Das sechste Massenaussterben von Flora und Fauna hat bereits begonnen. Die politischen Maßnahmen und zivilgesellschaftlichen Kampagnen, die darauf abzielen, die Katastrophe noch zu stoppen oder wenigstens einzudämmen, werden meist damit begründet, dass Tiere und Pflanzen verloren gehen könnten, die Menschen das Überleben sichern oder die der Menschheit in Zukunft nützlich sein könnten. In dieser Ausgabe von Tierstudien wird der Blick umgekehrt und das Artensterben von den Tieren aus perspektiviert, um auf weniger anthropozentrische Weise für den Erhalt von Arten und Individuen zu argumentieren.
Dabei werden die unterschiedlichen Narrative analysiert, die sich in den wissenschaftlichen Debatten und künstlerischen Verhandlungen von Artensterben formiert haben. Aus ihrer jeweiligen disziplinären Perspektive reflektieren und deuten die Autor*innen das gegenwärtige Verschwinden bzw. den drohenden Verlust von Arten und zeigen, wie beides in Texten, Kunstwerken, Filmen und Museen als Denkfigur und ästhetische Größe produktiv gemacht wird.
In dieser Ausgabe der Tierstudien wird das Thema Aussterben auf vielseitige Weise angegangen. So findet man neben Schutzmaßnahmen für gefährdete Arten auch theologische, philosophische und musikethnologische Überlegungen zum Artenschutz.
Daniel Lau berichtet vom Aussterben des Syrischen Elefanten, Wolfgang Schwerdt über die Nebelparder. Neben Essays finden sich auch einige Kunstprojekte u.a. von Marcus Coates, der mit seinen Händen ausgestorbene Tiere nachbildet. Vermutlich wirken diese aber besser wenn man auch die entsprechenden Schattenbilder dazu sieht.
Vielseitig und Informativ, auch wenn ich mehr Beiträge zu tatsächlich ausgestorbenen Tierarten erwartet habe. Eine Themaverfehlung darf man nicht erwarten, denn das Aussterben betrifft auch noch existierende Tiere (und uns).
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