6. Zooreise 2016 – Tag 3: Sightseeing in Belgien (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 23. September 2016)

Am dritten Tag war hauptsächlich Sightseeing angesagt. Wir wollten uns neben Brüssel auch Löwen (Leuven) ansehen. Zoobesuche waren nur in Mecheln (Zoo Planckendael) und im Aquarium Brüssel geplant.
Davor frühstückten wir (wie jeden Tag) im Hotel (was zu den Dingen gehört, die normalerweise nicht allzu breit ausgeführt werden müssen). Wir saßen am Fenster und konnten zahlreiche Radfahrer auf dem Weg in die Schule oder in die Arbeit beobachten. Es gab zwar einen Radweg, aber die Radfahrer nutzten die ganze Straße. Autos gab es weniger.
So viele Radfahrer (und unterschiedliche Fahrräder) in kürzester Zeit habe ich noch nie gesehen (und auch wenn man sagt, dass die Niederlande ein echtes Fahrradparadies seien, so viele Radler wie an diesem Morgen haben wir während der ganzen Reise nicht mehr gesehen, auch wenn tatsächlich mehr Radfahrer unterwegs sind, als man es von München gewohnt ist).

Unser erstes Ziel war die Kathedrale St.Michael und St. Gudula. In der Nähe war kein Parkplatz frei, weshalb wir etwas weiter weg parken mussten. Dort funktionierte der Parkscheinautomat nicht, jedenfalls spukte er kein Ticket aus. Glücklicherweise waren drei Kontrolleure in der Nähe, die zwar auch nicht weiterhelfen konnten. Immerhin konnten sie bezeugen, dass wir bezahlt hatten und mit einem kleinen Zettel an der Windschutzscheibe war alles erledigt.
Bevor wir die Kathedrale besuchten machten wir einen Abstecher zur Koninklijke Sint Mariakerk, deren Eingang wir allerdings nicht fanden, bzw. diejenigen, die wir fanden, waren verschlossen.
Die Kathedrale dagegen war offen.
Die Kathedrale St. Michael und St. Gudula (frz. Cathédrale St. Michel et Gudule; ndl. Sint-Michiels en Sint-Goedelekathedraal; häufig verkürzt zu St. Gudule) ist die Hauptkirche der Stadt Brüssel und Sitz des Erzbischofs von Mecheln-Brüssel.
An der Stelle der heutigen Kathedrale auf dem Treurenberg befand sich bereits in karolingischer Zeit (8. Jahrhundert) eine dem Erzengel Michael geweihte Taufkirche. Mit Überführung der Gebeine der Heiligen Gudula hierher im Jahre 1047 wurde das Patrozinium entsprechend erweitert. Der heutige Bau wurde 1226 begonnen und Ende des 15. Jahrhunderts mit Fertigstellung der 69 Meter hohen Türme vollendet. Mit der Erhebung zum Erzbischofssitz 1962 erhielt die Kirche offiziell den Titel einer Kathedrale. Als Nationalkirche des Königreichs Belgien finden in St. Gudula häufig königliche Hochzeiten, Staatsbegräbnisse und ähnliche Zeremonien statt.
Touristen sieht man auch viele und ich finde es nach wie vor befremdlich, wenn man im Inneren von Gotteshäusern fotografieren darf.
Es besteht auch die Möglichkeit unter die Kirche zu gehen und archäologische Ausgrabungen (Gräber, Mauern, Säulen …) zu bestaunen.

Unser nächstes Ziel war der Große Markt. Davor machten wir einen Abstecher zu den Galeries Royales Saint-Hubert, da diese zufällig auf dem Weg lagen.
Das 213 Meter lange Bauwerk besteht aus einem langen Gang mit zwei oberen Stockwerken unter einem leicht gebogenen Glasdach in einem gusseisernen Rahmen. In der Passage trennen Pilaster die Schaufenster einzelner Läden. Das gesamte Bauwerk ist in einem italianisierenden Cinquecento-Stil gehalten. Die beiden gleichmäßigen Fassaden erinnern entfernt an Giorgio Vasaris engen straßenartigen Hof in den Florentiner Uffizien und zeigen das Motto Omnibus omnia (Alles für alle).
Die 1847 eröffnete Passage hatte zusammen mit der Passage in Sankt Petersburg (eröffnet 1848) und der Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand (eröffnet 1867) großen Einfluss auf die spätere Gestaltung von Ladenpassagen.
Der Große Markt in Sint Niklaas ist der größte seiner Art in Belgien (Bilder dazu findet man hier), aber bei Weitem nicht der Schönste. Inzwischen haben wir auch Vergleichsmöglichkeiten (der Große Markt in Brüssel war nur der erste, den wir auf dieser Reise besichtigten, aber nicht der letzte).
Der Grand-Place bzw. der Grote Markt ist eines der Wahrzeichen Brüssels. Mit dem gotischen Rathaus und seiner geschlossenen barocken Fassadenfront gilt er als einer der schönsten Plätze Europas und wurde 1998 als Ensemble in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Bereits im 11. Jahrhundert war der Platz das Zentrum der Stadt. Er wurde auf einem trockengelegten Sumpfgebiet angelegt und lag 1,20 Meter tiefer als heute.
Als zentraler Platz war die Grand’ Place bzw. der Grote Markt Schauplatz aller großen Versammlungen und ebenso Hinrichtungsstätte.
Am 13. und 14. August 1695 wurde der Platz durch den Beschuss französischer Truppen unter Marschall Villeroy fast völlig zerstört. Nur die Mauern und Türme des Rathauses und des Maison du Roi/Broodhuis standen danach noch, alle anderen Gebäude lagen in Trümmern.
Das Rathaus (frz. Hôtel de Ville, nl. Het Stadhuis) wurde 1401 bis 1421 von Jacob van Tienen, einem Schüler von Jan van Osy, gebaut. Zunächst war nur der heutige linke Flügel als Anbau an einen bereits bestehenden Belfried errichtet worden und größer war das Rathaus ursprünglich nicht geplant. Nachdem sich aber die Gilden gegen die Patrizierfamilien Teilnahme an der Stadtregierung erstritten hatten und der Bau für den vergrößerten Rat zu klein geworden war, wurde 1444 bis 1448 der zweite, kürzere Flügel des Rathauses errichtet.
Der 96 Meter hohe spätgotische Belfried stammt von Jan van Ruysbroeck, dem Baumeister Philipps des Guten. 1449 bis 1455 wurde der Turm anstelle des Vorgängerturms gebaut. Seine prächtige Gestaltung sollte den Belfried von Brügge in den Schatten stellen. Über der Höhe des Daches verschlankt sich der massive Turmkörper elegant zu einer achteckigen Laterne aus langbahnigen Fenstern und einer offenen Rippenkostruktion. Auf seiner Spitze steht eine vergoldete Statue des mit dem Drachen kämpfenden Erzengels Michael, dem Patron der Stadt Brüssel. Auffällig ist die asymmetrische Eingliederung des Turms in den Bau: Besteht der linke Flügel aus zehn Achsen, so hat der rechte lediglich sechs.
Der Rathausbau spielt eine zentrale Rolle für die Brabanter Gotik und wurde zum Vorbild späterer Rathäuser. Er selbst beruft sich mit seiner reich durchfensterten Fassade mit prächtigem Skulpturenschmuck auf die Rathäuser von Brügge, Oudenaarde und Löwen, geht aber mit dem reichen Dekor und vor allem mit dem Turm darüber hinaus. Die heutigen Skulpturen sind Reproduktionen, die Originale befinden sich im Stadtmuseum im Maison du Roi/Broodhuis.
Nach der Bombardierung, die das Rathaus nicht völlig zerstört hatte, gab man dem Gebäude 1706 bis 1714 sein heutiges Erscheinungsbild. Das Gebäude ist mit zahlreichen Skulpturen geschmückt. Nach verschiedenen Restaurierungswellen dominiert im Innern des Rathauses die Neogotik: Sehenswert sind der Maximilians-Saal mit einem Wandteppich, der das Leben Chlodwigs darstellt, der prunkvolle Ratssaal, der ebenfalls reich ausgestattete Festsaal und der Trauungssaal (früher Gerichtssaal).
Das Hôtel de Ville/Stadhuis beherbergte nicht nur den Magistrat der Stadt, sondern bis 1795 auch die Staten (Ständeversammlung) von Brabant. 1830 agierte von hier aus die vorläufige Regierung während der Belgischen Revolution.
Die beiden sehr unterschiedlichen Bezeichnungen Broodhuis (Niederl. für Brothaus) bzw. Maison du Roi (Franz. für Haus des Königs) rühren von zwei verschiedenen Gebäuden mit unterschiedlicher Funktion her. Im Niederländischen hat sich der Name eines mittelalterlichen Vorgängerbaus aus dem 13. Jahrhundert erhalten, eines hölzernen Gebäudes, in dem die Bäcker der Stadt ihr Brot verkauften. Als das Herzogtum Brabant an die Habsburger fiel, nahm das Haus das herzogliche, später königliche Gericht auf und wurde damit zum Maison du Roi. 1515 wurde es durch ein steinernes Haus ersetzt. Direkt vor dem Gebäude befand sich die Richtstätte.
Nach der Zerstörung 1695 gab es hier mehrere Nachfolgebauten. Das heutige Gebäude ist im Stil der Neogotik bzw. Neorenaissance gehalten, die Fassade orientiert sich an Stichen aus der Zeit von 1515 bis 1536 und erinnert an das Rathaus von Oudenaarde. 1873 beauftragte die Stadt den Architekten Victor Jamaer, die Fassade zu restaurieren; 1896 wurden die Arbeiten abgeschlossen. Über die historischen Ansichten hinaus realisierte der Architekt zusätzlich einen ursprünglich geplanten Bogengang und erweiterte den Bau um weitere typische Nachschöpfungen aus dem 16. Jahrhundert.
Nachdem wir uns an den Gebäuden des Großen Markts satt gesehen hatten ging es weiter zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt: Dem Manneken Pis (brabantisch für „wasserlassendes Männlein“, im deutschen oft auch als Pissmännchen bezeichnet).
Die 61 Zentimeter hohe Bronzestatue an der Ecke rue de l’Etuve/Stoofstraat, rue des Grands Carmes/Lievevrouwbroerstraat und rue du Chêne/Eikstraat wurde 1619 vom Brüsseler Bildhauer Hieronimus Duquesnoy geschaffen. Die Figur wurde mehrfach gestohlen; die heutige Statue ist eine Kopie aus dem Jahr 1965. Das Original soll im Maison du Roi am Grand-Place/Grote Markt aufbewahrt sein. Während Forschungen zu einer Doktorarbeit über das Wahrzeichen kamen Zweifel an der Echtheit auf. Geraldine Patigny vermutet, dass nach dem Diebstahl 1817 eine Kopie aufgestellt wurde.

Ein Text aus dem Jahr 1388 im Archiv der Brüsseler Kathedrale St. Michael und St. Gudula erwähnt bereits eine kleine steinerne Statue namens „Julianekensborre“ an einem Brunnen Ecke rue de l’Etuve und rue du Chêne. Zu dieser Zeit existierten in Brüssel sehr viele solcher Brunnen, die die Stadt mit Trinkwasser versorgten. Der Name „Manneken Pis“ tauchte erstmals um 1450 in Texten des Brüsseler Stadtarchivs auf.
Ich habe mir das Pissmännchen größer vorgestellt und war überrascht, es bekleidet vorzufinden. Aber das scheint normal zu sein. Es gibt ungefähr 850 Kostüme, in die das Manneken zu besonderen Anlässen angekleidet wird (welcher Anlass es zu meinem Besuch war, weiß ich allerdings nicht).
Die Kostüme befinden sich im Stadtmuseum, das sich im Maison du Roi/Broodhuis befindet (aber gesehen haben wir sie nicht, da wir uns die Gebäude des großen Markts nur von außen angesehen hatten).
1985 hat das Manneken Pis mit Jeanneke Pis ein weibliches Gegenstück und mit Zinneke Pis 1998 einen Hund als Pendant bekommen.
Wenn wir wieder nach Belgien/Brüssel kommen sollten, werde ich mir diese auch ansehen. Bis zum Schreiben dieses Beitrags wusste ich von deren Existenz nichts.

Unser nächstes Ziel war das Aquarium in Brüssel. Nachdem dieses erst um 12 Uhr öffnete machten wir einen Abstecher in eine nahe gelegene Kirche, Notre-Dame du Sablon/Onze-Lieve-Vrouw ten Zavel.

Die gotische Kirche enthält seit dem 14. Jahrhundert eine Madonnenstatue, die für sie namensgebend wurde. Die Kirche war im 16. Jahrhundert Grablege der habsburgischen Postmeister, der am Ende des 17. Jahrhunderts gefürsteten Thurn und Taxis.
Das Innere hat uns etwas an die Kathedrale erinnert, nur kleiner und etwas dunkler.
Das Aquarium haben wir dann doch nicht besucht …
Die Adresse, die wir hatten (inklusive der Informationen zu den Öffnungszeiten), war eine falsche. Da hat wohl jemand nicht richtig recherchiert. Nun ja,die angegebene Adresse beinhaltete definitv kein Aquarium, weshalb wir unseren Besuch in Brüssel beendeten. Erst im Hotel (und weiteren Nachforschungen) wurde uns unser Irrtum bewusst. Aber wir kommen bestimmt wieder in die Gegend.

Nächstes Ziel, der Zoo Planckendael (der bereits im letzten Jahr besucht werden sollte).

Der Besuch hat sich gelohnt.

Danach ging es weiter nach Leuven/Löwen.

Löwen ist vor allem bekannt für seine Universität, die Katholieke Universiteit Leuven, sowie für sein Stadtbild, das mit dem gotischen Rathaus und dem Alten Markt einige der schönsten Beispiele flämischer Baukunst aufweist. Zugleich ist Löwen Unternehmenssitz von Anheuser-Busch InBev, der weltgrößten Brauereigruppe.
Bevor ich diese Reise geplant hatte, habe ich von Löwen noch nie gehört. Dabei lohnt sich ein Besuch des kleinen Städtchens auf jeden Fall.
Die bekannteste Sehenswürdigkeit Löwens ist das gotische Rathaus, erbaut 1439 bis 1468 von Sulpitius van Vorst und Matheus de Layens. Es gilt als eines der schönsten Bauwerke der Spätgotik in Europa und ist eines der berühmtesten Rathäuser der Welt. Das Rathaus steht am Großen Markt (Grote Markt) direkt gegenüber der Sint Pieterskirche. Vorbild war ursprünglich das Brüsseler Rathaus gewesen, wie Quellen aus dem 15. Jahrhundert belegen. Die im 19. Jahrhundert in die bereits vorhandenen Nischen eingesetzten Statuen sollten das Vorbild an Figurenreichtum übertreffen.
Links neben dem Rathaus, ist der gotische Tafelrond. Er wurde zwischen 1480 und 1487 von Matheus de Layens erbaut und diente ursprünglich als Versammlungshaus der Gilden der Rhetoriker und Schützen, später auch als Festsaal. Nachdem das Gebäude im 19. Jahrhundert stark heruntergekommen war, wurde es schließlich 1818 abgerissen und durch einen neoklassizistischen Bau ersetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde beschlossen, das ursprüngliche Gebäude wieder aufzubauen, was bis 1928 verwirklicht wurde. Danach beherbergte der Tafelrond die Nationalbank. In die Nischen der Fassade wurden Statuen der Bankdirektoren im gotischen Stil gesetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude beschädigt, anschließend jedoch wieder vollständig restauriert.
Gegenüber dem Rathaus befindet sich die Sint Pieterskirche, die als eines der Hauptwerke der brabantischen Gotik gilt. Ursprünglich befand sich an dieser Stelle eine romanische Kirche, gestiftet von Graf Gottfried I. von Löwen, die jedoch im 15. Jahrhundert ersetzt wurde durch den heutigen gotischen Bau. Der genaue Baubeginn ist umstritten, da die Archive der Kirche verloren gegangen sind. Fest steht jedoch, dass der Bau der Kirche – wie der des Rathauses und der des Tafelronds – von Sulpitius van Vorst begonnen und nach dessen Tod von Matheus de Layens fortgeführt wurde. Die Bauarbeiten zogen sich bis ins 16. Jahrhundert hin, wo zuletzt Joost Massys Pläne für die Fertigstellung ausarbeitete. Trotzdem ist die Kirche bis heute unvollendet geblieben. Ursprünglich waren drei hohe Türme vorgesehen gewesen, einer von 150 m Höhe, die beiden anderen von 120 m Höhe. Diese Pläne scheiterten jedoch an schlecht ausgearbeiteten Berechnungen und ungünstigen Bodenverhältnissen. 1604 stürzte einer der unvollendeten Türme teilweise wieder ein, so dass die Kirche bis heute ohne nennenswerten Turm geblieben ist.
Die Sint Pieterskirche ist im Laufe der Löwener Geschichte immer wieder Opfer von Plündereien geworden.
In der Schatzkammer der Kirche sind das Triptychon „Der Abendmahlsaltar“, ein Hauptwerk von Dierick Bouts d. Ä., sowie das Gemälde „Das Martyrium des heiligen Erasmus“ ausgestellt. Zudem befinden sich in der Kirche ein gotisches Sakramentshaus, entworfen von Mathaeus de Layens, sowie zahlreiche andere Gemälde und Standbilder. Unter dem Chor ist noch die Krypta der romanischen Vorgängerkirche erhalten.

Der Rückweg nach Sint Niklaas dauerte staubedingt länger als geplant.
Gegessen haben wir im Giardino (wie im letzten Jahr). Ich habe die Misto del Chef gegessen (wie im letzten Jahr).
Im Gegensatz zum letzten Jahr hatten wir keine Probleme einen Platz zu bekommen (es war ein Wochentag und sehr spät).
Den Abend ließen wir wie üblich biertrinkend und kartenspielend ausklingen.

Zoo Planckendael

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