(Erstveröffentlichung 15. Dezember 2016)
Immer wieder stößt man auf die Behauptung, dass man im Zoo nichts lernen kann und man sich doch lieber in die freie Natur begeben soll oder Dokumentationen ansehen soll (als Alternative zum Zoobesuch, da man Tiergärten und Ähnliches meiden sollte …).
Aber was lerne ich durch einen Spaziergang durch die Natur? Und was erfahre ich aus dem TV?
Ich bin kein großer Spaziergänger, sehe aber gerne Dokumentationen und gehe (natürlich) gerne in den Zoo. Und eines kann ich mit Sicherheit sagen: Man kann im Zoo etwas lernen. Man kann aber auch nichts lernen. Es kommt immer darauf an, was ich aus einem Zoobesuch mache und welche Erwartungen ich habe.
Natürlich kann ich durch den Zoo spazieren, mir links und rechts die Tiere ansehen und mich an deren Anwesenheit erfreuen. Wenn man ein ernstes Interesse an Zoos hat, aber sich auch die Besucher genauer ansieht, stellt sich die Frage, warum manche Leute in den Zoo gehen. Um Kinder ruhigzustellen? Um die Freundin zu beeindrucken? Um zu zeigen, wie mutig man ist und wie nahe man an dieses oder jenes (Raub)Tier herankommt? Fraglich bei diesen Besuchern ist tatsächlich, ob sie danach den Unterschied zwischen Erdmännchen und Präriehund kennen, oder dass es mehrere Arten von Zebras gibt.
Man darf sein Lieblingstier haben, aber man sollte dann auch genug Interesse daran haben, um zu wissen, dass Erdmännchen nicht nur niedlich sind (sondern auch Raubtiere mit spitzen Zähnen, die in Gruppen leben und aus Afrika stammen … und noch einiges mehr). Eisbären, Löwen und Elefanten sind auch nicht nur cool, sondern interessante Lebewesen, über die es sich lohnt mehr zu erfahren.
Und der Zoo hilft dabei. Man muss nur die Augen offen halten. Fütterungen werden oft kommentiert und bieten auch Platz für Fragen, manche Zoos bieten darüber hinaus noch andere Möglichkeiten z. B. Gespräche mit Tierpflegern, Einblicke in die Futterküche etc. etc.
Bei oft angebotenen öffentlichen Führungen (die manche Zoos sogar kostenfrei anbieten) lernt man Zoo und Tiere kennen.
Ein guter Zoo nennt bei seinen Anlagen nicht nur die Namen der Tiere, sondern zeigt Lebensweisen und andere interessante Dinge zur Verfügung. Das Tier selber ist dabei nicht nur Nebensache und wenn man Glück hat bewegen sich die Tiere auch (ich habe schon oft erlebt, wie sich Besucher darüber aufgeregt haben, dass sich die Tiere nicht bewegen, aber wenn ich bei 30 Grad in den Zoo gehe und selber schwitze, dann kann man keine aktiven Tiere erwarten. Und wenn ich mich nur wenige Sekunden vor den Anlagen aufhalte, bekomme ich auch nur einen Bruchteil mit)
Wenn man echtes Interesse an den Tieren hat, dann kann man im Zoo einiges erfahren. Nicht nur über die Tiere, auch über Natur- und Artenschutz. Man muss nur die Augen offenhalten.
Natürlich kann man sich vieles auch aus Büchern anlesen, aber es macht einen Unterschied, wenn man das entsprechende Tier direkt vor sich hat (Bücher geben keine Geräusche und Gerüche von sich).
Dokumentationen sind auch nicht das A und O an Wissensvermittlung. Es gibt gut gemachte, die tatsächlich Wissen vermitteln und es gibt Dokus, die auf die Tränendrüse drücken und vermenschlichte Tierschicksale zeigen. Da stellt sich dann die Frage wo mehr Wissen vermittelt wird, bei einem 45 minütigen Zoobesuch oder einer Doku (auch wenn Zoobesuche normalerweise länger dauern …).
Und auch die Dokumentationen sind von unterschiedlicher Qualität.
Immerhin ist man bei einem Zoobesuch größtenteils an der frischen Luft….
Wer Kinder hat, die sich nicht nur für den nächsten Spielplatz interessieren, ist es hilfreich, sich vor dem Zoobesuch vorzubereiten, um auftretende Fragen zu beantworten. Manchmal reicht schon mit dem Tierbestand vertraut zu sein, oder zumindest den Unterschied zwischen Hyänenhund und Hyäne und Erdmännchen und Präriehund zu kennen.
Um die Frage kurz zu beantworten: Ja, man kann im Zoo etwas lernen, man muss es nur wollen.
Niemand wird dazu gezwungen, aber die Möglichkeiten sind da (auch wenn es vor allem bei kleineren Tierparks Ausnahmen gibt)