Portrait: Östliche Smaragdeidechse

Überordnung: Schuppenechsen (Lepidosauria)
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Familie: Echte Eidechsen (Lacertidae)
Unterfamilie: Lacertinae
Gattung: Lacerta
Art: Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis)

Die Östliche Smaragdeidechse ist nahe mit der Westlichen Smaragdeidechse verwandt. Erst seit dem Nachweis mangelnder Kreuzbarkeit sowie nach weiteren vergleichenden genetischen Studien wird seit ca. 1991 anerkannt, dass es sich um zwei eigenständige Arten handelt. Zuvor waren diese Arten nicht unterschieden worden, obwohl es schon früher Hinweise und Bestrebungen dazu gegeben hatte.

Östliche Smaragdeidechse (Tiergarten Straubing)

Die Östliche Smaragdeidechse ist eine große, aber dennoch recht schlank wirkende Eidechse mit einem spitzen Kopf und einem, insbesondere bei den Männchen, recht langen Schwanz. Dessen Maße können das 1,6- bis 2,3fache der Kopf-Rumpf-Länge erreichen, welche bis zu 13 Zentimetern beträgt. Die maximale Gesamtlänge ist allerdings oft schwer zu beziffern, da viele ältere Tiere keinen unversehrten Schwanz mehr aufweisen, sondern diesen zwischenzeitlich bei Kontakt mit Fressfeinden oder bei Paarungskämpfen verloren und (unvollständig) regeneriert haben. Es werden aber bis etwa 40 Zentimeter Gesamtlänge erreicht. Die Extremitäten sind im Verhältnis zum Rumpf relativ lang.
Der Rücken und große Teile des Körpers sind bei beiden Geschlechtern hell- bis dunkelgrün. Die Grünfärbung entsteht allerdings erst allmählich im Laufe der ersten Lebensjahre; die Jungtiere zeigen Brauntöne. Während die etwas robuster wirkenden, großköpfigeren Männchen auf der grünen Grundfarbe in der Regel kleine schwarze, mitunter ornamentartig angeordnete Sprenkel aufweisen, haben die Weibchen oft ein Zeichnungsmuster mit in Reihen angeordneten, dunklen Abzeichen und weißlich-gelben Linien, die zu Längsbändern verschmelzen können. Je nach Region und Jahreszeit lassen sich die Geschlechter aber nicht immer an Zeichnungsmerkmalen unterscheiden. Bauch und Kehle sind fleckenlos weiß, grünlich oder gelb gefärbt. Mit der ersten Häutung nach der Winterruhe werden Kinn-, Kehl- und Halsregion sowohl bei Männchen als auch teilweise bei Weibchen grünblau bis „kornblumenblau“. Dieses „Paarungskleid“ erscheint beim Männchen kontrastreicher und farbintensiver.

Östliche Smaragdeidechse (Zoo Brno)

Smaragdeidechsen bevorzugen sonnenerwärmte, süd-/südwest-/südostexponierte Geländehänge mit einem ausreichenden Feuchtegrad und einer Mischung aus offenen Strukturen und mosaikartiger Vegetation. Besonders geeignet sind beispielsweise trockenere Waldränder, vergraste Weinberge, Halbtrockenrasen (nicht jedoch gebüschlose Trockenrasen!), Ginster- und Steppenheiden, Brombeerdickichte, Bahn- und Wegdämme, Wiesen mit Schlehengebüschen und schüttere Streuobstwiesen. Im Süden des Verbreitungsgebietes sind die Vorkommen dagegen oft auf feuchte Lagen oder auf gebirgige Regionen beschränkt. Die tagaktiven Tiere nehmen insbesondere morgens und abends ausgedehnte Sonnenbäder; ansonsten klettern sie nahrungssuchend im Pflanzengestrüpp umher. Bei Gefahr huschen sie sehr flink in schützende Vegetation sowie in Spalten und Höhlungen.

Nach der etwa sechsmonatigen Überwinterung in frostsicheren Erdhöhlen erscheinen im März oder April zuerst die Männchen, dann die Weibchen und zuletzt im Mai die Jungtiere an der Oberfläche. Zunächst steht für die wechselwarmen Tiere das Aufwärmen im Sonnenlicht im Vordergrund. Nach einer Häutung beginnen im Mai die Paarungsaktivitäten. Die Individuen beanspruchen Territorien, die die Männchen in heftigen Kämpfen mit Imponierverhalten, Beißereien und Verfolgungsjagden gegeneinander verteidigen. Gegenüber Weibchen zeigen sie ein typisches Balzverhalten mit bestimmten Bewegungsmustern. Bei der Paarung beißt das Männchen dem vor ihm laufenden Weibchen zunächst in den Schwanz; beide laufen dabei im sogenannten Paarungsmarsch weiter. Dann beißt es in die Flanken, biegt seinen Unterkörper unter das Weibchen und führt seinen Hemipenis in die Kloake des Weibchens ein. Die Kopulation dauert mehrere Minuten. Ein Weibchen verpaart sich bei Gelegenheit mit mehreren Männchen und umgekehrt.
Nach ungefähr drei bis sechs Wochen legen die Weibchen 6 bis 23 Eier mit zunächst etwa einem Zentimeter Breite. Die Eiablage erfolgt nachts in wahrscheinlich selbst gegrabenen Erdhöhlen, die etwa 30 Zentimeter lang sind und circa zehn Zentimeter unter der Oberfläche liegen. Danach bewachen und verteidigen die Weibchen das Gelege oft noch einige Tage – auch gegen andere Weibchen.
Die Entwicklung der Eier (Eizeitigung) dauert je nach Umgebungstemperatur etwa 70 bis 100 Tage. Durch Wasseraufnahme vergrößert sich ihr anfängliches Volumen um etwa ein Drittel. Die Schlüpflinge haben Körperlängen von bereits acht bis zehn Zentimetern. Mit knapp zwei Jahren tritt die Geschlechtsreife ein und die bis dahin rasch größer gewordenen Eidechsen verlangsamen ihr weiteres Wachstum. Eine Lebenserwartung von zehn bis zwölf Jahren wird angenommen.

Smaragdeidechsen vertilgen größere Insekten, Spinnen, Asseln, Schnecken und kleine Wirbeltiere (beispielsweise Jungmäuse), aber auch Reptilieneier und -jungtiere sowie Beeren. Sie gehen mit Hilfe des Seh- und Geruchssinnes aktiv auf Beutefang, ergreifen ihre Opfer mit dem bezahnten Maul und verschlucken diese direkt oder nach mehrmaligem Kauen. Sperrige Teile wie harte Flügeldecken von Insekten werden vorher durch Schütteln entfernt.

Östliche Smaragdeidechse (Heinrich Harder)

Die innerhalb Europas eher südöstlich verbreitete Art hat ihre westliche Verbreitungsgrenze in Deutschland, Österreich (Kärnten, Steiermark, Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich), in Slowenien und dem äußersten Nordosten Italiens (Triest, Udine); nach Osten reicht das Areal über die gesamte Balkanhalbinsel bis in die Ukraine sowie in die Türkei. Die auf der italienischen Insel Elba vorkommende Smaragdeidechsenform fejervaryi wird mittlerweile Lacerta bilineata zugerechnet.
In Deutschland gibt es nur noch wenige inselartige Vorkommen in den Donauhängen bei Passau sowie – als phylogeografisch heute völlig disjunktes Gebiet – im östlichen Brandenburg. Durch neue DNA-Untersuchungen wurde außerdem festgestellt, dass auch die Smaragdeidechsen-Populationen am Kaiserstuhl, die zwischenzeitlich als Lacerta bilineata angesehen worden waren, wohl zu Lacerta viridis gehören und allochthonen Ursprungs sein müssten. Allerdings wird noch in der wenig später erschienenen Herpetofauna Baden-Württembergs davon ausgegangen, dass die südbadischen Smaragdeidechsen am Kaiserstuhl und am Tuniberg der Art Lacerta bilineata zuzurechnen seien.
Deutschland, Italien und Kroatien sind die einzigen Länder, in denen die beiden Smaragdeidechsenarten Lacerta viridis und Lacerta bilineata vorkommen. In der nordostitalienischen Region Friaul-Julisch-Venetien scheint eine Hybridisierungszone beider Arten zu bestehen; ansonsten sind ihre Verbreitungsgebiete weitestgehend allopatrisch. Auf der kroatischen Insel Cres konnte sich allerdings eine bilineata-Population halten, während diese Art in der übrigen Region Istrien wohl von der sich nach Westen ausbreitenden Östlichen Smaragdeidechse verdrängt wurde.

Neben der östlichen und westlichen Smaragdeidechse existieren noch zwei weitere Basis-Stammlinien. Die Adriatische Linie sowie die Kleinasiatische. Die Östliche Smaragdeidechse lässt sich wiederum in drei separate Taxa untergliedern.
Lacerta viridis guentherpetersi Rykena, Nettmann & Mayer, 2001
Lacerta viridis infrapunctata Schmidtler, 1986
Lacerta viridis meridionalis Cyrên, 1933
Lacerta viridis paphlagonica Schmidtler, 1986
Lacerta viridis viridis (Laurenti, 1768)
Der Unterartstatus von L. v. infrapunctata und L. v. paphlagonica (beide Türkei) wird von manchen Autoren angezweifelt.

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