Andreas Beerlage: Wolfsfährten

Der Wolf ist wieder in Deutschland und das schon seit einigen Jahren (fast schon zwei Jahrzehnte), aber Aberglauben, Unwissenheit und Angst machen es dem Wolf nicht leicht Wohlwollen in den Gedanken der Menschen zu erlangen. Wolfsberater und Autoren versuchen das Bild des Raubtiers auf eine sachliche Ebene zu bringen und Aberglaube und Angst durch Wissen zu ersetzen.
Auch Andreas Beerlage versucht mit seinen Wolfsfährten dem Leser den Wolf näher zu bringen. Offensichtlich ProWolf zeigt Beerlage aber beide Seiten auf: Wolfshasser und Wolfsfreunde, die manchmal aus falsch verstandener Tierliebe nicht besser sind als Wolfshasser. Nebenbei wird auch noch einiges über die Taxonomie des Wolfs und einige mehr oder weniger wahre Geschichten zum Thema eingeflochten, manchmal durchaus mit Augenzwinkern. Leicht verständlich ist das Buch, aber am Schluss stellte sich mir die Frage, welcher Sinn durch die Veröffentlichung bezweckt werden sollte.
Wolfsfährten ist kein Buch über Geschichten zum Thema „Willkommen Wolf“, es ist kein Buch, das zoologisches Wissen über Canis lupus verbreitet. Es hetzt nicht gegen Wolfshasser, es schmeichelt nicht den Wolfsfreunden. Es ist ein Buch, das vor sich hinplätschert, hin und wieder ein paar Fakten verbreitet, aber nicht wirklich Stellung zum Thema Wolf bezieht. Vielleicht liegt aber gerade die Stärke in diesem Buch, denn der Umgang mit dem Wolf stellt Behörden, Landwirte und Jäger (um nur einige zu nennen) vor ein Problem. Er soll nicht getötet werden, aber es gibt Ausnahmen, doch wie werden diese gerechtfertigt? Und wie soll man mit Wölfen umgehen, die offensichtlich die Nähe des Menschen suchen?
Mein Wissen zum Thema Wölfe in Deutschland wurde durch Wolfsfährten nicht erweitert. Ich weiß nicht was dieses Buch bezweckt.

Übrigens: Die beiden Videos, die in diesem Beitrag eingebettet sind, werden auch in Wolfsfährten erwähnt. Auch gibt das Buch interessante Buch- und Linktipps.

Jedem Kapitel ist eine kleine Szene aus dem Leben der Wölfin Einauge vorangestellt. Einiges davon beruht auf Tatsachen, anderes ist Spekulation. Meiner Meinung nach hätte man sich das sparen können.
Die Wölfin wurde 2000 oder 2001 im Muskauer Heide Rudel geboren. 2005 gründete sie zusammen mit einem nah verwandten Rüden das Nochtener Rudel. Filmaufnahmen aus dieser Zeit zeigen, dass die Wölfin lahmte und ihr das rechte Auge fehlte, was ihr den Spitznamen „Einauge“ eintrug.
Die Wölfin wurde 2010 im Rahmen des BfN Projektes „Ausbreitungs- und Abwanderungsverhalten von Wölfen in Deutschland“ vom Wildbiologischen Büro LUPUS besendert und erhielt die wissenschaftliche Bezeichnung FT3 („Einauge“). Leider fiel der Sender bereits im November 2010 aus. Zuvor lieferte die Telemetrie jedoch viele spannende Details aus dem Leben der Wölfin.

(Rezensionsexemplar)

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