Ordnung: | Unpaarhufer (Perissodactyla) |
Familie: | Nashörner (Rhinocerotidae) |
Gattung: | Ceratotherium |
Art: | Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum) |
Das Breitmaulnashorn ist eine Art aus der Familie der Nashörner. Es wwird auch als Weißes Nashorn bezeichnet.
Dies ist auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen: Das Breitmaulnashorn wurde von den Buren wegen seines breiten Mauls als wyd (breit) bezeichnet, die Briten verstanden allerdings white (weiß).
Das Breitmaulnashorn ist nach den drei Elefantenarten das viertgrößte Landsäugetier. Es weist eine Kopfrumpflänge von 3 bis 4 m, eine Schulterhöhe von 160 bis 200 cm und ein Gewicht von 1.400 bis 3.500 kg auf und ist damit auch größer als alle anderen Nashornarten. Es bildet zwei Hörner aus, wovon das vordere eine Länge von über 150 cm erreicht, das hintere jedoch ist deutlich kleiner. Die Unterlippe hat eine hornige Kante, die die fehlenden Schneidezähne ersetzt und mit deren Hilfe die Tiere die Grasnahrung abreißen. Außer an den Ohrrändern und am Schwanzende ist das Nashorn unbehaart. Seine Körperfarbe ist wie die des Spitzmaulnashorns schiefergrau. Als Unterscheidungsmerkmale zum Spitzmaulnashorn hat das Breitmaulnashorn große Spitzohren, ein breites, stumpfes Maul ohne Greiffortsatz und einen auffallenden Nackenhöcker, der aus Bindegewebe und Muskulatur gebildet wird.
Der Geruchssinn ist sein wichtigster Sinn; Ohren und Augen spielen dagegen untergeordnete Rollen. Wie das Spitzmaulnashorn kann es auf eine Entfernung von 20 m kaum noch etwas erkennen.
Bis vor kurzem existierten in freier Wildbahn zwei Unterarten des in afrikanischen Savannen heimischen Breitmaulnashorns:
Das Südliche Breitmaulnashorn lebte einst in einem Gürtel, der sich von Angola und Namibia über Botswana und Simbabwe nach Mosambik und KwaZulu-Natal erstreckte. Heute ist es über zahlreiche Schutzgebiete des südlichen Afrikas fragmentarisch verstreut.
Das Nördliche Breitmaulnashorn war von Kongo und Uganda bis in den Tschad und den Sudan verbreitet. Die alten Ägypter trafen es noch wild im Niltal an. In der jüngsten Zeit hatte sich seine Population in freier Wildbahn nur mehr auf den Nationalpark Garamba in der Demokratischen Republik Kongo (einst Zaire) beschränkt und sich dort von einem Tiefpunkt in den 1970er Jahren zunächst noch auf etwa 40 Exemplare erholt. Doch nach Bürgerkrieg und Übergriffen wildernder Paramilitärs aus dem Sudan war der Bestand 2005-2006 extrem geschrumpft und gilt Pressemeldungen zufolge seit 2008 nunmehr als in freier Wildbahn ausgerottet.
Das nördliche Breitmaulnashorn gilt als das seltenste Großsäugetier der Welt.
Zwischen dem südlichen und dem nördlichen Breitmaulnashorn bestehen geringfügige morphologische Unterschiede. Genetische Untersuchungen aus den 1980er Jahren ergaben, dass beide Unterarten seit ca. 2 Millionen Jahren genetisch voneinander getrennt sind. Das Spitzmaulnashorn und das Breitmaulnashorn trennten sich genetisch hingegen bereits vor 3,5 Millionen Jahren.
Das Breitmaulnashorn bevorzugt ein mit Gras und niedrigem Buschwerk bewachsenes Gelände, in das ausreichend Deckung und Schatten spendende Busch- und Walddickungen eingestreut sein müssen. Dabei zieht es die Nähe von Gewässern vor. Ist diese nicht gegeben, unternimmt es regelmäßige Wanderungen zu geeigneten Wasser- und auch Suhlstellen. Es ist überwiegend tagaktiv, vermeidet aber die direkte brennend heiße Sonne.
Breitmaulnashörner sind nicht so strikte Einzelgänger wie andere Nashornarten. Gruppen von zehn Tieren, meist bestehend aus Müttern mit ihren Jungen und anderen Weibchen, sind dabei keine Seltenheit. Bullen werden geduldet, solange sie keine Paarungsversuche bei nicht brünstigen Weibchen versuchen. Eine solche Gruppe bildet einen eher lockeren Verband, der sich aber bei Gefahr einigelt, also einen Kreis bildet mit den hornbewehrten Schädeln nach außen. Ältere Bullen leben allein und haben ein festes Revier von 1 bis 8 km² Größe. Dieses Territorium wird gegen andere Bullen verteidigt; allerdings sind ernsthafte Kämpfe selten und kommen höchstens beim Werben um eine Kuh vor. Junge Bullen und andere Kühe werden oft im Revier geduldet. Breitmaulnashörner leben in großen Gemeinschaftsterritorien, die durch feste Kotplätze und Verspritzen von Harn markiert sind.
Breitmaulnashörner gelten als wenig angriffslustig, können aber zu gefährlichen Gegnern werden und setzen dann das lange Horn als Waffe ein. Die normale Trabgeschwindigkeit liegt bei etwa 15 bis 30 km/h, beim Angriff oder auf der Flucht können sie im Galopp auch 40 km/h erreichen. Da sie wie alle Nashörner schlecht sehen, besitzen sie kein visuell erkennbares Ausdrucksverhalten, was sie für Menschen unberechenbar macht.
Mit fünf Jahren sind Breitmaulnashörner geschlechtsreif. Allerdings sind Bullen erst im Alter von über zehn Jahren kräftig genug, um sich gegen konkurrierende Bullen durchzusetzen und sich mit einer Kuh zu paaren. Brünstige Weibchen sondern sich von der Gruppe ab und markieren auffallend häufig, was deckwillige Bullen anlockt. Nach einem langdauernden Vorspiel mit Reiben und Scheinkämpfen kommt es schließlich zur Begattung, die 20 bis 80 Minuten dauern kann. Zeitweise stößt der Bulle dabei alle drei Minuten Samen aus, was zu dem Aberglauben geführt haben könnte, dass das pulverisierte Horn potenzfördernd sei. Nach der Vereinigung kehrt das Weibchen meist zur Gruppe zurück. Nach einer Tragzeit von 18 Monaten wird ein ca. 40 kg schweres Kalb geboren. Es ist schon 24 Stunden nach der Geburt in der Lage, der Mutter zu folgen. Es wird etwa ein Jahr gesäugt und nimmt bereits eine Woche nach der Geburt auch Gras zu sich. Erst nach zweieinhalb bis drei Jahren wird die Mutter wieder brünstig und vertreibt dann das Junge. Nach der Geburt des nächsten Kalbes und nach den ersten Wochen gesellt sich häufig auch das letzte Junge wieder zu seiner Mutter.
Wie alle Nashörner ernähren sich auch Breitmaulnashörner rein vegetarisch. Sie fressen Gräser, Kräuter und in Notzeiten auch Strauchwerk. Mit ihren breiten Lippen können sie ihre Nahrung bequem abstreifen. An Wasserlöchern nehmen Breitmaulnashörner täglich bis zu 200 Liter Wasser zu sich.