Portrait: Walachenschaf

Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Antilopinae
Tribus: Ziegenartige (Caprini)
Gattung: Schafe (Ovis)
Art: (Armenisches) Wildschaf (Ovis gmelini)
Unterart: Hausschaf (Ovis gmelini aries)

Walachenschaf (Tiergarten Worms)

Das Walachenschaf ist kleinrahmig bis mittelgroß, feingliedrig, robust, aber auch durch „wachen Ausdruck“ und „edles Aussehen“gekennzeichnet. Der Kopf hat eine schmale, lange Form und ist an der Stirn bewollt. Die Böcke zeigen einen leichten Ramskopf und tragen als Charakteristikum dieser Rasse bis zu 50 Zentimeter lange, spiralartig („korkenzieherartig“) geformte, seitlich abstehende Hörner. Diese Hörner sind weiß, oft mit einem schwarzen Längsstrich versehen. Weibliche Tiere sind behornt oder hornlos, die Hörner sind deutlich kleiner und feiner als die der Böcke. Der lange Schwanz ist mit dichter Wolle bewachsen. Das Vlies ist in der Regel weiß, es gibt aber auch schwarze und graue Tiere. Unbewollte Körperteile wie Kopf und Beine sind oft mit verschiedenfarbigen, manchmal scharf abgegrenzten Pigmentflecken versehen. Auch ist gelegentlich eine Brillenbildung zu verzeichnen. Ausgewachsene Böcke haben bei einer Widerristhöhe von etwa 70 cm ein durchschnittliches Gewicht von 60 bis 75 kg. Muttertiere sind etwa 40 bis 55 kg schwer, die Widerristhöhe liegt etwa 5 cm unter der der Böcke. Die kurzen Ohren stehen waagerecht.

Die Tiere sind lebhaft und wachsam bis scheu, bei intensivem Kontakt mit den sie betreuenden Menschen werden sie aber zutraulich. Sie werden auch in der tiergestützten Intervention eingesetzt. Das Walachenschaf ist ein genügsames, widerstandsfähiges Landschaf. Es ist für die Landschaftspflege und Beweidung karger Böden besonders geeignet. Auch die baden-württembergische Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und ländlichen Raum hält das Walachenschaf für die Landschaftspflege für geeignet mit dieser Begründung:
extrem genügsam und wetterhart, ganzjährige Freilandhaltung möglich, geringe Parasitenanfälligkeit, alpfähig, auch auf Trockenstandorten geeignet.
Eines der Zuchtziele ist auch die Beibehaltung der Möglichkeit einer ganzjährigen Außenhaltung. Die Tiere zeichnen sich durch ihre lang abwachsende Wolle aus, was sich auch im Vliesgewicht der groben Mischwolle bemerkbar macht, beim Bock 4 bis 5 kg und bei den weiblichen Tieren 2 bis 2,5 kg. Die Wolle eignet sich für grobe Wollprodukte, besonders für die Herstellung von Teppichen.

Walachenschaf (Tierpark Schloss Hof)

Bei guter Muttereigenschaft und leichtem Ablammen liegt das Ablammergebnis zwischen 120 und 180 %. Sie sind spätreif, d. h. sie lammen zum ersten Mal am Ende des zweiten Lebensjahres. Ihre Brunst ist saisonal, die Lammzeit fällt in die Monate Februar und März. Das Euter mit den relativ großen Zitzen weist auf die frühere Verwendung als Milchschaf hin. Bei guter Fütterung gibt es Zwillingsgeburten. Die Lämmer wiegen bei der Geburt zwischen 2 und 4 kg. Lämmer nehmen täglich etwa 150 bis 200 g zu. So können sie mit 9 bis 12 Monaten bei einem handelsüblichen Lebendgewicht von rund 30 bis 40 kg geschlachtet werden.

Die Walachenschafe sollen nach ihrer ursprünglichen Verbreitung von der Hohen Tatra bis in die rumänische Walachei vorgekommen sein und sich zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert entwickelt haben. Das ursprüngliche Walachenschaf war vermutlich direkter Nachfahre von Schafen, die bereits im 14. Jahrhundert von Siedlern aus den Ostkarpaten in die tschechischen Beskiden mitgebracht wurden. Die Rasse war für die Bedingungen im Hochgebirge geeignet. Nach den Angaben des tschechischen Schafzuchtverbandes kam die Rasse mit der walachischen Kolonisation nach Tschechien, wahrscheinlich an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Die Besiedlung bezog sich auch auf den slowakischen Teil der Karpaten. In Tschechien und in der Slowakei sind Walachenschafe noch im 20. Jahrhundert als Dreinutzungsrasse der Milch, der Wolle und ihres Fleisches wegen gehalten worden.

Walachenschaf (Zoo Ostrava)

Die im Rahmen der Landwirtschaftspolitik der ČSSR erfolgte systematische Einkreuzung von Milch- und Texelschafen führte in den 1970er und 1980er Jahren fast zum Erlöschen des Walachenschafs. Durch einige Züchter und Professor Bora Čumlivski (1918–2008) von der Universität Prag blieben einige Tiere in der Hohen Tatra erhalten. Eine Recherche der Stiftung ProSpecieRara ergab im Jahr 1993, dass in Tschechien nur noch 30 Walachenschafe vorhanden waren, in der Slowakei gab es nur noch Kreuzungstiere. 1987 kamen auf Initiative von SAVE, der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) und ProSpecieRara aus der ČSSR zwei Böcke und sechs Mutterschafe auf vier Standorte in Deutschland.
Noch 1989 befürchtete Ernst von Lehmann:
Wahrscheinlich nicht mehr zu erhalten ist das sogenannte Walachenschaf (Valaska) aus dem östlichen bayerisch-böhmischen Grenzgebiet. Es wurden kürzlich wieder einige Tiere von Frau E. Simak (Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen, München) entdeckt […], die zwar nicht ganz einheitlich sind, aber doch sehr charakteristisch die ‚aufgelöste‘ schwarzweiße Nasenpartie und die seitlich korkenzieherähnlich abstehenden Hörner zeigen.
Es gab in Deutschland weitere Interessenten für die Erhaltung, sodass 1993 schon 80 Tiere bei acht Haltern standen. Bei einem Zuchttieraustausch zwischen tschechischen und deutschen Züchtern im Jahr 2004 wechselten zur Blutauffrischung je 20 Tiere. Zehn Jahre später wurde jeweils ein Bock ausgetauscht und vier weibliche Tiere mit schwarzem Vlies nach Deutschland verkauft. 2020 kam ein Zuchtbock aus der Mährischen Walachei nach Deutschland und im Gegenzug ein Zuchtbock aus Deutschland nach Tschechien. Dies führte dazu, dass in Deutschland gegenwärtig sechs Bocklinien vorhanden sind, eine davon derzeit mit nur einem Bock.
Auch die aufgrund der Verdrängungszucht verloren gegangene schwarze Genetik konnte durch Züchter in der Slowakei phänotypisch in der schwarzen Vliesfarbe bei den Walachenschafen des ursprünglichen Typs wieder etabliert werden. So gibt es auch in Deutschland seit 2014 Walachenschafe mit schwarzer und grauer Vliesfarbe.

Dieser Beitrag wurde unter Tierportrait abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert