(Erstveröffentlichung am 5. Februar 2015)
Der Freitag war der 1. Tag des Queer gelesen-Lesefestivals. Zwei Lesungen standen (ab 17.00 Uhr) auf dem Programm: Ingrid Pointecker und Anna Murawska, die mir bis dahin unbekannt war. Aber das Lesefestival dient auch dazu neue Leute kennen zu lernen und alte Bekannte zu treffen. Ingrid habe ich bereits vor ein paar Jahren in Linz (bzw. Leonding bei der MACOnvention) kennengelernt, Anna in Wiesbaden am Tag nach ihrer Lesung…und ich muss gestehen, dass mir bis zum Schreiben dieses Beitrags nicht einmal bewusst war, dass sie gelesen hatte, denn den Freitag habe ich das Festival nicht besucht. Wir hatten andere Pläne, und diese hatten nichts mit Wiesbaden zu tun:
Wir wollten den Zoo und das Senckenberg Museum in Frankfurt besuchen und abends in Frankfurt ins Theater gehen.
Anders als bei den letzten Besuchen im Frankfurter Zoo hatten wir keine Probleme mit dem Parkplatz, so dass wir nicht auf ein Parkhaus ausweichen mussten. Freitag morgens bei kaltem (aber trockenem) Wetter geht wohl keiner freiwillig in den Zoo. Oder nur sehr wenige. So wie es aussah waren auch außer uns nur ein paar Schulklassen unterwegs, den Zoo habe ich schon überfüllter erlebt.
Wir wurden dafür auch mit ein paar Sonnenstrahlen belohnt. Natürlich haben wir nicht alle Tiere zu Gesicht bekommen (was auch nie der Fall ist, manche Tiere entziehen sich gerne dem Betrachter, egal bei welchem Wetter), aber doch genug, um nicht enttäuscht zu sein. Das Highlight des Besuchs waren die Gemeinen Tintenfische, die es nur in Frankfurt gibt, und die ein sehr interessantes Schauspiel abliefern: Herumschwimmen, Einbuddeln, Farben wechseln.
Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt ist (neben dem Berliner Museum für Naturkunde) das größte Naturkundemuseum in Deutschland mit Exponaten aus den Bereichen Biologie und Geologie.
Bekannt unter anderem auch durch diverse Berichte im TV war ich begierig darauf, das Museum zu besuchen. Geplant war es bereits im letzten Jahr, als Alternative bei Schlechtem Wetter, aber wir haben uns immer dagegen entschieden. Diesmal nicht. Diesmal stand das Museum fest auf dem Plan und geändert hat sich daran nichts.
Das Senckenberg Naturmuseum präsentiert eine der umfangreichsten Ausstellungen von Großgruppensauriern in Europa. Ein besonderer Schatz ist das Original eines versteinerten Sauriers mit erhaltener, schuppiger Haut. Daneben bekommt man einen Eindruck der gefundenen Fossilien aus der Grube Messel (bei Darmstadt) und einen Überblick über die Vielfalt des Lebens (in präparierter/ausgestopfter) Form.
In meinen Augen der interessanteste Teil des Museums neben der Dinosaurier und der Messeltiere, waren die Wale und Elefanten. Regelrecht ermüdend ist die unüberschaubare Ausstellung ausgestopfter Tiere.
Immerhin bekommt man auch ausgestorbene Tiere zu sehen: Huia, Quagga und Beutelwolf, letzterer eher unspektakulär. Auch Dodo und Riesenalk muss man eher aktiv suchen. Das Fotografieren aus den Vitrinen ist auch nicht so leicht, deswegen habe ich auch kaum Fotos davon. Obwohl es auch Tiere zu sehen gibt, die man (derzeit) nicht in europäischen Zoos findet. Trotzdem war das eher eine Enttäuschung. Aber ausgestopfte Tiere oder Modelle sind kein Vergleich mit lebenden Tieren. Andererseits (und da greife ich ein bisschen voraus) zeigt das Hessische Landesmuseum, dass es auch anders geht.
Nachdem wir die Präparate hinter uns gelassen hatten, ging es zurück nach Wiesbaden und nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel fuhren wir zurück nach Frankfurt, wieder in die Nähe des Zoos um erst beim Pizza Hut zu essen und danach ins Fritz Rémond Theater (welches sich im Haus der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt), um „Die (s)panische Fliege“ zu sehen.
Am 4. Januar 1947 gründete der aus Köln stammende Schauspieler und Regisseur Fritz Rémond (1902–1976) auf Anregung des Zoodirektors Bernhard Grzimek im Zoogesellschaftshaus das „Kleine Theater im Zoo“. Zweck der Zusammenarbeit zwischen Theater und Zoo war nach Aussage des Theaters das Bestreben, wechselseitig eine große Menge an Besuchern anzuziehen.
Als eines der ersten Theater nach dem Krieg gegründet, versuchte das „Kleine Theater im Zoo“ zunächst dem Nachholbedarf der zeitgenössischen Dramatik zu entsprechen und inszenierte Stücke, die in der NS-Zeit unterdrückt oder verboten worden waren. Als Eröffnungsvorstellung wurde Strindbergs Stück „Rausch“ gegeben. Werke von Carl Zuckmayer, W. Somerset Maugham, und George Bernhard Shaw standen ebenso auf dem Programm wie Arbeiten von Jean Anouilh, Arthur Schnitzler, Gerhart Hauptmann oder Henrik Johan Ibsen.
Dem Theaterdirektor Rémond gelang es immer wieder, prominente Schauspieler an sein kleines Theater zu holen, darunter Curd Jürgens, Karlheinz Böhm, Martin Held, Inge Meysel und Heinz Rühmann. Hans-Joachim „Kuli“ Kulenkampff und Boy Gobert begannen hier ihre Bühnenkarriere.
1976 starb Fritz Rémond. Anlässlich seines Todes wurde das Haus in „Fritz Rémond Theater“ umbenannt. Lothar Baumgarten ein langjähriger Weggefährte und Bühnenbildner Rémonds übernahm die Leitung des Hauses. Sein Sohn, Egon Baumgarten übernahm das Haus dann 1985.
1995 drohte dem inzwischen hoch verschuldeten Theater die Schließung. Einem Aufruf der Stadt Frankfurt folgend übernahm daraufhin der Leiter des Frankfurter Theaters „Die Komödie“, Claus Helmer, das Haus.
Das Stück selbst stammt aus dem Jahr 2013 und ist unterhaltsamer Schwachsinn, den wir bereits in der Fassung der Berliner Volksbühnen im TV gesehen haben.
Im Gegensatz dazu war die Aufführung im Fritz Rémond Theater eher klassisch, aber trotzdem sehr unterhaltsam. Anfangs braucht das Stück etwas, bis es in die Gänge kommt, und das Ende ist so plötzlich (dabei könnte es ewig weitergehen), aber unterhalten wird man auf sehr amüsante Weise. Erstaunlich dass das Theater nicht ausverkauft war.
Dabei waren die Kritiken nicht schlecht:
Helmer wusste, was er seinem Publikum schuldig war: einen zwerchfellerschütternden Abend. […] Schon lange hat man nicht mehr Tränen gelacht an den Frankfurter Bühnen. Dank für diesen Riesenspaß gebührt dem gesamten Ensemble, das der Regisseur in zwei zügigen Stunden aufeinanderhetzt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 31.01.2015
Ein herrlich kurzweiliger Spaß! […]
Frankfurter Neue Presse v. 31.01.2015
Aber man hat ja noch Zeit bis zum 15. März. Solange ist das Stück noch in Frankfurt zu sehen.
Die Handlung:
Senffabrikant Klinke könnte mit seinem Leben ganz zufrieden sein: Erfolgreich, verheiratet und mit einer hübschen Tochter gesegnet. Augenscheinlich führt er ein sittengetreues Leben., wäre da nicht ein lange zurückliegender Fehltritt mit einer feurigen Tänzerin, der Spanischen Fliege. Und aus diesem Fehltritt entstand ein Knabe, für dessen Unterhalt Klinke jahrelang zahlen muss.
Seine Frau, die Präsidentin des örtlichen Vereins für Moral und Mutterschutz ist ahnungslos, aber wie das Leben so spielt erfährt sie vom Fehltritt eines angesehenen Bürgers und will diesen auf den rechten Pfad der Tugend zurückführen und ihn bloß stellen. Klinke kommt in Bedrängnis, aber er ist nicht allein, auch andere Bürger kommen als Vater in Frage (und haben ebenfalls gezahlt).
Daneben muss Frau Klinke die Beziehung der Tochter mit dem Rechtsanwalt Dr. Gerlach verhindern, damit der Weg frei ist für eine moralisch unbedenkliche Verbindung mit dem Sohn einer befreundeten Sittenwächterin.
Unter den Darstellern befanden sich übrigens durchaus einige bekannte Personen: Walter Renneisen als Klinke, Fabian Goedecke als Dr. Gerlach und Wolff von Lindenau als Klinkes Schwager (um nur einige zu nennen)
Übrigens haben wir nicht mehr die Hoteltiefgarage benutzt, sondern haben uns in der Nähe einen Parkplatz gesucht (und gefunden). Das stellte auch in den kommenden Tagen kein Problem dar.