Unterklasse: | Höhere Säugetiere (Eutheria) |
Überordnung: | Euarchontoglires |
Ordnung: | Hasenartige (Lagomorpha) |
Familie: | Hasen (Leporidae) |
Gattung: | Oryctolagus |
Art: | Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) |
Unterart: | Hauskaninchen (Oryctolagus cuniculus forma domestica) |
Das Hauskaninchen ist die domestizierte Form des Wildkaninchens.
In der Vergangenheit waren Hauskaninchen ein wichtigerer Wirtschaftsfaktor als heute. Zusätzlich zur Nutzung des Fleisches spielten die Felle auch in Deutschland eine bedeutende Rolle. Neben der natürlichen Verarbeitung nutzte man Kaninchenfelle gefärbt und/oder geschoren zur Imitation edlerer Pelze. In recht bedeutender Menge kommt heute Kaninkonfektion aus China auch auf den hiesigen Markt, insbesondere Kleinteile wie Schals. Hierbei handelt es sich zum Teil um rückexportierte Rexkaninfelle aus Europa, insbesondere aus Spanien. Kaninchenhaar wurde in der Hutproduktion eingesetzt. Auch die Produktion und Weiterverarbeitung von Angora-Wolle spielte eine Rolle. Insbesondere in Kriegs- und Notzeiten stieg die Bedeutung der Kaninchenhaltung stark an und wurde dann in verschiedenen Ländern auch staatlich gefördert. Heute werden Kaninchen, insbesondere die Zwergkaninchen, häufig auch als Heimtiere gehalten. Die Bezeichnung Stallhase ist ein Synonym für das Kaninchen und deutet nicht auf eine Abstammung vom (Feld)Hasen ab.
Auch in der Forschung finden Hauskaninchen Verwendung.
Hauskaninchen bilden im Erscheinungsbild Variationen des Wildkaninchens. Hasenkaninchen ähneln im Aussehen Hasen. Es gibt kleine Rassen, sogenannte Zwergkaninchen, die ca. 1 kg wiegen und Riesen, die ein Gewicht von über 7 kg erreichen können. Normalerweise stehen die Ohren aufrecht, nur bei den Widdern hängen sie seitlich herab.
Neben den unterschiedlichen Körperformen gibt es auch unterschiedliche Fellformen.
Neben dem normalen Felltyp mit Unterhaar, Deckhaar und Grannenhaar unterschiedet man noch folgende Formen:
Satinkaninchen haben Deckhaare, welche dünner und durchsichtiger sind, wodurch Glanz und Farbe besonders kräftig ausgeprägt sind. Das Fellhaar ist ca. 3,5 cm lang, die Grannen sind fein und überragen das Haar nur wenig und das Unterhaar ist sehr dünn. Jedes einzelne Haar ist von einem dünnen, durchsichtigen mit sehr feiner schuppen- oder schindelartiger Oberflächenhäutchen überzogen.
Rexkaninchen haben ein besonders kurzes, maulwurfartiges Fell. Die Grannen überragen die Unterwolle nicht.
Langhaarkaninchen haben, wie es der Name schon vermuten lässt ein längeres Fell. Bei Angorakaninchen wächst das Fell mehr oder weniger unendlich, bei den französischen und den Satinangora findet in regelmäßigen Abständen ein natürlicher Fellwechsel statt. Das Fell der Fuchskaninchen ist nicht so lang wie bei den Angoras. Es ist glatter und wächst nicht unendlich. Das Fell der Jamorakaninchen ähnelt dem der Angoras, wächst aber weniger schnell und nicht so dicht.
Löwenkopfkaninchen besitzen ein kurzes Fell und eine mehr oder weniger ausgeprägte Kopfmähne.
Hauskaninchen sind Pflanzenfresser und ernähren sich überwiegend von Gräsern, Kräutern und Klee. Auch Obst, Gemüse, Gras, Heu und Stroh werden gerne genommen. Trockenes Brot und Zweige dienen der Abnutzung der ständig nachwachsenden Nagezähne und sollten immer zur Verfügung stehen.
Mit Süßigkeiten und anderen zuckerhaltigen Nahrungsmittel dürfen Kaninchen niemals gefüttert werden, da sehr schnell schmerzhafte Fehlstellungen der Zähne auftreten, die dem Tier zusätzlich das Fressen erschweren oder die Nahrungsaufnahme vollständig verhindern.
Kaninchen kleiner Rassen werden mit drei bis fünf Monaten, mittelgroße mit vier bis acht und große Rassen mit sieben bis zwölf Monaten geschlechtsreif. Die Literaturangaben dazu schwanken recht stark. Die Geschlechtsreife ist nicht gleichzusetzen mit dem Beginn der Zuchtreife, die bei kleinen Rassen mit etwa sieben und mittelgroßen mit acht Monaten erreicht wird, große Rassen gelten mit neun Monaten als zuchtreif.
Die Häsin wirft nach 31 Tagen Tragzeit in der Regel zwischen vier und zwölf Junge, Zwergkaninchen haben häufig kleinere Würfe. Treten 17 Tage nach dem Decken nicht die typischen Merkmale einer tragenden Häsin auf, so kann man sie zu diesem Zeitpunkt bereits neu decken lassen. Zwei Mechanismen ermöglichen eine hohe Reproduktionsleistung: Zum einen sorgt die kopulationsinduzierte Ovulation dafür, dass bei einem Deckakt gleichzeitig ein Eisprung erfolgt, was die Paarung sehr effektiv macht. Eine weitere Einrichtung ist der Uterus duplex, mit dem die Tiere quasi über zwei voneinander unabhängige Fortpflanzungsorgane verfügen. Das heißt, es ist möglich, eine Häsin schon etwa eine Woche vor der Geburt eines Wurfes erneut zu decken.
Bei der Verpaarung zweier Zwergkaninchen kommt es statistisch zu 25% nicht lebensfähigen Nachkommen, die kurz nach der Geburt sterben. Grund dafür ist der Zwergfaktor (dw), der in seiner heterozygoten Form zum Zwergwuchs führt, in homozygoter Form jedoch tödlich wirkt (Letalfaktor).
Hauskaninchen werden im Regelfall 7 bis 11 Jahre alt, unter idealen Umständen auch älter.