)

(Erstveröffentlichung am  8. September 2016)

Neuseeländischer Forellenhechtling (Frank Edward Clarke)

Neuseeländischer Forellenhechtling (Frank Edward Clarke)

Der Neuseeländische Forellenhechtling ist eine neuseeländische Fischart aus der der Familie der Neuseelandlachse.
Er erreichte eine Länge von 50 Zentimetern und ein Gewicht von über 1,4 Kilogramm. Des Weiteren war er durch eine hohe Rückenflosse gekennzeichnet. Seine exakte Farbe ist nicht bekannt. Exemplare, die auf ihrem Weg vom Meer stromaufwärts gefangen wurden, waren silbrig und hatten einen schieferblauen Rücken. Einige Monate später wurden jedoch häufig Exemplare gefunden, die einen rötlich braunen, grau gesprenkelten Rücken und eine goldene Tönung am Bauch aufwiesen.
Seine Lebensweise ist nicht erforscht und deshalb sind Informationen über ihn meist spekulativ oder basieren auf Vergleichen mit dem Australischen Forellenhechtling. Gelegentlich berichteten die Māori von „großen Schwärmen geschlechtsreifer Fische, die stromaufwärts wanderten“. Er wurde selten weiter als 50 km vom Salzwasser entfernt beobachtet. Er bevorzugte schnellströmende Gewässer und die Steinbetten von Bächen und Flüssen. Obwohl er oft mit Köderhaken gefangen wurde, deuten seine Zähne und sein Magen-Darm-Trakt darauf hin, dass er vornehmlich Algenfresser war. Zeitgenössischen Berichten zufolge ging er nachts auf Nahrungssuche. Die Neuseeländischen Forellenhechtlinge hatten vermutlich eine amphidrome Lebensweise, das heißt, sie laichten im Süßwasser und die geschlüpften Larven wurden von der Strömung ins Meer gespült. Sie entwickelten sich im Plankton und kehrten als geschlechtsreife Tiere in die Laichreviere zurück.
Bis in die 1860er Jahre galt er sowohl auf der Nordinsel als auch auf der Südinsel als häufig. Britische Sportangler führten jedoch ab 1870 Bachforellen und Regenbogenforellen nach Neuseeland ein. Die Forellen breiteten sich schnell in den neuseeländischen Flusssystemen aus und verdrängten den Neuseeländischen Forellenhechtling aus seinem Lebensraum. Des Weiteren sorgte die Abholzung der schattenspendenden Bäume entlang der Gewässer für eine stärkere Sonneneinwirkung auf die Wasseroberfläche und somit für einen Anstieg der Wassertemperatur. 1874 war die Population des Waikato Rivers ausgestorben. Als 1904 ein Exemplar gefangen wurde und in einem Hotel ausgestellt wurde, galt er als große Rarität.

Die Poso-Bungu-Grundel ist eine extrem seltene oder bereits ausgestorbene Fischart aus der Unterfamilie der Zwerggrundeln (Gobionellinae) innerhalb der Familie der Gobionellidae. Sie ist oder war endemisch im Poso-See (Danau Poso) auf Sulawesi.
Die Poso-Bungu-Grundel erreicht eine Länge von 14,5 Zentimetern. Der Körper und die Flossen sind einfarbig dunkelbraun bis schwarz. Es gibt sieben Dorsalstacheln, neun bis zehn Dorsalstrahlen, ein Analstachel, zehn bis zwölf Analstrahlen, 26 Rückenwirbel, 52 bis 65 längsverlaufende und 14 bis 20 querverlaufende Schuppen. Die 22 bis 36 Schuppen der vorderen Rückenpartie sind klein. Sie dehnen sich am Vorkiemendeckel vorbei aus, erreichen aber nicht die Augen. Die Körperschuppen sind meist kammartig. Der dritte oder vierte Stachel der Rückenflosse ist am längsten. Der Körper ist ziemlich zusammengedrückt und schlank. Die Nase und die Kiefer sind lang. Das Maul ist endständig. Die Kiemenöffnungen sind schräg. Der Schultergürtel ist glatt.
Abgesehen davon, dass sie als Grundbewohner in den tiefen Bereichen des Poso-Sees vorkommt oder vorkam, ist über ihre Lebensweise kaum etwas bekannt.
Die Poso-Bungu-Grundel wurde 1987 zuletzt nachgewiesen. Mögliche Ursachen für ihr Verschwinden sind die Verschmutzung des Poso-Sees sowie das Einsetzen fremder Fischarten.

Pseudophoxinus handlirschi (türkischer Trivialname: Ciçek) ist eine höchstwahrscheinlich ausgestorbene Fischart aus der Familie der Karpfenfische. Er war im Eğirdir Gölü (Eğirdir-See) in der Türkei endemisch.
Pseudophoxinus handlirschi erreichte eine Gesamtlänge von 8 bis 12 cm. Der Körper war oval, leicht spindelförmig und mit kleinen Schuppen bedeckt. Das kleine Maul war endständig oder leicht aufwärts gerichtet. Der letzte Dornenstrahl der Rückenflosse war nicht gut entwickelt. Der große Kopf erreichte ungefähr 1/4 der Körperlänge ohne Schwanz. Der Augendurchmesser betrug ungefähr 1/6 der Kopflänge. Die Schwanzflosse war leicht gegabelt. Der Rücken war bräunlich oder schwärzlich. Die Flanken waren hellgrau mit einem bläulichen Glanz. Der Bauch war stumpfweiß. Alle Flossen waren dunkelgrau.
Pseudophoxinus handlirschi wird von der IUCN in der Kategorie „ausgestorben“ (extinct) gelistet. Die letzten kommerziellen Fänge fanden zwischen 1958 und 1961 statt, in dieser Zeit wurden 175 Tonnen dieser Art gefischt. Nach einer letzten Sichtung Anfang der 1970er Jahre gab es bei den nächsten Suchen in den 1980er Jahren keine Nachweise mehr. Zwischen 1990 und 2010 wurden mehrere Suchen im Eğirdir Gölü sowie in den Zu- und Abflüssen Kayaağzı, Karaot, Mücevre, Yalvaç, Gelendost und Çayköy durchgeführt, die ebenfalls erfolglos blieben. Als Hauptursache für sein Verschwinden wird die Nachstellung durch den eingeführten Zander Mitte der 1950er Jahre angenommen.

Romanogobio antipai ist eine ausgestorbene Fischart aus der Familie der Karpfenfische. Das Taxon wurde ursprünglich als Unterart von Romanogobio kessleri betrachtet. Das Artepitheton ehrt den rumänischen Zoologen Grigore Antipa, der Anfang des 20. Jahrhunderts das Typusmaterial sammelte.
Romanogobio antipai erreichte eine Standardlänge von 71 Millimeter. Auf den Schuppen der vorderen Rückenpartie waren längliche epitheliale Kämme. Die Anzahl der Schuppenreihen rund um den Schwanzstiel betrug zwölf. Es gab gewöhnlich 8 1/2 verzweigte Dorsalstrahlen und 6 1/2 verzweigte Analstrahlen. Zwischen dem Seitenlinienorgan und der Brustbasis waren vier Schuppenreihen.
Das Verbreitungsgebiet erstreckte sich auf den Unterlauf der Donau in Rumänien und der Ukraine sowie auf den Nebenfluss Argeș.
Romanogobio antipai bewohnte die Sandgründe in den tiefen Gewässern. Über die Lebensweise ist nichts bekannt.
Romanogobio antipai wurde zuletzt in den 1960er-Jahren nachgewiesen. Trotz intensiver Suchen, zuletzt im Zeitraum 2001 bis 2003, wurde das Taxon nicht mehr wiedergefunden. Warum diese Art ausstarb, ist nicht bekannt.

Rhizosomichthys totae ist eine Fischart aus der Familie der Schmerlenwelse und der einzige Vertreter der monotypischen Gattung Rhizosomichthys. Die Art ist ein Endemit der in 3015 Meter Höhe gelegenen Laguna de Tota (Totasee) in den kolumbianischen Anden und gilt als vermutlich ausgestorben.
Rhizosomichthys totae erreichte eine Länge von maximal 13,8 Zentimetern. Der Körper war von sieben Fettpolstersegmenten umgeben.
Abgesehen davon, dass der Fisch in den tiefen Bereichen der Laguna de Tota vorkam, ist über seine Lebensweise fast nichts bekannt.
Rhizosomichthys totae ist nur von zehn Exemplaren bekannt, die zwischen 1942 und 1957 gesammelt wurden. Die Aussterbeursachen liegen vermutlich zum einen in der Nachstellung durch die 1939 eingeführte Regenbogenforelle und zum anderen in seismischen Aktivitäten, die zu einem kritischen Absinken des Wasserspiegels und damit zu einem Massensterben ganzer Fischpopulationen führte.

Salmo pallaryi ist eine ausgestorbene Fischart aus der Familie der Lachsfische, die im 2395 m hoch gelegenen Aguelmame Sidi Ali (Aguelmame-See) im marokkanischen Atlasgebirge endemisch war.
Salmo pallaryi erreichte eine Körperlänge von 24 cm. Der Körper war dunkelbraun bis schwärzlich gefärbt und wies keine Musterung auf. Die Schnauze war hoch und schmal. Die Analflossen hatten 12 bis 13 (selten 14) Stützelemente (Pterygiophoren). Hinsichtlich der Beschaffenheit der Augenhöhlenknochen (Circumorbitale) zeigte die Art Ähnlichkeiten mit Salmo ohridanus.
Salmo pallaryi verschwand, nachdem 1934 Karpfen im Aguelmame Sidi Ali ausgesetzt wurden. Seit 1938 gilt die Art als ausgestorben. Es existieren nur zwei Exemplare in den Museumssammlungen.

Salvelinus neocomensis (alemannischer Trivialname: Jaunet) ist eine ausgestorbene Süßwasserfischart aus der Familie der Lachsfische. Sie war im Neuenburgersee in der Schweiz Salvelinus neocomensis erreichte eine Standardlänge von 150 mm. Er besaß 21 bis 23 Kiemenreusenstrahlen. Die Körperhöhe am Beginn des Afters betrug 13 bis 16 Prozent der Standardlänge. Der Augendurchmesser betrug das 1- bis 1,5-fache des Abstandes zwischen den Augenhöhlen und machte 24 bis 25 Prozent der Kopflänge aus. Die Schnauze war stumpf, das Maul stand unterständig. Der Unterkiefer war vom Oberkiefer umschlossen. Die Flanken waren gelblich, bei den Flossen fehlten die weißen Ränder der anderen Saiblingarten. Die Brustflosse reichte beim Männchen bis zum After.
Salvelinus neocomensis kam in 70 bis 80 m Tiefe vor. Die Nahrung bestand aus Insektenlarven, Schnecken, Schalentieren und Fischeiern. Gelaicht wurde auf dem schlammigen Grund des Neuenburgersees.
Salvelinus neocomensis wurde 2008 von der IUCN für ausgestorben erklärt. Die Art ist nur von drei Exemplaren bekannt, die 1896, 1902 und 1904 gesammelt wurden. Ausgedehnte Suchen in den 1950er-Jahren und im Jahre 2003 blieben ergebnislos.

Salvelinus agassizi (Frank MacKie Johnson)

Salvelinus agassizi (Frank MacKie Johnson)

Salvelinus agassizi ist eine ausgestorbene Süßwasserfischart aus der der Familie der Lachsfische. Das Vorkommen war auf zwei Gewässer im US-amerikanischen Bundesstaat New Hampshire beschränkt. Salvelinus agassizi wog gewöhnlich zwischen 1,4 und 2,3 Kilogramm. Es sind jedoch auch Individuen gefangen worden, die ein Gewicht von 3,2 Kilogramm erreichten. Beim Männchen war die Oberseite dunkel graugrün, zum Seitenlinienorgan wurde die Färbung heller und gelblich. Die Unterseite war gelb bis blass perlgrau mit einem hell saturnroten Anflug. Kehle und Unterbauch waren reinweiß. Stumpf orange-gelbe Punkte und fünf blasslila Eiflecke mit purpurroten Zentren waren über die Körpermitte verstreut. Der Kopf war hell olivgrün mit zahlreichen metallisch-schimmernden rosafarbenen, perlfarbenen, gelblichen, violetten oder rötlichen Tönen. Der Unterkiefer war weißlich mit dunklen Sprenkeln und einer etwas fleischfarben oder stumpf-orange getönten Spitze. Die Iris war strohgelb. Die Rückenflosse war stumpfgelb und mit unregelmäßigen dunklen Querstrichen durchzogen. Die Flossenstrahlen waren stumpf violett und etwas heller an der oberen Kante mit einer schmalen dunklen Linie. Die Brustflossen, die Bauchflossen und die Analflossen waren hell violett-rosa.
Der Rückgang von Salvelinus agassizi begann im späten 19. Jahrhundert, als die Bestände im Frühjahr und Herbst überfischt wurden. Der dramatische Zusammenbruch der Population erfolgte jedoch, als faunenfremde Fischarten wie der Atlantische Lachs, die Regenbogenforelle, der Amerikanische Seesaibling, der Königslachs, der Katzenwels, der Arktische Stint, der Gelbbarsch und der Amerikanische Streifenbarsch im Dublin Pond und im Christine Lake ausgesetzt wurden. Sie stellten den Saiblingen nach und dezimierten die Brut und die Eier. Darüber hinaus wurden sowohl der Dublin Pond als auch der Christine Lake für die Zucht der Bachforelle und des Bachsaiblings genutzt, was zu einer Hybridisierung zwischen Salvelinus agassizi und Salvelinus fontanalis führte. Der Letztnachweis im Christine Lake war 1926. Im Dublin Pond wurden 1930 die letzten sechs Exemplare gefangen. 1939 wurde die Art für ausgestorben erklärt.

Der Tecopa-Kärpfling (Cyprinodon nevadensis calidae) ist eine ausgestorbene Unterart des Nevada-Wüstenfisches (Cyprinodon nevadensis).
Der Tecopa-Kärpfling wurde 1942 entdeckt und 1948 erstmals durch Robert Rush Miller beschrieben. Die nur 1,5 cm großen Wüstenkärpflinge besaßen ein überwiegend blau und purpurschimmerndes Schuppenkleid. Am Schwanzende befand sich ein senkrechter Streif. Die Weibchen unterschieden sich von den Männchen durch eine Streifenmusterung. Seine Nahrung bestand aus blaugrünen Algen. In einem Jahr wurde eine Nachkommenschaft von zwei bis zehn Generationen produziert.
Der Tecopa-Kärpfling war endemisch in den salzigen Teichen von Tecopa Hot Springs, zwei 42 °C heißen Mineralquellen etwa 56 Kilometer östlich des südlichen Zugangs zum Tal des Todes im Inyo County in Kalifornien. Damit galt Tecopa Hot Springs als einer der heißesten Lebensräume für einen Süßwasserfisch in den Vereinigten Staaten. Die Quellen lagen etwa 10 m auseinander und hatten einen gemeinsamen Durchfluss. Die Fische lebten allerdings nicht im heißen Bereich der Quellen sondern mehrere 100 Meter stromabwärts, wo das Wasser auf etwa 35 °C abgekühlt war.
Anfang der 1940er Jahre begann man die nördliche und südliche Quelle von Tecopa Hot Springs zu kanalisieren und Badehäuser zu bauen. In den folgenden Jahren wurden diese Mineralquellen so populär, dass man Ferienhäuser und Wohnwagenparks in der Gegend errichtete. 1965 wurde der Ausfluss der beiden Quellen verbunden und der verbleibende Kanal begradigt. Dies führte zu einer derart starken Erhöhung der Temperatur im Lebensraum des Tecopa-Kärpflings, dass ein weiteres Überleben kaum noch gewährleistet war. Zur selben Zeit wurden der Koboldkärpfling und der Blaue Sonnenbarsch in Tecopa Hot Springs eingeführt, die den Tecopa-Kärpflingen nachstellten. 1970 wurde der Tecopa-Kärpfling letztmals in einem künstlich angelegten Teich nachgewiesen. Nachdem intensive Suchen in den Jahren 1977 bis 1979 scheiterten wurde er 1981 von der Liste der bedrohten Arten des U.S. Fish and Wildlife Services gestrichen. Gleichzeitig war der Tecopa-Kärpfling die erste Tierart, die nach den Statuten des Endangered Species Act von 1973 offiziell für ausgestorben erklärt wurde.

Der Weißstreifen-Fundulus ist ein ausgestorbener Süßwasserfisch aus der Familie Fundulidae. Er war endemisch in der Region von Huntsville (Alabama).
Der Status des Weißstreifen-Fundulus ist umstritten. Es existieren nur 25 schlecht konservierte Museumsexemplare. Während manche Wissenschaftler glauben, dass es sich bei diesen Exemplaren um die heute noch existierende Art Fundulus julisia handeln könnte, wurde er 1982 als unterschiedlich von Fundulus julisia beschrieben. Er erreichte eine Länge von acht bis neun Zentimeter. Die Geschlechter wiesen einen mäßigen Sexualdimorphismus auf.
Der Weißstreifen-Fundulus wurde zuletzt 1889 nachgewiesen. Soweit heute bekannt ist, kam diese Art nur im Indian Creek, einem Fluss zwischen Big Spring (einer Karstquelle im Madison County) und dem Tennessee River, vor. Sein Aussterben ist auf die Zerstörung seines Lebensraumes zurückzuführen. Der Indian Creek wurde kanalisiert und Big Spring diente bis 1957 zur Hauptwasserversorgung der Stadt Huntsville. Heute ist sie Teil des Big Spring International Park, einem Freizeitpark in der Innenstadt von Huntsville.

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