Kurt Kotrschal: Der Wolf und wir (Rezension)

Kaum eine Beziehung ist so ambivalent wie jene zwischen Wolf und Mensch. Als Wildtiere und als Hunde haben sie unsere kulturelle Entwicklung begleitet, wurden zu unseren sprichwörtlich besten Freunden – aber auch zur Projektionsfläche irrationaler Ängste.
Heute ist ihre Rückkehr mit Konflikten und aufgeheizten Debatten über Gefahr und Abschuss verbunden. Kurt Kotrschal, der das Wesen unserer Beziehung zu Wölfen und Hunden erforscht, zeigt: Ohne diese jahrtausendealte Beziehung wären wir nicht die Menschen, die wir sind.
Die Probleme mancher mit dem Wolf sind Teil eines problematischen Verhältnisses zur Natur. Um die Biodiversitäts- und die Klimakrise zu überwinden, müssen wir Wölfen ihren Platz zugestehen und erkennen, dass sie auch eine Chance für Ökosysteme sind.

Kurt Kotrschal ist österreichischer Biologe, Verhaltensforscher und Autor. Er ist Professor im Ruhestand an der Universität Wien, ehemaliger langjähriger Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie in Grünau/Oberösterreich und Mitbegründer des Wolfforschungszentrums (Wolf Science Center).
Das Wolf Science Center oder auch Wolfsforschungszentrum (WSC) ist ein Forschungszentrum in Ernstbrunn, Niederösterreich, in dem Wissenschaftler die kognitiven Fähigkeiten von Wölfen und Hunden erforschen.

In DER WOLF UND WIR geht Kotrschal auf die Beziehung zwischen Wolf, Mensch und Hund ein. Er gibt einen Überblick über die Wolfsituation in Deutschland, Österreich und anderen europäischen Ländern und stellt die durchaus berechtigte Frage inwieweit Erfahrungen mit Wölfen im Yellowstone Park auf Europa übertragbar sind.
Der Wolf ist kein Monster, als das er immer wieder dargestellt wird und in vergangenen Jahrhunderten auch war, aber Kotrschal weiß um die Problematik, welche die Rückkehr des Wolfs mit sich bringt. Aber es gibt Möglichkeiten, die ein Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf ermöglichen.
Der Wolf wird nicht romantisiert, er wird als das Wesen dargestellt, das er ist. Und anhand seines fundiertem Wissens und seiner Erfahrung macht er die Problematik Wolf (die eigentlich keine sein müsste, jedenfalls sehe ich das so) greifbar und für jeden verständlich. Wer eine unbegründete Angst vor Wölfen hat wird diese nach der Lektüre nicht mehr verspüren (und ich finde Wildschweine um einiges gefährlicher und unberechenbarer als den Wolf … und mehr Wölfe bedeutet auch weniger Wildschweine … unter anderem).

Kotrschal glaubt, dass der Wolf auch in Europa eine wichtige Darseinsberechtigung haben könnte und man kann ihm dabei durchaus Recht geben.
Aber auch der Hund, der domestizierte Wolf, wird nicht vernachlässigt und so geht der Autor verstärkt auf Verhaltensbiologie und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Wolf und Hund ein. Untermauert wird dies mit Beispielen aus dem Wolf Science Center und anderen belegbaren Begegnungen mit Wölfen und Hunden. Fotos aus dem Wolf Center und Literaturhinweise runden das Buch sehr gut ab.

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