Laura Coleman: Spaziergang mit Puma (Rezension)

Mit Anfang zwanzig ist Laura Coleman vor allem eins: orientierungslos. Frustriert kündigt sie ihren Job in London und reist mit dem Rucksack durch Bolivien. Dort führt ein Zufall sie in eine Tierauffangstation mitten im Dschungel. Das Camp ist schmutzig, die Tiere sind verblüffend exzentrisch und überall schwirren Mücken – doch trotz aller Beschwerden gibt Laura nicht auf und bleibt. Als ihr aufgetragen wird, täglich mit dem traumatisierten Pumaweibchen Wayra spazieren zu gehen, ist sie entschlossen, sich der Herausforderung zu stellen. Langsam bildet sich ein feines Band, das die beiden für immer verändert …
SPAZIERGANG MIT PUMA beginnt wie viele ähnliche Bücher: Die Autorin ist unzufrieden mit ihrem Berufsleben und sucht eine Herausforderung … die sich dann als anders herausstellt als erwartet. Eine Art Abschreckung oder Herausforderung für den Leser, der vielleicht ähnlich empfindet. Bolivien war das Ziel Laura Colemans und so erzählt sie von ihren Erfahrungen in einer Auffangstation im Dschungel. Katzen, Vögel und vorwitzige Affe bestimmen nun ihren Alltag, aufgelockert durch die Gefahr durch Waldbrände und den Tücken fernab der Zivilisation. Ergreifend und sehr bildlich beschreibt die Autorin ihre Erfahrungen, von der Ankunft und dem ersten zusammentreffen mit Wayra, der Pumadame, für die sie verantwortlich war. Fast glaubt man als Leser dabei gewesen zu sein.
Aber, so intensiv der erste Teil des Buchs auch ist, so enttäuschend wird der Rest. Nachdem die erste Zeit mit Wayra beendet ist bekommt die Autorin Sehnsucht und sie fährt erneut nach Bolivien (und das wird auch nicht das letzte Mal sein … weitere AUfenthalte folgen). Aber irgendwie ist dann die Luft raus. Das merkt man leider auch am Stil der Autorin, der sich geändert hat und viele Abfolgen interessanter Ereignisse nur noch oberflächlich abhandelt. Der Besuch der Mutter, der ein ergreifendes Ereignis hätte sein können, ist nicht mehr als ein Nebensatz. Schade eigentlich, denn was sehr emotional, ergreifend und bildhaft beschrieben wurde, wird mehr und mehr zur inspirationslosen Aneinanderreihung von Begegnungen und Ereignissen. Was gut begonnen wurde endet langweilend. Und das hat das Buch an sich nicht verdient, denn es regt zum Nachdenken an, zeigt es doch den Zustand sogenannter Auffangstationen für Wildtiere und ihren Kampf um das Überleben und mehr Platz. Nebenbei sind die Schicksale der körperlich und/oder seelisch beschädigten Tiere nahegehend, ebenso wie die Schicksale ihrer Betreuer.
Kann ich das Buch also empfehlen? Ich sollte es tun, alleine wegen des wirklich gut geschriebenen ersten Teil und weil die Botschaft des Buches nie oft genug erwähnt werden kann und auch wenn der Schauplatz Bolivien ist … auch in Deutschland haben Auffangstationen und Tierheime Probleme.

Mehr über Laura Coleman gibt es hier.

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