Robert Louis Stevenson: Travels with a Donkey in the Cévennes/Kriscinda Lee Everitt: The Beast of Gévaudan (Rezension)

Wo soll ich anfangen? Bei Robert Louis Stevenson oder bei Kriscinda Lee Everitt. Ihr Buch habe ich zuerst gelesen, seines wurde früher geschrieben. Vielleicht hilft eine Erklärung, warum ich beide Bücher gelesen habe.
Am Anfang war das die Bestie vom Gévaudan. Dieses Monster (was auch immer es sein mochte) faszinierte mich schon immer und auch, wenn ich nicht ständig daran denke (so besessen bin ich dann doch nicht) reizt es mich hin und wieder mehr darüber zu erfahren. Deswegen habe ich mich bei Amazon nach Büchern zum Thema umgesehen und bin dabei auch auf Kriscinda Lee Everitts The Beast of Gévaudan gestoßen. Und der Text bei Amazon weckte mein Interesse:
Robert Louis Stevenson treks through the French highlands hoping to heal his recently broken heart—prompted by the loss of one Mrs. Fanny Osbourne—and to gather notes for a new travelogue, Travels with a Donkey in the Cévennes. Along with the fickle Modestine, his pack donkey, Stevenson journeys 120 miles through villages and valleys, encountering innkeepers and fellow travelers, a monk-filled monastery, a violent, angry mob, and more superstitious locals than one could adequately poke with a donkey goad. These things he’d expected, but not the mysterious figure trailing him, the murder, nor, above all, a confrontation with the notorious Beast of Gévaudan of 18th-century legend. Hunted, heart-sick, questioning his own sanity and senses, Stevenson forms unlikely alliances as he is forced to face an entire region of werewolves—and possibly worse—in order to reach his destination and desire, Alès and a longed-for letter from his estranged love.
(Eine deutsche Übersetzung des Buchs liegt leider nicht vor)
Tatsächlich reist Stevenson durch Frankreich, immer an der Seite seiner Eselin, trifft merkwürdige Gestalten und erlebt Ungewöhnliches. Und auch wenn die ursprüngliche Bestie schon lange tot ist, wird er ständig an ihre Existenz erinnert.
Everitt ist es gelungen, auf unterhaltsame Weise eine real existierende Person (und einen real existierenden Esel) geschickt mit der Legende vom Gévaudan zu verbinden ohne zu sehr ins fantastische abzugleiten. Die Bestie ist zwar allgegenwertig, aber es sind die Personenbeschreibungen, die das Buch lesenswert machen. Eselin und Sprachschwierigkeiten führen oft zu heiteren Szenen, so dass man nicht von einem Horrorbuch sprechen kann, passender wäre die Bezeichnung „Reisebericht mit Werwölfen“.
Robert Louis Stevenson war mir bisher nur als Autor von „Die Schatzinsel“ und „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ bekannt, aber durch die Lektüre von The Beast of Gévaudan wollte ich wissen, ob er wirklich in Frankreich war. Und tatsächlich. Er war nicht nur in Frankreich, er bereiste das Gebiet des Gévaudan tatsächlich mit einem Esel.
Und seinen Reisebericht legte er in Travels with a Donkey in the Cevennes (deutsch: Reise mit dem Esel durch die Cévennen) nieder. Die Bestie des Gévaudan findet kurz Erwähnung, spielt aber sonst keine größere Rolle.
Aus seinem Reisetagebuch entstand der Bericht, in dem sich Gedanken über Land, Leute und Geschichte mit der Reisebschreibung vermischen. Dabei zeigt sich neben einer realistischen Darstellung von Land und Leuten auch ein etwas brutal anmutendes Verhältnis zu seiner Eselin.
Ich muss allerdings sagen, dass mich der Bericht nicht packen konnte. Durch die vorangegangene Lektüre von Everitts Roman wurde mir ein etwas anderes Bild der Bewohner der Cévennen vermittelt und durch den Vergleich erschien Stevensons Beschreibung etwas blass. Natürlich hat sich Everitt einige künstlerische Freiheiten erlaubt, so dass die Rollen einiger kurzen Begegnungen Stevensons etwas ausgebaut wurden. Durch das Alter des Berichts kann man diesen wohl kaum als Inspiration einer eigenen Frankreichreise verwenden (es sei denn man möchte auf den Spuren von Stevenson und seiner Eselin wandeln).
The Beast of Gévaudan ist eine unterhaltsame, spannende und auch witzige Werwolfgeschichte, Travels with a Donkey in the Cévennes kann dagegen nicht überzeugen. Mann muss den Reisebericht von Stevenson nicht gelesen haben, um den Roman von Everitt zu verstehen.
Wenn man Stevenson lesen will, dann wird man mit seinen berühmteren Romanen besser unterhalten.

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