Tad Williams: Brüder des Windes (Rezension)

Osten Ard ist der Name eines fiktiven Kontinents, auf dem die Fantasy-Romanzyklen Das Geheimnis der Großen Schwerter und Der letzte König von Osten Ard sowie der Roman Der brennende Mann des Autors Tad Williams spielen und auch von diesem erdacht wurde. Kennzeichnend für Osten Ard sind zahlreiche Anleihen vor allem bei den dort lebenden Völkerschaften an die reale Welt, die jedoch durch Variationen einen eigenständigen Charakter enthalten, sowie eine Inspiration durch Tolkiens Welt Mittelerde. Durch die Anlehnungen erhält Osten Ard mehr Komplexität und Tiefe als eine vollständig erfundene Welt und erzeugt erzählerische Erwartungen, die Williams zum Teil erfüllt und zum Teil unerwartet abwandelt.
Tausend Jahre vor den Ereignissen, die im Drachenbeinthron geschildert werden: Die (fast) unsterblichen Sithi herrschen über die nördlichen Regionen von Osten Ard. Da tauchen Gerüchte auf, dass einer der ältesten und tödlichsten Drachen von ganz oben im Norden in das Reich eingedrungen ist. Am nächsten Morgen ist einer der beiden Söhne der mächtigsten Familie der Sithi verschwunden …
Unter den Sithi Osten Ards gibt es keine anderen zwei, die so geliebt und bewundert werden wie die beiden Söhne der Herrscherfamilie: Hakatri, ein stets verläßlicher Junge, und sein stolzer und leidenschaftlicher kleiner Bruder Ineluki, der spätere Sturmkönig. Sein Temperament reißt den jüngeren hin, einen gleichermaßen kühnen wie schrecklichen Schwur zu leisten: Er will das tödliche und furchtbare Ungeheuer Hidohebhi zur Strecke bringen und vernichten. Aber damit bringt er nicht nur seinen Bruder und sich selbst in die größte Gefahr, sondern er beschwört auch eine Katastrophe für alle Sithi herauf, womöglich sogar auch für das ganze menschliche Geschlecht.

Bisher habe ich noch nichts von Tad Williams gelesen, obwohl ich seit Jahrzehnten immer wieder um den Namen „herumgeschlichen“ bin und ich heute nicht mehr sagen kann, warum ich keines seiner Bücher gelesen habe, vor allem weil ich viel Positives davon gehört habe. BRÜDER DES WINDES bot sich an, als ersten Tad Williams. Zum einen ist es eine Neuerscheinung, zum anderen handelt es sich anscheinend um die Vorgeschichte zur Osten Ard-Trilogie DAS GEHEIMNIS DER GROSSEN SCHWERTER.
Muss man die Trilogie kennen um das Buch zu verstehen? Ich weiß es nicht, ich bin mir auch nicht sicher ob man das Buch kennen muss. Es ist eine nette Erzählung über eine Drachenjagd und deren Folgen (kurz gesagt) aber die Erzählweise ist sehr langsam, poetisch und spannungsarm. Die Charaktere haben wenig Tiefe und wenn ich mir in Erinnerung rufe, was ich von Tad Williams gelesen habe, dann wirkt BRÜDER DES WINDES wie ein mit dem einen oder anderen merkwürdigen Namen versehenen durchschnittlichen Fantasyroman. Ich kann nicht sagen, dass mein Interesse an der Osten Ard-Trilogie geweckt wurde, zu lieblos wirkt das Werk. Vielleicht muss man die Bücher wirklich kennen um Spaß an der Vorgeschichte zu haben.
Für mich stellte BRÜDER DES WINDES eine Enttäuschung dar, das nicht über das Prädikat nette Fantasy hinausgeht. Oder ich habe die Komplexität des Romans nicht verstanden (bzw. nicht gefunden).
Selbst die Jagd auf den Drachen fand ich eher oberflächlich und die Geschehnisse danach waren so zäh wie das Blut des Wurms. War die Jagd noch leidlich spannend, so war danach die Luft raus. Auch konnte ich mit dem Erzähler wenig anfangen. Pamon Kes, der Diener von Hakatri, wirkte auf mich in vielen Dingen mehr wie ein Kind, trotz der Dinge, die er gesehen hatte. Auf der einen Seite war die Naivität nachvollziehbar, vor allem was sein eigenes Volk anbelangte, auf der anderen Seite war sie etwas unpassend und unglaubwürdig.
Ich habe mehr erwartet.

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