Ordnung: | Gepanzerte Nebengelenktiere (Cingulata) |
ohne Rang: | Gürteltiere (Dasypoda) |
Familie: | Chlamyphoridae |
Unterfamilie: | Tolypeutinae |
Gattung: | Kugelgürteltiere (Tolypeutes) |
Art: | Südliches Kugelgürteltier (Tolypeutes matacus) |
Das Südliche Kugelgürteltier erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 21 bis 27 cm (Durchschnitt 25,1 cm; über die Krümmung des Rückenpanzers gemessen 30 bis 42 cm, Durchschnitt 39 cm), dazu kommt noch ein 6 bis 8 cm langer, relativ unbeweglicher Schwanz. Es besitzt ein Gewicht von etwa 1 bis 2 kg, wobei weibliche Tiere offensichtlich etwas schwerer sind. Der Rückenpanzer ist kräftig gebaut sowie deutlich konvex gebogen und reicht in der Regel bis zu den Beinen, die einzelnen Panzerplättchen sind markant sechseckig (hexagonal) geformt. Die Färbung umfasst typische Gelbtöne, wobei auch dunklere Tiere beobachtet wurden. Der Panzer besteht aus zwei deutlich getrennten Teilen, die den Schultergürtel und den Beckenbereich bedecken, beide Teile sind durch zwei bis vier, meist drei bewegliche Bänder verbunden. Am unteren Ende des Rückenpanzers treten sandfarbene Borsten aus. Auf dem Bauch befindet sich ein dunkel gefärbtes Fellkleid. Der Kopf wird von einer dreieckigen Schildplatte bedeckt, die Ohren sind bis zu 2,6 cm lang und gerundet, die Nasenspitze besitzt meist eine pinkfarbene Tönung. Das Tier weist kurze, ebenfalls von Platten geschützte Beine auf, die aber zusätzlich noch von einem dunklen Fell bedeckt sind. Die Vorderfüße enden in vier Zehen, die meist Krallen tragen, von denen die längste bis zu 2,6 cm Länge erreicht. Die Hinterfüße sind mit fünf Zehen versehen, wovon die zweite bis vierte verwachsen sind und hufartige Enden aufweisen. Die erste und fünfte Zehe haben dagegen auch Krallen. Beim Laufen nutzt das Südliche Kugelgürteltier die Sohle der Hinterfüße, während die Vorderfüße nur mit den Spitzen auftreten.
Der Schädel ist zwischen 7,4 und 7,7 cm lang und besitzt ein ausgedehntes Rostrum, das röhrenartig geformt ist. Das Südliche Kugelgürteltier besitzt keine echten Zähne, weist aber eine Reihe von molarenähnlichen Zahnbildungen auf, die nicht der für Säugetiere üblichen Zahnformel folgen und von denen je neun pro Kieferast auftreten, insgesamt also 36 Stück. Das obere Gelenk der Ulna an den Vordergliedmaßen ist im Vergleich zu ähnlich großen Gürteltieren eher kurz ausgebildet und erreicht 1,9 cm Länge, bei einer Länge des Gesamtknochens von 5,2 cm. Dies zeigt an, dass das Südliche Kugelgürteltier nur bedingt eine grabende Lebensweise verfolgt.
Insgesamt zeichnet sich das Südliche Kugelgürteltier durch einen nur schwach ausgeprägten Sehsinn aus. Als einzige Lautäußerung ist ein Quieken bekannt, welches an jenes von Meerschweinchen erinnert.
Das Südliche Kugelgürteltier lebt in Südamerika, hier ist es vom südöstlichen Bolivien über den südwestlichen Cerrado-Gürtel Brasiliens und Paraguays bis in den Norden Argentiniens verbreitet. In Paraguay ist es häufig in den trockenen Gran-Chaco-Wäldern zu finden, vor allem im Departamento Boquerón, weniger häufig dagegen in Presidente Hayes und in den Bezirken Concepción und San Pedro. Die Gesamtgröße des Verbreitungsgebietes beträgt schätzungsweise 1,2 Millionen Quadratkilometer, der Umfang des tatsächlich bewohnten Gebietes ist unbekannt. Die Höhenverbreitung reicht bis 800 m über dem Meeresspiegel.
Bevorzugtes Habitat dieser Gürteltierart sind dabei trockene Wälder und Buschlandschaften, deren Jahresniederschlag bei rund 700 mm liegt, sie kommt aber auch in landwirtschaftlich genutzten Gebieten vor. Teilweise ist sie in der Nähe von Ortschaften zu finden. In feuchteren Gebieten bevorzugt das Südliche Kugelgürteltier Palmensavannen und Galeriewälder. Die Populationsdichte wird mit einem Individuum je Quadratkilometer in Trockenwäldern und je zwei Quadratkilometern und mehr in Sekundär- bzw. laubwerfenden Wäldern angegeben. Vor allem im südöstlichen Brasilien und in Paraguay kommt es teils zu Überschneidungen mit den Lebensräumen des Sechsbinden-Gürteltiers (Dasypus septemcinctus), des Riesengürteltiers (Priodontes maximus) und des Südlichen Nacktschwanzgürteltiers (Cabassous unicinctus).
Das Südliche Kugelgürteltier ist weitgehend nacht- und dämmerungsaktiv, wobei während der Aufzucht von Jungtieren auch Tagaktivität zu verzeichnen ist. In der Gran-Chaco-Region finden die meisten Aktivitäten zwischen 18:00 und 02:00 Uhr statt. Die von den einzelnen Tieren genutzten Aktionsräume sind zwischen 2 und 46,4 ha groß, durchschnittlich erreichen sie 14 ha Fläche. An den Rändern überschneiden sie sich mit denen anderer Individuen. Wie das Nördliche Kugelgürteltier (Tolypeutes tricinctus) gilt auch das Südliche als schlechter Gräber, der nur selten eigene Baue anlegt. Bei Beobachtungen von mehreren Individuen im zentralen Brasilien ergaben sich jedoch häufigere Grabungsaktivitäten als ursprünglich vermutet. Die vom Südlichen Kugelgürteltier gegrabenen Baue haben eine durchschnittliche Höhe von 11 cm, eine Breite von 12,8 cm und eine Tiefe von 35 cm. Darüber hinaus zieht sich die Gürteltierart in Blätterabfall, getrocknetes Pflanzenmaterial, kleine Depressionen oder in Pflanzennester zurück. Rund drei Viertel aller untersuchten Tiere wurden aber in kleinen Bauen registriert, hier dominieren nicht ausgewachsene Individuen gegenüber ausgewachsenen. Häufig sind die Eingänge der Baue mit Blätterabfall verdeckt. Es wird angenommen, dass die Baue eher der Thermoregulation und der Aufzucht des Nachwuchses als primär dem Schutz vor Beutegreifern dienen. Anders als der nördliche Verwandte nutzt das Südliche Kugelgürteltier keine von anderen Tierarten angelegten Baue als Ruheplatz. In einzelnen Unterschlüpfen können bei ungünstigen oder kalten Witterungsbedingungen bis zu sechs Tiere gleichzeitig beobachtet werden. Solche Gruppenbildungen sind aber nur temporär und dauern einen bis vier Tage. Bei der Fortbewegung setzt der Vorderfuß mit den Spitzen der Krallen auf, der Hinterfuß mit der gesamten Sohle.
Das Südliche Kugelgürteltier ist ein Insektenfresser, der seine Nahrung weitgehend opportunistisch vom Boden aufnimmt und nicht wie andere Gürteltiere tiefere Löcher in die meist harten Böden der Trockenwälder gräbt oder Ameisen- beziehungsweise Termitenhügel gezielt aufbricht. Bei Untersuchungen von insgesamt 66 Mageninhalten aus der Chaco-Region konnten, abzüglich aufgefundener Bodenreste, 70 % Insekten, 20 % Pflanzenmaterial und 10 % nicht identifizierbare Nahrungsreste ausgemacht werden. Alle beobachteten Überbleibsel von Wirbellosen stellen ausnahmslos die bodenbewohnender Tiere dar. Die Auswahl der Nahrung ist dabei abhängig von den Jahreszeiten, Termiten werden vor allem vom Juli bis November verzehrt. Zu den bedeutendsten Ameisenformen als Nahrungsgrundlage gehören Pseudomyrmex, Pheidole, Crematogaster und Acromyrmex, aber auch in unterirdischen Erdnestern lebende Termiten der Gattung Syntermes. Neben Ameisen und Termiten werden auch andere Invertebraten wie Spinnen und Käfer gefressen, von letzteren unter anderem Vertreter der Scarabaeiformia. Hier dominieren häufig Larven, die mitunter bis zu 25 % des gesamten Mageninhaltes füllen können. Weiterhin nimmt das Südliche Kugelgürteltier zusätzlich Früchte zu sich, was ebenfalls saisonal abhängig ist, hierzu gehören zum Beispiel solche der Gattung Ziziphus. Da häufig Erde und damit verbunden Samen geschluckt werden, was unter Umständen bis zu 40 % und mehr des gesamten Mageninhaltes ausmachen kann, geht man davon aus, dass die Gürteltierart eine wichtige ökologische Funktion bei der Verbreitung von Pflanzen in ihrem Lebensraum besitzt.
Weibliche Tiere in der Brunft werden häufig von mehreren Männchen bedrängt, die Paarung findet in der Regel zwischen Juli und Oktober statt. Die Tragzeit dauert schätzungsweise 120 Tage. Meist kommt nur ein Jungtier zur Welt, selten zwei, wobei die Hauptphase der Geburten von Oktober bis Januar anhält. Die Stillzeit umfasst rund zehn Wochen. Jungtiere ähneln den erwachsenen Individuen deutlich, der Rückenpanzer ist aber noch weich. Ihr Gewicht liegt bei der Geburt bei nur 85 g, es erhöht sich bis zur Entwöhnung auf 850 g. Sie können von Geburt an laufen und sich bei Gefahr einrollen, die Augen öffnen sich aber erst nach 22 Tagen. Die sexuelle Reife ist mit drei bis fünf Jahren erreicht. Die Reproduktionsrate allgemein ist gering und liegt bei 1,5 Jungtieren pro Weibchen und Jahr. Das Höchstalter eines Südlichen Kugelgürteltiers ist mit 12 bis 15 Jahren erreicht, Tiere in Gefangenschaft sollen bis zu 30 Jahre alt geworden sein.
In der Regel flüchtet ein Südliches Kugelgürteltier bei Gefahr und rennt in Zick-Zack-Linien davon, häufig verbirgt es sich auch in Erdlöchern. Ein bedrohtes Tier kann sich zu einer Kugel zusammenrollen, wobei die dreieckige Stirnplatte und der feste Schwanz die Öffnung des Panzers verschließen. In dieser Position kann es von Füchsen und Kleinkatzen kaum erbeutet werden. Auch gegen größere Raubtiere wie Puma und Jaguar ist die Gürteltierart so weitgehend geschützt. Untersuchungen an 162 Tieren vom Gran Chaco in Bolivien ergaben nur zwei Individuen mit marginalen Wunden, die von größeren Beutegreifern verursacht worden waren. Auch die Analyse von mehr als 200 Kotresten der beiden großen Katzenvertreter aus der Chaco-Region Paraguays brachten nur wenige Hinweise (insgesamt acht) auf eine Erbeutung des Südlichen Kugelgürteltieres durch diese. Interessanterweise stammen häufiger Reste der Gürteltierart aus Gewöllen des Kaninchenkauzes.