Der Höllenschlund unter London, genannt die Katakomben: ein in den 90er Jahren entdecktes Höhlensystem jenseits der U-Bahn-Tunnel, das Tausende Meter in die Tiefe reicht. Seinen Grund hat man bis heute nicht gefunden. Maeve O’Sullivan studiert an der University of Dublin und verfolgt das Ziel, zu einem Mudlark zu werden: einem eingefleischten Tiefenschürfer, der nach Schätzen in den Gewölben sucht. Angestachelt durch eine Wette steigt sie in die Tunnel hinab … verirrt sich jedoch. In dem Versuch, an die Oberfläche zurückzukehren, gelangt sie immer tiefer in dieses Netzwerk verworrener Korridore, bevölkert von grotesken Wesen wie heimtückischen Schlingpflanzen und wandernden Steinen. Dort begegnet sie dem rätselhaften Blaise. Er rettet sie vor dem sogenannten Wächter, einer Kreatur, die selbst die Mudlarks fürchten. Maeve wird von diesem mit einem Zeichen belegt, das sie zu einem Leben in der Tiefe verdammt – ohne die Möglichkeit, die Katakomben je wieder zu verlassen. Gemeinsam mit Blaise beginnt sie eine Reise in die Tiefe, mit dem Ziel, am Grund der Unterwelt eine Heilung zu finden.
VERLORENE STÄDTE ist der erste Teil der Dilogie DIE LICHTER UNTER LONDON. Geeignet für Fans von Ben Aaronovitch und Marie Graßhoff. Vielleicht passt das sogar, denn das was ich bisher von Marie Graßhoff kenne hat meinen Geschmack nicht getroffen und bei Aaronovitch habe ich gutes wie weniger gutes gelesen. Und das kann ich auch von VERLORENE STÄDTE behaupten. Überzeugt hat mich die Geschichte nicht, obwohl es sich hierbei um eine gehandelt hat, die mir gefallen hätte können. Die unbekannte Unterwelt Londons, mit ganz neuen Gesellschaftsformen und Kreaturen, in einem London … das auch nicht das bekannte ist. Was vielleicht auch Teil des Problems war, denn die Autorin versucht zwei Welten zu beschreiben, vernachlässigt dabei aber die Oberwelt und lässt den Leser nur vermuten, was bekannt ist und was nicht. Der Schreibstil ist zwar fesselnd und hin und wieder gelingt es der Autorin auch nervenzerreißende Spannung aufzubauen, aber so ganz berührte mich die Geschichte nicht. Kreativität fehlt der Autorin nicht, aber das Worldbuilding hätte ich mir stärker gewünscht. Die Unterwelt wird gut beschrieben, sehr detailgetreu und liebevoll, inklusive Flora und Fauna, da merkt man das das Herzblut der Autorin darin steckt. Nur … die Oberwelt, also das tatsächliche London bleibt eher oberflächlich. Da wäre mehr wünschenswert gewesen, vor allem was die Gesellschaft der Mudlarks anbelangt. Ob da noch mehr kommt? Auch bei den Charakteren schwächelt die Autorin. Die Beschreibung von Gruppen ist interessant, die einzelnen Fraktionen werden bildlich gut beschrieben. Was einzelne Charaktere, einschließlich der Protagonisten, anbelangt, so bleiben diese sehr farblos, beschränkt auf ihre Taten, Gefühle oder Eigenheiten bleiben auf der Strecke. Da war auch nicht die ständigen Hinweise diverser Traumata aus der Vergangenheit der Protagonisten Maeve und Blaise.
Trotzdem ich bin neugierig genug weiterzulesen, auch wenn mich der Auftakt nicht so ganz überzeugt hat. Da ist noch mehr nach oben. Vielleicht muss man einfach hinnehmen, was als Tatsachen behandelt werden und sich nicht groß Gedanken über das Wissen der Oberwelt, bzw. den Gepflogenheiten dieses Londons, machen.
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(Rezensionsexemplar)