Portrait: Nutria

Teilordnung: Hystricognathi
ohne Rang: Meerschweinchenverwandte (Caviomorpha)
Familie: Stachelratten (Echimyidae)
Unterfamilie: Myocastorinae
Gattung: Myocastor
Art: Nutria (Myocastor coypus)
Nutria (Wildpark Osterzgebirge)

Nutria (Wildpark Osterzgebirge)

Die Nutria, auch Biberratte oder seltener Sumpfbiber genannt, ist eine aus Südamerika stammende und in Mitteleuropa eingebürgerte Nagetierart. Sie wird entweder in einer eigenen Familie, Myocastoridae, oder als Unterfamilie Myocastorinae innerhalb der Stachelratten eingeordnet. Nach neueren molekularen Analysen (aufgrund homologer DNA-Sequenzen, mitochondriale und nukleare Gene) gehört die Gattung unzweifelhaft zu den Stachelratten.

Die Nutria erreicht eine Körperlänge von bis zu 60 cm, eine Schwanzlänge von gut 40 cm sowie ein Gewicht von bis zu neun kg. Weibchen bleiben etwas kleiner und leichter als Männchen. Das Fell weist eine rötlichbraune Färbung auf. Es besteht aus einer sehr weichen Unterwolle und obenliegenden groben und langen Grannenhaaren. Aus Pelztierzuchten entflohene Tiere zeigen daneben eine Reihe farblicher Varianten. Bei ihnen kommen hellgraue, dunkelgraue, schwarze, braune, rötliche, gelbliche oder fast weiße Fellfarben vor. Die hinteren Füße sind zwischen den Zehen mit Schwimmhäuten versehen. Die Körperform wirkt mit den kurzen Beinen recht plump. Der Kopf ist von länglicher Form und endet in einer stumpfen Schnauze, die mit langen Schnurrhaaren versehen ist. Der Kopf scheint bei einem sehr kurzen Hals direkt in Körper überzugehen. Die Ohren sind auffällig klein und durch das lange Fell kaum sichtbar. Markant sind ihren großen Schneidezähne, die eine orangene Färbung aufweisen. Ihre Beine sind kurz aber sehr kräftig und sorgen vor allem im Wasser für eine zügige Fortbewegung. Der lange Schwanz ist von rundlicher Form und stellt ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal zum eigentlichen Biber dar, der einen runden, flachen Schwanz besitzt.

Nutria (Zoo Chleby)

Nutria (Zoo Chleby)

Die ursprüngliche Heimat der an Flüssen, Seen, Teichen und in Sümpfen lebenden Nutria ist das subtropische und gemäßigte Südamerika. Dort kommt sie vom südlichen Brasilien bis nach Feuerland vor und stand im 19. Jahrhundert kurz vor der Ausrottung. Grundsätzlich leben die Tiere sehr standorttreu und verteidigen engagiert ihr Revier.
Nutrias gelten heute als in weiten Teilen Nordamerikas und Eurasiens eingebürgert.
Der Bestand in Eurasien ist auf aus Pelztierfarmen entflohene Tiere wie auch auf bewusste Auswilderungen zurückzuführen. Die Haltung in Europa begann ca. 1890 in Frankreich, erste Farmen in Deutschland bestanden seit 1926. Ab ca. 1930 wird bereits mit Populationen in Deutschland gerechnet, die auf verwilderte Tiere zurückgehen. Der Hauptabnehmer für Nutriafelle war nach dem Zweiten Weltkrieg die Bundesrepublik Deutschland. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wandte sich das Modeinteresse auch in Deutschland vom Nutriapelz ab, gleichzeitig ging der deutsche Pelzabsatz ganz erheblich zurück. Entkommene Tiere konnten sich aufgrund einer so gut wie nicht stattfindenden Bejagung stark vermehren.
In den USA wurden in den 1930er-Jahren die ersten Tiere nach Louisiana exportiert. Dort wurden sie wegen der Felle in Pelztierfarmen gehalten. Von dort aus haben wieder so genannte Gefangenschaftsflüchtlinge aufgrund des für Nutrias günstigen lokalen Klimas und ihrer hohen Vermehrungsrate sehr schnell eine nach Millionen zählende Population begründet. Auch gezielte Auswilderungen kamen vor.
Vereinzelte Vorkommen gibt es zudem in Kenia (am Naivashasee), Japan (südlich der Stadt Okayama) und West-Australien.
In Deutschland ist die Nutria an etlichen Gewässern in allen Bundesländern zu finden. Größere und weitgehend beständige Populationen gibt es unter anderem an den Flüssen Niers, Schwalm und Cloer am Niederrhein und an Spree und Saale im Osten Deutschlands, insbesondere im Spreewald. Meistens sind die Tiere, insbesondere in Parkanlagen oder auf Golfplätzen, an den Besuch von Spaziergängern gewöhnt und lassen sich ohne viel Scheu mit Gemüse füttern. Eine wirklich starke Verbreitung findet in Deutschland allerdings nicht statt, weil Mitteleuropa den verwilderten Farmtieren kein günstiges Klima bietet. Manche Populationen brechen daher nach wenigen Jahren wieder zusammen. In Österreich beschränkt sich der Bestand auf vereinzelte, in der Regel kurzlebige Populationen, die harte Winter regelmäßig nicht überdauern. Die Art ist dort nicht sicher dauerhaft etabliert.

Nutrias sind sowohl tag- als auch nachtaktiv, insbesondere dämmerungsaktiv. Sie sind fast reine Vegetarier und ernähren sich vorwiegend von Blättern, Stängeln, Wurzeln von Wasserpflanzen und Hackfrüchten. Seltener werden auch Schnecken, Würmer und Süßwassermuscheln gefressen.
Die Tiere leben entweder paarweise oder in Gemeinschaften von etwa 12 bis 15 Tieren. Diese umfassen dann in der Regel die Eltern und eigene Nachkommen. In ihrer Heimat sind sie zumeist sogar koloniebildend (= größere Gruppen). Sie leben monogam und können sich zu jeder Jahreszeit fortpflanzen. Nach einer Tragzeit von 19 Wochen bringt das Weibchen 6 bis 8 recht weit entwickelte, sehende und voll behaarte Junge zur Welt, die nach 5 Monaten geschlechtsreif sind. Zwei bis drei Würfe pro Jahr sind möglich.
Als Bauten dienen selbstgegrabene Erdbaue im Uferbereich oder „Nester“ aus langblättrigen Pflanzen (Schilf) und dünneren Stöcken, deren Eingänge im Gegensatz zum Bisam und zum Biber oberhalb der Wasserlinie liegen (Unterscheidungsmerkmal). Nutrias können über zehn Jahre alt werden. Sie halten keinen Winterschlaf.

Nutria (Haustierfarm Connewitz)

Nutria (Haustierfarm Connewitz)

Die Geschlechtsreife wird recht früh mit rund fünf Monaten erreicht. Die Tiere leben in monogamer Einehe. Nach einer Tragezeit von 130 bis 140 Tagen bringt das Weibchen sechs bis acht Jungtiere zur Welt, wobei bis zu drei Würfe pro Jahr möglich sind. Sie sind bei der Geburt sehr weit entwickelt und konnen gleich schwimmen, können sehen und haben ein dichtes Fell. Die Jungtiere werden einige Monate gesäugt. Auch im Wasser können die Jungtiere an den Zitzen der Mutter saugen, da die Zitzen weit oben an den Körperseiten liegen. Die Tiere können ein Alter von sechs bis zehn Jahren erreichen.

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert