Die einfühlsam erzählte Geschichte eines spannungsreichen Lebens: Konrad Lorenz begründete die Tierpsychologie, wurde als Verhaltensforscher berühmt und erhielt 1973 den Nobelpreis. Die Kontinuität seiner biologistischen Auffassungen trug ihm heftige Kritik ein. Ilona Jerger erfindet eine Erzählerin, die mit seinen Büchern aufgewachsen ist und Biologin wurde. Sie vertieft sich in sein Leben und Werk. Je mehr sie erfährt, desto größer wird ihre Faszination – und desto zahlreicher werden die Fragen. Sie erzählt ein Leben, in dem es um die Liebe zu den Tieren geht, von der Graugans Martina bis zu den Bibern. Um die Frage, wie der Krieg in die Welt kam und was ihn begründet. Und um Familie und Karriere und das Überleben, sowohl der Arten als auch der Menschheit. Ein großer Zeitroman, in dem die Errungenschaften und Abgründe des 20. Jahrhunderts aufscheinen.
Roman oder Biografie? Es fällt mir schwer LORENZ einzuordnen, denn das Buch ist weder das eine noch das andere. Als Roman wirkt das Buch zu distanziert, als Biografie enthält es zu viele Nebenhandlungen, die mit Konrad Lorenz offensichtlich nicht unbedingt etwas zu tun haben. Aber … egal wie man das Buch einordnet, wenn man es unbedingt muss, es ist absolut lesenswert. Ilona Jerger zeigt ein ungeschöntes Bild des Nobelpreisträgers, von seiner Entstehung bis zu seinem Tod. Dabei werden seine Forschungen beleuchtet, aber auch sein Wirken in der NS-Zeit nicht verschwiegen. Hin und wieder macht Jerger Ausflüge in die Gegenwart und zeigt die Arbeit einer fiktiven Fachfrau, die von Lorenz beeinflusst wurde. Die Autorin schafft ein distanziertes Werk des Wissenschaftlers, kann aber den Leser gleichzeitig begeistern. Neben dem fiktiven Teil, den man einer Autorin zugestehen darf, vor allem, wenn sie einen Roman verfasst, bleiben die wissenschaftlichen Fakten nicht auf der Strecke. Und so erfährt der Leser viel über das Leben Konrad Lorenz‘, von seinen berühmten Forschungsarbeiten mit Graugänsen (und anderen Tieren) und seinem Engagement für den Naturschutz.
LORENZ ist ein Buch, das man in keine Schublade stecken kann, das aber informieren und unterhalten kann.
(Rezensionsexemplar)