(Erstveröffentlichung am 18. Februar 2013)
Magenbrüterfrösche
Die Magenbrüterfrösche sind eine nur aus zwei Arten bestehende Gattung der Froschlurche aus dem Osten Australiens. Inzwischen wird diese meistens zur Familie der Australischen Südfrösche gestellt.
Die Tiere zeichnen sich dadurch aus, dass bei ihnen im Gegensatz zu allen anderen bekannten Landwirbeltieren die postembryonalen Entwicklungsstadien – also hier die Kaulquappen – im Magen der Mutter heranwachsen.
Beide Arten gelten inzwischen als ausgestorben.
Der Südliche Magenbrüterfrosch wurde im Jahr 1972 entdeckt und 1973 zuerst wissenschaftlich beschrieben. Allerdings gibt es eine Literaturquelle, die vermuten lässt, dass bereits 1914 jemand auf die Art gestoßen war. Rheobatrachus silus lebte im Gebirgszug Blackall-Conondale Ranges in Südost-Queensland, nördlich der Stadt Brisbane. Dort bewohnte er auf einer Höhenstufe zwischen 400 und 800 m NN eine Regenwaldregion auf einem Areal von weniger als 1000 Quadratkilometern. Je nach Quelle gilt die Art seit 1979 oder 1982 in freier Natur als verschollen; in Gefangenschaft verstarb das letzte Exemplar 1984.
Der Nördliche Magenbrüterfrosch wurde erst im Jahr 1984 entdeckt. Er lebte in den Clarke Range-Bergen im mittleren Nordosten Queenslands. Auch diese Art war nur auf einem kleinen Areal von weniger als 500 Quadratkilometern in einer Höhe zwischen 400 und 1000 m NN verbreitet. Bereits ein Jahr nach ihrer Entdeckung konnte sie nie wieder gefunden werden und gilt daher inzwischen ebenfalls als ausgestorben.
Magenbrüterfrösche waren kleine, bräunlich gefärbte, etwas unkenähnlich aussehende Froschlurche mit recht eng beieinanderliegenden, hervorstehenden Augen und einer kurzen, stumpfen Schnauze. Die Männchen der Art Rheobatrachus silus wurden 33 bis 41 Millimeter lang, die Weibchen 44 bis 54 Millimeter. Diese Spezies soll überwiegend aquatil gelebt haben.
Die Besonderheit der Magenbrüterfrösche lag in ihrer einzigartigen Brutpflege: Nach der äußeren Besamung durch das Männchen nahm das Weibchen die Eier mit dem Maul auf und schluckte sie hinunter. Die verschluckten Nachkommen produzierten im Magen der Mutter das Hormon Prostaglandin E2, welches die Produktion von Magensäure hemmte. Während sich die Larven in dem quasi zu einem Uterus umfunktionierten Magen entwickelten, fastete das Weibchen zwangsläufig. Nach etwa zwei Monaten schlüpfte der zu fertigen Jungfröschen metamorphosierte Nachwuchs aus dem Maul der Mutter. Dies konnten durchaus 20 bis 25 Individuen sein.
Die Ursache des Verschwindens der Magenbrüterfrösche ist unbekannt. Eine direkte Bedrohung der Habitate durch menschliche Aktivitäten schien wohl nicht offensichtlich erkennbar zu sein. Möglicherweise ist die Pilzkrankheit Chytridiomykose eine Erklärung.
Stummelfußfrösche
Die Stummelfußfrösche (Atelopus) werden manchmal auch Harlekinfrösche oder Harlekinkröten genannt und bilden eine im tropischen Lateinamerika – zwischen Costa Rica im Norden und Bolivien im Süden – beheimatete Gattung aus der Familie der Kröten (Bufonidae). Gegenwärtig werden etwa 90 beschriebene Arten zu diesen Amphibien gezählt – einige weitere ehemalige Atelopus-Arten werden mittlerweile anderen Gattungen zugeordnet.
Traurige Bekanntheit haben Stummelfußfrösche in jüngster Zeit dadurch erlangt, dass fast alle Arten in ihrem Fortbestand akut gefährdet sind: Die IUCN stuft von 85 bewerteten Arten allein 67 in der höchsten Gefährdungskategorie “critically endangered” (akut vom Aussterben bedroht) ein. A. ignescens, A. longirostris und A. vogeli sind bereits ausgestorben.
Nach einer Studie von 2005 zeigten von den damals berücksichtigten 113 beschriebenen Arten 42 einen deutlichen Abundanzrückgang, 30 Arten wurden als verschollen bewertet. Nur 10 Arten galten als in ihrem Bestand stabil. Der massive Rückgang der Stummelfußfrösche wird neben anderen Ursachen in erster Linie auf Infektionen durch den Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis) zurückgeführt, insbesondere bei den Populationen in Mittelamerika. Dessen vermehrtes Auftreten bringen Untersuchungen wiederum mit einem beginnenden Klimawandel in Zusammenhang. So soll eine verstärkte Wolkenbildung über den Berghabitaten zu höheren Durchschnittstemperaturen in den Nächten führen, wodurch sich die für das Gedeihen des Chytridpilzes optimale Temperaturspanne ausdehnt.
Zum Rückgang dürften ferner Massenexporte in die westlichen Industrieländer beigetragen haben, wo diese Lurche in Terrarien gehalten wurden – oft mit geringem Erfolg und entsprechend hohem „Tierverbrauch“.
Wolterstorff-Molch
Der Wolterstorff-Molch ist ein als ausgestorben geltender Schwanzlurch aus Südchina. Er lebte stark wassergebunden.
Der nach dem deutschen Herpetologen Willy Wolterstorff benannte Molch war relativ groß und kräftig gebaut und fiel durch hervortretende Augen auf. Die Weibchen wurden bis zu 16 cm lang, die Männchen erreichten eine Größe von bis zu 12 cm. Der Schwanz hatte dabei in etwa die gleiche Länge wie Rumpf und Kopf gemeinsam. Auf der Oberseite und an den Seiten war der Wolterstorff-Molch schwarzoliv bis schwarzbraun, wobei an den Flanken orangerote Flecken bestehen konnten, die Längsreihen bildeten. Die Körperunterseite war orangerot mit schwarzen Flecken.
Auf der Rückenmitte befand sich ein erhabener Rückenkiel. Über diesen zog sich ein orangeroter Strich, der auch etwa zwei Drittel des Schwanzes umfasste. In der Zeit der Paarung wies das Männchen am Schwanz eine blaue Färbung auf.
Im Verhältnis zum Japanischen Feuerbauchmolch war die Haut des Wolterstorff-Molchs glatter, jedoch rauer als beim Chinesischen Feuerbauchmolch. Ähnlichkeiten bestanden mit der Art Cynops cyanurus.
Der Wolterstorff-Molch wurde ausschließlich im Dian-See und dessen unmittelbarer Umgebung in der chinesischen Provinz Yunnan beobachtet. In diesem in einer Höhe von 1800 m liegenden Gebirgssee, an dem sich auch die Großstadt Kunming befindet, wurde er früher häufig gesichtet. Vor allem im Frühjahr war er in flacheren Bereichen des Sees, aber auch in nahe gelegenen Bewässerungsgräben und Teichen zu finden.
Der einzige Lebensraum des Wolterstorff-Molchs wurde durch die Industrialisierung der nahen Großstadt Kunming stark beeinträchtigt. Darüber hinaus könnte auch die Einführung zuvor an diesem Standort nicht vorkommender Fressfeinde (Fische) die Population beeinträchtigt haben. Während in den 1950er-Jahren noch sehr viele Molche beobachtet wurden, konnte bei einer Exkursion im Jahr 1979 kein Exemplar mehr gefunden werden. Für das Jahr 1984 wird ein letztes Mal über die Sichtung eines Tieres durch einen Fischer berichtet. Da die Art auch nicht in Gefangenschaft gehalten wurde, muss inzwischen von ihrem Aussterben ausgegangen werden.