Vom Aussterben bedroht – Barschartige (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 12. Oktober 2012)

RIFFBARSCHE

Galápagos-Riffbarsch

Galapagos-Riffbarsch (Edmund Heller/Robert E. Snodgrass)

Galapagos-Riffbarsch (Edmund Heller/Robert E. Snodgrass)

Der Galápagos-Riffbarsch ist eine vermutlich ausgestorbene Fischart aus den Gewässern vor Galápagos und vor der Kokos-Insel.
Der Galápagos-Riffbarsch erreichte eine Länge von 15 Zentimetern. Die Färbung war überwiegend hell olivgrau mit einer hellblauen Tönung. Die Bauchseite war silbrig. Das Maul war dunkel. An der Basis der Brustflossen war ein schwarzer Fleck zu erkennen. Brust- und Analflossen waren hellgrau. Die Rückenflosse war dunkel. Der Körper war schlanker als bei anderen Riffbarschen von den Galápagos-Inseln. Die Schwanzflosse war tiefgegabelt. Die oberen Strahlen der Schwanzflosse waren etwas länger als die unteren. Die Zähne waren konisch, steif und in Einerreihen angeordnet. Der Rand des Vorkiemendeckels (Preoperculum) war unregelmäßig und schwach gezahnt. Das Seitenlinienorgan war auffällig. Die Rückenflosse hatte dreizehn Dornen und elf gegliederte Strahlen. Die Analflosse hatte zwei Dornen und elf bis zwölf unterteilte Strahlen. Die Brustflosse hatte 18 Strahlen. Auf dem ersten Kiemenbogen lagen 29 Kiemenblätter.
Der Galápagos-Riffbarsch war von folgenden Regionen bekannt: Floreana, Gardiner Bay, Española, Tagus Cove, Isabela, Marchena, James Bay und Sullivan Bay, Santiago, Wreck Bay, San Cristóbal, Academy Bay, Santa Cruz und Santa Fe. Weitere Nachweise gab es von der Region der Kokos-Insel. Die Art bevorzugte offene Gewässer an steilen Riffwänden, kam aber auch in Küstengewässern in Tiefen bis 30 m vor. Der Galápagos-Riffbarsch war häufig in der Gemeinschaft mit Scherenschwanz-Riffbarschen (Chromis atrilobata) anzutreffen und ernährte sich überwiegend von Plankton.
Während der El-Niño-Saison 1982/1983 erhöhten sich die Wassertemperaturen bei den Galápagos-Inseln so stark, dass die Plankton-Produktion für mindestens ein Jahr ausblieb. Dies führte zu einem Zusammenbrechen der Population. Trotz intensiver Suchen in den darauffolgenden zehn Jahren konnte die Art nicht mehr nachgewiesen werden.

ECHTE BARSCHE

Ammersee-Kaulbarsch
Der Ammersee-Kaulbarsch lebt endemisch im Ammersee und wurde erst im Jahr 2010 als eigene Art beschrieben.
Dem Studenten Matthias Geiger war 2005 aufgefallen, dass Kaulbarsche aus dem Ammersee größere Augen, eine andere Zeichnung und andere Proportionen haben als die Nominatform der Gattung Gymnocephalus, der (Gemeine) Kaulbarsch. Auch genetische Untersuchungen erhärteten dann die 2010 publizierte, mittlerweile von der Fachwelt akzeptierte Auffassung, es handle sich um eine eigene Art.
Der Ammersee-Kaulbarsch erreicht knapp 12 cm Länge. Die Färbung ist silbrig hellgrau. Die teils gelblichen Flossen weisen Fleckenserien auf. Er unterscheidet sich vom (Gemeinen) Kaulbarsch durch einen höheren Rücken, statistisch eine etwas längere Rückenflosse (D1 15 statt 14), größere Augen und nur kleine dunkle Flecken ohne Muster. Vom Donaukaulbarsch unterscheidet er sich durch etwas größere Augen, einen etwas niedrigeren Schwanzstiel, mehr P-Flossenstrahlen (15 statt 13) und ein steileres Kopfprofil.
Der Ammersee-Kaulbarsch hat 37 Seitenlinienschuppen (zwei weniger als Schrägreihen). Wie bei allen Kaulbarschen laufen die Kopfseitenlinien nicht in Knochenröhren, sondern in -rinnen, die außen nur von dünner Haut bedeckt sind – damit kann der Fisch auch in der Nacht, ohne Sicht, Nahrung vom Grund aufspüren.
Diese Art wurde bisher nur im Ammersee gefunden. Sie entwickelte sich nach dem Ende des Pleistozäns seit etwa 12 000 Jahren in diesem Gletscherrandsee isoliert von anderen Populationen. Kaulbarsche kommen in Seen des Alpenvorlandes sonst kaum vor. Am nächsten verwandt ist der Ammersee-Kaulbarsch mit dem Donaukaulbarsch. Derzeit kommt dieser und der Gemeine Kaulbarsch in der Isar als nächstgelegenem Gewässer vor, aber nicht in der Amper, dem Zubringer aus dem Ammersee.
Wahrscheinlich rezent durch sorglose Angler eingeschleppt, kommt jetzt auch der Gemeine Kaulbarsch Gymnocephalus cernua im Ammersee vor.

Rhone-Streber
Der Rhône-Streber wird 15 bis 22 Zentimeter lang und hat wie alle Spindelbarsche einen schlanken und spindelförmigen Körper. Der Mund ist unterständig, der Schwanzstiel kürzer als bei dem ihm nahestehenden Streber. Die hellbraune bis graue Färbung zeigt drei unregelmäßige dunkle Binden auf dem Hinterkörper. Der Bauch hat eine weiße Farbe.
Das Vorkommen ist auf das französische und Schweizer Rhône-Becken beschränkt. Das Verbreitungsgebiet von insgesamt weniger als 10 km² ist auf vier nicht miteinander verbundene Bereiche zerteilt. Nur noch wenige Exemplare leben in der Drôme, in der Durance sind es etwa 200, in der Beaume 80 und im oberen Teil des Doubs in der Schweiz 80 bis 160.
Diese Art geht infolge Wasserverschmutzung und Wasserentzug in ihrem ohnehin geringen Bestand zurück. Die IUCN stufte sie 1990 und 1994 als „Endangered“ (stark gefährdet) und 1996 als „Critically Endangered“ (vom Aussterben bedroht) ein.
Der tagsüber träge Rhône-Streber ist ausschließlich nachtaktiv. Er lebt auf dem Grund in Gewässern von 30 bis 80 Zentimetern Tiefe mit mäßiger Strömung und ernährt sich von Bodentieren aller Art. Laichzeit ist von März bis April. Die kurzlebige Art erreicht ein Alter von etwa 3,5 Jahren.

BUNTBARSCHE

Haplochromis
Haplochromis ist die, mit über 200 wissenschaftlich beschriebenen Arten, größte Gattung der Buntbarsche. Sie leben in Ost- und Nordafrika, hauptsächlich im Bereich des Großen Afrikanischen Grabenbruchs, vom Jordantal bis zum Malawisee, Verbreitungsschwerpunkt ist der Victoriasee und seine Zuflüsse. Viele Haplochromis-Arten des Victoriasees sind durch den vom Menschen eingeführten Nilbarsch in ihrem Bestand gefährdet, vom Aussterben bedroht oder gar schon ausgestorben.
Buntbarsche der Gattung werden oft in Aquarien gehalten und sind auch in vielen Zoos zu finden, auch wenn das für die vom Aussterben bedrohten Arten nicht gilt.

Haplochromis vonlinnei
Haplochromis vonlinnei ist eine extrem seltene oder bereits ausgestorbene Buntbarschart aus dem Victoriasee. Die Beschreibung der Art erfolgte anhand von fünf Exemplaren, die zwischen 1978 und 1980 im Golf von Mwanza im südlichen Teil des Victoriasees gefangen wurden. Es sind die einzigen bis heute bekannten Exemplare der Art.
Haplochromis vonlinnei wird maximal 15,9 cm lang. Sein Körper ist mäßig langgestreckt, das obere Kopfprofil sanft gerundet. Die Schnauze ist relativ spitz, die Zähne sind stark gebogen. Die Art zeigt eine bräunlich-graue Grundfärbung, der Kiemendeckel und die oberen Körperseiten schimmern goldbraun. Auf der Mitte der Flanken zeigt sich ein deutliches, dunkles Längsband, das bei Männchen breiter als bei den Weibchen ist. Ein weiteres dunkles Längsband liegt direkt unterhalb der Rückenflosse.
Haplochromis vonlinnei wurde nur im tansanischen Teil des Victoriasees im Golf von Mwanza gefunden. In den Därmen der untersuchten Exemplare wurden Überreste kleinerer haplochrominer Buntbarsche gefunden, woraus geschlossen wird, das es sich bei Haplochromis vonlinnei um einen spezialisierten Fischfresser handelt.
Die IUCN ordnet Haplochromis vonlinnei als vom Aussterben bedroht („critically endangered“) ein, räumt jedoch ein, dass sie inzwischen möglicherweise ausgestorben ist („possibly extinct“). Als Grund für die Bedrohung bzw. das Aussterben wird die Einführung des Nilbarschs, eines großen Raubfischs, in den See genannt. Die fünf für die Erstbeschreibung untersuchten Exemplare sind die einzigen jemals gefundenen Exemplare der Art.

Myaka myaka
Myaka myaka kommt endemisch im Vulkansee Barombi Mbo in Westkamerun vor. Die Art wurde nach einem lokalen Namen für diese Buntbarsche benannt.
Myaka myaka hat eine typische Buntbarschgestalt und wird etwa 8 cm lang, womit sie die kleinste Buntbarschart des Barombi Mbo ist. Die Fische sind graugrün gefärbt und besitzen gelbe Bauchflossen. Während der Fortpflanzungszeit werden die Männchen tief blauschwarz. Nur die goldene Iris kontrastiert dann zur Körperfärbung. Das Maul steht schräg nach oben, in einem Winkel von 50° zur Horizontalen. Es ist mit zwei Zahnreihen besetzt, die Zähne der äußeren sind klein und von geringer Zahl, die inneren sind dreispitzig. Die untere Pharyngealia ist deutlich länger als breit, der kleine bezahnte Bereich ist mit einem Feld von dünnen, einspitzigen Zähnen bedeckt. Die Rückenflosse der Tiere wird von 14 bis 15 Stacheln und von 10 bis 12 Weichstrahlen gestützt. Die Anzahl der Stacheln in der Afterflosse beträgt 3, die der Weichstrahlen 8 bis 10. Die Wirbelzahl liegt bei 28 bis 29.
Myaka myaka lebt im Barombi Mbo in offenem Wasser in einer Wassertiefe von zehn Meter und unterhalb. Er ist ein Kleinstpartikelfresser und ernährt sich von Phytoplankton, von Büschelmückenlarven und Detritus. Zum Laichen suchen die Fische flachere Regionen auf. Sie sind ovophile Maulbrüter, d. h. nur die Eier werden ins Maul aufgenommen, die Jungfische nicht mehr.

Pungu maclareni
Pungu maclareni ist ein Buntbarsche aus dem Vulkansee Barombi Mbo in Westkamerun.
Pungu maclareni hat eine typische, relativ gedrungene Buntbarschgestalt mit einem großen Kopf und wird etwa 10 cm lang. Die höchste Körperhöhe liegt am Kopf-Rumpf-Übergang. Die Fische sind von variabler Färbung, meist silbrig-gelb mit dunklen Flecken auf dem Kopf, (in geringerem Maße) auf der Seitenlinie und auf dem Schwanzflossenstiel (wieder dichter). Kiemendeckel, Rücken- und Schwanzflosse sind metallisch-blau. Der für Tilapien typische Fleck auf Rückenflosse fehlt. Die Rückenflosse der Tiere wird von 15 bis 17 Stacheln und von 10 bis 11 Weichstrahlen gestützt. Die Anzahl der Stacheln in der Afterflosse beträgt 3, die der Weichstrahlen 8 bis 9. Die Wirbelzahl liegt bei 29. Das spezialisierte, mit kräftigen Muskeln versehene „Picker“-Maul ist endständig und hat ausgeprägte fleischige Lippen. Die einspitzigen, mittleren Zähne der vorderen Zahnreihe stehen vor. Wegen ihrer roten Färbung sind sie gut sichtbar. Bei Jungfischen haben diese Zähne eine Einbuchtung, sie werden später ersetzt. Die äußere Zahnreihe des Oberkiefers umfasst 7 bis 8 Zähne, die des Unterkiefers 12 bis 23. Die Zähne der inneren Reihen haben drei unterschiedlich große Spitzen. Das bezahnte Feld der Pharyngealia ist gleich groß wie das zahnlose. Die Pharyngealzähne sind schlank und einspitzig. Der Darm hat die 2,5fache Länge der Standardlänge.
Pungu maclareni lebt im Barombi Mbo in kleinen Gruppen in einer Wassertiefe von vier Meter und unterhalb. Er ernährt sich als Aufwuchsfresser von verschiedenen Insektenlarven (Eintagsfliegen, Köcherfliegen, Zuckmücken), auch vom endemischen Süßwasserschwamm Corvospongilla thysi, die wegen ihrer Sklerite nicht von anderen Fischarten gefressen werden können. Außerdem fressen sie ins Wasser gefallene Samen, hartschalige Früchte und Pflanzen. Sie sind ovophile Maulbrüter. Die relativ großen Eier haben einen Durchmesser von 4 mm.

Stomatepia
Stomatepia kommt endemisch im Vulkansee Barombi Mbo in Westkamerun vor und besteht aus drei Arten, die alle vom Aussterben bedroht sind: Stomatepia mariae, Stomatepia mongo, Stomatepia pind
Stomatepia-Arten haben eine typische Buntbarschgestalt und werden 9 bis 10 cm lang. Ihre Körper sind seitlich stark abgeflacht und unterschiedlich hoch gebaut. Die Körperhöhe erreicht 25 bis 37 % der Standardlänge. Das Maul ist spitz und leicht oberständig, der Oberkiefer erreicht 26,8 bis 35,2 % der Kopflänge. In der Färbung herrschen Brauntöne unterschiedlicher Helligkeit vor. Die Rückenflosse der Tiere wird von 13 bis 16 Stacheln und von 10 bis 12 Weichstrahlen gestützt. Die Anzahl der Stacheln in der Afterflosse beträgt 3, die der Weichstrahlen 8 bis 10. Wie für carnivore Fische typisch, ist der Darm kürzer als die Standardlänge.
Die drei Stomatepia-Arten nehmen im Barombi Mbo die ökologische Nische von kleinen Raubfischen ein und ernähren sich von Wasserinsekten, Jungfischen und Fischlarven. Sie sind damit die einzige carnivor lebende Gattung der Tilapinen Buntbarsche. Zwei Arten betreiben Kleptoparasitismus und „stehlen“ Nahrung der Süßwasserkrabbe Potamon africanus. Stomatepia-Arten sind Maulbrüter.

GRUNDELN

Poso-Bungu-Grundel
Die Poso-Bungu-Grundel st eine extrem seltene oder bereits ausgestorbene Fischart aus der Unterfamilie der Zwerggrundeln innerhalb der Familie der Grundeln. Sie ist oder war endemisch im Poso-See (Danau Poso) auf Sulawesi.
Die Poso-Bungu-Grundel erreicht eine Länge von 14,5 Zentimetern. Der Körper und die Flossen sind einfarbig dunkelbraun bis schwarz. Es gibt sieben Dorsalstacheln, neun bis zehn Dorsalstrahlen, ein Analstachel, zehn bis zwölf Analstrahlen, 26 Rückenwirbel, 52 bis 65 längsverlaufende und 14 bis 20 querverlaufende Schuppen. Die 22 bis 36 Schuppen der vorderen Rückenpartie sind klein. Sie dehnen sich am Vorkiemendeckel vorbei aus, erreichen aber nicht die Augen. Die Körperschuppen sind meist kammartig. Der dritte oder vierte Stachel der Rückenflosse ist am längsten. Der Körper ist ziemlich zusammengedrückt und schlank. Die Nase und die Kiefer sind lang. Das Maul ist endständig. Die Kiemenöffnungen sind schräg. Der Schultergürtel ist glatt.
Abgesehen davon, dass sie als Grundbewohner in den tiefen Bereichen des Poso-Sees vorkommt oder vorkam, ist über ihre Lebensweise kaum etwas bekannt.
Die Poso-Bungu-Grundel wurde 1987 zuletzt nachgewiesen. Mögliche Ursachen für ihr Verschwinden sind die Verschmutzung des Poso-Sees sowie die Einfuhr fremder Fischarten.

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