Portrait: Spornschildkröte

Ordnung: Schildkröten (Testudinata)
Unterordnung: Halsberger-Schildkröten (Cryptodira)
Familie: Landschildkröten (Testudinidae)
Unterfamilie: Testudininae
Gattung: Centrochelys
Art: Spornschildkröte (Centrochelys sulcata)
Spornschildkröte (Raritätenzoo Ebbs)

Spornschildkröte (Raritätenzoo Ebbs)

Die Spornschildkröte ist die drittgrößte Landschildkröte überhaupt und erreicht eine Länge von bis zu 100 Zentimeter sowie ein Gewicht von 80 bis 100 Kilogramm. Damit ist sie die größte Schildkröte in Afrika. Der abgeflachte Carapax verfügt über gebogene Randschilde, die beim Männchen besonders stark ausgeprägt sind. Die Färbung reicht von beige bis hellbraun und setzt sich auch auf dem Plastron fort. Die einzelnen Schilde sind an den Rändern deutlich dunkel abgesetzt. Beim Männchen ist der Plastron leicht nach innen gewölbt. Die Haut ist beige und geht stellenweise ins gelbliche. Namensgebend ist ein auffälliger Sporn an den Oberschenkeln der Hinterbeine, der beim Männchen stärker ausgeprägt ist.
Der Schwanz ist bei den Geschlechtern unterschiedlich lang und wird beim Männchen deutlich länger als beim Weibchen. Markantes Merkmal für diese Art sind die nach oben gebogenen paarigen Kehlschilde (Gulare), die insbesondere vom Männchen bei Revierkämpfen eingesetzt werden. Sie dienen aber auch als Hilfe beim Graben ihrer Erdbauten. Die Spornschildkröte hält sich am Tage in selbstgegrabene Erdhöhlen auf, um der Mittagsglut zu entgehen. Die Höhlen liegen teilweise mehrere Meter tief im Erdboden. In diesen Erdhöhlen halten sie in den heißen Monaten eine Sommerruhe (ähnlich einer Winterruhe). Während dieser Sommerruhe setzen sie ihren Stoffwechsel und den Herzschlag deutlich herunter.

Spornschildkröten finden ihre Verbreitung in der gesamten Sahelzone. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Senegal bis nach Äthiopien. Im Senegal war sie lange Zeit ausgestorben. In letzter Zeit wurde sie wieder ausgewildert. Spornschildkröten bevorzugen trockene Savannen, Buschland und Wüstengebiete mit spärlicher Vegetation.

Spornschildkröten sind wechselwarme Reptilien, die saisonale und Tages-Temperaturschwankungen durch angemessene Verhaltensweisen minimieren müssen, um so eine geeignete Körpertemperatur aufrechterhalten zu können. Eine wichtige Rolle spielt bei dieser Art der Thermoregulation das Aufsuchen von der Jahres- und Tageszeit angemessen Unterschlupfmöglichkeiten. Dafür nutzen Spornschildkröten Wohnhöhlen im Boden, die bis zu 4 m tief und 15 m lang sein können. Wenn vorhanden, werden die verlassenen Bauten anderer Tiere genutzt. Aber ab einem Alter von 2-3 Jahren graben Spornschildkröten mit ihren kräftigen Vorderbeinen und teilweise mit den gabelförmigen Kehlschilden auch selbst unterirdische Gänge. Meist nutzen sie nicht nur eine einzige Höhle sondern „besitzen“ mehrere, die gelegentlich mit anderen Spornschildkröten und sogar anderen Tierarten geteilt werden. In der kühleren Jahreszeit verlässt die Spornschildkröte bereits morgens ihre Höhle und wärmt sich auf, bevor sie auf Nahrungssuche geht. In der heißeren Jahreszeit wird sie dagegen oft erst in den Abendstunden aktiv. In den Zwischenperioden ist sie häufig zweiphasig aktiv, d.h. sie kehrt in der heißen Tageszeit in ihre Höhle zurück. Insbesondere die feuchtere Jahreszeit wird intensiv genutzt, wohingegen die heißen Trockenperioden zum Schutz vor Austrocknung ebenfalls inaktiv in den Erdhöhle überdauert werden müssen. Während dieser Sommerruhe werden, ähnlich der Winterstarre anderer Arten, Stoffwechsel und Herzschlag stark heruntergefahren.

Spornschildkröte (Zoo Salzburg)

Spornschildkröte (Zoo Salzburg)

Die Spornschildkröte ernährt sich überwiegend vegetarisch. Je nach Saison sind das frische, grüne Triebe von Sukkulenten, Kräutern und Gräsern, in den allermeisten Fällen aber trockene und abgestorbene Pflanzenteile, weil Niederschläge in ihrem Verbreitungsgebiet selten sind und manchmal monate- bis jahrelang ausbleiben können. Zu den bevorzugten Nahrungspflanzen gehören Knopfgras, Dactyloctenium aegypticum, und Finger-, Faden- bzw. Zwerghirse Digitaria sp., Eragrostis sp., außerdem Senna (syn. Cassia) obtusifolia sowie sukkulente Pflanzen wie Tagblumen Commelina benghalensis und Sommer-Portulak Portulaca oleracea. Darüber hinaus werden auch Insekten erbeutet und Aas, Knochen und Kot von Säugetieren gefressen.
Weil ihr nur selten ausreichend Trinkwasser zur Verfügung steht, geht die Spornschildkröte sehr sparsam mit Wasser um und scheidet nur äußerst geringe Mengen an Urin aus, an Volumen sogar weniger als die wesentlich kleineren europäischen Landschildkröten.

Der Eintritt der Geschlechtsreife ist bei Schildkröten weniger an ein bestimmtes Alter als eine bestimmte Größe bzw. Gewicht gebunden. Spornschildkröten werden etwa mit 15-20 kg geschlechtsreif, ein Gewicht das Weibchen in der Natur mit etwa 10-12 Jahren erreichen, Männchen erst etwa 3 Jahre später. Bei Gefangenschaftshaltung kann die Erwachsenengröße schon wesentlich früher erreicht werden.

Die Paarungszeit ist nicht auf eine bestimmte Jahreszeit beschränkt, kühlere und feuchtere Monate werden aber bevorzugt. Die Männchen suchen aktiv nach Weibchen und müssen dazu oft sehr weite Strecken zurücklegen (10-20 km, teilweise deutlich mehr). Haben sie ein Weibchen gefunden, versuchen sie dieses durch Rammen gegen den Panzer bzw. Bisse in Kopf und Extremitäten an der Flucht zu hindern. Dabei kann es zu schweren Paarungsverletzungen kommen, teilweise mit Todesfolge. Hat es das Männchen geschafft aufzureiten, dauert die Paarung etwa 15 min, wird aber in der Regel mehrfach am Tag wiederholt. Das Männchen stößt dabei heisere Grunzlaute aus, die weithin zu hören sind. Gelegentlich kommt es zu Revierkämpfen unter den Männchen, die ähnlich heftig ablaufen wie die Paarung, mit kräftigen Bissen und Rammstößen von Panzer und Kehlschild.

Spornschildkröte (Tierpark Hellabrunn)

Spornschildkröte (Tierpark Hellabrunn)

Etwa einen Monat nach der Paarung kommt es zur Eiablage, bevorzugt im feuchteren Wurzelbereich von Buschwerk. Die Eiablage erfolgt in bis zu 9 Gelegen pro Jahr, meist sind es jedoch 2-3, mit bis zu 40 Eiern pro Gelege. Die Eier werden in selbst gegrabene Erdmulden gelegt, die nach erfolgter Eiablage wieder sorgfältig verschlossen werden. Die Jungtiere schlüpfen in der Natur bevorzugt kurz vor Einsetzen der Regenzeit und deshalb nach sehr unterschiedlicher Brutzeit, im Schnitt ca. 120 Tage. Aber auch wesentlich längere Inkubationszeiten sind beschrieben. Beim Schlupf wiegen die Jungtiere durchschnittlich etwa 40 g und sind etwa 5 cm lang.

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