21.04.2020, Deutsche Wildtier Stiftung
Wildbienenfutter aus dem Baumarkt
Nach der kalten Sophie Erdbeeren, Gänsekresse oder Küchenschelle für Bestäuber pflanzen
Die Baumärkte haben wieder geöffnet, auch Blumenläden, Baumschulen und Pflanzencenter können besucht werden. Sie liefern das perfekte Futter für Wildbienen und spätestens nach der kalten Sophie – das ist die letzte Eisheilige am 15. Mai – kann gesät und gepflanzt werden. Nutzen Sie in der aktuellen Krisenzeit die Stunden und zaubern Sie aus Garten, Terrasse und Balkon ein blühendes Wildbienenparadies für die Sommermonate.
„Noch ist der Boden nicht allzu trocken, Wurzeln wachsen gut an und die Saat geht auf, wenn sie regelmäßig befeuchtet wird“, empfiehlt Christian Schmid-Egger, Wildbienenexperte von der Deutschen Wildtier Stiftung. Wer eine Bienenweide anlegen möchte, braucht die richtigen Pflanzen. Hier die Einkaufsliste der Deutschen Wildtier Stiftung: Küchenschelle, Hahnenfuß, Blaukissen, Gänsekresse, Schöterich, Minze, Beinwell, Ungarwurz, Erdbeeren, Steinbrech und Wolfsmilch. Sie alle blühen ab Mai und sichern Bestäubern wie Wildbienen einen reich gedeckten Blüten-Tisch.
Eines haben die Pflanzen, die die Deutsche Wildtier Stiftung empfiehlt gemeinsam: Ihre Blüten leuchten nicht nur in vielen Farben; sie sind auch „ungefüllt“. Das bedeutet: „Die Blüte hat Nektardrüsen und Staubblätter, die wiederum Nektar und Pollen für Insekten produzieren“, sagt Schmid-Egger. Gefüllte Blüten hingegen sind Zierformen, bei denen diese wichtigen Pflanzenorgane weggezüchtet wurden. Sie sind für Wildbienen & Co vollkommen nutzlos. Bei Astern, Malven und Margeriten besser die „ungefüllten“ Varianten kaufen. Überflüssig im artenreichen Insektengarten: Gräser, Nadelgehölze, Rhododendron und zu viel Ordnungssinn. „Erfreuen Sie sich auch an Gänseblümchen oder Löwenzahn, die wachsen von ganz allein“, so der Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. „Lassen Sie die wilden Kräuter für Insekten wachsen.“
21.04.2020, Eberhard Karls Universität Tübingen
Wie ziegenähnliche Gorale im Himalaja besser geschützt werden können
Forscher der Universität Tübingen schlagen vor, den Tieren in Südostasien mehr offene Graslandschaften als Lebensraum zu bieten
Der Graue Goral, der Chinesische Goral und der Südliche Serau, drei Arten, die zu den ziegenartigen Tieren zählen, leben heute in hochgelegenen Gebieten und Bergwäldern Südostasiens. Nun ergab eine neue Studie, dass dies womöglich nicht ihre bevorzugten Lebensräume sind, sondern dass es sich um ihre letzten, weniger geeigneten Rückzugsorte handelt. Darauf deuten Untersuchungen zur Lebensweise früherer Populationen der Gorale und Seraue vor einigen Hunderttausend bis Zehntausend Jahren hin. Die Studie wurde unter der Leitung von Dr. Kantapon Suraprasit von der Chulalongkorn University in Thailand und der Universität Tübingen sowie Professor Hervé Bocherens vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen durchgeführt. Um die gefährdeten und teilweise vom Aussterben bedrohten Gorale besser zu schützen, empfehlen die Wissenschaftler, ihre Restbestände ins offene Tiefland zu verlagern. Die Studie wurde in der Zeitschrift Frontiers in Ecology and Evolution veröffentlicht.
Das Forschungsteam untersuchte Zähne von früheren Populationen der Gorale und Seraue mit einem Alter von 400.000 bis 6.000 Jahren aus fünf Fossilienfundstätten in Thailand: Pha Bong, Khok Sung, Tham Wiman Nakin sowie den Höhlen Tham Lod und Ban Rai. Isotopenanalysen von Kohlenstoff und Sauerstoff am Zahnschmelz sind anerkannte Verfah-ren, um indirekt mehr über die Ernährung und Lebensweise fossiler und heutiger Tiere zu erfahren. So lagert der Zahnschmelz bei Blätterkost von Bäumen andere Kohlenstoffisotope ein als bei Gras als hauptsächlichem Futter.
Die Isotopenmessungen ergaben, dass der Südliche Serau (Capricornis sumatraensis) im Pleistozän ein Generalist war. „Diese Art ernährte sich sowohl von Blättern als auch Gras. Sie kam offenbar mit verschiedenen Lebensräumen wie Wäldern und Grasland zurecht“, sagt Kantapon Suraprasit. Die heutigen Populationen des Südlichen Seraus lebten nur noch in hochgelegenen Wäldern. Die Messergebnisse zeichnen für das Leben des Grauen Gorals (Naemorhedus goral) und des Chinesischen Gorals (Naemorhedus griseus) im Pleistozän ein anderes Bild: „Wir waren überrascht, dass diese beiden Arten sich ganz überwiegend von Gras ernährten und wohl nur in offenen Landschaften vorkamen“, sagt der Wissenschaftler. Heute fänden sich die Gorale in niedrig bis hochgelegenen Bergwäldern, an steilen Hängen und Felsklippen oder in extrem hohen Berggraslandschaften bis zu 3.000 Meter über dem Meeresspiegel.
Verdrängung durch den Menschen
„Die Klimaänderung im Frühen Holozän bewirkte, dass es in Thailand mehr Niederschläge gab und sich mehr geschlossene Wälder ausbildeten“, nennt Hervé Bocherens einen Faktor, der zum Wechsel des Lebensraums und dem Aussterben der Gorale in Thailand beigetragen haben kann. Doch halten die Wissenschaftler die Einflüsse des Menschen für gravierender. „Die Jagd auf Gorale, die landwirtschaftliche und kommerzielle Nutzung ihrer ursprünglichen Lebensgebiete in den Niederungen führten zum Rückgang der Populationen. Die restlichen Tiere waren gezwungen, sich in das heutige Nepal und Bhutan in höhere Lagen des Himalajas zurückzuziehen“, sagt Bocherens.
Die Bestände und Ausbreitungsgebiete sowohl der vom Aussterben bedrohten Grauen Gorale als auch der gefährdeten Chinesischen Gorale nähmen immer schneller ab. Die Erkenntnisse der paläontologischen Forschung müssten nun bei ihrem Schutz Anwendung finden, sagen die Wissenschaftler. Die negativen Einflüsse menschlicher Aktivitäten müssten reduziert und ein neuer Schutzplan für die Gorale mit Zugang zu grasbewachsenen Gebieten im Tiefland ausgearbeitet werden.
Originalpublikation:
Kantapon Suraprasit, Jean-Jacques Jaeger, Rasmi Shoocongdej, Yaowalak Chaimanee, Athiwat Wattanapituksakul and Hervé Bocherens: Long-Term Isotope Evidence on the Diet and Habitat Breadth of Pleistocene to Holocene Caprines in Thailand: Implications for the Extirpation and Conservation of Himalayan Gorals. Frontiers in Ecology and Evolution. https://dx.doi.org/10.3389/fevo.2020.00067
21.04.2020, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen
Fransenschildkröte: Neue Art entdeckt
Senckenberg-Wissenschaftler Uwe Fritz hat mit einem internationalen Team anhand von genetischen Untersuchungen eine neue Fransenschildkröten-Art beschrieben. Bislang war man davon ausgegangen, dass es nur eine einzige Art der Gattung Chelus gibt. Mit der Neubeschreibung muss auch der Schutzstatus der Arten, die häufig illegal in den Tierhandel geraten, überdacht werden. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal „Molecular Phylogenetics and Evolution“.
Die Fransenschildkröte, auch als Matamata bekannt, hat ihr außergewöhnliches Aussehen nicht ohne Grund: Im Schlamm verborgen wirken die bis zu 53 Zentimeter großen Tiere unter Wasser wie mit Algen bewachsene Steine. Nähert sich aber ein Beutetier wird dieses durch plötzliches Öffnen des großen Mauls eingesaugt und im Ganzen verschluckt. „Obwohl diese Schildkröten aufgrund ihres skurrilen Aussehens und ihres ungewöhnlichen Fressverhaltens weit bekannt sind, ist erstaunlich wenig über ihre Variabilität und Genetik bekannt“, erklärt Professor Dr. Uwe Fritz von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden und fährt fort: „Bislang nahm man an, dass es nur eine einzige, weit in Südamerika verbreitete Art dieser Panzerträger gibt.“
Doch gerade solche, vermeintlich weit verbreitete und als nicht bedroht eingestufte Tierarten habe es oft „in sich“ – nicht selten werden sie anhand von genetischen Untersuchungen in mehrere eigenständige Arten aufgeteilt. „In verschiedenen Studien wurde darauf hingewiesen, dass sich die Matamatas optisch stark unterscheiden können. Dies haben wir zum Anlass genommen und die Fransenschildkröten genetisch unter die Lupe genommen“, ergänzt der Dresdner Wissenschaftler.
Anhand von 75 DNA-Proben konnten die Forschenden zeigen, dass es entgegen bisheriger Annahmen zwei genetisch und morphologisch klar voneinander unterscheidbare Arten der Fransenschildkröte gibt. Die neu beschriebene Art Chelus orinocensis ist im Orinoco- und Río Negro-Becken verbreitet, die als Chelus fimbriata bekannte Art lebt ausschließlich im Amazonas-Becken.
Die Trennung der beiden Arten erfolgte laut der Studie im späten Miozän, vor etwa 13 Millionen Jahren. In diesem Zeitraum trennten sich das damalige Amazonas-Orinoco-Becken in die beiden heutigen Flussgebiete. Zahlreiche aquatische Tierarten wurden so räumlich separiert und entwickelten sich genetisch auseinander.
Mit der Beschreibung der neuen Art muss auch der Gefährdungsstatus der Fransenschildkröte überdacht werden. „Bislang galt die Art aufgrund ihrer Verbreitung als nicht bedroht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Bestände durch die Aufspaltung in zwei Arten geringer sind, als bisher angenommen. Zusätzlich werden jedes Jahr tausende dieser skurril anmutenden Schildkröten von den Behörden beschlagnahmt, die illegal in den Tierhandel gelangten. Wir müssen diese faszinierenden Tiere schützen, bevor es zu spät ist“, schließt Erstautor der Studie Professor Mario Vargas-Ramírez, früher ebenfalls bei Senckenberg in Dresden tätig und nun an der kolumbianischen Nationaluniversität in Bogotá.
Originalpublikation:
Mario Vargas-Ramírez, Susana Caballero, Mónica A. Morales-Betancourt, Carlos A. Lasso, Laura Amaya, José Gregorio Martínez, Maria das Neves Silva Viana, Richard C. Vogt, Izeni Pires Farias, Tomas Hrbek, Patrick D. Campbell, Uwe Fritz (2020): Genomic analyses reveal two species of the matamata (Testudines: Chelidae: Chelus spp.) and clarify their phylogeography,
Molecular Phylogenetics and Evolution,
https://doi.org/10.1016/j.ympev.2020.106823
21.04.2020, Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung
Klimaerwärmung: heiße Phase durch Fossilien belegt
Paläontologen des Museums für Naturkunde Berlin und Kollegen aus Großbritannien haben Geschwindigkeit, Ausmaß und Dauer der Ozeanerwärmung für eine außergewöhnlich heiße Phase der Jurazeit vor 182 Millionen Jahren rekonstruiert und negative Auswirkungen auf den Artenreichtum und die Körpergröße von Bewohnern des Meeresbodens ermittelt. Mit Hilfe der überlieferten Fossilien wurden die ökologischen Auswirkungen des Klimawandels erforscht. Dadurch können mögliche Langzeit-Folgen der gegenwärtigen Klimaerwärmung abgeschätzt und Handlungsempfehlungen für unsere Gesellschaft abgeleitet werden.
Es ist äußerst kompliziert die Wassertemperaturen der Erdvergangenheit verlässlich zu rekonstruieren. Als besonders hilfreich erweist sich die Analyse des Verhältnisses verschieden schwerer Sauerstoffatome. Dieses Verhältnis ist in den kalkigen Schalen von Muscheln und anderen Organismen temperaturabhängig und kann mit Hilfe von Massenspektrometern gemessen werden. Bei gut erhaltenen fossilen Schalen kann so mit Hilfe einer einfachen mathematischen Beziehung die ehemalige Wassertemperatur ermittelt werden.
Für einen ca. 182 Millionen Jahre zurückliegenden Zeitabschnitt im Jura mit einer besonders ausgeprägten Treibhausphase haben Forschende des Museums für Naturkunde Berlin und aus Großbritannien mit dieser Methode für einzelne Meeresbereiche in Südeuropa einen relativ raschen Temperaturanstieg ermittelt. Die Treibhausphase hielt über mehrere 100.000 Jahre an, mit einer durchschnittlichen lokalen Ozeanerwärmung von 3.5 °C und Spitzenwerten von über 5 °C. „Eine derartige lückenlose und verlässliche Temperaturrekonstruktion lag für diesen Zeitabschnitt bisher nicht vor“ sagt Clemens Ullmann von der University of Exeter, der die geochemischen Analysen durchführte.
Martin Aberhan vom Museum für Naturkunde Berlin ergänzt: „Der Grund für den bisherigen Fossilmangel war, dass die Ozeane im untersuchten Zeitabschnitt in der Regel sauerstoffarm mit wenig Bodenleben waren und entsprechend kaum Schalen für geochemische Analysen zur Verfügung standen.“ Daher haben die Forscher im Rahmen des Projektes in Spanien und Portugal neue Geländearbeiten durchgeführt und fanden fossilreiche Ablagerungen, die aus sauerstoffreichen Meeresbereichen stammen. Ein Teil des Materials ist jetzt in der Forschungssammlung des Museums für Naturkunde Berlin.
Der Temperaturanstieg der Meere führte zu weitreichenden Folgen für die damaligen Lebensgemeinschaften. Sämtliche vor der Erwärmung lebende Arten von Brachiopoden – Meerestiere, die den Muscheln äußerlich ähneln, aber einen eigenständigen Tierstamm bilden – starben in der Anfangsphase der Erwärmung aus. Sie wurden durch eine kleinwüchsige, opportunistische Art ersetzt, die unter den extremen Bedingungen überlebensfähig war. Mit dem Ende der heißen Phase traten dann komplett neue Lebensgemeinschaften auf. Zudem waren die durchschnittlichen Schalengrößen der Muschel-Brachiopoden-Gemeinschaften während der Warmphase deutlich kleiner als vorher und danach, vor allem, weil die großwüchsigen Arten seltener wurden oder ganz verschwanden.
Die Abnahmen der Körpergrößen sind statistisch signifikant mit Temperaturerhöhungen korreliert. „Mit Blick auf die aktuelle Ozeanerwärmung wäre eine ähnliche Ausbreitung relativ kleinwüchsiger invasiver Arten und eine langfristige Reduzierung der Größenstruktur von Lebensgemeinschaften ein sehr alarmierendes Zeichen für die fortschreitende Klimaerwärmung“, sagt Martin Aberhan vom Museum für Naturkunde, der die ökologischen Untersuchungen leitete.
Veröffentlicht in:
Piazza, V., Ullmann, C.V. & Aberhan, M. Temperature-related body size change of marine benthic macroinvertebrates across the Early Toarcian Anoxic Event – Scientific Reports 10: 4675. (doi.org/10.1038/s41598-020-61393-5)
Ullmann, C.V., Boyle, R., Duarte, L.V., Hesselbo, S.P., Kasemann, S., Klein, T., Lenton, T., Piazza, V., & Aberhan, M. Warm afterglow from the Toarcian Oceanic Anoxic Event drives the success of deep-adapted brachiopods. – Scientific Reports 10: 6549 (doi.org/10.1038/s41598-020-63487-6)
22.04.2020, NABU
Erreger des Meisensterbens identifiziert
Bakterium verursacht Lungenentzündung bei Blaumeisen
Social Distancing für Vögel hilft gegen Seuche
Seit Anfang März werden in Deutschland auffallend viele Blaumeisen beobachtet, die krank wirken und kurz darauf sterben. Jetzt ist der Erreger des Meisensterbens identifiziert: Es ist ein Bakterium namens Suttonella ornithocola, das bei den Vögeln eine Lungenentzündung verursacht.
„Suttonella ornithocola tötet fast ausschließlich Meisen, vor allem die kleinen Meisenarten, von denen die Blaumeise mit Abstand am häufigsten in deutschen Gärten vorkommt“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Vermutlich sind auch Tannenmeise, Hauben-, Sumpf- und Weidenmeise betroffen. Seltener erkranken die größeren Kohlmeisen.“
Bis zum 22. April wurden dem NABU innerhalb von nur zwölf Tagen 13.800 Fälle aus Deutschland gemeldet, die etwa 26.000 Vögel betreffen. Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) hat nun bei Meisen aus den Landkreisen Ammerland und Diepholz Suttonella ornithocola festgestellt. Fast gleichzeitig wurde aus dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe bekannt, dass bei vier untersuchten Blaumeisen aus dem Kreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen derselbe Erreger gefunden wurde. In allen Landkreisen, in denen das Bakterium bestätigt werden konnte, zeigt auch die Karte der beim NABU gemeldeten Verdachtsfälle eine erhöhte Melderate.
Das Bakterium ist erst seit 1996 bekannt. Damals wurde es in Großbritannien beschrieben und kommt dort flächendeckend regelmäßig vor, hat aber bisher nicht zu überregionalen Massensterben geführt. Erst 2017 wurde es erstmals außerhalb von Großbritannien nachgewiesen – in Finnland. Im April 2018 wurde Suttonella ornithocola erstmals in Deutschland bei mehreren Meisen bei kleineren Krankheitsausbrüchen im südlichen Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. Miller: „Das massenhafte überregionale Auftreten in diesem Jahr ist für diesen Erreger neu. Außer Deutschland sind mindestens auch Luxemburg und Belgien betroffen.“
Der Erreger ist für Menschen und Haustiere ungefährlich. Da Vögel aber auch an anderen Krankheiten gestorben sein könnten und grundsätzlich oft mehrere Pathogene in sich tragen können, ist beim Umgang mit toten Vögeln immer mit Vorsicht vorzugehen.
Um Ausmaß, räumliche Verbreitung und Verlauf der Epidemie ermitteln zu können, ruft der NABU weiterhin dazu auf, Fälle von kranken oder offensichtlich an Krankheit verstorbenen Vögeln über sein Online-Formular unter www.NABU.de/meisensterben zu melden.
„In betroffenen Gärten müssen Anziehungspunkte wie Futter- und Badestellen umgehend beseitigt werden, damit Vögel sich weniger leicht gegenseitig anstecken können“, rät Miller. „Social Distancing hilft auch bei Vogel-Seuchen Ansteckungen zu reduzieren.“
Damit betroffene Vogelbestände sich möglichst schnell wieder erholen können, ist es wichtig, gute Bedingungen für die anstehende Brutzeit zu bieten. Ein naturnaher Garten bietet besonders viel Nahrung für die hungrigen Jungen. Tipps für einen vogelfreundlichen Garten hat der NABU unter www.nabu.de/vogelgarten zusammengestellt.
Wie stark die Meisenbestände von der für Deutschland neuen Vogelkrankheit beeinträchtigt wurden, werden die Ergebnisse der großen NABU-Gartenvogelzählung „Stunde der Gartenvögel“ vom 8. bis 10. Mai zeigen (siehe auch hier).
22.04.2020, Deutsche Wildtier Stiftung
Mähtod im Mai
Deutsche Wildtier Stiftung: Während für uns die Felder blühen, blüht zigtausenden Jungtieren der Tod
Rehkitze und Junghasen, Brachvögel und Wachtelkönige, Ringelnattern und Laubfrösche – unsere Wiesen dienen unzähligen Wildtieren als Brutstätte und Kinderstube. Doch die Idylle trügt: In wenigen Tagen werden die ersten Wiesen gemäht und damit zigtausende Tiere getötet oder verstümmelt. Die über Jahrtausende bewährten Überlebensstrategien der Wildtiere – das bewegungslose Ausharren der brütenden Rebhenne oder das regungslose Verharren als Schutzverhalten von Junghase und Rehkitz – wirken sich bei der Mahd verheerend aus. „Das durch die Evolution optimierte Feindvermeidungsverhalten konnte mit den rasanten Entwicklungen der Landbewirtschaftung nicht mithalten“, sagt Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. Während der Tod und die Verstümmelung von Rehkitzen ein dringendes Tierschutzproblem ist, sind die Gelegeverluste bei unseren heimischen Wiesenvögeln ein enormes Artenschutzproblem. „Jedes ausgemähte Gelege beeinflusst das langfristige Überleben ihrer Art“, so Kinser.
Doch auch in Covid-19-Zeiten stehen Menschen für Wildtiere ein. Wenn Rehkitz-Retter sich an die strengen Corona-Regeln halten, dürfen sie auch in den kommenden Wochen die Wiesen absuchen, um das Leben von möglichst viel Jungwild zu schützen. Immer häufiger werden dabei Drohnen mit Wärmebildkameras eingesetzt. „Bisher wurden vor allem Rehkitze durch den Einsatz von Drohnen vor dem Mähtod gerettet“, so Kinser. „Durch die Weiterentwicklung der Kameratechnik erhoffen wir uns bald aber auch ein wirksames Instrument zum Schutz seltener Bodenbrüter.“ Mittlerweile haben sich zahlreiche Gruppen und Vereine gegründet, die alljährlich Landwirten bei der Rehkitzsuche helfen. Viele dieser Rehkitzretter und Drohnenteams haben sich bereits auf einer interaktiven Karte der Deutschen Wildtier Stiftung angemeldet, um Landwirten und Jägern die Suche nach Helfern zu erleichtern. Ziel dieser Initiative der Deutschen Wildtier Stiftung ist, die Vernetzung zwischen den Akteuren zu fördern. Denn ein „guter Draht“ zwischen Landwirten, Jägern und Helfern ist die wichtigste Grundlage, um den Mähtod zu stoppen.
Die interaktive Rehkitzretter-Karte und den kostenlosen Praxisratgeber mit vielen Informationen und Tipps zur Vermeidung des Mähtods vor und während der Mahd sind hier zu finden und zu bestellen: https://www.deutschewildtierstiftung.de/naturschutz/reh-stoppt-den-maehtod
22.04.2020, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie
Neandertaler hatten ältere Mütter und jüngere Väter
Als die Vorfahren heutiger Menschen vor etwa 50.000 Jahren Afrika verließen, trafen sie auf Neandertaler. Dieses Aufeinandertreffen führte zu einer Vermischung beider Gruppen. Zwei Prozent der DNA von heute außerhalb Afrikas lebender Menschen stammt von dieser Neandertaler-Population ab. Eine großangelegte Studie von Forschenden der Universität Aarhus in Dänemark, gemeinsam mit deCODE genetics in Island und dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat anhand der Genome von 27.566 heutigen Isländerinnen und Isländern untersucht, welche Teile in ihrem Erbgut von Neandertalern stammen und welchen Effekt diese haben.
Heute außerhalb Afrikas lebende Menschen teilen zwei Prozent ihrer DNA mit Neandertalern. Identifiziert man die genauen Abschnitte, die von Neandertalern stammen, stellt sich heraus, dass nicht jeder Mensch die gleichen Abschnitte besitzt. Durch das Zusammenaddieren all dieser verschiedenen Abschnitte, ist es einem internationalen Forschungsteam nun gelungen, 38 Prozent des Neandertaler-Genoms zu rekonstruieren, verteilt auf 14 Millionen einzelnen Abschnitten.
Diese Neandertalergenabschnitte im Genom heutiger Isländerinnen und Isländer verglichen die Forschenden mit den bereits bekannten Neandertaler- und Denisovaner-Genomen, die am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie sequenziert wurden und stellten fest, dass sie dem Erbgut eines in Kroatien gefundenen Neandertalers ähnlicher waren als dem von in Russland gefundenen Neandertalern. Überraschenderweise fanden die Forschenden auch Genabschnitte, die denen von Denisovanern ähnelten. Bisher hatte man diese nur im Erbgut heute in Ostasien und Papua-Neuguinea lebender Menschen gefunden. Eine mögliche Erklärung der Forschenden dafür ist, dass die Neandertalergruppe, auf welche die Menschen getroffen sind, sich zuvor mit Denisovanern vermischt hatte.
Unterschiede im Mutationsmuster
Des Weiteren verglichen die Forschenden die Mutationsmuster von Genomabschnitten, die von Neandertalern stammen, mit denen rein menschlichen Ursprungs. „Da das Muster von neuen Mutationen, wie zum Beispiel die Mutation der Base C zu T, eines Kindes von dem Alter der Eltern abhängt, konnten wir herausfinden, dass Neandertalermütter im Schnitt wahrscheinlich älter waren, als es bei Menschen der Fall ist. Neandertalerväter hingegen waren im Schnitt jünger“, sagt Erstautor Laurits Skov, ein Forscher an der Universität Aarhus und dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.
Schließlich konnten die Autoren zeigen, dass die Genabschnitte, die von Neandertalern stammen, einen relativ geringen Effekt auf das Aussehen und die Gesundheit heute lebender Menschen haben. Zu diesen Effekten des Neandertaler-Erbguts im Genom heute lebender Isländerinnen und Isländer gehören ein leicht verringertes Risiko von Prostatakrebs, eine etwas geringere Körpergröße und eine leicht erhöhte Blutgerinnung.
Originalpublikation:
Laurits Skov, Moisès Coll Macià, Garðar Sveinbjörnsson, Fabrizio Mafessoni, Elise A. Lucotte, Margret S. Einarsdóttir, Hakon Jonsson, Bjarni Halldorsson, Daniel F Gudbjartsson, Agnar Helgason, Mikkel Heide Schierup, Kari Stefansson
The nature of Neanderthal introgression revealed by 27566 Icelandic genomes
Nature, 22 April 2020, https://doi.org/10.1038/s41586-020-2225-9
23.04.2020, Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Bislang umfassendste Studie bestätigt Rückgang landlebender Insekten, zeigt aber Erholungen bei Süßwasserinsekten
Eine Analyse weltweiter Langzeitstudien zeigt, dass die Zahl landlebender Insekten zurückgeht. Sie sank im Schnitt um 0,92 % pro Jahr, was einem Rückgang von 24 % über 30 Jahre entspricht. Gleichzeitig stieg die Zahl der an Süßwasser gebundenen Insekten um 1,08 % pro Jahr.
Diesen durchschnittlichen, globalen Trends stehen unterschiedliche lokale Entwicklungen gegenüber. Zu diesen Ergebnissen kommt die bislang umfassendste Meta-Analyse von Insektenbeständen. Die Studie wurde von Forschern des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Universität Leipzig (UL) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) geleitet und ist nun in Science erschienen.
In den letzten Jahren wurden zahlreiche Studien veröffentlicht, die einen dramatischen Insekten-Rückgang zeigen. Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt eine Studie aus Naturschutzgebieten im Raum Krefeld. Diese fand einen Rückgang der Biomasse fliegender Insekten von mehr als 75 % über 27 Jahre. Die 2017 veröffentlichte Studie befeuerte Diskussionen über das Phänomen des „Insektensterbens“. Seitdem wurden weitere Studien zur Entwicklung von Insektenbeständen an verschiedenen Orten weltweit veröffentlicht. Die meisten zeigten starke, andere leichte Rückgänge, und einige sogar leichte Zunahmen. Doch bislang wurden die weltweit verfügbaren Daten nicht zusammengefügt um festzustellen, wie verbreitet und wie stark der Rückgang der Insekten tatsächlich ist. Bis jetzt.
Bislang umfassendste Datensammlung
Ein internationales Forscherteam stellte Daten aus 166 Langzeitstudien an weltweit 1676 Orten zusammen, um Veränderungen der Insektenzahlen (Individuen, nicht Arten) zu untersuchen. Diese Daten wurden im Zeitraum zwischen 1925 und 2018 erhoben. Die komplexe Analyse offenbarte große Unterschiede in den lokalen Trends – selbst zwischen nahe gelegenen Orten. So gab es in Ländern mit vielen Langzeitstudien wie Deutschland, Großbritannien oder den USA sowohl Orte mit Rückgängen als auch Orte mit wenig Veränderungen oder sogar Zunahmen.
Im globalen Durchschnitt gingen landlebende Insekten wie Schmetterlinge, Heuschrecken oder Ameisen um 0,92 % pro Jahr zurück.
Insekten verschwinden leise
Erstautor Dr. Roel van Klink, der bei iDiv und der UL forscht, sagt: “0,92 Prozent klingt vielleicht nicht nach viel, aber es bedeutet 24 Prozent weniger Insekten über 30 Jahre und sogar eine Halbierung über 75 Jahre. Der Rückzug der Insekten findet leise statt – in nur einem Jahr bemerken wir das nicht. Es ist wie wenn man an den Ort zurückkehrt, wo man aufgewachsen ist. Nur wenn man jahrelang nicht dort war, bemerkt man, wie viel sich tatsächlich verändert hat – leider oft zum Schlechteren.”
Die Insekten-Rückgänge waren in Teilen der USA sowie in Europa, insbesondere in Deutschland, am stärksten. In Europa verstärkten sich die negativen Trends in den letzten Jahren – die größten Rückgänge wurden seit 2005 beobachtet.
Weniger Insekten in der Luft
Beim Thema “Insektensterben” wird oft angeführt, dass heute weniger tote Insekten an Auto-Windschutzscheiben kleben als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Letztautor Prof. Jonathan Chase, Wissenschaftler bei iDiv und der MLU, sagt dazu: “Viele Insekten fliegen – das sind dann die, die von Windschutzscheiben und Kühlergrills erschlagen werden. Wir konnten zeigen, dass fliegende Insekten im Schnitt tatsächlich weniger geworden sind. Aber die meisten Insekten sind nicht augenfällig und leben im Verborgenen – im Boden, in Baumwipfeln oder im Wasser.“
Für die neue Studie untersuchten die Forscher auch Daten zu vielen dieser verborgenen Lebensräume. Es stellte sich heraus, dass heute weniger Insekten in Bodennähe leben als früher – ähnlich wie in der Luft. Im Gegensatz dazu blieb die Zahl der Insekten, die in Bäumen leben, im Schnitt unverändert.
Erholung bei Süßwasserinsekten
Gleichzeitig stieg die Zahl der Insekten, die ihr Leben zeitweise im Wasser verbringen wie Libellen, Wasserläufer und Köcherfliegen, im Durchschnitt um 1,08 % pro Jahr. Das entspricht 38 % über einen Zeitraum von 30 Jahren. Jonathan Chase hält das für ein gutes Zeichen: „Die Zahlen zeigen, dass wir die negativen Trends umkehren können. In den letzten 50 Jahren wurde weltweit viel getan, um verschmutze Flüsse und Seen wieder zu säubern. Dadurch haben sich möglicherweise viele Populationen von Süßwasserinsekten erholt. Das stimmt zuversichtlich, dass wir die Trends auch bei Populationen umkehren können, die momentan zurückgehen.“
Roel van Klink fügt hinzu: “Insektenpopulationen sind wie Holzscheite, die unter Wasser gedrückt werden. Sie streben nach oben, während wir sie immer weiter nach unten drücken. Aber wir können den Druck reduzieren, so dass sie wieder auftauchen. Die Süßwasserinsekten haben gezeigt, dass das möglich ist. Es ist allerdings nicht immer leicht, die Ursachen für die Rückgänge und somit die effektivsten Gegenmaßnahmen auszumachen. Diese können auch von Ort zu Ort anders aussehen.”
Keine einfachen Lösungen
Ann Swengel, Co-Autorin der Studie, erforscht seit 34 Jahren die Schmetterlingspopulationen an Hunderten Orten in den USA. Sie betont, wie komplex die beobachteten Trends sind: „Wir verzeichnen starke Rückgänge, auch an vielen geschützten Orten. Aber wir haben auch beobachtet, dass es Schmetterlingen an einigen Standorten gut geht. Es braucht Jahre und viele Daten um sowohl die Erfolge als auch die Misserfolge zu verstehen, Art für Art und Ort für Ort. Vieles liegt außerhalb des Einflussbereiches eines Einzelnen, aber es zählt wirklich jede Entscheidung, die wir für jeden Standort treffen.“
Lebensraumzerstörung wahrscheinlicher Grund für Rückgänge
Obwohl die Forscher nicht mit Sicherheit die Ursachen für die verschiedenen Trends – positive wie negative – benennen können, fanden Sie in den Daten doch entsprechende Hinweise. Insbesondere scheint die Zerstörung natürlicher Lebensräume – vor allem durch Verstädterung – landlebende Insekten zurückzudrängen. Andere Berichte, wie das „Globale Assessment“ des Weltbiodiversitätsrates IPBES, weisen ebenfalls darauf hin, dass die veränderte Landnutzung und die Zerstörung von Lebensräumen Hauptursachen sind für weltweite Veränderungen der biologischen Vielfalt.
Die neue Studie ist die aktuell umfassendste ihrer Art – ermöglicht durch iDiv’s Synthesezentrum sDiv. Sie gibt Einblicke in die weltweite Situation der Insekten und zeigt, wo ihr Schutz am dringendsten ist.
Originalpublikation:
Roel van Klink, Diana E. Bowler, Konstantin B. Gongalsky, Ann B. Swengel, Alessandro Gentile and Jonathan M. Chase (2020) Meta-analysis reveals declines in terrestrial but increases in freshwater insect abundances. Science, 368(6489)
23.04.2020, Universität Wien
Riesiger Teenagerhai aus der Urzeit
Fossile Wirbel geben Einsichten zum Wuchs und Aussterben einer mysteriösen Haigruppe: Wissenschaftler der Universität Wien konnten Teile einer Wirbelsäule, die 1996 an der Nordküste Spaniens gefunden wurde, der ausgestorbenen Gruppe der ptychodonten Haie zuordnen. Im Gegensatz zu Zähnen bewahren Wirbel Informationen wie Alter, Größe und Wachstum und ermöglichen dem Forschungsteam rund um Patrick L. Jambura neue Erkenntnisse zu einer bislang mysteriösen Haigruppe.
Die Nordküste Spaniens, in der Nähe der Stadt Santander, besteht aus meterhohen Kalksteinwänden, die in der Kreidezeit vor etwa 85 Millionen Jahren entstanden sind. Dort fanden Paläontologen im Jahre 1996 Teile einer Wirbelsäule sowie Hautzähnchen, sogenannte Placoidschuppen. Wissenschaftler der Universität Wien konnten diese Funde nun der ausgestorbenen Gruppe der ptychodonten Haie zuordnen, die in der Kreidezeit außergewöhnlich artenreich war. Sie starben aber aus bisher unbekannten Gründen noch vor den Dinosauriern gegen Ende der Kreidezeit aus.
Wirbelfunde sind selten, aber wertvoll
Diese Gruppe von Haien war bislang hauptsächlich für ihre abgeflachten Quetschzähne bekannt, die es ihnen erlaubten, sich von hartschaliger Beute wie Muscheln und Ammoniten zu ernähren. Was den Fund aus Spanien so besonders macht, ist die Tatsache, dass Wirbelkörper von Haien und Rochen nur selten als Fossilien erhalten bleiben.
Im Gegensatz zu Zähnen, die bestenfalls Rückschlüsse auf die Ernährung zulassen, bewahren Wirbel aber Informationen wie Alter, Größe und Wachstum, die – ähnlich zu Bäumen – anhand von Jahresringen im Wirbelkörper gespeichert werden. Mit Hilfe von statistischen Modellen und dem Vergleich mit großen, noch lebenden Haiarten konnten diese Informationen nun ausgelesen werden.
Sehr große, sehr alte Tiere
„Unsere Berechnungen ergaben, dass diese Wirbel zu einem vier bis sieben Meter großen Hai gehörten, der ca. 30 Jahre alt war. Beeindruckend war, dass dieser Hai bis an sein Lebensende konstant an Größe zunahm“, so Patrick L. Jambura, Hauptautor der Studie. Bei Haien verlangsamt sich normalerweise das Wachstum nach der Geschlechtsreife und zeigt eine Abflachung im Wachstumsprofil. „Da dies bei unserem Hai nicht der Fall war, ist davon auszugehen, dass es sich bei unserem Tier immer noch um ein Jungtier, wahrscheinlich einen Teenager handelt – und das mit einem Alter von 30 Jahren und der genannten Körpergröße.“
Die Studie der Universität Wien zeigt, dass diese Tiere langsam wuchsen, jedoch enorme Größen erreichen und offensichtlich auch sehr alt werden konnten. Jambura: „Ihre Geschlechtsreife erlangten sie erst sehr spät im Vergleich zu anderen Haien. Vielleicht ist das auch der Grund, der zu ihrem Untergang führte.“
Ähnliches Schicksal wie Haie von heute
Viele heutige Haie sind vom Aussterben bedroht, weil sie langsam wachsen und spät geschlechtsreif werden und auf Grund des Drucks, der vom Menschen ausgeht – zum Beispiel durch Überfischung und Umweltverschmutzung –, nicht schnell genug Nachwuchs bekommen können, um die Art zu erhalten.
„Womöglich führte das langsame Wachstum in ptychodonten Haien, ähnlich wie bei heutigen Haien, dazu, dass sie sich nicht schnell genug an Umweltveränderungen anpassen konnten, was schlussendlich zu ihrem Aussterben noch vor dem Aussterbeereignis am Ende der Kreidezeit führte. Heute liegt es jedoch in unserer Hand, das Aussterben der letzten Überlebenden dieser alten und charismatischen Tiergruppe zu verhindern“, so Jambura.
Originalpublikation:
Patrick L. Jambura & Jürgen Kriwet (2020) Articulated remains of the extinct shark, Ptychodus (Elasmobranchii, Ptychodontidae) from the Upper Cretaceous of Spain provide insights into gigantism, growth rate and life history of ptychodontid sharks. In PLOS ONE
DOI: 10.1371/journal.pone.0231544
23.04.2020, Universität Basel
Wegen Insektensterben: Häufigkeit von Netzspinnen drastisch reduziert
Die Grossen Radnetzspinnen sind im schweizerischen Mittelland in den letzten 40 Jahren in ihrer Häufigkeit drastisch zurückgegangen. Als Hauptgrund dafür gilt das sinkende Nahrungsangebot für diese insektenfressenden Tiere. Dies zeigt eine Studie von Forschern der Universitäten Basel und Gent, die in der Fachzeitschrift «Insects» erschienen ist.
Die rund 48‘400 bekannten Spinnenarten gehören weltweit zu den wichtigsten insektenfressenden Tieren auf der Erde. Eine Gruppe davon, die Kreuzspinnen, bauen auffällige Radnetze. Als die vermutlich bekannteste und bisher sehr verbreitete Kreuzspinnenart in Europa gilt die Gartenkreuzspinne Araneus diadematus. Ihre bevorzugten Lebensräume sind neben Hausgärten Parks, Friedhöfe, Hecken, Waldränder und Waldlichtungen.
Mittlere Populationsdichte der Spinnen um 140 Mal kleiner
Leicht erkennbar ist die Gartenkreuzspinne durch die helle, kreuzförmige Zeichnung auf der Oberseite ihres Hinterleibs. Die Weibchen dieser Spinnenart, die ausgewachsen und ohne Beine 10 bis 18 Millimeter lang werden kann, bauen Netze mit einem Durchmesser von rund 30 Zentimetern. Nun haben die Insektenforscher im Spätsommer 2019 in 20 repräsentativen Lebensräumen die Populationsdichte der Gartenkreuzspinnen im schweizerischen Mittelland ermittelt: Auf Probeflächen von 200 bis 1000 Quadratmetern zählten sie die Spinnennetze und rechneten sie auf die Anzahl Netze pro Quadratmeter um.
Die Ergebnisse: Im Vergleich mit Daten aus den 1970er- und 1980er-Jahren zeigte sich, dass die Häufigkeit dieser Spinne in alarmierendem Mass abgenommen hat. Die mittlere Populationsdichte in der Schweiz liegt zum Beispiel um 140 Mal niedriger als der frühere europäische Mittelwert. In zwei Dritteln der untersuchten Probeflächen wurden überhaupt keine Spinnennetze mehr gefunden. Die Netze enthielten im Vergleich zu früheren Studien signifikant weniger Insekten. Zudem erweisen sich die untersuchten Netzfäden als deutlich weniger stark, was auf eine Unterernährung der Spinnen deutet.
Kleine Fluginsekten als Nahrung
Die meisten Kreuzspinnenarten ernähren sich beinahe ausschliesslich von kleinen Fluginsekten wie Fliegen, Mücken und Blattläusen, die am meisten vom Insektensterben betroffen sind. Dass die Populationsdichte der Gartenkreuzspinne in neuerer Zeit auf sehr tiefe Werte gesunken ist, hat auch eine Studie in Nordbelgien ergeben. Nicht nur die Gartenkreuzspinne, die im schweizerischen Mittelland noch beinahe überall existiert, findet sich in wesentlich niedriger Populationsdichte. Auch andere netzbauende Spinnenarten werden heute weniger häufig nachgewiesen als im letzten Jahrhundert.
«Die Resultate unserer Studie sind ein starker Hinweis auf ein Insektensterben in weiten Teilen Europas», sagt Erstautor PD Dr. Martin Nyffeler von der Universität Basel. Die Untersuchung lasse auch darauf schliessen, dass davon zusätzlich andere Tiere betroffen sind, die sich wie die Spinnen von Insekten ernähren: «Wenn Insekten und ihre natürlichen Feinde in ihrer Häufigkeit stark zurückgehen, hat dies eine Verarmung der Ökosysteme zur Folge, was irgendwann zum Kollaps führen kann.»
Originalpublikation:
Martin Nyffeler & Dries Bonte
Where Have All the Spiders Gone? Observations of a Dramatic Population Density Decline in the Once Very Abundant Garden Spider, Araneus diadematus (Araneae: Araneidae), in the Swiss Midland
Insects (2020), doi: 10.3390/insects11040248
23.04.2020, Forschungsverbund Berlin e.V.
Artenschutzforschung Luchs: Antioxidative Enzyme sind wichtig für die Langlebigkeit der Gelbkörper bei Luchsen
Ein weiteres Puzzleteil im Rätsel um die Langlebigkeit der Gelbkörper bei Luchsen ist aufgedeckt. Wie Wissenschaftler*innen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und des Leibniz-Forschungsinstituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) herausfanden, spielen ausgewählte antioxidative Enzyme, insbesondere das Enzym Superoxid-Dismutase (SOD2), eine wichtige Rolle für die Funktion und die ungewöhnliche Langlebigkeit der Gelbkörper bei Luchsen.
Es wird vermutet, dass SOD2 nicht nur die reaktiven Sauerstoffradikale in den Zellen entgiftet, sondern auch den programmierten Zelltod hemmt. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachmagazin „Scientific Reports“ der „Nature Group“ veröffentlicht.
Im Gegensatz zu anderen Katzenartigen können Eurasischer, Kanadischer und Iberischer Luchs nur einmal im Jahr innerhalb eines kurzen Empfängniszeitraums trächtig werden. Diese Begrenzung der Fortpflanzungszeit wird insbesondere bei Tieren beobachtet, die in Lebensräumen mit ausgeprägten jahreszeitlichen Änderungen – wie im Norden mit langen Wintern oder in Südeuropa mit heißen und trockenen Sommern – leben. Dadurch werden die Jungtiere zur optimalen Jahreszeit geboren, was ihre Überlebenschance erhöht. Für bedrohte Arten wie den Iberischen Luchs – auch bekannt als Pardelluchs – ist diese Einschränkung der Fortpflanzungssaison eine Herausforderung für die Zucht in menschlicher Obhut. In Spanien und Portugal wurde 2004 ein Erhaltungszuchtprogramm etabliert, welches das Überleben der Pardelluchse unterstützt. Wird eine Luchsin im Zuchtprogramm nicht trächtig oder verliert sie ihr Junges, kann sie erst ein Jahr später zur Nachzucht beitragen. Es ist daher bemerkenswert, dass in der Zwischenzeit die Nachzucht- und Haltungsbedingungen so optimiert wurden, dass aktuell jedes Jahr etwa 40 Tiere aus der Zucht zur Unterstützung der stark dezimierten Wildpopulation (wenige hundert Individuen) ausgewildert werden können.
Um zu verstehen, warum die drei Luchsarten nur einmal pro Jahr trächtig werden und wie ein erneuter Zyklus herbeigeführt werden kann, müssen die Mechanismen ihrer Fortpflanzung erforscht und verstanden werden. Nach dem Eisprung bilden Eizellen Gelbkörper – Hormondrüsen auf den Eierstöcken –, die das Hormon Progesteron produzieren. Progesteron verhindert einen erneuten Eisprung, ein Prinzip, das auch bei der Antibabypille genutzt wird. Bildet sich der Gelbkörper am Ende des Zyklus oder nach der Geburt zurück, kann ein neuer Zyklus starten. Wie das Reproduktionsteam des Leibniz-IZW in früheren Arbeiten herausfand, bleiben die Gelbkörper der Luchse aber über mehrere Jahre präsent und aktiv, sie persistieren. „Wir vermuten, dass die Langlebigkeit der Gelbkörper und ihre ständige Progesteronausschüttung die besondere Saisonalität der Luchse ausmacht“, erklärt Beate Braun, Wissenschaftlerin in der Abteilung Reproduktionsbiologie des Leibniz-IZW.
Bislang war jedoch unklar, wie die Langlebigkeit der Gelbkörper zustande kommt. Den Wissenschaftler*innen gelang es nun, einen Teil dieses Rätsels aufzuklären. „Wir konnten zeigen, dass antioxidative Enzyme, insbesondere die Superoxid-Dismutase (SOD2), maßgeblich an der Regulation der Gelbkörperlanglebigkeit beteiligt sein könnten“, so Beate Braun. Das Forscherteam untersuchte zehn antioxidative Enzyme in frischen und älteren, mindestens ein Jahr alten, Gelbkörpern von Pardelluchsen (Lynx pardinus) und Eurasischen Luchsen (Lynx lynx). Anhand der Genaktivität und der Muster der Präsenz der Enzyme stellten die Wissenschaftler*innen fest, welche der überprüften Enzyme in den verschiedenen Gelbkörperstadien gebildet wurden. „Die Präsenzprofile von SOD2 zeigten bemerkenswerte Unterschiede zwischen älteren Gelbkörpern der Luchse, frischen Luchs-Gelbkörpern und Gelbkörpern der Hauskatze“, erklärt Braun. SOD2 war ausschließlich in den älteren Gelbkörpern der Luchse durch eine sehr starke Präsenz und Aktivität aufgefallen, während es bei der Hauskatze in allen Gelbkörperstadien eine untergeordnete Rolle spielt. „Wir vermuten, dass SOD2 in den älteren, also langlebigen/persistierenden Gelbkörpern von Luchsen einerseits klassisch antioxidativ wirkt, indem es die Zellen von giftigen reaktiven Sauerstoffradikalen befreit“, sagt Katarina Jewgenow, Leiterin der Abteilung Reproduktionsbiologie. „Dafür produziert SOD2 Wasserstoffperoxid, welches anschließend von weiteren Enzymen zu Wasser abgebaut wird. Andererseits kann das produzierte Wasserstoffperoxid auch als Signalmolekül fungieren, welches den Gelbkörper vor dem programmierten Zelltod schützt und so sein mehrjähriges Überleben sichert“, ergänzt Jewgenow.
Diese neuen Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis der Fortpflanzung von Luchsen bei und liefern eine wichtige Grundlage für weitere Untersuchungen zur Regulation der Gelbkörperentwicklung und -langlebigkeit. Ziel ist es, die komplexen Mechanismen der Fortpflanzung der Luchse Stück für Stück aufzuklären und die Erhaltungszucht von Luchsen in menschlicher Obhut durch den Einsatz von assistierten Fortpflanzungstechniken, wie Ovulationsinduktion und künstliche Besamung, nachhaltig zu unterstützen.
Originalpublikation:
Braun BC, Halaski N, Painer J, Krause E, Jewgenow K (2020): The antioxidative enzyme SOD2 is important for physiological persistence of corpora lutea in lynxes. SCIi REP 10, 3681, https://doi.org/10.1038/s41598-020-60634-x
24.04.2020, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Dramatischer Schwund an Futterpflanzen für Insekten
Noch vor einigen Wochen war das “Insektensterben” in aller Munde. Die Wissenschaft diskutierte im Wesentlichen drei Ursachen: die Zerstörung der Habitate, Pestizide in der Landwirtschaft und den Rückgang der Futterpflanzen für Insekten. Ein Forscherteam der Universitäten Bonn und Zürich sowie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL haben nun erstmals nachgewiesen, dass im Kanton Zürich die Diversität der Futterpflanzen für Insekten in den vergangenen rund 100 Jahren dramatisch abgenommen hat. Die für ganz Mitteleuropa repräsentative Studie wurde nun im Journal „Ecological Applications“ veröffentlicht.
„In den vergangenen rund 100 Jahren ist im Kanton Zürich ein genereller Rückgang an Futterpflanzen für unterschiedliche Insekten zu verzeichnen“, sagt Dr. Stefan Abrahamczyk vom Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen an der Universität Bonn. Durch die Vereinheitlichung der ursprünglich vielfältigen Landschaft sind viele Habitate verschwunden – allen voran die Feuchtgebiete, die um rund 90 Prozent schrumpften. Siedlungen breiteten sich auf Kosten der Kulturlandflächen immer mehr aus und die generelle Intensivierung von Futter- und Ackerbau führten zu einer flächigen Verarmung der Wiesen- und Ackerhabitate. Die Wissenschaftler verglichen die Häufigkeiten von Futterpflanzen verschiedener Insektengruppen, die auf aktuelle Kartierungen der Jahre 2012 bis 2017 basieren, mit datenbasierten Einschätzungen aus den Jahren 1900 bis 1930 im Kanton Zürich (Schweiz).
Insbesondere sind die Futterpflanzen spezialisierter Bestäubergruppen vom Rückgang betroffen. So wird die Scabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) von Hummeln, Bienen und Schmetterlingen bestäubt, da ihre Rüssel lang genug sind, um an den Pollen und Nektar heranzukommen. Besonders dramatisch ist der Rückgang bei Pflanzenarten, die nur von einer einzigen Insektengruppe bestäubt werden können. Zum Beispiel gelingt das beim Blauen Eisenhut (Aconitum napellus) nur Hummeln, weil ihnen offenbar das Gift dieser Pflanze nichts anhaben kann.
Insgesamt wurden alle Pflanzengemeinschaften deutlich monotoner, in denen wenige häufige Arten dominieren. „Es ist für uns kaum mehr vorstellbar, wie die Vegetation vor 100 Jahren aussah“, sagt Privatdozent Dr. Michael Kessler vom Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik der Universität Zürich. „Aber unsere Daten zeigen, dass etwa die Hälfte aller Arten deutliche Abnahmen in ihrer Häufigkeiten erfahren haben; nur zehn Prozent der Arten haben dagegen zugenommen.“
250 Freiwillige halfen bei der Kartierung
Bei der aktuellen Erhebung halfen Bürger mit, die über entsprechende botanische Kenntnisse verfügten. Sie kartierten den ganzen Kanton Zürich, indem sie im Abstand von drei Kilometern jeweils eine ein Quadratkilometer große Fläche erfassten. Im Vordergrund standen dabei die unterschiedlichen Vegetationstypen und die Häufigkeiten der verschiedenen Pflanzen. „Ohne die Mitarbeit von über 250 Freiwilligen, die nicht nur die aktuelle Flora kartiert, sondern auch die historischen Sammlungen aufgearbeitet haben, wäre ein Projekt dieses Umfangs nicht durchführbar gewesen“, sagt Dr. Thomas Wohlgemuth von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, der das Kartierprojekt vor zehn Jahren mit der Zürcherischen Botanischen Gesellschaft ins Leben gerufen hat.
Die wichtigste Quelle zur früheren Flora im Kanton Zürich war das unveröffentlichte Manuskript von Eugen Baumann, eine Sammlung aus rund 1200 handbeschriebenen Seiten. Darin sind exakte und detaillierte Informationen zum Vorkommen und zur Verbreitung von Pflanzenarten vor dem Jahr 1930 enthalten. Dr. Abrahamczyk recherchierte, welche der aufgelisteten Arten zu jenen Blütenpflanzen zählen, die von Insekten auf der Suche nach Pollen und Nektar besucht werden. Zur „Kundschaft“ zählen Bienen, Hummeln, Wespen, Schmetterlinge, Schwebfliegen, Fliegen und Käfer.
Ergebnisse sind weitgehend auf Mitteleuropa übertragbar
Dr. Abrahamczyk beschäftigt sich schon seit rund zehn Jahren mit Bestäubungsbiologie. Seine Doktorarbeit schrieb er an der Universität Zürich, forschte anschließend an der LMU München und kam 2014 ans Nees-Institut der Universität Bonn. Als Ende 2018 sein früherer Doktorvater Privatdozent Dr. Michael Kessler den Vorschlag machte, die gerade beendete Kartierung der Flora des Kantons mit Bestäuberdaten zu verschneiden, war Dr. Abrahamczyk sofort begeistert – auch wegen der Aktualität des Themas. „Die aufwändige Literatursuche und Analyse verschlang dann noch einige Zeit, bis die Studie nun endlich veröffentlicht werden konnte“, sagt der Wissenschaftler der Universität Bonn. „Die Ergebnisse sind mit kleinen regionalen Einschränkungen auf ganz Mitteleuropa übertragbar.“
Originalpublikation:
Stefan Abrahamczyk, Thomas Wohlgemuth, Michael Nobis, Reto Nyffeler, Michael Kessler: Shifts in food plant abundance for flower-visiting insects between 1900 and 2017 in the canton of Zurich, Switzerland, Ecological Applications, DOI: 10.1002/EAP.2138