Dieser Beitrag ist ein Überbleibsel der früheren Rubrik ABENTEUER AQUARIUM aus dem ersten Beutelwolf-Blog. Die Reihe wird nicht fortgesetzt und nur Auszugsweise übertragen.
Die Vermehrung von (Aquarien)Schnecken ist es aber durchaus wert behalten zu werden, auch wenn die Aquaristik im neuen Blog keine große Rolle mehr spielen wird.
Die Erstveröffentlichung dieser Artikel war 2016. Es ist ein leicht überarbeiteter Zusammenschnitt.
Schnecken sind Zwitter. Das hört man immer wieder, aber wenn man sich genauer mit der Materie beschäftigt, muss man feststellen, dass das so nicht stimmt. Es gibt tatsächlich Zwitter unter den Schnecken, es gibt aber auch männliche und weibliche Schnecken. Und so wie es „mehrere“ Geschlechter gibt, so gibt es auch unterschiedliche Vermehrungsarten unter den Schnecken. Und das gilt für alle Schnecken, nicht nur für die aus der französischen Küche oder dem Aquarium bekannten.
Einige Schneckenarten vermehren sich ohne größere Probleme: Turmdeckelschnecken, Posthornschnecken und Blasenschnecken vermehren sich wie die Kaninchen, allerdings haben sich in meinen Vasen die Populationen nie zu einem Problem erwiesen. Natürlich gilt das, was ich über die Schwarzen Turmdeckelschnecken sage auch für die bekanntere Indische Turmdeckelschnecke (wie vermutlich viele Aquarianer bestätigen können). Meine Genoppte Turmdeckelschnecke vermehrt sich auch, allerdings nicht so übermäßig wie die Schwarze Turmdeckelschnecke. Und nicht alles, was als Turmdeckelschnecke bezeichnet wird, ist gleichermaßen vermehrungsfreudig. Von einigen Arten ist die Nachzucht im Aquarium meines Wissens noch nicht geglückt.
Aber Schwarze, Indische und Genoppte Turmdeckelschnecken lassen sich ohne Probleme vermehren, die Raubschnecke angeblich auch, ebenso wie einige Brotia und Tylomelania-Arten.
Schwarze, Indische und Genoppte Turmdeckelschnecken vermehren sich parthenogenetisch, d. h. die Nachkommen entstehen aus unbefruchteten Eizellen. Ein Tier reicht bereits um Nachwuchs zu erhalten (ich habe mit zwei angefangen, inzwischen sind es einige mehr). Tarebia und Melanoides sind lebengebährend, es werden keine Eier abgelegt. Die Jungtiere kommen voll entwickelt zur Welt.
Raubschnecken sind getrenntgeschlechtlich, es gibt Männchen und Weibchen. Wenige Tage nach der Befruchtung werden Gelege an Hartsubstrat abgelegt, die häufig nur ein Ei enthalten. Je nach Temperatur schlüpfen die Jungen nach zwei bis sechs Wochen.
Bisher war ich noch nie Zeuge einer Schneckengeburt, und meine Raubschnecken bleiben im Verborgenen, so dass ich nicht einmal sagen kann, ob sie noch leben.
Quellblasenschnecken (und andere Vertreter der Gattung Physa) sind Zwitter und eierlegend. Bei mir werden die Gelege bevorzugt an der Scheibe abgelegt und man kann gut die Entwicklung der Schnecken beobachten. Blasenschnecken sind sehr anspruchslos und vermehrungsfreudig. Wer Kugelfische und anderschneckenfressende Fische besitzt kann sich leicht eine gut laufende Lebendfutterquelle schaffen (außerdem macht es Spaß Blasenschnecken zu beobachten, aber dasei nur am Rande erwähnt)
Auch Spitzschlammschnecken sind Zwitter. Da für eine erfolgreiche Befruchtung aber zwei Tiere nötig sind (ich aber nur eines habe, und bisher auch nicht daran gedacht habe, mir ein weiteres Tier zuzulegen), kam es bei mir noch zu keiner erfolgreichen Vermehrung.
Nach der einseitigen Befruchtung werden gallertige Laichschnüre an Wasserpflanzen geheftet, die bis zu 200 Eier enthalten können. Je nach Wassertemperatur schlüpfen nach etwa 14 Tagen die bereits fertig entwickelten Jungen.
Posthornschnecken sind ebenfalls Zwitter. Eine „reine“ Selbstbefruchtung (ohne Partner) ist möglich, allerdings bei hoher Letalrate. Von diesen Nachkommen überleben im Schnitt nur 3 %.
Nach dem Geschlechtsakt (zwischen zwei Tieren) wird im Körper der Schnecke, die den weiblichen Part abgibt, ein Vorrat der Samen zurückgehalten, so dass sie später, getrennt von Artgenossen, noch für Nachwuchs sorgen kann.
Die Algenrennschnecke ist getrenntgeschlechtlich. Das Männchen begattet das Weibchen mit seinem Penis. Das Weibchen befestigt an Steinen und Wurzeln Eikapseln, aus denen freischwimmende Veliger-Larven schlüpfen. Diese werden ins Meerwasser verdriftet, wo sie sich als Zooplankton von Plankton ernähren. In Süßwasser können die Larven nur kurze Zeit überleben. Kurz vor der Metamorphose suchen die Veliger-Larven wieder Brackwasserbereiche auf. Nach der Metamorphose wandern die fertigen Schnecken die Flüsse hinauf.
Auch Geweihschnecken sind getrenntgeschlechtlich.
Die Vermehrung von Geweihschnecken und Algenrennschnrecken ist (meines Wissens nach) im Aquarium noch nicht gelungen.
Zwitter (wie die Quellblasenschnecke) verfügen sowohl Eizellen als auch Spermien, manche Arten können sich auch selbst befruchten, aber das ist eher die Ausnahme.
Die Übergabe des Spermas erfolgt über den Penis des einen in die Kloake des anderen Tieres.
Bei getrenntgeschlechtlichen Schnecken erfolgt die Paarung ähnlich, nur, dass es männliche und weibliche Tiere gibt und es auch nicht zur Selbstbefruchtung kommen kann.
Parthenogenese (Jungfernzeugung) kommt bei einigen Turmdeckelschnecken vor. Weibchen „klonen“ sich ohne Vorhandensein von männlichen Spermas.
Die meisten Schnecken legen ihre Eier unter Wasser an hartem Substrat ab, die Gelege von Apfelschnecken werden jedoch außerhalb des Wassers angebracht. Die Schlupfzeiten liegen bei 3 bis 14 Tagen, abhängig von Schneckenart und anderen Faktoren (bei Apfelschnecken spielt z. B. auch die Luftfeuchtigkeit eine Rolle).
Manche Schneckenarten (diverse als Algenschnecken bezeichnete Tiere, Geweih- und Rennschnecken) benötigen Brackwasser zur Vermehrung. Die Nachzucht im Aquarium ist meines Wissens noch nicht geglückt (aber das habe ich letzte Woche schon erwähnt).
Schade, dass es keine Süßwassernacktschnecken gibt …
Manchmal hört man von Schneckenplagen, die sich in Aquarien ausbreiten. Und ich kann mich selbst an unzählige Turmdeckelschnecken in meinem ersten Aquarium erinnern, denen ich die Schuld am Misslingen dichten Pflanzenwuchses gab. Losgeworden bin ich damals die Schnecken nicht, selbst Kugelfische haben nicht geholfen.
Aber inzwischen bin ich schlauer und weiß, wie ich gegen die Schneckenplage vorgehen kann und dass die Turmdeckelschnecken mit dem Pflanzensterben nichts zu tun hatten.
Aber Schnecken sind böse, deswegen muss man sie vernichten … ABER was für Schnecken im Garten gelten mag, trifft für Aquarienschnecken nicht zu. Eher das Gegenteil ist der Fall und wenn man zu viele Schnecken hat, muss man Ursachenforschung betreiben. Meist hilft es, weniger zu füttern, denn durch die Fütterungen lassen sich die Schneckenpopulationen regeln.
Ich füttere eher selten und unregelmäßig. Ein Zuviel habe ich nicht feststellen können, auch wenn die einzelnen Arten mal mehr oder weniger dominant sind.
Sollte man tatsächlich zu viele Schnecken haben kann man mit Absammeln unterstützen. Von chemischen Mitteln würde ich abraten, ein paar Schnecken sind immer nützlich und für Pflanzen schädlich sind nur wenige Arten. Außerdem könnten von den Schneckenvernichtungsmitteln auch andere Wirbellose betroffen werden.
Den Schnecken mit anderen Tieren den Garaus zu machen ist auch nicht ratsam. Ich habe meine Palembang-Kugelfische (vor Jahrzehnten) auch nicht wegen der Schnecken gekauft, sondern, weil ich sie für interessante Tiere hielt. Die Turmeckelschnecken haben sie aber auch nicht vollkommen vernichtet. Auch andere Fische fressen Schmerlen, aber einige sind wegen ihrer Größe nicht für alle Aquarien geeignet und ein Nanoaquarium limitiert die Anzahl der gehaltenen Fische noch um einiges. Aber es gibt ja Raubschnecken (die ich vielleicht auch habe, aber sicher bin ich mir nicht und wenn ich sie noch habe,bin ich mir nicht sicher, von was sie sich ernähren …. von Blasenschnecken offensichtlich nicht).
Weniger füttern hilft und so uninteressante Mitbewohner sind Schnecken auch nicht.