Portrait: Amerikanischer Hummer

Ordnung: Zehnfußkrebse (Decapoda)
Unterordnung: Pleocyemata
Teilordnung: Großkrebse (Astacidea)
Familie: Hummerartige (Nephropidae)
Gattung: Hummer (Homarus)
Art: Amerikanischer Hummer (Homarus americanus)

Amerikanischer Hummer (Francis Hobart Herrick)

Amerikanische Hummer erreichen gewöhnlich Körperlängen von 25 bis 64 Zentimeter und ein Gewicht von 1 bis 6 Kilogramm. Da das Wachstum nicht kulminiert, sondern sich mit zunehmendem Alter verlangsamt und außerdem von der Temperatur abhängig ist, können Hummer bei günstigen Bedingungen jedoch noch wesentlich größer und schwerer werden. Der wohl schwerste jemals gefangene amerikanische Hummer wog 20,1 Kilogramm.
Das Wachstum erfolgt über regelmäßige Häutungen. Hierfür legt sich ein Hummer in seiner Höhle auf die Seite, verkrümmt sich in eine V-Form und verkleinert seine Extremitäten durch Flüssigkeitsentzug. Nachdem die alte Außenhülle, die Exuvie, abgestoßen wurde, ist ein Hummer zunächst bewegungsunfähig und somit wehrlos. Innerhalb mehrerer Stunden schwillt der Hummer auf seine neue Größe an und die Schale beginnt sich zu verhärten. Die Größenzunahme je Häutung liegt zwischen 10 und 20 %.
Die Färbung Amerikanischer Hummer reicht von oliven-grünen bis grün-schwarzen Farbtönen mit meist schwarzen Sprenkeln; auch gänzlich gelbe oder blaue Hummer können vorkommen, sind aber wie albinotische Individuen äußerst selten und beruhen auf Genmutationen. Die Farbe wird im Wesentlichen beeinflusst von der Färbung der Elterntiere, der Ernährung und der Sonnenlichtexposition, die Tarnfarben (Somatolyse) bedingen kann.
Wie bei allen Zehnfußkrebsen besteht auch der Körper des Amerikanischen Hummers aus den jeweils segmentierten Tagmata Cephalothorax und Abdomen. Ersteres ist bedeckt von einem Carapax, der vorne in einem spitzen Rostrum endet. Jeweils seitlich des Rostrums befindet sich ein gestieltes Facettenauge, das aus circa 14.000 Ommatidien bestehen. Hummer besitzen zwei Arten von Antennen-Paaren. Das längere, gertenartige Paar ist das Tastsinnesorgan, das kürzere ist zweigliedrig und dient dem Geruchssinn.
Die ersten drei der fünf Beinpaare der Schreitbeine (Pereiopoden) an den Thoraxsegmenten besitzen von Propodus und Dactylus gebildete Scheren (Chelae). Das vorderste Scherenpaar ist dabei um ein Vielfaches größer und kräftiger. Die als Knackschere bezeichnete Chela ist größer, die mit Dornen versehene Greifschere schmaler.
Das bewegliche Abdomen besteht aus sechs Segmenten und endet mit dem Telson, welcher zusammen mit den Uropoden den fächerartigen Schwanz bildet.
Als Unterscheidungsmerkmal der Geschlechter kann das erste Paar der Schwimmbeine (Pleopoden) herangezogen werden. Diese sind bei Männchen verhärtet, bei Weibchen hingegen weich und biegsam. Im Vergleich sind adulte Männchen etwas größer und haben proportional zur Körpergröße längere Scheren als gleichaltrige Weibchen.

Amerikanischer Hummer (Meeresmuseum Stralsund)

Der Amerikanische Hummer ist an der nordamerikanischen Atlantikküste heimisch. Das Verbreitungsgebiet reicht von den Küstengebieten der kanadischen Provinz Labrador etwa bei der Insel Belle Isle im Norden bis zum Cape Hatteras des US-Bundesstaates North Carolina im Süden. Die Art ist jedoch südlich von Delaware wesentlich seltener als weiter nördlich, etwa in Maine.
Von Menschen eingebürgert kommt diese Hummerart seit 1999 als Neozoon an der norwegischen, schwedischen und dänischen Atlantik- bzw. Nordseeküste vor.

Die Paarbildung findet im Sommer bis Herbst statt. Hierfür legen die Männchen eine Paarungshöhle an und werben so um ein Weibchen. Diese entscheiden sich bereits ein paar Tage vor der eigentlichen Begattung für einen Partner und senden ein Pheromon aus, das die Männchen weniger aggressiv werden lässt. Die Begattung erfolgt meist kurz nach einer Häutung des Weibchens und kann ein bis mehrere Tage andauern. Nach der Begattung beschützt das Männchen das Weibchen für einige Zeit. Die Spermapakete (Spermatophoren) können von Weibchen in der Samentasche für mehrere Monate bis Jahre aufbewahrt werden.
Die Befruchtung der Eier erfolgt extern und kann bis zu 15 Monate nach der Begattung erfolgen. Die Weibchen laichen, wobei die Eier aus dem Oviductus an dem Samenbehältnis vorbeigeführt werden. Die so befruchteten Eier werden auf der Unterseite des Abdomens an den Schwimmbeinen befestigt. In Abhängigkeit von Größe und Alter des Weibchens kann die Zahl der Eier bis zu 60.000 erreichen. Zwischen 15 und 50 % der Eier schlüpfen nicht, verursacht durch Krankheit, Parasiten oder Prädatoren und auch durch Fischer, die Eier tragende Weibchen wieder zurück ins Meer werfen müssen. Während der Bebrütung nimmt das Volumen eines Eies zu.
Nach neun- bis elf-monatiger Bebrütung schlüpfen die nur wenige Millimeter großen Larven. Diese leben zunächst als Plankton knapp unter der Meeresoberfläche und häuten sich innerhalb von 3 bis 12 Wochen, abhängig von der Temperatur, viermal. Die vierte Häutung ist eine Metamorphose, da vorher sowohl die großen Chelae als auch bis zur dritten Häutung die Uropoden fehlen. Die nun als Postlarve bezeichneten Hummer sind etwa 14 Millimeter groß, suchen sich eine geschützte Stellen am Meeresboden und bleiben von nun an Benthont. Mit dem Wechsel des Habitates geht auch ein Wechsel der Ernährung einher.
Juvenile Hummer verlassen nur äußerst selten ihre Höhle bzw. Unterschlupf, erst bei einer Carapax-Länge von etwa 25 bis 40 Millimetern werden sie agiler. Geschlechtsreif sind Amerikanische Hummer bei einer Carapax-Länge von rund 60 Millimetern. Das Alter der Geschlechtsreife ist variabel, da vor allem abhängig von der Temperatur, die die Häutungsrate bestimmt. Für gewöhnlich sind Amerikanische Hummer etwa vier Jahre nach dem Schlupf geschlechtsreif. Nur etwa eine von 10.000 geschlüpften Larven erreicht die Adoleszenz.
In den sublitoralen Bereichen der Küste lebt die Art in Tiefen zwischen 0 und 480 Meter, ist aber üblicherweise zwischen 4 und 50 Meter anzutreffen. Maximal möglich scheinen auch Tiefen von bis zu 700 Meter. Dabei ist er aber immer angewiesen auf Verstecke wie Höhlen oder Felsspalten, weshalb die Habitate geprägt sind von felsigem oder aus härterem Schlamm bestehenden Meeresgrund. Die Temperatur in den genannten Tiefen kann von 2 °C bis 20 °C reichen; die Salinität liegt bei über 25 psu, wobei auch niedrige Salzgehalte kurzzeitig überlebt werden können.

Amerikanische Hummer sind vorwiegend nachtaktive Einzelgänger. Adulte Tiere verbringen die Sommermonate eher in Küstennähe bei geringeren Tiefen, weil dort das Wasser wärmer ist. Im Winter ziehen sie sich in tiefere Bereiche zurück, da die Wasserturbulenz dort geringer ist. Abgesehen von dieser jährlichen Wanderung sind Hummer relativ ortstreu bzw. migrieren nur im geringen Maße.

Amerikanischer Hummer (Naturmuseum Augsburg)

In den Larvenstadien ernähren sich Amerikanische Hummer omnivor. So fressen sie neben Phytoplankton in Form von Dinoflagellaten, Algen oder Kieselalgen auch Vertreter des Zooplankton, etwa Wasserflöhe oder Ruderfußkrebse. Adulte Hummer ernähren sich von Krabben, Schalentieren wie Muscheln, z. B. der Jakobsmuschel, von Seesternen, Seeigeln, Nematoden, Vielborstern sowie Schnecken. Die Beutetiere können durchaus auch als Aas gefressen werden, vor allem von noch sehr jungen Hummern; sehr selten ist auch das Fressen von Algen oder anderer Wasserpflanzen. Sobald Amerikanische Hummer Beute gefangen haben, ziehen sie sich mit ihr in ihre Höhle zurück und fressen sie dort. Kannibalismus scheint selten bei Amerikanischen Hummern in der Natur. Hingegen kann Kannibalismus durchaus in überfüllten Aquarien oder Haltebecken vorkommen, wo bevorzugt frisch gehäutete, also noch weiche und somit wehrlose Artgenossen, gefressen werden können.

Dieser Beitrag wurde unter Tierportrait veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert