(Erstveröffentlichung am 6. Januar 2016)
Auf der Heimreise waren Besuche in den Naturkundemuseen in Coburg und Bamberg geplant.
Das Naturkunde-Museum Coburg befindet sich auf dem Gelände des Coburger Hofgartens und geht zurück auf die Sammelleidenschaft der Coburger Herzöge.
Die Sammlungen gehen im Wesentlichen auf die Brüder Herzog Ernst II. (1818–1893) und Albert (1819–1861), Prinzgemahl der Königin Victoria von Großbritannien, zurück. 1844 wurden die Sammlungen, das Herzogliche Kunst- und Naturaliencabinet, erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Erster Direktor war ab 1844 Carl Friedrich von Schauroth. Nach mehreren Umzügen wegen Platzmangels war es auf der Veste Coburg untergebracht. Schließlich wurde ab 1912 im Auftrag des letzten Herzogs Carl Eduard das Gebäude für das Naturwissenschaftliche Museum am Rand des Coburger Hofgartens errichtet. Die offizielle Einweihung war am 1. Juli 1913 und die Eröffnung folgte am 19. Mai 1914. Die Planung des Gebäudes erfolgte durch den Berliner Architekten und Hofbaurat Rudolf Zahn.
Seit 1919 gehört das ehemalige Hofgartenmuseum, zuvor Privatbesitz des Herzogs, dem Bayerischen Staat, die Sammlungen sind Eigentum der Coburger Landesstiftung. Von 1931 bis 1955 war Hans von Boetticher Direktor des Museums. Im Jahr 1987 folgte die Umbenennung in Naturkundemuseum Coburg. Durch einen Erweiterungsbau von 1991 bis 1996 hat das Museum bei 4800 m² Nutzfläche eine Ausstellungsfläche von insgesamt 2400 m² und 1000 m² Magazinfläche.
Seit 2006 ist im Naturkundemuseum ein Raum, der Herzogin-Auguste-Saal, nach Auguste Reuß zu Ebersdorf, der zweiten Gattin von Herzog Franz von Sachsen-Coburg-Saalfeld benannt, die durch ihr Interesse für die Natur sowohl bei ihrem Ehemann, besonders aber bei ihren Enkeln Ernst und Albert die Sammelleidenschaft weckte.
Die Ausstellungen sind in fünf Bereiche aufgeteilt:
Erde (Mineralien, Kristalle, Gesteine)
Evolution (Ökologie, Baupläne der Tiere)
Erdgeschichte (Fossilien, Coburger Erdgeschichte)
Mensch (Primaten, Archäologie, Völkerkunde) und
Verschiedenes (Eiszeiten, Märbelmühle, Museumsgeschichte).
Die derzeitige Sonderausstellung „Pilze – Netzwerker der Natur“ ist noch bis zum 21. Februar zu sehen.
Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal von Bamberg richtete 1791 das Naturkunde-Museum Bamberg als Naturalienkabinett ein. Ziel war die Erfassung, das Sammeln, die Katalogisierung und die Erforschung von Biologie und Geologie des Hochstifts Bamberg.
Um im Sinne der Aufklärung Forschung und Lehre zu einer Einheit zu vereinigen, wurde das Naturalienkabinett in den Räumen der Universität im Jesuitenkolleg in der Inselstadt untergebracht, wo es sich noch heute befindet. Zielgruppe waren Professoren und Studenten der Universität, weniger interessierte Laien.
Nach Aufhebung der Universität wurde das Naturalienkabinett 1803 neu gegründet und nahm unter Leitung von Dionysius Linder (1762–1838) 1822 pomologische Bestände des Benediktinerklosters Banz auf. Die nunmehrige Lindersche Naturalienkabinettsstiftung wurde sukzessive erweitert; Julius von Minutoli stiftete zahlreiche Exponate aus seinen Reisen ins außereuropäische Ausland.
Heute ist das Naturkunde-Museum Bamberg im Eigentum der Lyzeumstiftung Bamberg. Die Generaldirektion der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns in München betreut das Museum.
Das Naturkunde-Museum besitzt mit dem Vogelsaal den einzigen original erhaltenen musealen Schauraum des 19. Jahrhunderts. Der 1810 fertiggestellte Saal diente Professoren und Studenten als Lehrsaal; er entspricht in seiner Konzeption eher den damaligen Anforderungen des akademischen Betriebes als heutigen museumspädagogischen Auffassungen. Somit ist der Vogelsaal ein Museum im Museum.
Warum der Vogelsaal nie modernisiert wurde, ist ungeklärt. Nachdem das Naturalienkabinett durch Aufhebung der Universität 1803 eine wichtige Funktion, nämlich die Lehre, verloren hatte, hatte die bayerische Krone als neuer Besitzer wohl nicht das Interesse an einer Modernisierung, und Linder interessierte sich vornehmlich für den Erhalt der von ihm seit 1790 aufgebauten obstkundlichen Sammlung.
In den 1970er Jahren wurde der Saal saniert, wobei die Vitrinen eine Farbfassung in Kremserweiß erhielten. In der 2006 begonnenen und 2010 beendeten erneuten Sanierung wurde die originale Farbfassung außen in gedecktem Weiß und innen in Bergblau wiederhergestellt.
Das Naturkunde-Museum besitzt rund 200.000 Sammlungsobjekte aus den Bereichen Geologie, Mineralogie, Paläontologie, Zoologie und Botanik.
Besonders erwähnenswert sind:
Mineraliensammlung längst erloschener Fundstellen des ostbayerischen Grundgebirges.
Sammlung mit über 2000 Belegen zu rund 60 historischen Erzlagerstätten in Oberfranken, der nördlichen Oberpfalz, des Spessarts und des Odenwalds.
Sammlung von etwa 1000 Weißjura-Ammoniten, darunter Typenmaterial.
Regionale Insektensammlung mit Schwerpunkt Hymenoptera. Sie dokumentiert mit rund 60.000 Einzelbelege den Artenbestand des Bamberger Raumes um 1930.
Historische Sammlung exotischer Vögel
Seltene Kollektion von rund 200 Wachsmodellen einheimischer Obstsorten, vorwiegend Äpfel, Birnen und Kirschen aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Die meisten der Sorten werden nicht mehr angebaut.
Die Sonderausstellung „Frankenland am Jurastrand – Verrsteinerte Schätze aus der Wattendorfer Lagune“ wurde bis auf weiteres verlängert.
Besonders interessant sind die Würzburger Lügensteine, die man auch im Naturkunde-Museum findet.
Bei den Würzburger Lügensteinen (auch Beringersche Lügensteine) handelt es sich um gefälschte Fossilien aus mainfränkischem Muschelkalk. Sie wurden Anfang des 18. Jahrhunderts in erheblicher Anzahl von dem Würzburger Professor Johann Beringer (1667–1738) erworben.
Beringer war Doktor der Medizin und der Philosophie sowie Leibarzt des Fürstbischofs von Würzburg. Wie alle Mediziner dieser Zeit, die auch mit einer Tätigkeit als Naturforscher beauftragt waren, hatte er die drei Reiche der Natur (Tiere, Pflanzen, Mineralien/Steine) zum Nutzen der Menschheit zu sammeln und zu untersuchen. Die damaligen Mediziner korrespondierten miteinander und tauschten ihre Naturalien untereinander aus.
Am 31. Mai 1725 wurden ihm von drei Jugendlichen mehrere dieser neuen, sonderbaren Steine aus Kalkstein zugetragen. Die 14, 17 und 18 Jahre alten Überbringer behaupteten, die Steine an einem Weinberg bei Eibelstadt gefunden zu haben. Beringer war zunächst misstrauisch, grub bei einem Besuch des Fundorts jedoch selbst solche Steine aus und beauftragte daher die Jugendlichen, weitere Grabungen vorzunehmen. Nach Beringers eigenen Angaben wurden in den folgenden sechs Monaten ungefähr 2000 Stücke ausgegraben und von ihm für mehr als dreihundert Reichstaler erworben. Auf der Basis der einzigartigen Funde plante Beringer in Würzburg ein neues Naturalienkabinett einzurichten, das er öffentlich zugängig machen wollte.
Die Steine zeigten Unerhörtes: Pflanzen und diverse versteinerte Tiere, zum Beispiel eine Fledermaus mit Flügeln und eine Riesenmilbe, die gerade eine Fliege gefangen hat, ferner eine Spinne im Netz und eine Biene im Anflug auf eine Blüte. Andere Steine enthielten hebräische Schriftzeichen, die das Tetragramm ergaben, geschweifte Sterne und andere sonderbare, kosmologische Zeichen. Manche dieser Steine weisen aus heutiger Sicht geradezu humoristische Motive auf, wie beispielsweise kopulierende Frösche oder Fliegen. Die Frösche sind dabei nicht als Skelett gestaltet, sondern erinnern an naive Relief-Arbeiten. Viele Insekten sind zu sehen, darunter eine versteinerte Made, die genau in eine Bohrung im Gestein passt, sowie Wirbeltiere, die aus einem Loch aus dem Stein hervorschauen. Heute wirken die Fälschungen plump und lächerlich.
Da jedoch in der damaligen Zeit gerade erst die bloße Existenz von Fossilien bekannt und eine Fossilisationslehre nicht entwickelt war, erklärt sich, weshalb zunächst nicht alle Fälschungen erkannt wurden. So wurde Beringer neben versteinerten Skeletten auch die Versteinerung eines vollständig erhaltenen Körpers vorgelegt.
Beringer selbst glaubte zunächst an die Echtheit der von ihm Figurensteine genannten Funde und kündigte am 4. Oktober 1725 in den Leipziger Neuen Zeitungen von gelehrten Sachen eine Veröffentlichung an. Während der Abfassung seines Werkes erkannte Beringer, dass einzelne Objekte gefälscht waren, weswegen er auf deren Abbildung und Beschreibung noch während der Abfassung seines Werkes wieder verzichtete. 1726 erschienen die von ihm erworbenen Steine in einem aufwendig gestalteten Buch mit dem Titel Lithographiae Wirceburgensis: specimen primum, in dem er die Funde mit detailgenauen Zeichnungen auf 21 Kupferstichen katalogisierte und gemeinsam mit echten Fossilien beschrieb. Ferner beschrieb er die Fundstelle und erörterte, wie die Funde nicht entstanden sein konnten.
Da er keine Antwort auf die Frage nach ihrer Entstehung hatte, bat er in seinem Werk Fachgelehrte, sich ebenfalls der Aufklärung dieser Frage zu widmen. Beringer glaubte, die Steine würden die Theorie der vis plastica verifizieren, die der persische Gelehrte Avicenna im 11. Jahrhundert aufgestellt hatte. Danach wären alle in der Natur aufzufindenden Formen von Lebewesen als plastische Modelle in Stein präfiguriert.
Beringer erkannte erst gegen Ende 1732 den Betrug (ein Stein trug seinen Namenszug), kurz vor Herausgabe seines zweiten Bandes, der daraufhin nicht mehr erschien. Er versuchte im Folgenden, die gesamte Auflage seines Werks zurückzukaufen und ließ viele in seinem Besitz befindliche Exemplare vernichten. Sein wissenschaftlicher Ruf wurde durch den Betrugsversuch jedoch nicht ruiniert und er lehrte bis zu seinem Tode im April 1738 an der medizinischen Fakultät in Würzburg weiter. Nach Beringers Tod wurde der Restbestand seines Werkes von einer Leipziger Bibliothek gekauft und mit neuem Titel 1767 herausgegeben. Bis heute sind ca. 600 Exemplare der über 2000 gesammelten Lügensteine nachweisbar bzw. erhalten. Sie befinden sich u. a. in der Universitätsbibliothek Würzburg, im Würzburger Mainfränkischen Museum, im Naturkunde-Museum Bamberg, im Teylers Museum zu Haarlem und in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie in München. Auch der Dichter Eduard Mörike sowie der Erbauer der Würzburger Residenz, Balthasar Neumann, besaßen seinerzeit solche Steine. Diese Steine hatte Beringer teils selbst seinen Kollegen, mit denen er korrespondierte, zur Beurteilung geschickt, andere wurden weitergereicht.
Aus Vernehmungsprotokollen geht hervor, dass Beringer mehrere nachgemachte Artefakte von zwei Würzburger Kollegen untergeschoben wurden: von dem ehemaligen Jesuiten Ignatz Roderique, inzwischen Professor für Geographie, Algebra und Analysis, sowie von Johann Georg von Eckhart, Geheimer Rat und Hof- und Universitätsbibliothekar. Die beiden wollten auf diese Weise Beringer davon überzeugen, dass die Eibelstädter Burschen diese wegen des Geldes gemacht haben könnten. Roderique hatte den Protokollen zufolge die Figuren in Eckharts Wohnung ausgemeißelt, der 17-jährige Jugendliche hatte diese anschließend mit feinem Schleifpulver geglättet.
Die Lügensteine wurden selbst zu begehrten Sammelobjekten, die selbst gefälscht wurden.
Nebenbei bemerkt: Das dritte Naturkundemuseum in Oberfranken, das Urweltmuseum in Bayreuth, habe ich Ostern 2015 besucht (siehe hier)
Nach den Museumsbesuch fuhren wir nach Hause, jetzt können die Zooreisen 2016 beginnen…die Planungen laufen bereits.