Lutz Heck: Tiere – Mein Abenteuer (Rezension)

Zur Abwechslung mal wieder ein Ausflug in das Archiv, auch wenn sich das Buch noch nicht so lange in meinem Besitz befindet… erschienen ist es bereits 1952.
Lutz Heck (* 23. April 1892 in Berlin; † 6. April 1983 in Wiesbaden) war ein deutscher Zoologe, Tierforscher und Tierbuchautor (und ein Nazi).
Lutz Heck kam als drittes Kind von Zoodirektor Geheimrat Ludwig Heck und seiner Frau Margarete im Zoologischen Garten Berlin zur Welt. Nach dem Studium an den Universitäten von Berlin, wo er 1922 zum Dr. phil. promoviert wurde, Freiburg im Breisgau sowie von Königsberg i. Pr. wurde er Assistent und schließlich stellvertretender Direktor des Zoos in Halle (Saale). 1924 übernahm er die Assistentenstelle und 1927 die stellvertretende Leitung des Zoologischen Gartens von Berlin. Im Jahre 1932 wurde er Nachfolger seines Vaters als wissenschaftlicher Direktor und hatte diese Funktion inne bis zur Zerstörung des Zoologischen Gartens 1945.
Während der Besetzung Osteuropas spielte das SS-Fördermitglied Heck eine maßgebliche Rolle bei der systematischen Verschleppung von Elefanten, Kamelen, Nilpferden und Zebras ins Deutsche Reich. Zur Jahreswende 1939/40 wurde im Warschauer Zoo ein Großteil des dort noch vorhandenen Tierbestandes von Heck und dazu eingeladenen weiteren SS-Mitgliedern (u. a. Hermann Göring) erschossen. Während seiner Dienstzeit am Berliner Zoo wurden Zwangsarbeiter ausgebeutet.
Mit Kriegsende wurde Heck wegen seiner Straftaten im besetzten Polen von den sowjetischen Behörden zur Fahndung ausgeschrieben. Er entzog sich der Verhaftung durch Flucht in die westlichen Besatzungszonen.

Tiere – Mein Abenteuer gliedert sich in vier Teile:
Auf Tierfang in Afrika beschreibt die Abenteuer Hecks beim Fangen von Tieren (Paviane, Giraffen und Gorillas) für den Berliner Zoo. Dabei erfährt der Leser von heute nicht nur einiges über damalige Tierfangmethoden sondern auch über das Verhältnis der Europäer zur afrikanischen Bevölkerung.-
Zoo in Flammen ist der kürzeste Teil des Buchs und beschreibt die Verhältnisse im Berliner Zoo zwischen 1942 – 1944.
In Tierfährten in Kanada erzählt Heck von seinen Beobachtungen der kanadischen Tierwelt (Dickhornschafe, Elche, Bären …).
Das letzte Kapitel Ausgestorbene Tierarten – Wiedererstanden befasst sich mit Auerochse (Heckrind), Tarpan (Heckpferd) und Wisent/Bison.
Von diesem Kapitel habe ich mir am meisten erhofft, da Heckrinder und -pferde schon immer meine Lieblingstiere im Tierpark Hellabrunn waren und ich ihre „Entstehung“ ebenfalls sehr interessant fand.
Ein bisschen enttäuschend waren die Berichte über die „Rückkreuzung“ von Tarpan und Auerochse schon, aber der Teil der Bison/Wisenterhaltung entschädigte und war für mich das Highlight des Buchs.
Man erfährt von einem, der dabei war und sich für die Erhaltung des Wisents eingesetzt hat (Lutz Heck ist auch für die Wisente im jetzigen Wisentgehege Springe verantwortlich gewesen).

Ein bisschen enttäuschend war das Buch schon.
Zoos während des Kriegs, ein interessantes Thema … Tierfangmethoden des vergangenen Jahrhunderts, ein interessantes Thema und Rückzüchtungsversuche und Erhaltungszuchten sind ebenfalls ein interessantes Thema. Jedes davon hätte ein eigenes Buch verdient. So aber kommen meiner Meinung nach diese Themen einfach zu kurz.
Gerne hätte Lutz Heck auf seine kanadischen Tierbeobachtungen verzichten können und einem der anderen Bereiche mehr Platz einräumen dürfen.
Aber trotzdem … hin und wieder ist ein Blick aus der Vergangenheit sehr interessant und lesenswert.

Dieser Beitrag wurde unter Rezension veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert