Portrait: Heckrind

Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Bovinae
Tribus: Rinder (Bovini)
Gattung: Eigentliche Rinder (Bos)
Art: Auerochse (Bos primigenius)
Unterart: Hausrind (Bos primigenius taurus)
Heckrind (Nationalparkzentrum Falkenstein)

Heckrind (Nationalparkzentrum Falkenstein)

Das Heckrind, oft unzutreffend als Auerochse bezeichnet, ist eine in den 1920er-Jahren gezüchtete Hausrinderrasse. Das Zuchtziel war, ein dem Wildrind ähnliches oder ihm gleichendes Rind durch Abbildzüchtung aus verschiedenen Hausrindrassen zu erhalten. Benannt ist es nach den Brüdern Heinz und Lutz Heck, die mit der damals noch als „Rückzüchtung“ bezeichneten Zuchtmethode begannen. Heckrinder werden häufig in Beweidungsprojekten eingesetzt und leben etwa im heutigen Oostvaardersplassen in größeren Beständen unter nahezu wilden Bedingungen. Weitere Rassen, die mehr oder minder große Ähnlichkeit mit dem Ur haben, sind etwa das Spanische Kampfrind, Sayaguesa oder Pajuna.

Das Heckrind ist wie die meisten Hausrinder ein Abkömmling des im Jahre 1627 ausgestorbenen Auerochsen. Die aus diesem Wildrind domestizierten Rinder werden mit dem Ur in eine Art gestellt und konnten vermutlich fertile Nachkommen mit diesem zeugen (siehe Artikel Auerochse). Beim Heckrind handelt es sich nicht, wie oft fälschlich behauptet, um ein Wildtier, sondern um eine Hausrindrasse, die durch Kreuzungszucht anderer Hausrinder entstand. So schreibt Poettinger (2011): „Auf Grund der Zuchtgeschichte ist im Heckrind eine Landrasse, d.h. eine Kreuzung mitteleuropäischer Zweinutzungsrassen, in die aus anderen Klimazonen stammende Rinder eingekreuzt wurden, und deren Ansprüche an Klima und Ernährung nicht geringer sind, als bei den üblichen Zweinutzungsrassen, zu sehen“.

Ein typischer Heckbulle weist durchschnittlich etwa 140 cm und eine Kuh etwa 130 cm Widerristhöhe auf, bei einem Gewicht von etwa 600 kg. Massige Bullen wiegen bis zu 900 kg. Damit ist das Heckrind nicht wesentlich größer als die meisten anderen Hausrinder. Unter den europäischen Auerochsen im Holozän gab es Größenunterschiede zwischen nördlichen und südlichen Populationen – während die Bullen in Ungarn etwa 150-160 cm Widerristhöhe aufwiesen, erreichten jene in Polen teilweise 180 cm. Bullen von 200 cm Schulterhöhe sind, sofern sie existierten, ausschließlich dem Pleistozän zuzuordnen. In historischer Zeit nahm der Auerochse aufgrund menschlichen Einflusses wie Jagd und Habitatzerschneidung weiter in der Größe ab (Frisch, 2010). In den Körperproportionen zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Heckrind und Auerochse. Bei letzterem entsprach die Widerristhöhe in etwa der Rumpflänge, was durch die langen Beine zustande kam. Beim Heckrind sind die Beine meist nur unwesentlich länger als bei den meisten anderen Hausrindern, daher oft um einiges kürzer als beim Auerochsen. Weiters erzeugte stark ausgeprägte Schulter- und Nackenmuskulatur beim Auerochsen eine geschwungene Rückenlinie, das Wildrind Ur hatte eine athletische Statur mit schlanker Taille. Das Heckrind hat allerdings meist einen für Hausrinder typischen tonnigen Rumpf und keine sonderlich ausgeprägte Nacken- und Schulterpartie.
Der Schädel entspricht in relativer Größe und Länge jenem der anderen Hausrinder, der des Auerochsen war jedoch sowohl relativ größer als auch langschnauziger. Aufgrund von u.a. Hochlandrind und Steppenrind als Ausgangsrassen zeigen Heckrinder meist relativ lange Hörner. Die typische Hornform des Auerochsen in Bezug auf Krümmung, Dicke und Länge ist jedoch nur bei wenigen Heckrindern zu sehen (etwa einige auf der Insel Wörth), die allermeisten haben Hörner, welche sich in diesen Aspekten vom Ur deutlich unterscheiden und eher denen der Ausgangsrassen gleichen.
Wie bei anderen annähernd wildfarbenen Rinderrassen werden die Kälber braun geboren und färben sich in den ersten Monaten um. Die Stiere sind schwarz mit hellgelbgrauen Strich auf dem Rücken (Aalstrich) und zeigen mitunter einen heller gefärbten Sattel, welcher beim Auerochsen wahrscheinlich nicht vorkam. Ähnlich gefärbt sind die Kühe, deren Palette von schwarz bis rötlichbraun reicht. Beide verfügen über ein weißbehaartes Maul, das sich je nach Ausprägung stark vom schwarzen Kopfhaar abhebt. Viele Heckrinder weisen blonde Stirnfransen oder –locken auf, doch es ist unklar, ob die Stirnlocken des Auerochsen hell gefärbt oder ebenfalls schwarz waren; so bezeichnet Cis van Vuure die blonde Lockenfarbe als eine bei Hausrindern aufgetretene Verfärbung. Die Tiere schützen sich durch ein dichtes, stumpfes und längeres Winterfell. Das Sommerkleid ist kurz und glänzend. Die Hörner sind, anders als beim Auerochsen, sehr formvariabel und erinnern teilweise noch stark an die der Ausgangsrassen. Sie sind von heller bis weißer Farbe mit dunkler Spitze.
Der Geschlechtsdimorphismus ist bei Heckrindern in Bezug auf die Fellfarbe, Größe, Hörnkrümmung und –größe zwar vorhanden, aber weniger stark ausgeprägt als beim Auerochsen. Bullen sind in der Regel größer und meist dunkler gefärbt, doch es können auch hellere Bullen sowie gänzlich schwarze Kühe auftreten. Allerdings sind in der inhomogenen Rasse mitunter auch Linien zu finden, welche durchaus einen Geschlechtsdimorphismus nicht nur bezüglich Größe, sondern auch Fellfarbe zeigen. Dennoch ist der farbliche Geschlechtsdimorphismus bei Heckrindern oft unklar ausgeprägt.
Heckrinder sind keineswegs uniform, sondern weisen eine deutliche Heterogenität in ihrem Aussehen auf. Nicht nur sind gewünschte Merkmale wie der Aalstrich bei Bullen oder Geschlechtsdimorphismus nicht immer oder oft nicht vorhanden, immer wieder vorkommende Individuen zeigen auch deutliche Ähnlichkeit mit den Ausgangsrassen, aus denen das Heckrind gezüchtet wurde. Merkmale dieser Individuen können etwa eine beige oder graue Fellfarbe, eine Hausrinder-typische Fleckenzeichnung, kurze Hörner, sehr große Euter und andere unerwünschte Charakteristika sein. Da nie ein großer Selektionsprozess, welcher diese Allele aus dem Genpool entfernen hätte sollen, stattfand, weisen Heckrinderherden, bei denen nicht mehr selektiert wird, einen noch höheren Grad an Heterogenität auf, siehe etwa Oostvaardersplassen.
Letztendlich weicht das Heckrind auch nach mehreren Jahrzehnten Zuchtgeschichte vor allem bezüglich der Körper- und Hornform deutlich vom Auerochsen ab und unterscheidet sich wenig von anderen Robustrindern, wie dem Steppenrind. Die farblichen Charakteristika, welche das Heckrind mit dem Auerochsen teilt, sind auch bei verschiedenen anderen Rassen, wie Maronesa, Pajuna, Limia-Rinder, zum Teil dem Spanischen Kampfrind, dem korsischen Rind und anderen vorzufinden. Die phänotypischen Merkmale des Heckrinds sind sehr instabil und bislang gibt es keine Bestrebungen, die Rasse als ganze auf einen stabilen Phänotyp mit den gewünschten Merkmalen hin zu züchten.

Wie andere Robustrinder bilden Heckrinder ein Winterfell aus, welches die Tiere gegen Temperaturen bis -25°C schützt. Beobachtungen im Hortobágyi-Nationalpark haben gezeigt, dass Heckrinder weniger gut mit kalten und schneereichen Wintern zurechtkommen als die dort ebenfalls eingesetzten Przewalski-Pferde. Dies wird zum Teil auf die unterschiedlichen Verdauungssysteme von Rindern (Wiederkäuer) und Pferden (Hinterfermentierer) zum Teil auch auf ein unzureichendes Haarkleid und den Wärme- und Energieverlust durch das beim Hausrind Heckrind große Euter zurückgeführt. Aus diesen Gründen wird den Heckrindern in dem ungarischen Schutzgebiet im Winter zugefüttert. Wie andere Robustrinder gelten Heckrinder gegenüber hochgezüchteten Stallhaltungsrassen allerdings als krankheitsresistent, widerstandsfähig und kältetolerant. Sofern die Kälber auch im Freien gesetzt und aufgezogen werden, können Robustrinder in Mitteleuropa ganzjährig im Freien gehalten werden.
Dies ist aber keine spezifische Eigenheit des Heckrinds. Mitunter eignen sich sogar typische Milch- und Fleischrassen wie das Hinterwälder-Rind oder Murnau-Werdenfelser-Rinder für eine solche Haltungsform. Zu beachten ist, dass Heckrinder auch in den meisten Beweidungsprojekten nicht wild, sondern veterinärmedizinisch betreut sind und ihnen im Winter zugefüttert wird. Völlig ohne Hege und Zufütterung lebten in den ersten drei Jahrzehnten die Heckrinder in Oostvaardersplassen bis die Population sich stark erhöht hatte und in harten Wintern zahlreiche Tiere verendeten. Angesichts des öffentliche Drucks der dadurch entstand, entschied man sich kürzlich dazu hier im Winter zuzufüttern. Was Robustheit und natürliche Instinkte angeht, kommen Heckrinder wie die anderen Robustrassen ohne menschliches Eingreifen in der Natur zurecht, wenn auch mit teilweise hohen Bestandseinbußen in härteren Wintern. Oft wird gehofft, dass natürliche Auslese wilde Heckrinder (z.B. in Oostvaardersplassen) im Erscheinungsbild und Verhalten an den Auerochsen heranführen kann. Dies ist im modernen raubtierarmen Europa jedoch kaum vollständig zu erreichen und nähme einen extrem langen Zeitraum in Anspruch. Derzeit wird versucht, durch Einkreuzung großer, robuster Rassen ein dem Auerochsen optisch gleichendes Rind heranzuzüchten. Ein dem Auerochsen so weit wie möglich in phänotypischer, genotypischer und ökologischer Hinsicht entsprechendes Rind wird von TaurOs Project angestrebt.
Ebenfalls zu beachten ist, dass das Heckrind keineswegs das einzige Hausrind ist, von dem wilde Populationen existieren. So existieren verwilderte Rinder auf etwa auf den Orkney-Inseln, Camargue, im Donana-Nationalpark sowie auf weiteren Inseln (van Vuure, 2005). Wilde, dedomestizierte Rinderrassen, sind etwa die Chillingham-Rinder oder die scheuen Betizuaks und Divjaka-Rinder. Was also die Fähigkeit angeht, in der Natur zu überleben, ist das Heckrind keineswegs ein Unikum – viele Rinderrassen sind noch robust genug, um ohne menschliches Zutun in der Wildnis zu überleben.
Die Vorgehensweise der Heck-Brüder, das Resultat ihrer Versuche und die Tatsache, daß sie dieses als „neuen Auerochsen“ präsentierten, wurde bereits früh kritisiert. Das damals zur Verfügung stehende Wissen über den Auerochsen und Züchtung allgemein war viel kleiner, als es heute ist; so hatten die Heck-Brüder nicht nur ein nur vages Bild vom Auerochsen, sondern sie stimmten darin auch nicht überein. Auch sind ihre Annahmen heute teilweise als falsch zu betrachten. Herre (1953) nannte das Heckrind eine wissenschaftlich wertlose Kreuzungszucht aus Hausrassen, da das Endresultat bei genauer Observation sehr unbefriedigend ausfiel und auch die Wahl der Ursprungsrassen nicht ideal war. Das Heckrind erfüllt als Robustrasse wie viele andere Rinder zwar die ökologische Rolle des Auerochsen, ist aber an sich noch kein Beitrag zur Restauration dieses Wildrinds. Cis Van Vuure, der in seinem Buch Retracing the Aurochs – History, Morphology and Ecology of an extinct wild Ox, 2005, den Erfolg des Versuchs der Hecks wissenschaftlich evaluiert, spricht von einer „versäumten Gelegenheit“, da man, hätte man damals genauer auf die Anatomie des Auerochsen und auf eine geeignete Rassenauswahl geachtet, dem Auerochsen heute bedeutend näher wäre.

Heckrind (Tierpark Sababurg)

Heckrind (Tierpark Sababurg)

Im niederländischen Naturentwicklungsgebiet Oostvaardersplassen in Flevoland in der Nähe von Lelystad gibt es Herden von insgesamt etwa 600 Heckrindern. Diese leben mehr oder weniger wild, d.h. es gibt keine Zufütterung und die Bestände dürfen sich unreguliert vermehren. Da die Heckrinder, anders als die dort ebenfalls lebenden Koniks und Rothirsche, im Winter oft größere Bestandseinbußen zu verzeichnen haben, werden die dortigen Herden zwischen Februar und April täglich kontrolliert um stark geschwächte oder abgemagerte Rinder zu töten, um vermeidbares Leid zu verhindern. Da die Heckrinder in Oostvaardersplassen jedoch nicht mehr nach phänotypischen Eigenschaften selektiert werden, sind sie um einiges heterogener als die aus anderen Standorten. So kommen vereinzelt sogar schwarzweiß gefleckte Heckrinder vor.
Ein ähnliches Projekt verfolgt zur Zeit der NABU in Nordrhein-Westfalen. Heckrinder werden zur Beweidung der Emsauen eingesetzt, gemeinsam mit Koniks. In verschiedenen Tierparks und Freigehegen gibt es ebenfalls kleinere Herden von Heckrindern, zum Beispiel im Eiszeitlichen Wildgehege Neandertal sowie im Tierpark Hellabrunn in München, die sich beide besonders um den Erhalt der Heckrinder nach dem Zweiten Weltkrieg verdient gemacht haben, als es nur noch wenige dutzend Exemplare gab.
Dort und im Tierpark Sababurg im nordhessischen Reinhardswald kann man die Tiere ebenfalls beobachten. Darüber hinaus wird es auch auf einigen, meist ökologisch betriebenen landwirtschaftlichen Höfen zur Fleischproduktion gehalten. Kleine Herden beweiden beispielsweise das Alacher Ried westlich von Erfurt und das Großengotternsche Ried. Dort erfüllt die extensive Beweidung mit Heckrindern vor allem Naturschutzziele.
Ausgehend von der Annahme, dass aufgrund des Umstands, dass noch Millionen von Nachkommen des Auerochsen mit zum Teil noch sehr ursprünglichen Merkmalen existieren, die Zucht eines diesem entsprechenden Rindes möglich sein dürfte, begannen die Brüder Heinz und Lutz Heck (damals Leiter der Tiergärten in Berlin und München) in den 1920er Jahren mehrere europäische Rinderrassen zu kreuzen, in der Hoffnung, dass Zuchtziel Ur zu erreichen.
Festzuhalten ist, dass die Hecks kein besonders tief gehendes Wissen vom Auerochsen oder primitiven Rinderrassen hatten, was teilweise mit der Zeit, in der sie lebten, zu erklären ist. Auch wird ihnen aber Schlampigkeit vorgeworfen, sie orientierten sich etwa für die Hornform des Auerochsen nur an Höhlenmalereien und einigen heutigen Rinderrassen, statt den damals bereits bekannten knöchernen Hornzapfen oder erhaltenen Auerochsen-Hornhülsen. Bezüglich der Körperform des Auerochsen hatten die Hecks kaum ein Konzept, da sie fälschlicherweise annahmen, die Körperform wäre bei allen Rindern annähernd gleich. Daher bezogen sich ihre Annahmen bzgl. des Phänotyps des Auerochsen und damit ihr Zuchtziel hauptsächlich auf die Färbung, und auch hier gibt es kleinere Abweichungen zwischen den Vorstellungen der Hecks und dem, was aus heutiger wissenschaftlicher Sicht die Farbcharakteristika des Auerochsen waren. Auch die Auswahl der von ihnen verwendeten Rassen wird in wissenschaftlicher Literatur kritisiert, da einige dieser keineswegs als ursprünglich bezeichnet werden können, etwa das Angler Rind, schwarzbuntes Niederungsrind, Murnau-Werdenfelser-Rind oder das Englische Parkrind. Diese alle sind übliche Zweinutzungsrassen, welche über große Euter, einen relativ massigen Körper, oft verkümmerte Hörner oder eine der des Auerochs nicht ähnliche Färbung verfügen. Unter anderem deren Einkreuzung ist für immer wieder auftretende abweichende Farbvarianten oder kurze Hörner beim Heckrind verantwortlich. Zu erwähnen ist auch, dass die Hecks während ihrer Kreuzungszucht anscheinend kein Exemplar für nicht weiter verwendbar befunden haben, was bedeutet, dass ein Großteil der abweichenden, unerwünschten Allele der hochgezüchteten Rassen im Heckrind wohl noch vorhanden ist, was sich bei immer wieder vorkommenden Exemplaren zeigt.
Heinz Heck verwendete teilweise andere Rassen als Lutz Heck. Die von letzterem verwendeten Rassen der Berliner Linie, darunter das Spanische Kampfrind, ist für die heutige Heckrinderpopulation nur von Relevanz, wenn deren Beitrag zur Münchner Linie nennenswert war, da die Berliner Linie den Weltkrieg nicht überlebte. Rassen, welche einen substanziellen Einfluss auf das Heckrind hatten, sind Korsisches Rind, Schottisches Hochlandrind und Ungarisches Steppenrind. Diese Rassen sind zwar robust, doch haben phänotypisch wenig mit dem Auerochsen gemein. Der Vorzug des Korsischen Rindes ist allerdings ein annähernd wildfarbenes Fell. Das „erste Heckrind“ war ein Stier Namens „Glachl“, welcher zur Hälfte Korsisches Rind und eine Kreuzung von Niederungsbulle, Anglerrind, Steppenrind und Hochlandrind war. Von denselben Eltern wurde daraufhin auch eine Kuh geboren. Diesen beiden Individuen wurden alle anderen Kreuzungsindividuen in München zugeführt, die Wildfarb-Charakteristika des Heckrinds sind folglich vom Korsischen Rind vererbt. Da die Hecks kein genaues Bild vom Auerochsen hatten, hielten sie ihr Rind mit annähernder Wildfarbe und längeren Hörnern bereits für einen „rückgezüchteten“ Auerochsen und proklamierten „Der Urstier lebt wieder!“. Tatsächlich war und ist das Heckrind allerdings vom Ziel, dem Auerochsen möglichst zu entsprechen, weit entfernt (siehe Beschreibung).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vereinzelt weitere Rassen eingekreuzt, darunter wieder Steppenrinder und auch Watussi-Rinder. Das Kreuzen von Heckrindern mit bewusst auerochsenartigen Primitivrassen erfolgte jedoch erst mit dem Taurusrind.
Den Krieg überlebten 39 Tiere, die wohl ausschließlich aus der Münchner Linie stammen. Zumeist wurden Heckrinder ausschließlich in Tiergärten und fälschlicherweise als „Auerochsen“ präsentiert (diese Fehlbezeichnung der Rinderrasse ist auch heute noch oft zu sehen). Ab den 1980ern begann man, Heckrinder gemeinsam mit anderen großen Weidetieren für die Landschaftspflege einzusetzen, da die wichtige Rolle von Pflanzenfressern in natürlichen Ökosystemen erkannt wurde. Heute dürfte es wohl zwischen 2000 und 3000 Tiere geben, welche entweder in Extensivbeweidung, landwirtschaftlicher Nutzung oder Tiergärten verwendet werden.

Heckrind (Tierpark Hellabrunn)

Heckrind (Tierpark Hellabrunn)

Im nacheiszeitlichen Europa spielten, bevor der Mensch durch Jagd und die Ansiedelung von Nutzvieh eingriff, Megaherbivoren (große Pflanzenfresser aus den Gruppen der Huftiere, Rüsseltiere, in Amerika außerdem Zahnarme wie die Riesenfaultiere, in Australien verschiedene ausgestorbene riesenhafte Beuteltiere eine wichtige Rolle in den europäischen Ökosystemen. Der moderne Naturschutz ist bestrebt, möglichst große Teile der ursprünglichen Fauna auf Teilflächen wieder anzusiedeln und die ursprüngliche Dynamik sich wieder entwickeln zu lassen. Hierfür ist die Auswilderung der entsprechenden Arten notwendig, doch manche, wie der Auerochse, wurden restlos ausgerottet. Hier muss der Naturschutz auf Hausrinderrassen zurückgreifen, welche die Rolle ihres wilden Vorfahren ausreichend erfüllen können. Dafür kommen verschiedene Robustrassen in Frage – darunter, neben mehr oder weniger phänotypisch authentischen Rassen, das Heckrind. Aufgrund der Behauptungen der Heckbrüder von ihrem Rind als besonders auerochsenartige Rasse, welche von vielen unkritisch und ohne vergleich mit anderen Robustrassen übernommen wurden, ist das Heckrind die wohl am häufigsten in Mitteleuropa zu Naturschutzzwecken verwendete Rinderrasse. Andere Robustrinder, welche mindestens ebenso weit gehende Ähnlichkeit mit dem Ur haben – wie etwa Sayaguesa, Maremmana primitivo, Pajuna, Tudanca und andere – werden u.a. von der ABU im Kreis Soest und der niederländischen Stichting Taurus verwendet. Auch das Schottische Hochlandrind und Galloway-Rinder finden in der Landschaftspflege Anwendung.

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