Von brutalen Affen (in der freien Wildbahn) und begehbaren Affenanlagen in deutschen Zoos (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 3. Februar 2017)

Während einer Kaffepause wurde ich heute auf diesen Vorfall aufmerksam und dann kommt man von einem ins andere und schließlich landeten wir während des Gesprächs bei begehbaren Affenanlagen. Mir ist keine begehbare Anlage mit Menschenaffen bekannt und ich finde auch Makaken schon grenzwertig. Ich habe schon einige Erfahrungen mit Makaken in solchen Anlagen gemacht, mir ist bisher nichts passiert, aber die Zähne sind schon sehr furchteinflößend und wenn ich es vermeiden kann, mache ich einen Bogen um solche Anlagen.
Auch Lemuren haben scharfe Zähne, aber bisher habe ich damit keine negativen Erfahrungen gemacht und besuche gerne Katta und Co.
Aber genug von mir und meinen Abneigungen/Vorlieben…zurück zum Anfang, dem Angriff der Schimpansen.
Bereits 2013 tötete eine Gruppe Schimpansen ihren ehemaligen Anführer und schändete seine Leiche. Ein Forscherteam war dabei und filmte das Geschehen. Es ist bekannt, dass Schimpansen gezielt andere Affen jagen.

Auch Übergriffe auf andere Schimpansengruppen sind bekannt. Dass sie aber auch Mitglieder ihrer eigenen Gruppe töten, ist äußert selten. Der Vorfall von 2013 war erst der neunte dokumentierte überhaupt. Da es nachts war, konnten die Forscher die Tat selbst nicht sehen. Aber laut „National Geographic“ hörten sie Schreie und Gebrüll. Aber am nächsten Morgen war das „Verbrechen“ noch nicht beendet:
Am nächsten Morgen wollten die Forscher nachsehen, was passiert war. Die Schimpansen schändeten die Leiche ihres ehemaligen Anführers Foudouko. Und das über mehrere Stunden hinweg. Sie schlugen mit Stöcken und Steinen auf den Leichnam ein, bissen ihn, rissen seine Kehle heraus und aßen sein Fleisch.
Wie die Forscher im „International Journal of Primatology“ berichten, hatte Foudouko eine tiefe Bisswunde an seinem rechten Fuß, an der er wahrscheinlich verblutet war, außerdem eine klaffende Wunde auf seinem Rücken, mehrere Verletzungen an den Fingern, einen eingerissenen Anus und mehrere gebrochene Rippen.
Die Gruppe wurde schon schon seit 2005 beobachtet und ihr Verhalten studiert. Foudouko war das Alphatier. Er dominierte die anderen Schimpansen mit extremer Aggressivität und Brutalität, weshalb ihm ein Forschungsassistent den Spitznamen „Saddam“ gab.
2007 wurde Foudoukos Beta-Männchen namens Mamadou verletzt. Das führte zu einer Schwächung seiner Position, so dass mehrere männliche Jungtiere ihn vertreiben konnten. Foudouko lebte daruafhin fünf Jahre als Einzelgänger mit nur seltenen Kontakten zu seiner früheren Gruppe.
Erst 2013 versuchte er sich wieder anzuschließen. Das neue Alphatier sowie der nach wie vor in der Rangfolge an zweiter Stellung stehende Mamadou akzeptierten Foudouko, andere (jüngere) Männchen dagegen nicht, da sie sich durch Foudoukos Ansprüche auf den Posten als Alphatier übergangen fühlten.
Am 15. Juni 2013 wurde Foudouko getötet.

Schimpansen (und andere Vertreter der Primaten) sind alles andere als niedlich.

Trotzdem kann man Affen seit einigen Jahren hautnah im Zoo begegnen, meist handelt es sich dabei um Kattas und Berberaffen. Es gibt auch vereinzelt Spezialzoos, die sich auf Affen spezialisiert haben, oder (fast) nur aus einer großen begehbaren Anlage bestehen, wie in Salem oder Straußberg (beides Einrichtungen, deren Besuch von meiner Seite eher unwahrscheinlich ist).

In manchen Zoos können sich Affen auch frei auf dem Gelände bewegen, wie etwa in Halberstadt oder Eberswalde.
Im Augsburger Zoo leben Kattas in ihrer begehbaren Anlage mit Mohrenmakis und Graukopfkasarkas, im Eingangsbereich des Tropenaquarium Hagenbeck leben Kattas und Allfarbloris. In Erfurt, Rheine (eröffnet 1974, und damit der erste begehbare Affenwald Deutschlands) und in Eckenhagen gibt es große Freianlagen für Berberaffen. In Eckenhagen kann man auch die Totenkopfäffchen aus nächster Nähe begegnen, sowohl in ihrer Anlage, als auch außerhalb.

Es gibt noch viele andere Zoos (auch in den Nachbarländern) mit begehbaren Affenanlagen, aber man sollte sich immer an die Regeln halten, dann sollte nichts passieren. Und nur weil sich einige Tiere auch füttern lassen ist das keine Einladung zum Streicheln. Andere Besucher sollten dabei kein Vorbild sein.

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