Vom Aussterben bedroht – Sperlingsvögel 2 (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 31. Oktober 2012)

Familie: Tangaren

Witwentangare
Die Witwentangare erreicht eine Länge von 16 Zentimetern. Kopf, Kehle, Oberseite und Schwanz des Männchens sind schwarz. Die Unterbrust und der Bauch sind weiß, die Flanken und die Unterschwanzdecken sind ebenfalls schwarz. Charakteristisch ist der auffällige grauweiße konische Schnabel. Das Weibchen erinnert in seiner bräunlichen Gefiederfärbung sowohl an das Weibchen der Spiegeltangare als auch an das Weibchen des Ultramarinbischof. Da aber erst ein Weibchen entdeckt wurde, sind weitere Studien notwendig um genauere Daten zu erhalten.
Über die Lebensweise der Witwentangare ist kaum etwas bekannt. Das Belegexemplar wurde inmitten der buschigen Vegetation im Trockenwald in der Übergangszone zwischen dem Amazonas-Regenwald und der brasilianischen Cerrado entdeckt.
Am 25. August 1938 entdeckte der französische Ethnologe A. Vellard bei Juruena in Zentral-Brasilien eine neue Vogelart mit einem wuchtigen konischen Schnabel. Das männliche Typusexemplar befindet sich im Muséum national d’Histoire naturelle in Paris und war für 66 Jahre der einzige Nachweis über die Witwentangare. Nachdem es im Jahre 2003 eine unbestätigte Sichtung durch den Vogelführer Bráulio A Carlos in den Galeriewäldern im Emas-Nationalpark gab, besuchte der brasilianische Ornithologe Dante Buzzetti im Oktober 2004 die mutmaßliche Fundstelle und hörte den Gesang eines Vogels, den er nicht identifizieren konnte. Er nahm den Gesang auf und konnte damit einen bräunlichen Vogel anlocken, der allerdings kaum zu beobachten war. Ein paar Tage später nahm Buzzetti wieder einen melodiösen Gesang auf, der es ihm ermögliche das erste Männchen der Witwentangare anzulocken und zu beobachten. Später bestätigte Buzzetti, dass der zuerst aufgenommene Gesang der des Witwentangarenweibchens war.
Seit 2004 gab es sechs Sichtungen an vier verschiedenen Stellen des Emas-Nationalpark. Lebensraumverlust durch die Degradierung der Cerrado und die Ausweitung der Landwirtschaft sind vermutlich der Hauptgrund für ihre Seltenheit.

Mangrove-Darwinfink
Der Mangrove-Darwinfink ist einer der seltensten Vögel dieser Erde und vom Aussterben bedroht, da nur noch etwa 100 Exemplare dieser Art auf den Galápagos-Inseln zu finden sind. Sein Name stammt von seinem Wohnraum ab (Mangroven-Wald). Diese Singvogelart ist nur auf der Insel Isabella vorzufinden. Der Mangrove-Darwinfink ernährt sich von großen Insekten, Larven und benutzt manchmal Werkzeuge. Er nimmt sich Zweige oder Dornen in den Schnabel und gräbt damit nach Larven oder Maden.
Die Bauchseite ist oliv, während die Rückenseite eher gräulich ist. Sperlinge und Finken sind ihm in Körperbau und -größe sehr ähnlich. Der Mangroven-Fink hat eine abgerundete Flügelform und einen abgerundeten Schwanz, der häufig zu einer Seite abgeknickt ist.

Auch der Kleinschnabel-Darwinfink gehört zu den vom Aussterben bedrohten Arten.

Rubinkehltangare
Die Rubinkehltangare ist endemisch in Espírito Santo, Brasilien und galt zwischen 1870 und 1941 sowie zwischen 1941 und 1998 als verschollen.
Sie erreicht eine Länge von 14 cm. Die Flügellänge beträgt 8,5 cm und die Schwanzlänge 6,2 cm. Die Oberseite weist eine aschgraue Färbung auf, der Rücken ist dunkler gefärbt. Der Bauch ist weiß. Schwanz und Flügel sind schwarz, wobei die großen Oberflügeldecken einen bläulichen Schimmer aufweisen. Die inneren Armschwingen haben eine schwarze Innenfahre und eine graue Außenfahne. Ein breiter dunkler Augenstreif verläuft von der Stirn durch die Region der Augen und Ohren bis zum Hinternacken. Die Haube ist grau. Kinn und Kehle sind durch eine kirschrote Tönung gekennzeichnet, die bis zur Brustmitte reicht. Die Iris ist orange und die Beine rosa. Ihr Gesang besteht aus einer komplexen Folge aus dünnen Trillern und Doppelpfiffen.
Ihr Vorkommen ist gegenwärtig auf ein Brutareal von 31 km² in der Region Fazenda Pindobas IV in Espírito Santo beschränkt. Früher war sie in den Bundesstaaten Espírito Santo, Minas Gerais und Rio de Janeiro verbreitet.
Bis zu ihrer Wiederentdeckung im Jahre 1998 war über Lebensweise nichts bekannt. Heute weiß man, dass sie im Blätterdach von feuchten Bergwäldern in Höhen von 900 bis 1.100 m über NN vorkommt. Die Vögel gehen innerhalb der Kronen von hohen Bäumen auf Nahrungssuche. Zum Waldrand hin kann man sie gelegentlich auch in niedrigeren Baumregionen beobachten. Sie scheint Äste mit Moos- und Flechtenbewuchs zu bevorzugen. Häufig ist sie in Schwärmen mit anderen Vogelarten anzutreffen. Ihre Nahrung besteht offenbar aus Gliederfüßern. Nestbauten wurden im Spätnovember beobachtet.
Die Rubinkehltangare war lange Zeit nur durch ein einziges männliches Exemplar bekannt, dass 1870 vom Vogelsammler Jean de Roure nach eigenen Angaben in Muriahié am Nordufer des Rio Parahyba do Sul, Minas Gerais entdeckt wurde und über den Schweizer Ornithologen Carl Hieronymus Euler an den deutschen Ornithologen Jean Louis Cabanis ins Museum für Naturkunde nach Berlin gesandt wurde.
Heute wird theoretisiert, dass der Herkunftsort des Holotypus nicht Muriahié, sondern vermutlich Macaé in Rio de Janeiro gewesen sein könnte, da die angegebenen Höhenangaben aus Muriahié von 210 m nicht mit den heutigen übereinstimmen. 1941 wurde die Rubinkehltangare zum ersten Mal durch Helmut Sick wiederentdeckt, der bei Itarana in der Jatibocas Region von Espírito Santo acht Exemplare beobachten konnte. Danach blieb sie wieder verschollen, bis es 1995 durch den Ornithologen Dereck A. Scott eine weitere Sichtung gab. Scott war sich jedoch nicht sicher, ob er wirklich diese Art entdeckt hatte. Am 22. Februar 1998 gelang es schließlich sechs brasilianischen Forschern zehn Exemplare der Rubinkehltangare in der Region von Fazenda Pindobas IV in Espírito Santo wiederzuentdecken, zu fotografieren und ihren Gesang aufzunehmen.
Durch die Vernichtung ihres Lebensraumes ist die Rubinkehltangare noch immer vom Aussterben bedroht. Weite Teile ihres ehemaliges Verbreitungsgebietes sind durch Rodung zerstört.

Familie: Schmuckvögel

Rubinkrönchen
Das Rubinkrönchen erreicht eine Größe von 8 Zentimetern. Die Oberseite ist hellgelboliv. Bürzel und Stirn sind gelb. Der dunkle Schwanz ist sehr kurz. Die Flügel sind dunkel und haben zwei weiße Flügelbinden. Die Schirmfedern weisen weiße Spitzen auf. Die Unterseite ist dottergelb, die Brust olivfarben verwaschen. Die Scheitelmitte ist durch lange orangerote und gelborange Federn charakterisiert, die von schwarzen Federn umrandet werden. Sein Ruf wird als kurz, scharf und unangenehm beschrieben.
Das Rubinkrönchen bewohnt in seinem Verbreitungsgebiet nördlich von Rio de Janeiro Wälder der Gebirgsausläufer in Höhenlagen über 1000 m.
Das Rubinkrönchen geht im Blätterdach auf Nahrungssuche und ernährt sich von Früchten, Samen und Insekten.
Das Rubinkrönchen galt zwischen 1890 und 1996 als verschollen und war lange nur durch 50 Museumsexemplare aus dem 19. Jahrhundert bekannt. Fünf davon befinden sich im Museum Naturalis in Leiden. Am 27. Oktober 1996 gelang dem brasilianischen Ornithologen Ricardo Parrini die Wiederentdeckung von zwei Exemplaren in der Serra dos Órgãos nördlich von Rio de Janeiro. Im März 2006 will der deutsche Ornithologe Dr. Martin Schäfer von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ein Exemplar in einem gemischten Schwarm aus Tangaren und Honigfressern bei Folha Seca nordwestlich von Ubatuba, São Paulo beobachtet haben. Dies ist allerdings nicht offiziell bestätigt. Durch die Entwaldung des Lebensraumes aufgrund der schnellwachsenden Vorstädte Rio de Janeiros ist das Brutgebiet des Rubinkrönchens auf eine Fläche von 3 km² geschrumpft. Das Ernten von Bromelien, Misteln und Orchideen stellt eine weitere Gefährdung dar.
Das Rubinkrönchen wurde lange Zeit als Mitglied der Schmuckvögel klassiziert. Eine Analyse von 180 Jahre alter DNA hat jedoch ergeben, dass diese Art eher der Familie Rhynchocyclidae, nahe Verwandte der Tyrannen, zuzuordnen ist.

Familie: Ammern

Antioquia-Buschammer
Die Antioquia-Buschammer ist nur von drei Bälgen bekannt, die aus drei verschiedenen Museumssammlungen stammen und zuvor als Atlapetes schistaceus (Graubrust-Buschammer) falschetikettiert waren. Der Holotypus stammt aus einer Sammlung von Hermano Daniel aus La Lana nahe San Pedro de los Milagros. Weder das Geschlecht des Vogels noch das Sammeldatum sind auf dem Etikett angegeben. Der erste Paratypus ist ein adultes Männchen, das 1971 von Hermano Marco Antonio Serna ebenfalls in La Lana gesammelt wurde. Der zweite Paratypus ist ein juveniles Exemplar, bei dem weder der Fundort, noch der Sammler oder das Sammeldatum angegeben sind. Bei Expeditionen in La Lana in den Jahren 2007 und 2008 konnte Thomas M. Donegan diese Art nicht wiederentdecken. Als Hauptgefährdung gelten die Umwandlung der Waldgebiete in Weideland oder in Anbauflächen für Blumen. Nachdem die Antioquia-Buschammer im Jahre 2008 vom South American Classification Committee als valides Taxon anerkannt wurde, nahm BirdLife International sie 2009 in die Liste der vom Aussterben bedrohten Vogelarten auf.
Das größte gefangene Exemplar der Antioquia-Buschammer misst 17 cm. Der Rücken und die Oberschwanzdecken sind schiefergrau. Die Hand- und Armschwingen sind dunkler rußgrau. Eine schwarze Gesichtsmaske verläuft von vor den Augen bis hinter die Ohrdecken. Die Stirn, der Scheitel und der Nacken sind leuchtend rot. Die Unterseite ist hell. Der Bartstreif ist dunkel, undeutlich und fein. Die mittleren Handschwingen zeigen an der Basis ein kleines weißes Flügelfeld. Bei den juvenilen Vögeln fehlt das Flügelfeld und das Gefieder zeigt überall braunere Töne. Von der Gelbbrust-Buschammer unterscheidet sich die Antioquia-Buschammer durch ihre leuchtend rote Haube, durch das kleinere Flügelfeld, durch den graueren anstatt des schwarzen Rückens und durch die grauere anstatt der gelben Unterseite. Von der Graubrust-Buschammer unterscheidet sie sich durch den intensiver rot gefärbten Scheitel, durch das kleinere Flügelfeld, durch die hellere Unterseite und durch das Fehlen eines ausgeprägten Bartstreifs oder einer starken Abgrenzung zwischen Kehle und Brust.

Gough-Ammer
Die Gough-Ammer oder Rowettia lebt auf der Gough-Insel im südlichen Atlantik. Erste Benennung und Beschreibung von George Comer 1866. Bei diesen Ammern ändert sich das Aussehen im Laufe des Lebens beträchtlich. In den ersten zwei Jahren haben sie ein beigebraunes Federkleid mit markanter schwarzbrauner Streifung. In späteren Jahren sind sie relativ einheitlich olivgrün. Bevorzugtes Habitat sind die Küstenstreifen, insbesondere der Gezeitenbereich zwischen Ebbe und Flut wegen der vielen Insekten auf angelandetem Treibgut. Landinsekten, Beeren und Samen ergänzen den Speiseplan. Die Gough-Ammer ist ein Bodenbrüter mit einem Gelege von jeweils nur zwei Eiern. Hauptfeinde sind Möwen und eingeschleppte Mäuse.

Familie: Lerchen

Somalispornlerche
Die Somalispornlerche ist im Nordwesten Somalias endemisch.
Die Somalispornlerche erreicht eine Länge von 14 Zentimetern. Sie hat einen kleinen, plumpen Körper, einen großen Kopf, eine aufrecht stehende Haube und einen kurzen, dünnen Schwanz. Die Oberseite zeigt ein auffälliges Schuppenmuster. Die Unterseite ist lederfarben verwaschen mit starken Streifen auf der Brust. Die äußeren Schwanzfedern sind weiß. Wie bei allen Spornlerchen ist die hakenförmige Hinterkralle zu einem Sporn verlängert.
Der Lebensraum der Somalispornlerche liegt nach bisherigem Kenntnisstand zwischen Hargeysa und Boorama im Nordwesten Somalias, entlang der Grenze zu Äthiopien. Die Region hat eine jährliche Niederschlagsmenge von 300 bis 400 mm. Sie befindet sich in einer Höhenlage bis 1500m, ist felsig und war ursprünglich von offenem Buschland geprägt.
Die letzte dokumentierte Sichtung der Somalispornlerche stammt aus dem Jahre 1955. Expeditionen zur Wiederentdeckung der Art in der Terra typica während der 1970er-Jahre schlugen ebenso fehl wie die letzten Suchaktionen zwischen 1996 und 2006. Der ehemalige Lebensraum der Somalispornlerche ist durch die Veränderung des Buschlandes und die Besiedelung durch Bürgerkriegsflüchtlinge zerstört worden.
Die heimliche Lebensweise der Somalispornlerche macht es allerdings sehr schwierig sie aufzuspüren. Vermutlich könnte sie deshalb noch an anderen Stellen Somalias existieren, wo noch intaktes Buschland vorhanden ist und sie bisher übersehen wurde.

Sidamospornlerche
Die Sidamospornlerche ist in der Provinz Sidamo im südlichen Äthiopien endemisch. Die Sidamospornlerche wurde 1968 entdeckt und 1975 wissenschaftlich beschrieben.
Die Sidamospornlerche erreicht eine Größe von 16 bis 17 Zentimetern und ein Gewicht von 30 Gramm. Charakteristische Merkmale sind der kurze Schwanz, der große Kopf, der lange, schlanke Hals und die lange, spornähnliche Hinterkralle. Die großen dunklen Augen kontrastieren mit einem hellen Überaugenstreif. Die Ohrdecken sind einfarbig rötlich braun. Die Zügel sind sandfarben. Über die Scheitelmitte verläuft ein heller Streifen. Die Scheitelfedern, die Flügeldecken und die Schirmfedern sind dunkel rötlich braun. Schwarze Flecken in der Federmitte, schwarze Subterminalsäume und hervorstehende sandfarbene bis weiße Außensäume verleihen dem Rückengefieder eine schuppenartige Erscheinung. Die Schäfte der Flügeldecken und der Schirmfedern sind weiß. Nacken und Mantel sind rosa bis gräulich-sandfarben mit dunkeln Strähnen. Die Strähnen verlaufen vom Hals hinunter bis zur Brust. Die Arm- und Handschwingen sind dunkel rötlich braun mit hellen rosa-sandfarbenen Außensäumen. Der Schwanz ist bräunlich, die äußeren Steuerfedern sind dunkel beige-rosa. Die Unterseite ist weißlich und an der Brust sowie an den Flanken unterschiedlich sandfarben verwaschen. Die Iris dunkelbraun. Der Schnabel ist gelblich-hornfarben. Die Beine und Füße sind strohbraun bis rosa. Die Geschlechter sehen gleich aus. Die Jungvögel sind bisher unbeschrieben.
Der Gesang des Männchens besteht aus einer Reihe von summenden Pfiffen und Trillern, die länger und unterschiedlicher sind, als bei der verwandten Transvaalspornlerche (Heteromirafra ruddi). Wenn die Sidamospornlerche aufgescheucht wird, ist manchmal ein weiches „tswee-ee-eep“ zu hören, während sie drei bis vier Meter über dem Boden schwirrt.
Das einzige bekannte Vorkommen ist im Liben Plain in der Negelli-Hochebene in der südäthiopischen Provinz Sidamo. Die Sidamospornlerche bewohnt offenes Grasland mit vereinzelten Büschen, dichtere halbtrockene Akaziensavannen sowie Waldland in Höhenlagen bis 1450 m.
Über die Lebensweise der Sidamospornlerche ist nur wenig bekannt. Sie ist offenbar standorttreu. Bei Störungen eilt sie davon und sucht Schutz in der dichten Vegetation. Auch das Brut- und Paarungsverhalten ist kaum erforscht. Balzflüge wurden zwischen Januar und Mai beobachtet. Hierbei singen mehrere Männchen gleichzeitig, während sie über die Reviere fliegen. Nester und Eier sind unbeschrieben. Über das Nahrungsverhalten liegen ebenfalls keine Beobachtungen vor.
Im Jahre 2009 schlug BirdLife International Alarm, da von dem einstigen Verbreitungsgebiet der Sidamospornlerche nur noch ein schmaler Landstrich im Liben Plain in der südäthiopischen Provinz Sidamo erhalten geblieben ist. Wenn die Naturzerstörung in dieser Region jedoch weiter voranschreitet, wird ein Aussterben der Art innerhalb der nächsten vier Jahre befürchtet.
Während man in den 1990er-Jahren noch von einem Verbreitungsgebiet von 5400 km² ausging, schätzt die britische Ornithologin Claire Spottiswoode, die zwischen 2007 und 2008 Untersuchungen im Lebensraum der Sidamospornlerche vornahm, die heutige Fläche des Verbreitungsgebiets auf weniger als 35 km². Nach derzeitigem Kenntnisstand existieren vermutlich nur noch zwischen 90 und 256 Altvögel. Im Jahre 2007 gab es eine Hochstufung der Art von der Kategorie „gefährdet“ in die Kategorie „stark gefährdet“ der Roten Liste gefährdeter Arten. 2009 wurde die Sidamospornlerche in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) klassifiziert.
Der Liben Plain (deutsch: Liben-Grasebene) ist durch die Beseitigung des Buschlandes und durch den Anbau von Getreidepflanzen in letzter Zeit stark geschrumpft. Das verbleibende Grasland wird durch weidendes Vieh, das von den Borana-Hirten auf die Ebene getrieben wird, degradiert.

Familie: Stärlinge

Bahamatrupial
Der Bahamatrupial war früher auf den Bahamas-Inseln Abaco und Andros heimisch, heute kommt er nur noch auf Andros mit Sicherheit vor.
Der Bahamatrupial erreicht eine Größe von 20 bis 22 cm. Beim Männchens sind der Bereich vom Kopf bis zur Oberbrust sowie Rücken, Flügel und Schwanz überwiegend schwarz. Der Bürzel, die kleinen und mittleren Oberflügeldecken (Epauletten), die Unterseite unterhalb der Oberbrust und die Unterflügeldecken sind gelb. Die äußeren Schwanzfedern sind durch kleine weiße Spitzen gekennzeichnet. Die Iris ist dunkelbraun, der Schnabel schwarz, die basale Hälfte des Unterschnabels und die Beine sind blaugrau. Das Weibchen ähnelt dem Männchen, das Rückengefieder ist jedoch matter und heller.
Der Bahamatrupial ist ein Standvogel und bewohnt offene Wälder und Saumhabiate. Häufig ist eine starke Bindung an Palmen zu beobachten, die Ausbreitung in menschliche Siedlungen war offenbar vor allem durch die verbreitete Anpflanzung von Kokospalmen möglich. Die Art bewohnt zudem als Niederwald bewirtschafte Laubwälder, auch gemischte Bestände aus Kiefern und Niederwald.
Die Nahrung ist weitgehend unbekannt. Vermutlich besteht sie aus Nektar, Früchten und Gliederfüßern. Die Brutzeit liegt hauptsächlich zwischen Februar und Juli. Das hängende Nest wird aus Pflanzenfasern, hauptsächlich Palmenfasern, errichtet. Häufig wird es an der Unterseite von Palmwedeln oder an den Blättern der Bäume befestigt.
Ehemals ein häufiger Vogel auf den Bahamas, wurde der Bahamatrupial 2011 von BirdLife International in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) eingestuft. Anfang der 1990er-Jahre wurde er zuletzt auf Abaco gesichtet, wo er heute aus unbekannten Gründen verschwunden ist. 2009 zählte man auf Andros einen Bestand von nur 127 bis 257 Exemplaren, dessen Reproduktionsrate zudem extrem niedrig ist.
Ein großes Problem stellt die „tödliche Vergilbung“ (Lethal Yellowing) einer großen Vielzahl von Palmenarten dar. Diese Phytoplasmose, die vermutlich durch die Zikadenart Haplaxius crudus übertragen wird, führte bereits zum Absterben der Kokospalmenbestände auf North Andros. An anderen Stellen auf Andros sind die Palmenbestände gesund und die Siedlungsdichte des Bahamatrupials ist höher. Eine weitere Gefährdung geht vom Glanzkuhstärling (Molothrus bonariensis) aus, der beim Bahamatrupial Brutparasitismus betreibt.

Montserrattrupial
Der Montserrattrupial ist endemisch auf der Karibikinsel Montserrat und der Nationalvogel.
Der Montserrattrupial erreicht eine Größe von 20 bis 22 Zentimetern. Das erwachsene Männchen ist überwiegend schwarz. Unterrücken, Bürzel, Schulter, Unterbrust, Bauch und Unterschwanz sind gelblich. Das erwachsene Weibchen ist an der Oberseite stumpf gelblichgrün und an der Unterseite gelblich. Die Jungvögel sind stumpfer gefärbt als die Erwachsenen.
Der Montserrattrupial bewohnt alle Waldtypen in Höhenlagen zwischen 150 und 900 m. Die höchste Populationsdichte erreicht er allerdings in den feuchten Wäldern der höheren Höhenlagen, die von Helikonien der Art Heliconia caribaea dominiert sind. In sehr trockenen Wäldern fehlt er. Manchmal ist er auch an den Rändern kultivierter Bereiche und von Bananenplantagen anzutreffen.
Die Brutsaison des Montserrattrupials erstreckt sich von März bis August. Der genaue Zeitpunkt ist aber vermutlich von der Regenzeit abhängig. Nicht erfolgreiche Paare können bis zu fünf Brutversuche pro Jahr haben. Erfolgreiche Paare kommen auf zwei Jungenaufzuchten im Jahr. Männchen und Weibchen errichten ein körbchenförmiges Nest aus Schlingpflanzen, das gewöhnlich unter die Blätter der Helikonien-Art Heliconia caribaea geheftet wird. Manchmal findet man die Nester auch unter Bananenblättern oder den Blättern von Laubbäumen. Zwei bis drei gefleckte Eier werden vom Weibchen bebrütet. Beide Eltern kümmern sich um die Jungenaufzucht. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten. Gelegentlich bereichern Früchte und Nektar das Nahrungsangebot.
Bis Anfang der 1990er-Jahre existierte der Montserratrupial in den bewaldeten Regionen der drei vulkanischen Hauptmassive Silver Hills, Centre Hills und Soufrière Hills. Zwischen 1995 und 1997 vernichtete die Aktivität des Soufrière Hills zwei Drittel des Lebensraumes. Zunächst vermutete man, dass nur die Population am Centre Hills überlebt hatte, obwohl auch diese Region vom pyroklastischen Strom verwüstet wurde. Später wurde jedoch am Südhang des Soufrière Hills in einem Waldgebiet von 1 bis 2 km² Größe etwa einen Kilometer vom Gipfel des Vulkans entfernt eine Restpopulation entdeckt. 1997 schätzte BirdLife International den Bestand auf 4000 Individuen. Beobachtungen zwischen den Jahren 1997 und 2001 ergaben einen weiteren Bestandsrückstand um 40 bis 50 % trotz verminderter Vulkanaktivität. Als Gründe werden ein vermindertes Nahrungsangebot, der schlechte Gesundheitszustand der Vögel durch die Ascheregen sowie die Nestplünderung durch Ratten und die Perlaugen-Spottdrossel (Margarops fuscatus) vermutet. 2001 und 2003 verursachten weitere Eruptionen schwere Ascheregen auf weite Bereiche des Centre Hills, wobei viele Nester zerstört wurden und der Bruterfolg vermindert wurde. Heute wird der Bestand auf zwischen 100 und 400 Paare geschätzt.
1999 startete der Durrell Wildlife Conservation Trust eine Rettungsaktion für den Montserrattrupial. Acht Exemplare wurden eingefangen und in den Jersey Zoo gebracht, wo sie erfolgreich brüten. Inzwischen sind die Vögel auch in anderen Zoos zu sehen.

Familie: Finken

Palila
Der Palila ist eine vom Aussterben bedrohte Vogelart aus der Unterfamilie der Kleidervögel.
Bei den Palilas sind Kopf und Brust gelb-gold. Am Bauch ist das Gefieder weiß oder gräulich, an der Oberseite grau. Die Flügel und der Schwanz sind grünlich. Die Finken besitzen kräftige schwarze Schnäbel. Sie erreichen eine Länge von 19 cm. Es gibt einen gemäßigten Geschlechtsdimorphismus. Die Männchen sind leuchtender gefärbt und besitzen schwarze Zügel zwischen Schnabel und Augen. Der Palila hat einen kurzen Ruf und einen melodiösen Gesang. Der Ruf ist zweisilbig und ist laut während des Morgens und Abends zu hören, wenn die Vögel auf Nahrungssuche sind.
Gegenwärtig ist das Vorkommen des Palila auf die oberen Hänge des Mauna Kea auf der Insel Hawaii beschränkt. Der Palila lebt in Höhen von 2000 m bis 2900 m über dem Meeresspiegel. Die Populationsdichte dieser Vögel steigt in Gebieten, wo das Nahrungsangebot, die Hülsenfrüchte der Mamane, stärker vorhanden ist.
Der Palila favorisiert trockene Mamane- und Mamane-Naio-Wälder, gewöhnlich zwischen 2.000 und 2.850 m über dem Meeresspiegel. Pukiawe, Grasländer, Lavafelder und einheimisches Unterholz sind notwendig für sein Überleben.
Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus den Samen der jungen Mamane-Hülsenfrüchte. Sie fressen die Samen, in dem sie die Hülsenfrüchte mit einem Fuß festhalten und ihren dicken spezialisierten Schnäbel einsetzen, um die grünen bitteren Samen zu entfernen. Außerdem ernährt sich der Palila von Naio-Beeren (Myoporum sandwicense) und Mamane-Blüten sowie von Knospen und jungen Blättern. Als zusätzliches Nahrungsangebot dienen Raupen (z. B. der Mottenart Cydia latefemoris) aber auch andere Insekten, aus denen er seinen Proteinbedarf bezieht.
Das Angebot der Mamane-Samen beeinflusst die Reproduktionsrate und das Überleben der erwachsenen Vögel. Palilas beginnen die Samen in höheren Lagen zu fressen und wandern dann allmählich hangabwärts. Während der Dürre, wenn die Mamane-Samen knapp sind, versuchen die meisten Vögel noch nicht mal zu brüten.
Die Brutzeit dauert von Februar bis September. Das Weibchen baut ein Nest aus Gräsern, Stängeln, Wurzeln und der Rinde des Mamane-Baumes. Flechten und Blättern dienen zur Auspolsterung des Nestes. Normalerweise besteht das Gelege aus zwei Eiern. Beide Eltern beteiligen sich an der Jungenaufzucht. Die Jungen bleiben 31 Tage im Nest, bevor sie flügge werden.
Der Palila kommt heute in weniger als 10 % seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes vor. In prähistorischer Zeit bewohnte der Palila sogar Niederungen auf O’ahu. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Palila auf Hawaii noch häufig anzutreffen. Er lebte auf den oberen Hängen des Mauna Kea, den nordwestlichen Hängen des Mauna Loa und den östlichen Hängen des Hualālai. 1944 glaubten die Wissenschaftler jedoch, dass der Palila fast ausgestorben sei.

Einfarbgimpel
Der Einfarbgimpel ist endemisch auf der Insel São Tomé im Golf von Guinea im Atlantik und hat ein sehr kleines Verbreitungsgebiet, das 16 km² umfasst. Entdeckt wurde er 1888 vom portugiesischen Naturforscher Francisco Newton vom Museum in Lissabon, der über zehn Jahre die Flora und Fauna am Golf von Guinea studierte.
Dieser 18 Zentimeter lange, untersetzte Vogel hat einen massiven Schnabel, der eine gräuliche, gelbbraune Tönung aufweist. Ober- und Unterkörper sind gleichmäßig rötlich braun gefärbt. Kopf, Flügel und Schwanz haben eine etwas dunklere Färbung.
Über seine Lebensweise ist kaum etwas bekannt. Er ist ein Tieflandbewohner und kommt im Primärwald mit einem geschlossenen Walddach vor. Beobachtungen sind sehr schwierig, weil er sich meist still und versteckt im dichten Laub der Baumkronen aufhält.
Der Einfarbgimpel galt um 1900 als ausgestorben und war lange Zeit nur durch drei Exemplare bekannt. Ein Museumsexemplar befindet sich im Natural History Museum in London und die anderen beiden sind 1978 bei einem Museumsbrand in Lissabon vernichtet worden.
Erst 1991 wurde er in einem Waldfragment am Fluss Xufexufe im Südwesten der Insel wiederentdeckt. 1997 wurden zum ersten Mal erwachsene Vögel und ein Jungvogel beobachtet und 2001 wurde er zum ersten Mal fotografiert. Sein Rückgang begann, als die Portugiesen Kakao- und Kaffeeplantagen auf der Insel errichteten. Weite Waldgebiete bis in eine Höhe von 1500 Meter über dem Meeresspiegel mussten den Plantagen weichen. Heute könnten die Privatisierung des Landes und die damit verbundene Errichtung von kleinen Farmen, der Straßenbau sowie eingeschleppte Tierarten, wie die Hausratte, die Monameerkatze, die Afrikanische Zibetkatze und das Mauswiesel zu einem erneuten Verschwinden dieser Vogelart führen, von der es heute weniger als 50 Exemplare gibt.

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